Aus dem Herausgeberkreis
von W&F-Herausgeberkreis
Corona, Gesundheitswesen und Datenschutz
FIfF-Kommunikation 2/2020
Die Corona-Pandemie bestimmt seit Monaten die Schlagzeilen, mit drastischen Auswirkungen auf unser Leben und unseren Alltag. Die Auswirkungen auch auf Grundrechte, den Datenschutz und die Digitalisierung sind nicht zu übersehen. Damit sind die Pandemie und ihre Auswirkungen auch ein Thema für die aktuelle Ausgabe der FIfF-Kommunikation. Das Thema ergänzt unseren bereits lange geplanten Schwerpunkt »Gesundheitswesen im Datenrausch«, der die fortschreitende Digitalisierung des Gesundheitswesens kritisch unter die Lupe nimmt.
Im Schwerpunkt beschäftigen sich eine Autorin und vier Autoren mit unterschiedlichen Aspekten der derzeitigen Auseinandersetzung um die Digitalisierung des Gesundheitswesens: Sylvia Johnigk geht der Frage nach, ob in Deutschland eine radikale Transformation des Gesundheitswesens stattfindet, die grundsätzlich das Ziel verfolgt, Gesundheitsdaten einer besseren Verwertbarkeit durch Forschung und Wirtschaft zuzufu¨hren. Prof. Dr. Gerd Antes übt Kritik daran, dass „die Medizin im Datenrausch“ sei, bei Big Data im Gesundheitswesen aber eine Bewertung von Nutzen – Risiko – Kosten der Digitalisierung fehle. Prof. Dr. Wulf Dietrich erörtert, wie mit dem am 1. Januar 2020 in Kraft getretenen Implantate-Register-Gesetz der Datenschutz ausgehebelt wird. Dr. Thilo Weichert setzt sich mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz auseinander, das Ende 2019 beschlossen wurde und mit dem unter dem Stichwort Datentransparenz auf pseudonymer Basis eine bevölkerungsweite Datenbank mit Gesundheitsdaten u.a. für Forschungszwecke geschaffen wird. Jan Kuhlmann informiert über die Protestbewegung gegen die Telematikinfrastruktur.
Neben dem Schwerpunkt nehmen das Corona-Virus und seine Folgen in diesem Heft breiten Raum ein. Stefan Hügel, Vorsitzender des FIfF und Mitglied der Redaktion, sagt dazu: „Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen in Form von Abstandsregeln und Kontaktsperren haben die Digitalisierung unserer Gesellschaft vielleicht stärker vorangetrieben als manche politischen Programme.“ Technische Lösungen werden nun eingesetzt, um die Entwicklung der Pandemie zu verfolgen und ihre Auswirkungen einzudämmen. Eine Corona-App soll dies bewerkstelligen – dahinter verbirgt sich aber ein ganzes Bündel von Zielsetzungen und technischen Konzepten.
Zur Corona-App leisteten Kirsten Bock, Christian Ricardo Kühne, Rainer Mühlhoff, Meto R. Ost, Jörg Pohle und Rainer Rehak Pionierarbeit: Sie erarbeiteten eine Datenschutz-Folgenabschätzung für eine – zu diesem Zeitpunkt noch hypothetische – Corona-App. Weitere Stellungnahmen aus der Zivilgesellschaft schließen sich an. Auch in unserer Rubrik Netzpolitik.org nehmen diese Themen breiten Raum ein, beispielsweise die Situation des digitalisierten Schulunterrichts.
Vom Projekt »Gendering MINT digital«, das Unterrichtsmaterialien zur Vermittlung von Gender-Wissen und Gender-Kompetenzen anbietet, berichtet Göde Both. Social Media und Folgen ihrer extremen Reichweite untersucht Dominik Wetzel in seinem Beitrag »Individualisierte Propaganda«. „Das ist gefährlich, wie der Fall um Cambridge Analytica zeigt“, so der Autor. Er fordert, Strukturen zu schaffen, die Erstellung und Handel mit psychologischen Profilen von Kund*innen verhindern. Berichte aus dem FIfF und Rezensionen runden die Ausgabe ab.
Inhaltliche Anfragen richten Sie bitte an die Redaktion (redaktion@fiff.de). Ein Rezensionsexemplar senden wir Ihnen auf Anfrage an fiff@fiff.de gerne zu. Auf der Webseite fiff.de/publikationen/fiff-kommunikation/ finden Sie weitere Informationen zur aktuellen Ausgabe und zu vorangegangenen Heften.