W&F 2002/4

Baraks großzügiges Angebot

von Gush-Shalom

Die West Bank und der Gaza-Streifen, die 1967 von Israel erobert wurden , umfassen 22% des Gebietes von Palästina vor 1948. Durch Ihre Unterschrift unter das Abkommen von Oslo, stimmten die Palästinenser zu, lediglich diese 22% zu beanspruchen und Israel in den Grenzen von 1967 anzuerkennen. Auf 78% des Landes zu verzichten, war ein historischer palästinensischer Kompromiss.

Dieser Kompromiss reichte Barak nicht aus. In seinem Angebot an die Palästinenser forderte er das folgende:

10% der West Bank sollte als »Siedlungsblock« zu Israel gehören.

In diesem Gebiet befinden sich 69 Siedlungen, in denen 85% aller Palästinenser leben. Es ist deutlich sichtbar, dass die Blocks unmögliche Grenzen schaffen, die das palästinensische Leben in der West Bank empfindlich stören.

Zusätzlich zu den Siedlungsblocks stellte Barak eine weitere Forderung: Gebiete, die unter »temporärer Israelischer Kontrolle« stehen sollten.

Das Konzept der »temporären Kontrolle« ist einmalig. Es bezieht sich auf souveränes palästinensisches Land, das auf unbestimmte Zeit unter israelischer Militär- und Zivilverwaltung bleiben soll.

Die Überreste von »Baraks großzügigem Angebot«

Was aussieht wie ein zusammenhängendes Territorium, ist tatsächlich durch Siedlungen, Umgehungstrassen und Straßensperren getrennt. Die Palästinenser müssen Landreserven aufgeben, die unverzichtbar sind für die Entwicklung und für die Aufnahme von Flüchtlingen.

Das ist kein großzügiges Angebot, sondern eine demütigende Aufforderung zur Kapitulation.

Die Angaben dieses Dokuments beruhen auf den Karten, die Barak Arafat im Dezember 2000 zeigte und die allgemein als »Baraks großzügiges Angebot« bezeichnet werden. Baraks Angebot gibt Israel die volle Kontrolle über alle Grenzübergänge des palästinensischen Staates. Kein Land auf der Welt würde dies als »Friedenslösung« akzeptieren.

Die Rede von einem „territorialen Zusammenhang“ des palästinensischen Territoriums ist irreführend. Kein Israeli wäre damit einverstanden, 50 Meilen von einer Stadt zur anderen zu fahren, wenn die tatsächliche Entfernung nur 5 Meilen beträgt.

Dieses unmögliche Angebot, Baraks herrisches Auftreten, die andauernde massive Bautätigkeit in den Siedlungen und Scharons Provokation – all dies trug bei zur unausweichlichen Explosion.

Das »großzügige Angebot« ist ein Feigenblatt, das die Absichten derjenigen verbergen soll, die den Krieg gegen die Palästinenser rechtfertigen.

Alle zukünftigen Verhandlungen müssen auf dem gleichen historischen Kompromiss (von Oslo) beruhen: 78% für Israel, 22% für Palästina.

(Quelle: www.gush-shalom.org, Übersetzung: Claudia Haydt)

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2002/4 Israel – kein Friede in Sicht, Seite