Aus dem Herausgeberkreis
von W&F-Herausgeberkreis
Mitteilungen der AFK
AFK-Kolloquium, 17.-19. März 2021
Vom 17. bis 19. März 2021 findet das 52. AFK-Kolloquium zum Thema »Globale/lokale Krisen als Herausforderung für die Friedens- und Konfliktforschung« statt. Die Teilnehmenden widmen sich in ihren Beiträgen den vielfältigen globalen Krisen, die das 21. Jahrhundert prägen.
Die Klima-, Energie-, Nahrungsmittelpreis- und Finanzkrise haben weltweit weitreichende Auswirkungen auf nationaler und lokaler Ebene. Diese gehen potentiell mit Konflikten einher und können bestehende Konfliktlinien und -konstellationen verschieben. Auch internationale Institutionen und Regelwerke befinden sich (teilweise) in der Krise. Manche der einstigen Initiator*innen stellen die Ergebnisse multilateraler Kooperationen, die ein friedliches Zusammenleben weltweit sichern (sollen), in Frage. Staatliche wie nichtstaatliche Akteure missachten bewusst Regelwerke wie das humanitäre Völkerrecht oder grundlegende Menschenrechte oder missbrauchen diese, um gewaltsames Eingreifen zu legitimieren, etwa mit Verweis auf den vermeintlichen Schutz von »Frauen und Kindern«.
Diese Herausforderungen möchten wir mit Ihnen gemeinsam im Rahmen der Tagung diskutieren. Die Keynote wird Amina Mama, Ph.D. (University of California, Davis) zum Thema »The Critical Crisis of Challenge and Dissent« halten. Außerdem findet ein Roundtable zur Evaluation der Friedens- und Konfliktforschung durch den Wissenschaftsrat statt.
Die Otto-Guericke-Universität Magdeburg und die Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) laden Sie herzlich hierzu ein.
Das Tagungsprogramm ist auf der AFK-Homepage unter www.afk-web.de zu finden. In diesem Jahr muss das Kolloquium pandemiebedingt online abgehalten werden.
Anmeldungen gerne an afk.kolloquium@ovgu.de.
AFK-Mitgliederversammlung
Im Rahmen des Kolloquiums findet am 18. März 2021 ab 19 Uhr außerdem die AFK-Mitgliederversammlung, ebenfalls digital, statt. Während der Mitgliederversammlung werden u.a. der Vorstandsbericht und die Wahlergebnisse der vorgeschalteten, digitalen Vorstandswahlen vorgestellt. Außerdem wird wie immer Raum für eine offene Aussprache geboten. Die AFK-Mitglieder erhalten die notwendigen Dokumente sowie Zugangsdaten per E-Mail. Wir freuen uns über eine rege Teilnahme.
ZeFKo : Call for Special Issue Proposals
Für die ZeFKo-Ausgabe 1-2023 laden die Herausgeber*innen dazu ein, Vorschläge für ein Special Issue einzureichen. Das Special Issue kann sich mit jedem Thema der Friedens- und Konfliktforschung aus jedweder disziplinären oder interdisziplinären Perspektive beschäftigen.
Die Ausschreibung finden Sie auf der AFK-Homepage (www.afk-web.de). Die Einsendefrist ist der 30.04.2021.
Digitalisierung in der Bildung
FIfF-Kommunikation 4/2020 erschienen
Ein wichtiges Thema hat durch die COVID-19-Pandemie noch zusätzlich an Bedeutung gewonnen : Die Digitalisierung des Schul- und Hochschulunterrichts und die digitale Bildung allgemein. Deren aktuelle Situation, ihre Chancen, Risiken und Rahmenbedingungen bilden den Schwerpunkt dieser Ausgabe der FIfF-Kommunikation.
Prof. Dr. Britta Schinzel hat den Schwerpunkt als Schwerpunktredakteurin betreut. Sie betont : „Während Unmengen von Geld in die digitalen Mittel gesteckt werden, und Lehrerfortbildungen zu einem Großteil nur noch Produktschulungen sind, meist an Microsoft, müssen aus Lehrermangel viele Unterrichtsstunden ausfallen, sind Schulgebäude marode wie in Freiburg, Dächer undicht, Toiletten unbrauchbar usw. Daher ist an dieser Stelle auch ein Appell für eine vernünftige Balance von Investitionen zwischen Digitalisierung und Facility Management angebracht.“
Die Beiträge im Heft behandeln den konkreten Schulalltag, Plattformen für den digitalisierten Unterricht und den Datenschutz der eingesetzten Werkzeuge internationaler Konzerne. Tina Uthoff, Vorsitzende des Vereins »Demokratische Schule München« plädiert in ihrem Beitrag für einen Paradigmenwechsel : „Kinder von heute werden die Gesellschaft von morgen sein. […] Wir entmündigen Menschen 18 Jahre lang und wundern uns über Innovationsarmut und mangelnde Eigenverantwortung ?“ Im abschließenden Beitrag zum Thema berichten Cindy Müller, Werner Winzerling und Hans-Martin Pohl über ein Projekt zur Erhöhung der Digitalisierungskompetenzen in der Hochschulbildung. Die Hochschule Fulda bietet dafür ein fachbereichsübergreifendes Modul »Digitalisierung« als technische Einführung für nichttechnische Fachbereiche an.
Die Digitalisierungsstrategie des Landes Baden-Württemberg und seiner Bildungsministerin wurde auch bei den BigBrotherAwards scharf kritisiert und mit einem der Negativpreise ausgezeichnet. Darüber und über die weitere Preisverleihung berichten wir in einem zweiten Schwerpunkt dieser Ausgabe.
Weitere Beiträge behandeln die Frage nach der Deutungshoheit in der digitalisierten Gesellschaft (Arno Rolf); die Reflexionslosigkeit im Digitalen, die eine Kultur der kritischen Distanznahme verhindert und Räume des Nachdenkens, Prüfens und mündigen Urteilens unmöglich macht (Markus Reinisch); sowie Künstliche Intelligenz in der Science-Fiction-Literatur (Isabella Hermann).
Die Dokumentation unseres offenen Briefs zur Ausrüstung der Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen, die Zusammenfassung unserer Sachverständigenauskunft zu digitalen Familienleistungen und eine Stellungnahme zur Initiative des EU-Ministerrats zur Aushöhlung verschlüsselter Kommunikation runden die Ausgabe ab. Eine neue Rubrik »Dokumentation« behandelt die Datenschutz-Folgenabschätzung für die Corona-Warn-App.
Inhaltliche Anfragen richten Sie bitte an die Redaktion redaktion@fiff.de, ein Rezensionsexemplar senden wir Ihnen auf Anfrage (fiff@fiff.de) gerne zu. Auf unserer Webseite www.fiff.de finden Sie weitere Informationen zur aktuellen Ausgabe und zu vorangegangenen Heften.
Psychologisch zerstörerische Konsequenzen
Psycholog*innen fordern Änderung der Europäischen Politik gegenüber Geflüchteten
Mit einem Offenen Brief haben sich 400 Psycholog*innen aus ganz Europa an die Präsidentin der Europäischen Kommission, an den Britischen Premierminister und den Schweizer Bundespräsidenten gewandt. Sie beklagen das Elend in den Flüchtlingslagern an den Südgrenzen Europas. Den Menschen werde die Überquerung von Grenzen verwehrt, gleichzeitig müssten sie unter extrem armseligen Bedingungen in Flüchtlingscamps ausharren. Dies stehe in krassem Gegensatz zu den Ankündigungen der Europäischen Union und führender europäischer Politiker*innen : die Übersiedlung von Geflüchteten aus den Lagern in andere europäische Länder bleibe weit hinter den versprochenen Zahlen zurück – obwohl diese schon beschämend niedrig waren. Politiker*innen in Europa verweigerten Verantwortungsübernahme und zeigten stattdessen auf andere mit der Forderung, dass diese sich zuerst bewegen sollen.
Dieser Umgang mit Geflüchteten hat negative Folgen für alle. Erstens, die physische Not und das Erleben von extremer Ungerechtigkeit in den europäischen Flüchtlingslagern beeinträchtigt die physische und psychische Gesundheit der Geflüchteten massiv. Folgen sind Depression, Angst, posttraumatische Stresssymptome und gesteigerte Suizidalität.
Zweitens, die Bereitschaft von Geflüchteten geht zurück, sich mit der Kultur zu identifizieren, deren Mitglieder sie eigentlich werden wollten. Gefühle von sozialem Ausschluss und von Entfremdung gehören zu den wichtigsten Prädiktoren von Extremismus und terroristischer Gewalt. Die aktuelle europäische Flüchtlingspolitik der brutalen Zurückweisung begünstigt also politischen Extremismus und gefährdet damit Europa und seine Menschen.
Drittens, die Menschen in Europa nehmen die politische Diffusion von Verantwortung sehr wohl zur Kenntnis – eine Erfahrung, die das Vertrauen in die nationalen Regierungen und die Europäische Gemeinschaft untergraben wird. Darüber hinaus wird die Dissonanz zwischen verkündeten Werten einerseits und praktischem Handeln andererseits dazu beitragen, dass die Menschen auf der Flucht zunehmend selbst für ihr Leid verantwortlich gemacht werden. Die Abwertung von Geflüchteten wird zunehmen. Einfach ausgedrückt unterminiert die Misshandlung von Geflüchteten das Vertrauen in die Werte und die Funktionsfähigkeit der europäischen Demokratien und fördert Rassismus und fremdenfeindliche Gewalt.
Der offene Brief wurde von Mitgliedern des Forums Friedenspsychologie und vielen weiteren engagierten Psycholog*innen unterzeichnet.