17 Jahre W&F!!
Laudatio auf Prof. Dr. Albert Fuchs
von Redaktion
Prof. Dr. Albert Fuchs, Meckenheim, Kognitions- und Sozialpsychologe, Hochschullehrer i. R., Mitglied des Forums Friedenspsychologie – BewusstSein für den Frieden und Mitarbeiter des Instituts für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung. W&F-Redaktionsmitglied seit 1992.
E-Mail: fuchs.albert@t-online.de
Mit diesen Angaben nebst Photo steht Albert Fuchs zur Zeit noch auf der Redaktionsseite von Wissenschaft und Frieden (www.wissenschaft-und-frieden.de). Nicht mehr lange, leider, denn nach 17-jähriger Zugehörigkeit zum ehrenamtlichen Redaktionsteam der Zeitschrift hat er beschlossen, mit der Drucklegung dieses Heftes sein »Amt« in jüngere Hände zu legen.
Viel gestrampelt hat er, als passionierter Fahrradfahrer wird er dies Bild verstehen, um seinen verschiedenen Professionen nach seinen Maßstäben gerecht zu werden.
Ein Psychologe in einer politikwissenschaftlich dominierten und entsprechend nach außen vernetzten Redaktion, in einer Zeitschrift, die den interdisziplinären Anspruch in ihren Strukturen und in ihrem Erscheinungsbild hochhält. Er hat diesen Auftrag übernommen: Autoren und Autorinnen zu finden, die Problemstellungen der Friedens- und Konfliktforschung aus seinem, nämlich psychologischen Blickwinkel heraus erforschen. Manches Mal ist er an dieser Sisyphus-Redakteursaufgabe gescheitert. Oft aber hat gerade diese Arbeit die inhaltliche Breite der Zeitschrift befördert.
Ein Professor, der diesem Titel wenig Bedeutung zumisst, aber der, wenn es um wissenschaftliche Formate im Detail geht, sehr hartnäckig auf Standardwahrung und anderem beharren kann. Artikel zu redigieren, mit Autoren und Autorinnen um Begriffe und Schlussfolgerungen zu streiten, ernsthaft in der Redaktion das aktuelle Heft umfassend und im Detail zu reflektieren, trägt wesentlich zu der Qualität der Zeitschrift bei.
Ein Pazifist, für den die antimilitaristische Orientierung der Redaktion sicherlich ein guter Grund ist, dem es jedoch in den Communities (Wissenschaft, Parteien, Kirchen) an konsequenter Eindeutigkeit mangelt. Für seine »pazifistische Wissenschaft« musste er sich einen Reflexionsraum jenseits der etablierten Strukturen suchen und hat ihn im IFGK wohl gefunden.
Ein Theologe (auch ohne den entsprechenden Studienabschluss), der der verfassten Kirche äußerst distanziert gegenüber steht, die theologische Diskussion nicht nur in Pax Christi, sondern auch in W & F herausforderte. Daraus entstand zum Beispiel die für das Format der Zeitschrift ungewöhnliche Auseinandersetzung über die Lehre des Gerechten Krieges (2001/2002) mit dem damals noch in Münster, heute in Siegen lehrenden Theologen Prof. Dr. H.-G. Stobbe.
Von all diesem hat die Zeitschrift profitiert: Nach wie vor zum wissenschaftlichen Disput regt sein erster in W&F erschienener Artikel »Wider die Entwertung des Gewaltbegriffs« (Heft 4/1992) an; sein Beitrag »Der Glaube an das Militär versetzt Berge…« (Heft 3/2005) eröffnet neben dem inhaltlichen auch einen kleinen Einblick in die methodischen Möglichkeiten der sozialpsychologischen Friedensforschung und die »Anmerkungen zur Friedensdenkschrift der EKD« (Heft 2/2008; in Langfassung beim Bund f. Soziale Verteidigung erschienen) könnten auch über den kirchlichen Horizont hinaus die von ihm geforderte breite öffentliche Debatte um eine konstruktive Friedens- und Sicherheitspolitik anstoßen.
Wenn Leser und Leserinnen diese Hinweise nutzen, um in eine qualifizierte Fachdebatte mit ihm einzutreten, wird er sich sicher freuen. Vielleicht ist diese so erhellend, dass sie auch in W & F dokumentiert werden kann. Ihm wird es recht sein, denn die Auseinandersetzung zwischen konträren Positionen ist ihm wichtig und in W & F bisher trotz aller Versuche zu kurz gekommen. Die Redaktion wird ihn im »täglichen Geschäft« und bei den Generaldebatten vermissen. Ein Trost wäre, wenn er zwar nicht mehr als Redakteur, aber als Autor, als Kritiker und vielleicht sogar als Leserbriefschreiber der Zeitschrift verbunden bliebe. Seinen Aufruf »Ja zur Friedensarbeit – auch wenn es eine Sisyphosarbeit ist« (Editorial 1/2000) – lesen wir auch nach fast zehn Jahren noch als Versprechen, weiterhin mit uns in diesem Sinne aktiv zu bleiben.
Die Redaktion