Europäische Verteidigungsinitiative
von Redaktion
Seit geraumer Zeit tun sich führende Unionspolitiker damit hervor, einen speziellen europäischen Beitrag zum amerikanischen SDI-Programm zu fordern. EUREKA soll v.a. dazu dienen, die neuen Waffensysteme im west- europäischen Verbund zu entwickeln. Der Leiter das Planungsstabes im Auswärtigen Amt, Konrad Seitz, hat jüngst ähnliche Gedanken geäußert: EUREKA richtet sich auf zivile Projekte. Daneben sollten europäische Projekte in der Rüstungskooperation stehen. … Auch hier gilt es endlich, nationale Egoismen zu überwinden und sich – im Rahmen der NATO-Strategie – auf eine Europäische Verteidigungsinitiative zu einigen (…)“ 1
In Bonn hat sich die Arbeitsgruppe Verteidigung der CDU/CSU-Fraktion für den Einstieg in eine eigenständige europäische Verteidigungsinitiative ausgesprochen. Ihr Sprecher, Willy Wimmer, forderte eine „schutzorientierte Waffentechnik“! 2
Hinter den Kulissen stimmt sich das militärpolitische Management längst auf EVI ein. Da veranstaltet ein „European Institute For Security“ in Verbindung mit einer Initiative namens „High Frontier Europe“ am 21./22.6. in Rotterdam ein Seminar über die Konsequenzen von SDI für Westeuropa. Einer der Hauptredner: Kai Uwe von Hassel, Europapolitiker der CDU.
Das Institut für Raumfahrttechnik der Universität der Bundeswehr in München lädt ein zu einem – inzwischen aus Termingründen verschobenen – Seminar über das Thema „Initiative zur Verteidigung Europas“. Vorgesehene Referate der ursprünglich für den 27.9. angesetzten Tagung: „Bedrohung Westeuropas durch Kurz- und Mittelstreckenraketen und Marschflugkörper“, Oberst K. M. Hoffmann, Carl Cranz Gesellschaft.
„Laser- Technologie“, Dr. G. Born, MBB. „Zielerfassung und Zielverfolgung für Hochenergielaser“, Dr. F. W. Linder, Fa. Diehl (Nürnberg).
„Ökonomische, politische und strategische Randbedingungen für die Europäische taktische Verteidigungsinitiative“, H. Horeis, .Geschäftsführender Redakteur der Zeitschrift „Fusion“.
Dieser Heinz Horeis hat zusammen mit Michael Liebig einen Aufsatz unter der Überschrift „Strahlenwaffen für Europa „Initiative zur taktischen Verteidigung““ in Fusion 2. Mai 1985 verfaßt. Die Zeitschrift wird von einer Fusion Energy Foundation herausgebracht, die eng mit der sog. „Europäischen Arbeiterpartei“ (EAP) liiert ist. Mit wem die EAP verbunden ist wissen wir nicht. Immerhin sind diese obskuren Vereinigungen geeignet, Hauptreferenten bei solchen Seminaren zu stellen.
Im übrigen lädt auch die Carl-Cranz-Gesellschaft Ingenieure und Naturwissenschaftler aus Industrie, Behörden und Forschung bereits zu Lehrgängen in ihr Zentrum in Oberpfaffenhofen über Strahlenwaffen/Directed Energy Weapons ein. Die Vortragenden kommen von MBB, Fa. Diehl, DFVLR, Battelle- Institut, Fa. Heraues etc.
Es ist also höchste Wachsamkeit geboten, daß sich SDI nicht unter der Hand hierzulande durchsetzt. Die Friedensbewegung wird für Transparenz dieser Vorgänge zu sorgen haben.
Anmerkungen
1 Konrad Seitz, SDI - technologische Herausforderung für Europa, in: Europa-Archiv, Folge 13/1985, S. 389 Zurück