Automatisierung des Schlachtfelds?
von Karlheinz Hug
„In diesem 20. Jahrhundert ist der Humanismus vergessen und verspottet und alles durch die selbstlose Arbeit der Wissenschaft Geschaffene von schamlosen Mördern mit Beschlag belegt und auf die Vernichtung von Menschen gerichtet. Was auch die Heuchler von den großen Zielen des Krieges reden mögen, ihre Lüge vermag die schreckliche und schändliche Wahrheit nicht zu verdecken: diesen Krieg gebar die Gewinnsucht, die einzige Göttin, die die Realpolitiker, diese Mörder, die mit dem Leben des Volkes Handeln treiben, anerkennen und anbeten.“
Maxim Gorki, unter dem Eindruck des 1. Weltkrieges.
„Die Weiterentwicklung der Grundlagen der Elektronik in den USA ist heute für die Verteidigung genauso wichtig, wie es die Atombombe im 2. Weltkrieg war.“
De Lauer, Unterstaatssekretär für Forschung
und Entwicklung im Department of Defense, (DeL 82, S. 37).
Die automatische Datenverarbeitung und die Informatik als die Wissenschaft, die deren Grundlagen bereitstellt, sind in ihrer Entwicklung von ihren Anfängen bis heute bei allen wesentlichen technologischen Neuerungen primär (aber nicht ausschließlich) von militärischen Interessen bestimmt worden und als Ergebnis in wesentlichen Teilen durch militärische Anforderungen geprägt. Noch immer ist die Produktion von Destruktionspotentialen - und nicht die Erleichterung der menschlichen Arbeit - der vorherrschende Faktor für die Geschwindigkeit und die Richtung der Entwicklung der Informatik (BKS8 1), (Kei82), (Rei82). Das US-amerikanische Verteidigungsministerium (U.S. Department of Defense, DoD) hat in den letzten Jahren gewaltige wissenschaftspolitische Maßnahmen im Bereich der Informatik ergriffen, die zusammen dazu beitragen sollen, die militärstrategische Überlegenheit der USA für die kommenden Jahrzehnte abzusichern und auszubauen.
Mit dem hardware-technologischen FuE Programm VHSIC (Very High Speed Intergrated Circuits) soll eine neue Generation miniaturisierter integrierter Schaltkreise mit höherer Verarbeitungsgeschwindigkeit zum Einsatz in hochleistungsfähigen Waffensystemen geschaffen werden (Bar82), (Sum82). Eine breit angelegte softwaretechnologische Initiative des DoD ist die Entwicklung der höheren Programmiersprache Ada, die einheitlich im gesamten DoD-Bereich für die Programmierung der in Waffensysteme eingebetteten Rechensysteme eingesetzt werden soll (Rei83), (Kei82), (KeK83). Die Software spielt eine zunehmend wichtige Rolle schon beim Entwurf und der Entwicklung (und nicht erst beim Betrieb) eines militärischen Systems. Die Fehleranfälligkeit dieser komplexen Systeme ist keineswegs ingenieurmäßig bewältigt. Das vom DoD 1983 gestartete STARS Programm (Software Technology for Adaptable, Reliable Systems) soll zur Lösung der Software-Probleme der US Militärs führen und die softwaretechnologischen Grundlagen für die Realisierung der Kriegsführungspläne der US Regierung schaffen (Rei83).
„Forsche Handlungen sind jetzt nötig, wenn wir unsere militärische Vorherrschaft durch die Nutzung von Rechnertechnologie erhalten wollen ... Es ist wesentlich, daß die USA die Führung in dieser (Software- und System-) Technologie behalten, um ihre angekündigte strategische Position zu unterstützen ...“ (DoD83, S. 59, 67, 61).
Das Strategie Computing-Programm von DARPA
Wie schon im STARS Programm angekündigt, hat das Pentagon nun seinen laufenden Programmen ein weiteres von „Orwellschem Charakter“ hinzugefügt. Mit diesem unter dem Namen „Strategic Computing and Survivability“ (SCS) von der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) im Oktober 1983 veröffentlichten FuE-Programm soll eine neue Generation superintelligenter Rechner für militärische Einsatzzwecke hervorgebracht werden, wobei die jüngsten Fortschritte in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Mikroelektronik und Rechnerarchitektur nach den Zielvorstellungen des DoD genutzt, ausgerichtet und vorangetrieben werden sollen. Das Programm wird falls es wie geplant realisiert wird - einen tiefgehenden Einfluß auf den Charakter der Informatikforschung in den USA - und aufgrund der zwischen den NATO-Staaten bestehenden wissenschaftspolitischen Strukturen auch in der BRD - ausüben. Zum anderen wird es einen weiteren Beitrag zur Destabilisierung der angespannten weltpolitischen Situation leisten.
Die Finanzierung des SCS-Programms ist bereits vom Kongress bewilligt (Suc84). Für das Haushaltsjahr 1984 hat DARPA bereits 50 Millionen Dollar erhalten (1985 95 Mill., 1986 150 Mill.). Für die ersten fünf Jahre sieht DARPA insgesamt Ausgaben in Höhe von 600 Millionen Dollar vor (ScV84, S. 50). Bis Ende des Jahrzehnts sollen nahezu eine Milliarde Dollar an fünf Universitäten, zwei nationale Forschungszentren, zwei Konzerne und weitere kleinere Auftragnehmer fließen (CoK83, S. 53).
Gemessen an den Forschungsausgaben für Reagans Krieg-im - Weltraum-Programm „Strategie Defense Initiative“ in Höhe von knapp 1 Milliarde Dollar für 1984 und 1,8 Milliarden Dollar für 1985 (Ege84, S. 280) mag das SCS-Programm als relativ klein erscheinen; es sollte deshalb jedoch nicht unterschätzt werden.
DARPA hat die mit dem SCS-Programm verfolgten Ziele in einem 80 Seiten langen Bericht dargelegt. Darin wird gefordert, „den Vereinigten Staaten ein breites Spektrum von Maschinenintelligenztechnologie verfügbar zu machen und Anwendungen der Technologie auf kritische Probleme der Verteidigung zu demonstrieren“ (Win84).
Diese Maschinen sollen nach den Vorstellungen des Direktors von DARPA, Robert S. Cooper, menschenähnliche Fähigkeiten besitzen. Sie sollen die Aktionen militärischer Systeme auf dem Gefechtsfeld sehen, beurteilen, planen und sogar überwachen können. Cooper sieht die USA weltweit an zwei Fronten im Konkurrenzkampf stehen: politisch und militärisch mit der Sowjetunion, ökonomisch mit seinen Handelspartnern (CoK83, S. 53). Besonders herausfordernd ist dabei Japans Projekt der Fünften Rechnergeneration. Deshalb soll DARPA eine Hauptrolle bei der Entwicklung der zukünftigen Rechnertechnologie einnehmen, von der DARPA behauptet, daß sie „unsere (der USA, K.H.) nationale Sicherheit und unsere ökonomische Stärke vergrößern wird“ (Win84).
Die Technologie für das Air Land Battle Konzept
Vorrangig am SCS-Programm ist sein Beitrag zur Implementierung der vom DoD entwickelten Kriegsführungsdoktrinen. Schon im „Leitlinien-Dokument“ bzw. der Präsidenten-Direktive NSDD-32 wurde gefordert, der Verbesserung der Überlebens- und Widerstandsfähigkeiten und der Entwicklung von C3I-Systemen (C3I = Command, Control, Communications and Intelligence; Befehls-, Kontroll-, Kommunikations- und nachrichtendienstliches System) Priorität zu geben. Bei der Umsetzung der „Air Land Battle“ Doktrin in die Praxis ist die Entwicklung von technologisch fortgeschrittenen Waffen sowie von Aufklärungs- und Kommunikationssystemen einer der wichtigsten Faktoren (Ege82). Weiter in die Zukunft weist das „Air Land Battle 2000“-Konzept: Die USA müssen bereit und fähig sein, zukünftig an verschiedenen Orten der Welt mit verschiedensten Mitteln gegen unterschiedliche Gegner Kriege zu führen. In der von Heeresinspekteur Glanz unterzeichneten Fassung heißt es: „Die Kampfführung verlangt folgende wesentliche Fähigkeiten: Aufklärung tief in die gegnerischen Formationen hinein, hohe Beweglichkeit von Einheiten und Feuerkraft und Vorstoß in die Tiefe, um schnell die Initiative an sich zu reißen und das Nahgefecht zu beenden ...
Der Luftraum über dem Gefechtsfeld wird dichtgepackt sein mit hochwertigen luft- und weltraumgestützten Überwachungs-, Aufklärungs- und Zielerfassungssystemen, mit Luftabwehrsystemen oder anderen Waffen, die die Nutzung des Luftraums über dem Gefechtsfeld durch diese Systeme verhindern sollen ...
Gleichzeitig werden die Kommunikationssysteme für die Gefechtsführung das Ziel heftiger, hochentwickelter und äußerst wirkungsvoller Maßnahmen der elektronischen Kriegsführung sein. Hocheffektive Führungs- und Kommandostrukturen sind notwendig, um die Fähigkeiten der modernen Waffensysteme voll zu nutzen.“ (MPD83, S. 80, 82, 83)
Ein direkter Zusammenhang zwischen dem SCS-Programm und dem Air Land Battle 2000-Konzept ergibt sich daraus, daß letzteres als Integrationsinstrument für vorhandene Technologien und laufende FuE-Arbeiten dienen soll.
Weitere Hintergründe werden durch Äußerungen von Verteidigungsminister Weinberger beleuchtet: „Während der nächsten Jahre könnten wir mit ernsthaften Herausforderungen in mehreren Regionen der ganzen Welt konfrontiert werden, möglicherweise gleichzeitig.“ (Ege84, S. 284)
Um die Mobilität für Einsätze in der Dritten Welt zu verbessern, werden die schnellen Eingreiftruppen in den nächsten Jahren für „schnelle Reaktionen und weltweite gewaltsame Interventionsunternehmen“ (Weinberger) mit leichten, technologisch hochentwickelten Waffensystemen ausgerüstet (Ege84, S. 286). Ein Problem für die US-Militärs ist dabei die „sich schnell vermindernde Vorhersagbarkeit militärischer Situationen.“ (ScV84, S. 48)
Nach den Vorstellungen von DARPA könnten den kämpfenden US-Streitkräften „intelligente“ Waffensysteme und Schlachtführungshilfen enorm helfen.
Wenn der „Feind“ seine Kampftaktik ändert, so könnten die gegenwärtigen rechnergesteuerten Waffen versagen, wird in dem Bericht befürchtet. Das Neuprogrammieren der Waffen würde aber zu lange dauern, um effektiv zu sein. Deshalb seien gewaltige Anstrengungen nötig, um flexiblere, autonome Waffensysteme zu entwickeln, die auf den Schlachtfeldern eingesetzt werden können, „wo die Regeln des Gefechts schnell geändert werden können“ (ScV84, S. 48). Weinberger formuliert das, von den technischen Details abstrahierend, so: „Wir müssen die Planung für unsere Streitkräfte und unseren Gegenschlag flexibel gestalten, so daß wir den Konflikt vorteilhaft für die Mächte der Freiheit beenden können.“ (Ege84, S. 279)
Daß für einen solchen zukünftigen Krieg der Einsatz atomarer Waffen geplant ist (wie z. B. in der Air Land Battle Doktrin festgelegt), wird auch in dem Dokument von DARPA nicht verschwiegen:
„Wir brauchen Rechner, die weitaus mehr intelligente Arbeitsfähigkeiten, erhöhte Überlebensfähigkeit in feindlicher und starker Strahlung ausgesetzter Umgebung, und immens verbesserte Mensch-Maschinen-Schnittstellen haben.“ (ScV84, S. 48)
Der Krieg der Sterne
Das SCS-Programm soll auch eine Schlüsselfunktion bei der Militarisierung des Weltraums ausüben. Der Bau eines weltraumgestützten Raketenabwehrsystems (ABM- bzw. BMD-System), den Reagan in seiner „Star Wars“-Rede vom 23. März 1983 gefordert hat, würde enorme Anforderungen an das C3I-System stellen (Ege84, S. 282), (EnD84, S. 289). Euphorisch äußerte Weinberger am 11. April 1 983:
„Heute ermöglicht die gewaltige technologische Revolution in der Mikroelektronik den Bau sehr kleiner Hochleistungsrechner, die es uns erlauben, mobile Raketenabwehrsysteme zu erwägen, die im Weltraum, in der Luft und zu Lande stationiert werden können. Diese Kapazität, gekoppelt mit Energiestrahlwaffen, „intelligenten“ Raketen und hochentwickelten Sensoren, gibt uns die Möglichkeit, einen Entwurf für die Entwicklung einer Raketenabwehr vorzulegen, zu der der Präsident kürzlich aufgerufen hat.“ (EnD 84, S. 290)
Die Unwägbarkeiten, die durch die Schnelligkeit hervorgerufen werden, mit der die Systeme einsatzfähig sein müssen, sieht DARPA durch Automatisierung als eliminierbar an. Im Strategic-Computer Bericht heißt es dazu:
„Ein besonders hervorzuhebendes Beispiel ... ist die geplante Abwehr strategischer nuklear Raketen, bei der Systeme so schnell reagieren müssen, daß wahrscheinlich fast vollständiges Vertrauen in autonome Systeme gesetzt werden muß. Gleichzeitig wird die Komplexität und Unvorhersagbarkeit von Faktoren, die Entscheidungen beeinflussen, sehr groß sein“ (ScV 84, S. 48).
Künstliche Intelligenz wird militarisiert
Eine zentrale Rolle im SCS-Programm spielt die künstliche Intelligenz (KI), eine Fachdisziplin der Informatik, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Unter den Forschungsgebieten aus der KI, mit denen DARPA die militärischen Anwendungen erschließen will, sind Expertensysteme mit sehr großen Wissensbasen, Erkennung optischer und akustischer Muster (Bild- und Spracherkennung), maschinelles Verstehen natürlicher Sprachen, Graphik- und Navigationssysteme. Als auch für die militärische Verwertung ausgereister Ergebnisse anderer Bereiche betrachtet DARPA Software-Produktionsumgebungen nach der Prototyping-Methode, Rechnerarchitekturen für stark parallel arbeitende Mehrprozessorsysteme, Entwurfsmethoden für Mikrosysteme und Halbleiterproduktionstechnologien.
Im zivilen Bereich werden Expertensysteme heute für automatisierte Beratungen eingesetzt, wo sie als Partner mit Benutzern zusammen Lösungen für Probleme aus jeweils eingegrenzten Aufgabenbereichen spezieller Fachgebiete erarbeiten sollen. Die Kommunikation des Menschen mit der Maschine soll auf der höheren Ebene der Artikulation von Problemstellungen stattfinden. Expertensysteme sollen Fragen, die der Benutzer in natürlicher Sprache im Dialog eingibt, automatisch erkennen und Problemlösungen verständlich darstellen und begründen können (Rau 82). Ihre Fachkompetenz erhalten die Expertensysteme durch die Ansammlung großer Mengen von Wissen, d. h. von fachspezifischen Fakten, Arbeitstechniken, Schlußregeln und Lösungsverfahren, die geeignet repräsentiert sind und vom Expertensystem genutzt werden können.
Anwendungsgebiete von Expertensystemen gibt es im wissenschaftlichen Bereich u.a. in der Medizin, Chemie, Biologie, Geologie (Öl- und Erzvorkommen). In den USA erscheinen Expertensysteme nach einigen Jahren großenteils DARPA finanzierter universitärer Forschung seit 1983 auf dem Markt zur kommerziellen Verwertung.
DARPA sieht in Expertensystemen „die vielleicht phänomenalste“ Technologie, die ihm zur Befriedigung seiner militärischen Bedürfnisse zur Verfügung steht. „Die Methoden zur Identifizierung und Mechanisierung von praktischem Wissen, gesundem Menschenverstand und Fachwissen sind ausgereift“, behauptet DARPA in seinem Bericht (ScV 84, S. 50).
In der Fachwelt gehen allerdings die Ansichten darüber, wozu Expertensysteme fähig sind und wozu nicht, extrem auseinander. Weniger euphorisch äußert sich z. B. der KI-Forscher bei Hewlett-Packard, Betram Raphael:
„Ich glaube, man hat den Eindruck übertrieben, daß wir die Methode, wie man Expertensysteme konstruiert, schon richtig im Griff haben. Wir haben lediglich gewisse Vorstellungen, die uns zu brauchbaren Expertensystemen und zu Verfahrensweisen, wie diese Werkzeuge herzustellen seien, hinführen können“ (Hel 84, S. 345).
Trotz solcher Vorbehalte betrachten die Militärs Expertensysteme als besonders hilfreich bei der Führung komplexer Gefechtssituationen und beim Einsatz ihrer barocken Waffenmaschinerie. Nicht zu Unrecht meint DARPA, daß Kommandierende und Soldaten durch die Anzahl der Entscheidungen, die sie in kurzer Zeit in einer extremen, unüberschaubaren Kriegssituation zu treffen haben, überfordert werden könnten. Expertensysteme sollen hier Abhilfe schaffen und große Teile der „Aufgabe“ übernehmen. Dahinter steht die Absicht, den „modernen“ Krieg führbar und gewinnbar zu machen.
Erste Anwendungen für die drei Teilstreitkräfte
DARPA schlägt in seinem Bericht vor, daß zunächst bis Ende der 80er Jahre drei „herausfordernde“ militärische Anwendungen - je eine für jede Abteilung der Teilstreitkräfte Armee, Luftwaffe und Marine - entwickelt werden.
Als Anwendung für die US-Army sieht DARPA ein autonomes System vor: ein fahrerloses Landfahrzeug, das zur Aufklärung, Munitionsverwaltung und Munitionslieferung eingesetzt werden könnte. Das Fahrzeug soll fähig sein, querfeldein mit Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h zu fahren, wobei es sich auf seinem Weg zu einem vorherberechneten Ort mittels visueller Sensoren und eines Bordrechners selbst steuern soll. Ein mit einem Echtzeit-Expertensystem zusammenarbeitendes Bildverarbeitungssystem soll Hindernisse entdecken, Geländeorientierungspunkte lokalisieren und identifizieren, und eine Karte des Gebietes anlegen. Die für das Fahrzeug hochentwickelten Fähigkeiten der Bilderkennung und -verarbeitung und von Expertensystemen sollen dann auch für autonome Maschinen wie Marschflugkörper, Unterseeroboter, und - als erhoffter spin-off in den zivilen Bereich - für Materialbehandlungssysteme in Fabriken anwendbar sein.
DARPA schätzt, daß der Rechner des Landfahrzeuges, um seine komplexen Aufgaben in der geforderten Zeit erledigen zu können, eine Rechenleistung von 10.000 bis 100.000 MIPS (das sind 10 bis 100 Milliarden Befehle pro Sekunde, wobei als Einheit ein Befehl eines Von Neumann-Rechners zugrundegelegt ist, erbringen müßte. (Im Vergleich dazu erstreckt sich heutzutage der Leistungsbereich von etwa 1 MIPS bei Mikrorechnern bis zu 30 bis 40 MIPS, die auf den leistungsfähigsten Rechnern verfügbar sind.) Für den Speicher des Bordrechners schätzt DARPA eine notwendige Kapazität von ca. 10 Gigabytes (= 10**10 Bytes, zum Vergleich: der zentrale Rechner, der dem Fachbereich Informatik der TH Darmstadt für Forschungs- und Lehrbetriebs- und Dienstleistungsaufgaben zur Verfügung steht, hat einen Hauptspeicher von 4 Megabytes = 4*10**6 Bytes). Darüberhinaus soll der Bordrechner weniger als einen halben Kubikmeter Raum einnehmen, weniger als 250 kg wiegen, und weniger als ein Kilowatt elektrischer Leistung verbrauchen. Extreme Anforderungen an die Hardware also - kämen sie nicht von DARPA, sondern aus einem zivilen Bereich, so gelten sie vermutlich als maßlos übertrieben und ihre Realisierung wäre wegen fehlender Kapitalinvestitionen zum Scheitern verurteilt.
Die zweite Anwendung, die im SCS-Programm für die US-Air Force vorgesehen ist, ist ein kollaboratives Rechensystem für Kampfflugzeuge. Dieser „Roboterkollege“ soll die Aufgabe erfüllen, einen Kampfpiloten unter extremen Gefechtsbedingungen bei der Überwachung und Handhabung der zahlreichen Flug- und Waffensysteme seines Flugzeugs zu unterstützen. Denn schon bei Übungen zeigte sich, daß die Piloten der hochgezüchteten Flugzeuge gar nicht dazu kommen, die vielen theoretisch möglichen Fähigkeiten ihrer Maschinen auszunutzen (Kal 81,.S. 24). Um diesem Mangel abzuhelfen, sollen Expertensysteme, Spracherkennung und graphische Technologien ausgiebig Verwendung finden. Die in einem solchen Expertensystem gespeicherten Wissensbasen oder Mengen von Regeln sollen dem DARPA-Bericht zufolge mit „mehreren Tausend“ Regeln „signifikant größer sein als irgendeine der bisher bewältigten.“ (ScV 84 S. 49)
Mit den Anstrengungen auf den Gebieten maschinellen Verstehens natürlicher Sprachen und sehr großer Wissenshasen sollen die Probleme der Mensch-Maschine-Kommunikation gelöst werden: Der Pilot spricht die Kommandos, der Roboter antwortet und führt sie aus. Jeder Pilot soll sein System so „trainieren“ können, daß es eng mit ihm zusammenarbeitet und sich an sich verändernde Bedingungen anpaßt.
„Eine solche Zusammenarbeit könnte den menschlichen Piloten aus der Rolle eines Knopf-und-Schalter-Technikers in die eines Flugzeugkommandeurs befördern, die Gesamtaufgabe auszuführen“ (CoK 83, S. 54), meint DARPA-Chef Cooper.
Die dritte, für die US-Navy vorgesehene Anwendung ist ein Seeschlacht-Managementsystem. Es soll als Modell für andere großdimensionierte Managementsysteme dienen, die bei militärischen Einschätzungen auf einem Gefechtsfeld helfen sollen. Diese Systeme sollen die Konsequenzen militärischer Handlungsabläufe simulieren, mutmaßliche Ereignisse vorhersagen, detaillierte Aktionspläne entwickeln, Konflikte zwischen verschiedenen konkurrierenden Zielen lösen, geeignete Handlungen empfehlen, die auf dem Gefechtsfeld gewonnenen Signale interpretieren und auf sich verändernde Gefechtsentwicklungen reagieren können. Diese Informationen sollen zusammengefaßt als raffinierte Graphik auf Bildschirmen präsentiert werden. Statt den enormen Datenstrom, der zukünftige Schlachten kennzeichnen wird, selbst bewältigen zu müssen, könnten sich die Befehlshaber und ihre Stäbe auf die „größeren strategischen Fragen“ konzentrieren. Die Navy hat solche Systeme bereits auf ihrem Flugzeugträger U.S.S. Carl Vinsson erprobt. Sie stellt sich vor, daß bei zukünftigen Managementsystemen ca. 20.000 Regeln in ein „verteiltes Expertensystem“ eingebracht werden. Da die Schnittstelle zwischen den Kommandierenden und dem Rechensystem großenteils auf Graphik und Sprache, zwei rechenintensiven Technologien, beruhen soll, müßte der Rechner ein effektives Leistungsniveau von ca. 10.000 MIPS bieten.
Die Rechner, auf deren Entwicklung das SCS-Programm abzielt, sollen auch bei der Führung von Kriegsspielen helfen oder beim aerodynamischen und hydrodynamischen Entwurf von Flugzeugen und Schiffen eingesetzt werden. Und schließlich sollen die superintelligenten Rechner auch als Fachberater für Entscheidungsträger in Bereichen wie Logistik, Flugeinsätze bei Flugzeugträgern und nukleare Planung fungieren.
Der Betrieb der geplanten Expertensysteme erfordert zunehmende Rechenkapazität und Leistung, die um drei bis vier Größenordnungen (!) über der heutiger Maschinen liegt. DARPA schlägt deshalb vor, Rechner mit weitentwickelten Fähigkeiten zur Parallelverarbeitung auf VLSI (Very Large Scale Integration) Basis zu bauen. Für den Anfang soll die Mikroelektronik der Maschinen noch in den verbreiteten Silizium-Technologien hergestellt werden, für die Zukunft ist jedoch eine Konzentration auf die Gallium-Arsenid Technologie vorgesehen. Der Grund dafür: höhere Schaltgeschwindigkeiten bei geringerem Energieverbrauch und größere Widerstandsfähigkeit gegen die in Gefechtssituationen erwartete nukleare Strahlung. Die neuen militärischen Systeme sollen ja schließlich auch einem länger andauernden Atomkrieg standhalten können.
Eine Forschungsinfrastruktur wird geschaffen
Die Realisierung des DARPA-Plans erfordert eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Universitäten, der Industrie und der Regierung, wobei das Militär die koordinierende und führende Funktion ausübt. Wesentlich dabei ist die Schaffung einer starken US-weiten Forschungsinfrastruktur. Sie soll die Einrichtung von „Leistungszentren“ an den Universitäten, die Vernetzung der gegenwärtig verfügbaren von DARPA finanzierten KI-Maschinenparks und die Einrichtung von Silizium-Giessereien zur schnellen Produktion von VLSI-Chips einschließen. Mit dem SCS-Programm wird so die Integration von FuE- und Produktions-Potentialen in den US-amerikanischen militärisch industriellen Komplex weiter fortschreiten.
Es gibt jedoch auch skeptische Meinungen aus dem Industriebereich, die wie folgt zusammengefaßt werden können.
- DARPA, bestehend aus relativ wenigen hervorragenden Leuten (und nicht einer riesigen Bürokratie wie die National Science Foundation), Könnte von der Führung des SCS-Programms überfordert werden, da so viele verschiedene Aktivitäten und Forscher über einen großen Bereich zu koordinieren sind.
- Es mangelt an talentierten, qualifizierten Fachkräften.
- Die Konkurrenz zwischen zivilen und militärischen KI-Interessen könnte sich verschärfen. Das DARPA-Programm könnte dem zivilen Bereich Personal entziehen.
Auch im Lager der Reagan-Regierung findet das SCS-Programm nicht nur einhellige Zustimmung. Ed Zschau, ehemaliger leitender Angestellter einer Rechnerfirma, Vorsitzender der Projektgruppe für Spitzentechnologie der Republikanischen Partei, Kongreßmitglied für einen Bezirk von Silicon Valley, stellt am SCS-Programm die starke Betonung der militärischen Anwendungen in Frage. Es gibt zu Bedenken, daß die technologischen Innovationen klassifiziert werden könnten, weil ihnen militärische Bedeutung unterstellt wird, so daß sie nur schwerlich aus dem militärischen in den privatwirtschaftlichen Bereich durchdringen könnten.
„Ich würde mich wohler fühlen, wenn es zwei militärische und eine kommerzielle Anwendung wären“, meint Zschau, und „wenn dieses ganze Geld an die Lockheeds der Welt ginge, dann hätte ich dabei nicht so gute Gefühle wie bei einem Programm, das an die Universitäten geht“ (SpV 84, S. 50).
Offenbar will Zschau die Interessen der verschiedenen Teile der Rechnerindustrie vertreten und befürchtet daher, daß der technologische spin-off nicht in gewünschter Masse stattfinden könnte.
Wie wird das SCS-Programm im Wissenschaftsbereich aufgenommen? Die beiden großen Fachorganisationen ACM (Association for Computing Machinery) und IEEE (The Institute of Electrical and Electronics Engineers) haben das DARPA-Programm - wie zuvor andere DoD-Initiativen - stillschweigend akzeptiert (New 84).
Antimilitaristische Kräfte regen sich
Abgelehnt wird das SCS-Programm von CPSR (Computer Professionals for social Responsibility), einer Vereinigung von Informatikfachleuten, die der wachsenden globalen Bedrohung einer Atomkriegskatastrophe entgegenwirken wollen. Die Organisation, deren Mitgliederzahl wächst, versteht sich als Teil der Friedensbewegung, zu der sie einen fachspezifischen Beitrag leistet. Die Hauptzielsetzung von CPSR ist es, ihre Mitglieder, die politische Führung und die breite Öffentlichkeit über den Beitrag der Rechnertechnologie zu den Gefahren des atomaren Wettrüstens aufzuklären, und über soziale Prozesse, die zu weltweitem Frieden führen können, zu informieren. In der Grundsatzerklärung von CPSR heißt es:
„Wir mißbilligen die Verschwendung unseres Wissens und unserer Fähigkeiten durch das Streben nach größerer militärischer Macht, die nicht zu unserer Sicherheit, sondern zu unserem gemeinsamen Risiko beiträgt. Wir fordern, daß unsere Talente, Mittel und Energien auf mehr sozial Verantwortbare Ziele hingelenkt werden. Wir beschließen, für eine Welt zu arbeiten, in der Wissenschaft und Technologie benutzt werden, nicht um Waffen für den Krieg zu produzieren, sondern um eine sichere und gerechte Gesellschaft zu fördern.“
Zu den Aktivitäten von CPSR gehören die Herausgabe einer eigenen Zeitung (The CPSR Newsletter), Veröffentlichungen, die Durchführung von Seminaren, Podiumsgesprächen und Veranstaltungen, und die Zusammenarbeit mit Fachleuten und Wissenschaftlern aus anderen Ländern.
CPSR hat ein Komitee gebildet, das zwei Positionspapiere zum SCS-Programm erarbeitet. Eine Stellungnahme richtet sich an die Informatikergemeinschaft, um die Diskussion - unter denen, die schon an SCS-Projekten arbeiten und unter der Fachwelt allgemein - über das SCS-Programm anzuregen. Die andere Stellungnahme richtet sich an die Politiker und die Öffentlichkeit. Der Konsens innerhalb CPSR konzentriert sich auf folgende Kritikpunkte am SCS-Programm.
- SCS zielt auf spezifische neue Waffensysteme. CPSR gibt zu bedenken, daß neue Forschungsvorhaben in der Informatik hinsichtlich ihrer Relevanz für diese spezifischen Anwendungen bewertet werden, und nicht nach ihrem allgemeinen wissenschaftlichen Wert.
- SCS fördert den Einsatz von KI, um den Betrieb komplexer militärischer Systeme unter unvorhersagbaren Um-. ständen zu steuern. CPSR gibt zu bedenken, daß Situationen mit extremer Unsicherheit genau die falsche Umgebung für die Anwendung von KI sind, insbesondere wenn das Risiko groß ist.
- SCS fördert die militärische Anwendung von Rechnertechnologie als eine Lösung für Probleme der Verteidigung. CPSR gibt zu bedenken, daß bisherige Versuche, Überlegenheit in neuen Waffensystemen zu erreichen, ein Wettrüsten ohne erkennbares Ende angeheizt haben, anstatt die Sicherheit zu erhöhen.
Der letzte Kritikpunkt ist der schwerstwiegende: „Wir glauben weder, daß der Weg zu nationaler Sicherheit in militärischer Überlegenheit liegt, noch daß Überlegenheit durch den Einsatz von Rechnern erreicht werden kann.“ (Suc 84)
Die Diskussion um das Strategic Computing-Programm und seine Auswirkungen sollten auch in der BRD weitergeführt werden. Mit der Bildung der bundesweiten Initiative „Informatiker für Frieden und gesellschaftlicher Verantwortung“ nach dem Vorbild CPSR sind die Voraussetzungen verbessert worden, die militärischen Einflüsse auf die Informatik aufzuzeigen, humane Alternativen zu entwickeln, und diese langfristig gemeinsam mit anderen demokratischen Kräften durchzusetzen.
Literatur
(Bar 82) Barnaby, Frank: Computer und Militär, in: Müllert, N. (Hrsg.): Schöne elektronische Welt. Hamburg, 1982, 146-158
(BKS 81) Broedner, Peter/ Krüger, Detlef/ Senf, Bernd: Der programmierte Kopf. Eine Sozialgeschichte der Datenverarbeitung. Berlin, 1981
(CoK 83) Cooper, Robert S./ Kahn, Robert E.: SCS: Towards Supersmart Computer for the Military. IEEE spectrum, November 1983, 53-55
(DeL 82) De Lauer, Richard D.: The Force Multiplier. IEEE spectrum, October 1982, 36-37
(DoD 83) Department of Defense: Software Technologie for Adaptable, Reliable Systems (STARS) Program Strategy. ACM Sigsoft Software Engineering Notes, Vol. 8, No. 2, April 1983, 55-108
(Ege 82) Ege, Konrad: Schlachtfeld Europa. Die neue Heeresdoktrin der Nato. Blätter für deutsche und internationale Politik, 12, 1982
(Ege 84) Ege, Konrad: Das Pentagon-Budget 1985: Weltraumwaffen, Air-Land Battle und Interventionen in der Dritten Welt. Blätter für deutsche und internationale Politik, 3, 1984, 278-287
(EnD 84) Engels, Dieter/ Dietrich-Swiderski, Jochen: Militarisierung des Weltraums. Blätter für deutsche und internationale Politik, 3, 1984, 288309
(Hel 84) Helms, Hans G.: Künstliche Intelligenz? Maschinen, die denken? Blätter für deutsche und internationale Politik, 3, 1984, 334-354
(Kai 81) Kaldor, Mary: Rüstungsbarock. Das Arsenal der Zerstörung und das Ende der militärischen Techno-Logik. Berlin, 1981
(Kei 82) Keil, Richard: Die neue Waffe Der Computer. In: GI 12. Jahrestagung, Informatik-Fachberichte 57, Berlin, 1982, 457- 478
(KeK 83). Keil, Reinhard/ Kreowski, Hansjörg: Bis daß der Tod sie scheidet: Atomwaffen und Computer - Die Liaison des Jahrhunderts. In: Bickenbach, J. u. a. (Hrsg.) Informatiker für Frieden - Informatik für Krieg. Beiträge zum Thema: Informatik und Militär. TU Berlin, 1983, 16-33
(MPD 83) Die „Air-Land-Battle“-Doktrin. Eine offensive Kriegsführungsdoktrin für das Schlachtfeld Europa. Militärpolitik Dokumentation, Heft 34/ 35, 1983
(New 84) Newman, Ron: Strategie Computing and professional Ethics. The CPSR Newsletter, Vol. 2, No. 1, Winter 1984
(Rau 82) Raulefs, Peter: Knowledge Engineering. Informatik-Spektrum, Band 5, Heft 1, Februar 1982, 50-51
(Rei 82) Reisin, Michaela: Computerisiertes Militär - militarisierte Informatik. In: GI 12, Jahrestagung, Informatik-Fachberichte 57, Berlin, 1982, 432 -456
(Rei 83) Reisin, Michaela: Entstehung und Entwicklung des Fachgebietes Software Engineering vor dem Hintergrund militärischer Anwendung. In: Bickenbach, J. u.a. (Hrsg.): Informatiker für Frieden - Informatik für Krieg. Beiträge zum Thema: Informatik und Militär. TU Berlin, 1983, 34-53
(ScV 84) Schatz, Willie/ Verity, John W.: DARPA's Big Push in Al. Datamation, February 1984, 48-50
(Suc 84) Suchman, Larry W.: VHSIC: A Promise of Lecerage. IEEE spectrum, October 1982, 93-94
(Win 84) Winograd, Terry: DARPA Strategie Computing Proposal. The CPSR Newsletter, Vol. 2, No. 1, Winter 1984
Konzeption der Bundesregierung zur Förderung der Entwicklung der Mikroelektronik, der Informations- und Kommunikationstechniken, BMFT (Hrsg.), Bonn 1984
(19) Wehrtechnische Forschung, Entwicklung und Beschaffung
Die Bundesregierung sieht in der Entwicklung auf elektronischem Gebiet die Möglichkeit, die Fähigkeiten der Bundeswehr zur Erfüllung ihres Verteidigungsauftrages entscheidend zu stärken.
In Würdigung des Berichtes der Kommission für Langzeitplanung der Bundeswehr beauftragt sie den Bundesminister der Verteidigung, die Entwicklungen auf den Gebieten
- Mikroelektronik
- Nachrichtentechnik und
- Inforrnationsverarbeitung
zu verfolgen, diese unter Berücksichtigung der Bedürfnisse zur Auftragserfüllung der Bundeswehr durch gezielte anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung zu nutzen, sowie ausreichende eigene Anstrengungen im Bereich der wehrtechnischen Forschung und Entwicklung zur Zukunftssicherung zu unternehmen.
Im Rahmen des von ihm zu erarbeitenden Forschungs- und Technologiekonzeptes sind dafür in Zusammenarbeit mit Instituten und Industrie geeignete Maßnahmen vorzusehen.
Für den Bereich der wehrtechnischen Forschung auf dem Gebiet Informationstechnik ist darüber hinaus eine enge Abstimmung mit anderen Ressorts, wie BMFT und BMP, vorzusehen, um den Einsatz von Mitteln und Ergebnissen für die Wehrtechnik zu optimieren. Der Bundesminister der Verteidigung wird daher von den anderen Ressorts schon beider Formulierung von Fachprogrammen und sich daraus ergebenden Einzelaufgaben beteiligt werden, um seine mittel- bis langfristigen Erfordernisse ressortübergreifend in die Planung einzubringen.
Für die Zwecke des Datenschutzes sowohl bei der Übertragung von personenbezogenen Daten als auch für die Zwecke der Landesverteidigung ist es erforderlich, neue Techniken der Verschlüsselung in der Informationsübertragung zu untersuchen und in Verbindung mit den neuen Kommunikationsdiensten weiter zu entwickeln. Die Bundesregierung wird daher ein ressortübergreifendes Forschungs- und Entwicklungsprogramm zur Kryptierung in Angriff nehmen und beauftragt den Bundesminister der Verteidigung mit der Federführung.
Aus dem Hearing des Defense Department zu Weltraumwaffen
„Der Knall begann, als eine Befragung, die Robert S. Cooper, den Direktor der, Defense Advanced Research Projects Agency, George Keyworth, Reagans Wissenschaftsberater und Generalleutnant James A. Abrahamson, Direktor der Strategic Defense Initiative einschloß, feststellte, daß ein im Weltraum stationierten Laser Abwehr System, dazu konzipiert die sowjetischen Langstreckenraketen in ihrer Startphase zu zerstören, in einer außerordentlich kurzen Zeit ausgelöst werden müßte.
Die Triebwerke zu zerstören, bevor sie die atomaren Sprengköpfe in den Weltraum befördert hätten, würde eine Aktion verlangen, so schnell, daß es eine Entscheidung im Weißen Haus ausschließen würde - und sogar eine Entscheidung durch den Computer notwendig machen wurde. An dieser Stelle explodierte der demokratische Senator Paul E. Tsongas: „Vielleicht sollten wir R2-D2 (den Roboter aus „Star Wars“ die Red.) zur Präsidentenschaft in den 90ern favorisieren. Schließlich wird er allzeit in Betrieb sein.“
„Hat irgend jemand dem Präsidenten erzählt, daß er aus dem Entscheidungsprozeß raus ist?“ fragte Tsongas. „Ich sicher nicht", sagte Keyworth.
Sen. Joseph R. Biden Jr. (demokratischer Abgeordneter) stellte die Frage in den Mittelpunkt, ob ein Irrtum möglicherweise die Sowjets dazu provozieren konnte, einen realen Angriff auszulösen. „Laßt uns annehmen, der Präsident selber wurde einen Fehler machen (...)“ sagte er. „Warum ?“ unterbrach Cooper. „Wir müssen die Technologie so machen, daß er keinen Fehler machen kann.“
„OK.“ sagte Biden. „Sie haben mich überzeugt. Sie haben mich überzeugt, daß ich dieses Programm nicht auf den Weg bringen will.“
aus einem AP-Artikel in Los Angeles Times, 26. April 1984
Karlheinz Hug ist Diplom-Mathematiker und wissenschaftlicher Angestellter am Fachbereich Informatik der TH Darmstadt, Alexanderstraße 24, 6100 Darmstadt.