W&F 1988/5

Führungsproblem »militärisch dysfunktionale Soldaten«.

Zur Entwicklung eines Arbeitsgebiets der Militärpsychologie

von Paul Brieler

Eine der ungeheuerlichen Taten deutscher Psychologen im Faschismus betrifft die Begutachtungen und Behandlungsvorschläge bei militärisch dysfunktionalen Soldaten. Mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935 mußten alle tauglichen jungen Männer Wehrdienst leisten. Bald offenbarten sich jedoch Schwierigkeiten mit vielen »Sonderlingen« (auch Sonderfälle oder Sorgenkinder genannt) unter den Rekruten. Darunter wurden Selbstmordkandidaten, geistig Benachteiligte, Wehrdienstgegner, Unzufriedene, Schwererziehbare, Simulanten u.v.a. subsumiert, „solche Soldaten, die im Dienst oder in der Gemeinschaft ohne klar erkennbaren Grund auffällig versagen oder stören“(Straus 1942, 47), und bei denen die sonst funktionalen militärischen Zucht- und Strafmittel nicht zum gewünschten Erfolg führten.

Ratlose Einheitsführer suchten Unterstützung auch bei Psychologen, die als Wehrmachtsbeamte in der Personalauslese tätig waren. Da viele der Wehrmachtspsychologen über eine Vorbildung als Lehrer verfügten und sie darüberhinaus glaubten, ihre Menschenkenntnis erfordernde, eignungsdiagnostische Tätigkeit gestatte ihnen auch die Stellung einer fundierten Diagnose bei schwierigen Charakteren, halfen sie mit Hinweisen für eine erfolgversprechende Behandlung. Ein weiterer Grund für ihr Engagement ist in ihrer noch nicht gefestigten Position innerhalb der militärischen Organisation zu sehen. In Konkurrenz zu etablierten Zuständigkeiten der Offiziere und Wehrmediziner bemühten sich Psychologen, deren jeweilige Kompetenzen anzuerkennen und ihren spezifisch psychologisch-pädagogischen Beitrag als sinnvolle Erweiterung zu den bestehenden Handlungsmöglichkeiten zu bestimmen, um in einem neuen Aufgabenfeld Fuß zu fassen. So kam es in vielen Fällen zu einer »fruchtbaren« Zusammenarbeit zwischen Militärs, Psychiatern und Psychologen. Maßstab der Begutachtungspraxis war ein dichotomes Bild vom menschlichen Versagen, das militärischen Vorstellungen entstammte: entweder konnten die Sorgenkinder nicht (»Geisteskranke, Schwachsinnige«), oder sie wollten nicht (»Psychopathen«). Die Aufgabe bestand nun darin, genau dieses herauszufinden. Dazu setzten Psychologen aus ihrem diagnostischen Repertoire jeweils die als angemessen angenommenen Untersuchungsverfahren ein: Prüfung der Intelligenz, Exploration, Erforschung des Lebenslaufs und des Ausdrucks (Mimik, Gestik, Schrift, Stimme). Bei potentiellen Wehrunwilligen wurden zudem verstärkt Methoden angewandt, die diesen bewußtes Simulieren erschweren sollten. Aus fachlicher Perspektive ist zu kritisieren, daß die Wehrpsychologen mit Methoden diagnostizierten, deren Gültigkeit für klinisch-psychologische Untersuchungen nicht überprüft worden war. Die psychologischen Beurteilungskategorien waren zudem vom Ideal des freudig dienenden Soldaten abgeleitet, was u.a. in der wertenden Begrifflichkeit der Gutachten deutlich wird (moralisch minderwertig, neigt zur Kritik, faul, verbummelt, arbeitsscheu, schlaff). Die soldatische Gemeinschaft wurde als »natürliche Lebensordnung« (Beck 1942, 49) gefaßt: wer sich nicht einfügte, konnte als »unnatürlich« und gestört denunziert werden. Da die Anforderungen an die psychologischen Ausleseaufgaben mit Kriegsbeginn rapide anwuchsen, fanden Untersuchungen häufig im Schnellverfahren statt, was der schwierigen Problematik häufig nicht gerecht wurde.

Zurichtung statt Behandlung

Aufgrund ihrer »objektiven« Untersuchungsergebnisse entwickelten die Wehrpsychologen Behandlungsvorschläge. Diejenigen, die nicht konnten, waren nach ärztlichem Attest wegen Dienstunfähigkeit zu entlassen oder wurden in eine andere Verwendung, die geringere Anforderungen stellte, versetzt, um noch deren Arbeitskraft zu nutzen. Für diejenigen Soldaten, denen Können eigentlich möglich gewesen wäre, die aber anscheinend nicht wollten, wurden Erziehungsvorschläge abgegeben. Nach Scheitern solcher Bemühungen wurden die Soldaten in Sonderabteilungen überstellt. Diese Einheiten waren geschaffen worden, um „Soldaten, deren Verbleiben in der Truppe wegen ihrer gesamten Haltung, Einstellung und Gesinnung eine Gefahr für die Manneszucht bedeutete“(HDv 1938, 11), „zu einem gesetzmäßigen und geordneten Leben“ zurückzuführen und in ihrer „Einstellung zu Staat und Volk richtungsgebend“ zu beeinflussen (ebd., 27). Mit Kriegsbeginn wurden Sonderabteilungen für Ersatzheer und Feldheer aufgestellt, in denen die Bedingungen des täglichen Dienstbetriebs weiter verschärft wurden. Es handelte sich also nicht um eine psychologisch bzw. psychotherapeutisch fundierte Behandlung, sondern um eine ideologische und militärische Zurichtung. Der einzig mir bekannte Bericht aus einer Sonderabteilung vermittelt ein entsprechend düsteres Bild der dort herrschenden Zustände: Prügel, Arrest, militärischer Drill (Schleifen) und politische Schulung. In den Feldsonderabteilungen sollte zusätzlich schwere und gefährliche körperliche Arbeit in unmittelbarer Frontnähe jeden Anreiz, „sich durch schlechtes Verhalten den Gefahren des Krieges zu entziehen, auch bei den Elementen, die ohne jedes soldatische Ehrgefühl sind“ (AHM 1940, 6), ausschließen. Veränderte sich die Haltung der Sorgenkinder während einer dreimonatigen Umerziehung in den Sonderabteilungen nicht, wurden sie der Polizei übergeben (was Überstellung in ein KZ hieß), da sie „sich böswillig allen Erziehungsmaßnahmen“ (HDv 1938, 17) widersetzt hätten. Als Kriterium erfolgreicher Umerziehung galt nur die echte, die innere Wandlung. Ein Soldat, der zwar einwandfrei funktionierte, aber seine »innere negativistische Einstellung« weiterhin behielt, erfüllte den Tatbestand der Wehrunwürdigkeit und wurde in ein KZ gesteckt. Wehrpsychologen sahen den Einsatz solcher Soldaten, zusammengefaßt „zu Arbeitsformationen in Konzentrationslagern“, als sinnvoll an, weil diese ansonsten „eine Gefahr für die Moral und die Schlagkraft der Truppe“ (Prüfstelle 1939, 25) seien –. Wehrpsychologen waren so zumindest mittelbar im Nazi-Programm der Vernichtung lebensunwerten Lebens in KZs beteiligt. Die benutzte Terminologie (ausmerzen, Sonderbehandlung) in Veröffentlichungen zu Sorgenkindern legt nahe, daß sie die Folgen ihrer Tätigkeit (un-)bewußt antizipiert hatten; die KZ-Überweisung wurde auch als Gütekriterium zur Überprüfung der diagnostischen Entscheidung herangezogen. Die genaue Zahl der psychologisch begutachteten Sonderfälle ist nicht bekannt, ebensowenig die Zahl der mit psychologischer Beteiligung in KZs eingelieferten Soldaten. Die fast vollständige Auflösung der Wehrmachtspsychologie Mitte 1942 beendete die Sorgenkinder-Begutachtungspraxis vorläufig, wodurch die Psychologie als Profession einer weiteren Teilnahme an dem zunehmenden und immer brutaler werdenden Terror gegen »unwillige« Soldaten enthoben wurde.

Welche Wirkung hatte die geschilderte Praxis für die weitere Entwicklung der Psychologie im Militär? Zunächst beschränkten sich diese auf Zukunftsvisionen. In den Arbeiten von Beck (1942) und Gackstatter (1942), die in einer der letzten Nummern der Wehrpsychologischen Mitteilungen nach Auflösung der Wehrmachtspsychologie publiziert worden sind, richtete sich in der Zusammenschau der Erfahrungen bereits ein Blick auf die wehrpsychologische Praxis der Zukunft. Für Beck sprach aus seinen Erfahrungen gerade mit „dürftig Ausgestatteten, Umwelt-Vernachlässigten, Militärisch-überforderten und Schwachsinnigen“ das Erfordernis einer psychologischen Erweiterung der Musterung, um potentielle Versager im militärischen Dienst frühzeitig auszulesen bzw. zweckmäßig einordnen zu können. „Es hatte sich hier also für die Heerespsychologie eine Aufgabe von großem wissenschaftlichen und praktischen Wert entwickelt, die in der einen oder anderen Form sich auch wieder durchsetzen wird.“ (1942, 48) Auch Gackstatter (1942, 27) betonte die Nützlichkeit, „schwer zu behandelnde Fälle bei der Musterung zu kennzeichnen“, was er anschaulich an zwei Fallbeispielen aus psychologischen Kurzuntersuchungen demonstrierte. Eine »psychische Behandlung« der Sorgenkinder dagegen sei im Truppendienst nicht möglich; diese würden zudem ärztlichen Untersuchungen mit Mißtrauen begegnen. Da den »genug belasteten« Truppen- und Sanitätsoffizieren auch ein individuelles Eingehen auf den einzelnen Menschen nicht zumutbar sei, harre diese Aufgabe einer Lösung.

Die Psychologen nach dem Zusammenbruch

Doch noch war es nicht so weit, die Schrecken des Krieges wirkten noch zu nachhaltig. Die Psychologen waren nach dem als »Zusammenbruch« erlebten Kriegsende damit beschäftigt, ihr Überleben zu organisieren: sie kümmerten sich um die akademische wie berufliche Restauration ihrer Profession, ohne sich mit deren faschistischer bzw. militaristischer Vergangenheit auseinanderzusetzen (Maikowski et al. 1976). Daher verwundert auch nicht, daß die ehemaligen Kameraden versuchten, ihr altes berufliches Feld „im Rahmen der kommenden deutschen Wehrmacht“, wie der Vorsitzende des BDP an das Amt Blank schrieb (zit. n. Mattes 1980), zu sichern, sobald die Perspektive einer neuerlichen Aufrüstung öffentlich deutlich wurde. In Aufsätzen jener Zeit findet sich als wiederkehrendes Argumentationsmuster für eine Beteiligung der Psychologie die Bewährung der deutschen Wehrmachtspsychologie, die methodische Güte und die ausländische Anerkennung (Simoneit 1954; Geratewohl 1956; 1957). Nach einigen Querelen kam es 1956 zur Einrichtung des Psychologischen Dienstes der Bundeswehr, in dessen Rahmen Psychologen unter Einsatz der bewährten Methoden zuerst damit begannen, wieder Offiziersbewerber auszulesen (erst in den letzten Jahren werden die aus der Wehrmachtspsychologie überlebten diagnostischen Verfahren und Beurteilungskriterien zur Prognose der Offizierseignung einer grundlegenderen Kritik unterzogen (Wottawa 1983; WPsM 1986)). Der mittlerweile für das US-Militär tätige ehemalige Fliegerpsychologe Geratewohl kritisierte 1957 die verpaßte Chance, „eine Wehrmacht nach wissenschaftlichen Prinzipien aufzubauen“, obwohl „der Psychologie eine verantwortliche Rolle bei der Wiederbewaffnung zufallen mußte“ (34). Bei zukünftigen Entwicklungen sei sie allerdings zu beteiligen. Als eine der anzupackenden Aufgaben skizzierte er die Untersuchung und Klassifizierung von Begabungen und Fähigkeiten der zukünftigen Soldaten mittels einer Testbatterie. Es bestehe „die Notwendigkeit, die Grenzen der seelischen und geistigen Leistungsfähigkeit zu bestimmen, die Eigenart und die Begabung des Einzelnen zu erforschen und Funktionsspektren der Personen aufzustellen, die die unglaublich komplexen Waffensysteme unter den modernen Kampfbedingungen führen und bedienen sollen“ (ebd., 30). In seiner Argumentation beruft er sich auf Entwicklungen bzw. Erfahrungen der US-Militärpsychologie, die für die deutschen Streitkräfte fruchtbar seien, nicht auf die Erfahrungen der Wehrmachtspsychologie – mit dem neuen Vorbild USA war eher Staat zu machen. 1965 war es dann soweit: seither wird mit Hilfe einer Eignungs- und Verwendungsprüfung (EVP) der Wehrersatz der Bundeswehr gemäß geistiger und seelischer Eignung auf entsprechende militärische Funktionen verteilt. In 35 Kreiswehrersatzämtern testen Psychologen und ihr Hilfspersonal Tag für Tag ca. 50 Wehrpflichtige. Damit wurde eine Forderung aus den Erfahrungen mit Sorgenkinder-Begutachtungen der Wehrpsychologen erfüllt, ohne daß explizit auf diese Erfahrungen zurückgegriffen worden ist. Implizit finden sich diese jedoch in der frühen Konzeption der EVP wieder. Die EVP umfaßt nicht nur die Erhebung von Daten zu Intelligenz- und Bildungsniveau, technischem Verständnis und Kenntnissen sowie Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit, sondern auch zur Gesamtpersönlichkeit. Umfassendere Persönlichkeitsuntersuchungen würden nur in Einzelfällen vorgenommen, schreibt Flik (1965, 38), „da die Wehrpflichtigen Soldat sein müssen, auch wenn sie keine besonders guten soldatischen Voraussetzungen mitbringen“. Aus dem Persönlichkeitsfragebogen aber ließe sich „bis zu einem gewissen Grad auf innere Einstellung und eine entsprechende Haltung schließen, wie sie dem aktiven, einsatzbereiten und zum kämpferischen Handeln entschlossenen Menschen zu eigen ist. Auch das Maß der Gemeinschaftsbezogenheit ist einigermaßen zu erkennen.“ (ebd., 39) Gleiches galt für das Erkennen von Wehrunwilligen: Prüflinge mit schlechten bzw. auffälligen EVP-Ergebnissen wurden vom Psychologen persönlich interviewt, um herauszubekommen, ob es sich um Simulation, in der Hoffnung, dem Wehrdienst zu entgehen, oder um mangelnde geistige Fähigkeit handelte. Flik vertraute hier auf die Kompetenzen des ausdruckskundlich geschulten Psychologen, solche Absichten anhand der Schrift, Mimik, Pantomimik, Sprechweise sowie biographischer Daten zu entlarven. In dieser eignungsdiagnostischen Konzeption sind die wehrmachtspsychologischen Forderungen aufgrund der Erfahrungen mit Sorgenkindern verwirklicht. Von der Idealvorstellung einer psychologisch zusammengestellten Truppe zwar weit entfernt bieten die EVP Untersuchungsergebnisse doch immerhin die Chance, den rechten Mann an den rechten Platz zu stellen. Solange die militärischen Personalanforderungen und die Bedingungen in der Truppe dies zulassen, kann eine geringere Belastung des militärischen Dienstbetriebs durch den Faktor Mensch erwartet werden. In aktuellen Berichten zur EVP werden die Möglichkeiten zur Früherkennung dysfunktionaler Soldaten nicht mehr aufgeführt, es handelt sich danach um einen reinen Eignungstest. Die Wehrpsychologen führen darüberhinaus als positive Folge einer eignungsgerechten Verwendung der Wehrpflichtigen an, daß dadurch eine negative Motivation zum Wehrdienst in eine positive umgewandelt werden könne. Noch 1967 hatte der Wehrmediziner Schmitt gefordert, daß, obwohl die Beurteilung der geistigen Tauglichkeit zu den wehrmedizinischen Aufgaben gehöre, für Reihenuntersuchungen (EVP) geeignete Methoden zu entwickeln seien, „um Sorgenkinder für die Bundeswehr von vornherein auszuschliessen bzw. zu erkennen“ (340). Als militärische Sorgenkinder führt er auf:

  • nicht erziehbare junge Soldaten, d. h. angeborene Abnormitäten der menschlichen Wesensart;
  • schwer erziehbare junge Soldaten, d. h. erlebnisbedingte Störungen des seelischen Gleichgewichts;
  • schwierige junge Soldaten: hier unterscheidet er die aktiv wirkenden Störer und die passiv gerichteten Versager. Die Ursachen seien vielfältig: haltungsbedingt, krisenbedingt, leistungsbedingt oder entwicklungsbedingt. Auf jeden Fall seien die hier subsumierten Typen willensschwach – die dichotome Vorstellung nicht können vs. nicht wollen findet sich hier wieder. Das militärisch geprägte Wissen um die menschliche Psyche unterscheidet sich augenscheinlich nicht von den Vorstellungen der Vergangenheit. Der Autor plädiert jedoch für Maßnahmen der Früherkennung, gegen eine militärische Erziehung in Sondereinheiten. „Mit schwierigen Soldaten kann und muß eine intakte Einheit fertig werden“ (ebd).

Therapie abweichenden Verhaltens

Trotz der Zuversicht in die »Heilkräfte« der militärischen Gemeinschaft hatten die Wehrmachtspsychologischen Aktivitäten auch in anderer Hinsicht den Weg in die Zukunft gewiesen: seit Beginn der siebziger Jahre erhält unter den Aufgaben der Bundeswehrpsychologie die Prävention und Therapie »abweichenden Verhaltens« in den Fachgebieten Sozialpsychologie und Klinische Psychologie, bedingt durch die wachsenden Probleme der Bundeswehrführung mit »abweichendem Verhalten« der Soldaten (Fahnenflucht/eigenmächtige Abwesenheit/Selbstmord/Alkohol- und Drogenmißbrauch/Kriegsdienstverweigerung), eine immer bedeutendere Rolle; u.a. wurden in diversen Forschungsprojekten soziobiographische Merkmale herausgefiltert, die eine abweichende Karriere im Wehrdienst zu begünstigen scheinen. In der EVP kann anhand solcher Merkmale bereits das Störungspotential in den Wehrpflichtigenjahrgängen erkannt werden. Die Einheitsführer jedenfalls werden über die psychologischen Untersuchungsergebnisse bereits in der Personalakte informiert, so daß sie sich auf ihre »Pappenheimer« einstellen können. In diesem Rahmen übrigens erinnert sich der Psychologische Dienst der Bundeswehr auch der wehrmachtspsychologischen Praxis der Sorgenkinder-Untersuchungen (Fritscher 1981). Inwieweit die Annahme eines zumindest indirekten Einflusses der Lehren, die aus der wehrmachtspsychologischen Praxis gewonnen wurden, für eine psychologisch unterstützte Verbesserung der militärischen Rekrutierungs- und Ausbildungspraxis in der Bundeswehr zutrifft, bedarf noch genauerer Prüfung. Wir werden dieser Frage in einer der nächsten Ausgaben nachgehen.

Literatur

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Truppenpsychologie. Psychologische Führungshilfen für die Truppenpraxis. München: Verlag für Wehrwissenschaften 1986.
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Paul Brieler ist Psychologe und lebt in Berlin.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 1988/5 1988-5, Seite