Editorial
von Peter Krahulec / Erich Schmidt-Eeenboom
Es gibt auch gute Nachrichten, und ich freue mich, daß ich sie überbringen darf: Zum 1. Januar 1993 erscheinen die Zeitschriften »Informationsdienst Wissenschaft und Frieden« und »Frieden« – 13. Jahrgang der Zeitschrift »Mediatus« gemeinsam als Vierteljahreszeitschrift unter dem Titel »Wissenschaft und Frieden«.
Damit führt ein langer Weg etwas steiler bergauf! Vielleicht ist das ein angemessener Ausdruck für die Ambivalenz der Situation. Wer die Publikationsscenerie betrachtet, dem öffnet sich ein Ausblick hin zur größten, weil auflagenstärksten wie auch gewichtigsten friedenswissenschaftlichen und -politischen Vierteljahresschrift des deutschen Sprachraums. Wer hingegen Einblick nimmt in die real existierenden Engpässe solchen Zeitschriftenmachens, der würde sich schon wenigstens die Finanzkapazität „eines Panzers für die Friedenswissenschaften“ wünschen.
In diese neue »Linkskurve nach oben« bringen wir vom »Informationsdienst« Teile jener WissenschaftlerInnenbewegung mit ein, die immer schon nach mehr suchten als dem Bindestrich-Expertentum. Oder wie Saint-Exupéry es formulierte:„Willst Du ein Schiff bauen, so lehre den Menschen nicht Holz sammeln, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten Meer.“
Diese Sehnsucht teilen wir mit jenen, die die Friedensbewegung »Jenseits der Raketen« ausmachen. Weniger sind wir geworden und damit umso mehr aufeinander angewiesen!
Es hat deswegen lange Diskussion bei Vorstand und HerausgeberInnen gegeben, wie wir uns auch rein preislich in diesem Moment verhalten sollen. Wir passen uns dem bisherigen Preis des »Friedens« an. »Wissenschaft und Frieden« wird ab Januar 1993 48,- DM (bzw. 36,- DM ermäßigt) im Abonnement für vier Hefte im Jahr kosten. Diese Preiserhöhung fällt uns schwer. Sie ist nötig, weil wir schon in diesem Jahr alle Hefte weit über den ursprünglich geplanten Umfang erstellen mußten und eine Reduzierung u.E. auch zukünftig – nach dem Zusammenschluß von zwei Zeitschriften – nicht möglich ist. Durch die Fusion erhält »Wissenschaft und Frieden« eine noch herausragendere Stellung auf dem Zeitschriftenmarkt im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Bewegung und muß immer mehr Informationen von und für immer mehr LeserInnen vermitteln. Dieses kostet leider Geld. Zudem zwingt uns die allgemeine Haushalts- und Sozialpolitik das Projekt finanziell ausschließlich auf eigene Beine zu stellen; dies schließt auch ein Redakterinnengehalt ein. Wir hoffen auf Ihr Verständnis.
Und schließlich: Nachdem ich eine Zeit lang den vakanten Posten des 1. Vorsitzenden des Vereins »Informationsdienst Wissenschaft und Frieden« kommissarisch einnahm, hat es dem Vorstand gefallen, mich auf der letzten Sitzung auch offiziell zu wählen. Ich will mich nützlich machen!
Ihr Peter Krahulec
Arbeitskreis Frieden in Forschung und Lehre an Fachhochschulen, Fulda
Damit Sie wissen, was neben dem Vertrauten an Informationen, Erfahrungen und Fähigkeiten in das neue Projekt »Wissenschaft und Frieden« durch den »Frieden« eingebracht wird, möchte ich Ihnen kurz unsere Zeitschrift vorstellen.
Der »Frieden«, 1992 der 12. Jahrgang des »Mediatus«, ist die Zeitschrift des »Forschungsinstituts für Friedenspolitik e.V.« (FF) in Weilheim, die zweimonatlich für Abonnenten und Mitglieder des FF erscheint.
In einer Mischung aus Kurzberichten, Überblicksartikeln und wissenschaftlichen Ansätzen finden die Arbeitsschwerpunkte des FF hier ihren Niederschlag: Militärpolitische Analysen, Fakten zu Rüstung und Streitkräften, Untersuchung von Rüstungsexporten, Vorschläge zur Konversion und Berichte über Aktivitäten der Friedensbewegung. Überdies werden wichtige Neuerscheinungen an sicherheitspolitischer Literatur besprochen und Hinweise auf Materialien gegeben.
Die Zielgruppe der Zeitschrift besteht aus Friedensbewegung, geisteswissenschaftlicher Friedensforschung und Journalisten, sie liegt weniger im naturwissenschaftlichen Spektrum an den Hochschulen, wohin der »Infodienst Wissenschaft und Frieden« traditionell Ergebnisse vieler Friedensforschungsdisziplinen transportiert hat.
Diese Fusion zweier wichtiger Publikationsorgane von Friedensforschung und Friedensbewegung bringt zahlreiche Vorteile:
- der wachsende Umfang erlaubt, das ganze Spektrum friedensrelevanter Themen und Nachrichten einmal pro Quartal abzudecken und sowohl in kürzeren Beiträgen das informationelle Grundbedürfnis nach sicherheitspolitisch relevanten Neuigkeiten zu befriedigen, als auch Ansätze mit Erkenntnissen aus der Forschung zu veröffentlichen,
- durch die Beteiligung von Wissenschaftlerinnen aus vielen Disziplinen wird die Zeitschrift thematisch vielseitiger und überdies zu einem Medium des Wissenschaftsaustausches,
- der Serviceteil mit Hinweisen auf Materialien und Literatur, Tagungen und Termine wird durch die Fusion noch umfassender,
- die Stamm-Autoren beider Zeitschriften bleiben erhalten und bieten einen noch breiteren Fundus von Fachleuten,
- die internationalen Verbindungen der verschiedenen Herausgeber werden zu einem internationalen Netzwerk verdichtet und
- mit einer Auflage von über 5000 Exemplaren ist die publizistische Reichweite für alle beteiligten Herausgeber und AutorInnen deutlich größer als bei zwei getrennten Zeitschriften.
Erich Schmidt-Eeenboom
Forschungsinstitut für Friedenspolitik, Redaktion »Frieden«