W&F 2008/2

Genozid endet nie

Gefangen im kollektiven Gedächtnis

von Andréa Vermeer

Dieser Beitrag beschreibt den Genozid an den irakischen Kurden und die bis heute währenden Nachwirkungen auf kurdische Familien. Eine der ersten Voraussetzungen für eine nachhaltige Friedensarbeit im Irak ist das grundlegende Verständnis für komplexe Gesellschaftsstrukturen und die Beziehungen verschiedener Gruppen zueinander. Im Irak sind diese Beziehungen auch geprägt von der früheren Gewalt der Baathdiktatur. Von Versöhnung unter den Irakern kann noch lange keine Rede sein.

Die Allmacht der Vergangenheit

Im Irak ist für alle beteiligten Interessengruppen der Aufbau verlässlicher politischer Institutionen und die Neuformierung einer zivilen Gesellschaft ein Drahtseilakt. Ein unüberschaubares Geflecht von Konfliktlinien, mit Konsequenzen wie beispielsweise der ethnischen Säuberung in einigen Stadtvierteln von Bagdad, zwingt zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Konsequenzen einer jahrzehntelangen Diktatur.

Unter der Herrschaft des Baathregimes wurden Minderheiten im Irak systematisch verfolgt, unterdrückt und getötet. Der Giftgasangriff auf den kurdischen Ort Halabja im März 1988 steht international symbolisch für den Genozid an den irakischen Kurden.1 Unter der Führung von Ali Hassan al-Majid, international bekannter unter dem Namen »Chemical Ali«, tötete das Baathregime in rund sechs sogenannten »Anfal Operationen« Kurden mit dem Ziel sie zu vernichten. Der militärische Codename »Anfal« stammt aus dem Koran und bedeutet im Zusammenhang mit Krieg »Beutezug«. Anfal Operationen beschreiben eine militärische Strategie des Baathregimes, die darauf zielt, die Kurden zu vernichten und die Region Kurdistan zu arabisieren. Saddam Hussein verfolgte ebenfalls die Schiiten im Süden des Iraks rund um die Stadt Basra. 1991 richtete die UN zwei Flugverbotszonen im Norden und Süden des Iraks zum Schutz der Bevölkerung ein, die vom Baathregime verfolgt wurde. Entsprechend den Genozid Konventionen (Artikel II) wird der Begriff Genozid hier in Bezug auf die »Anfal Operationen« im Jahre 1988 verwendet, da die Kurden aufgrund ihrer Ethnie als Minderheit im Irak verfolgt und getötet wurden.

Die massive Verfolgung der Kurden begann bereits in den Jahren 1986 bis 1988. Nach einem Bericht von Human Rights Watch (Human Rights Watch Report 1993) wurden Hunderttausende Kurden verschleppt und getötet. Nach dem Fall des Diktators Saddam Hussein im Jahr 2003 kam für kurze Zeit bei den Überlebenden und Angehörigen Hoffnung auf, dass ihre verschwundenen Söhne, Ehemänner und Väter endlich in ihre Heimat zurückkehren könnten. Doch bis heute ist keiner zurückgekehrt. Stattdessen wird ein Massengrab nach dem anderen gefunden. Die kurdischen Familien sind hilflos gefangen im kollektiven Gedächtnis des Geschehenen. Dies gilt besonders für die Witwen und ihre Kinder, da sie ohne Zukunft leben in einer Gesellschaft, in der sich alles um die Figur des Vaters, des Mannes dreht.

Schleichende Vorbereitungen eines Völkermords

In einem Artikel beschreibt Ronald Ofteringer den politischen Bezug zwischen der Ideologie der Baathpartei und dem später verübten Völkermord an den Kurden. Der Gründer der Baathpartei, Michel Aflaq, erklärte 1959 das Dogma seiner nationalistischen Partei in Beirut. Ziel war demnach, die Arabische Union, die nach der Kolonialisierung zersplittert worden war, wieder zu vereinigen. Er setzte diese Mission der Wiedervereinigung mit der Rettung eines lebenden Körpers und dessen Gliedmaßen gleich. Beschneide man diesen Körper, so sei dies eine tödliche Bedrohung für den gesamten Körper - entsprechend sei die Zersplitterung der Arabischen Nation als Gefahr zu verstehen. Zwei Feinde wurden definiert: zum einen der fremde und ausländische Widersacher, zum anderen der sogenannte innere Feind. Letzteres galt für die Kurden. Artikel 15 des Baathstatuts deklamiert den Kampf gegen die »Feinde der Arabischen Nation«, seien es andere Konfessionen, Lehren, Stämme, Rassen und Regionen. Interessanterweise lehnte das Baathregime die Entstehung einer Nation Kurdistan nie ab, betonte aber, daß dies lediglich auf den Territorien des Iran oder der Türkei geschehen könnte. Denn das Land der kurdischen Region im Norden Iraks gehöre dem Irak. Der jahrelange folgende Konflikt zwischen den Baathisten und Kurden war früh vorgezeichnet und die Eskalation bis hin zu den »Anfal Operationen« 1988 absehbar.

Genese des Genozids im Irak

Genozide geschehen nie in einem kurzfristigen Zeitraum. Völkermorde erfordern eine lange Vorbereitung - ohne Kompromisse und mit einem klaren rassistischen Dogma. Dieses wiederum muss fest in einer Diktatur oder einer dominierenden Gruppe verankert sein, gepaart mit einer vollkommenen Negierung der Menschenrechte. Es gibt unterschiedliche Theorien, um das Phänomen Völkermord, eine Form von Gruppengewalt, zu erklären. Ervin Staub illustriert in seinem Beitrag »Genocide and Mass killing«, welche sozialen Bedingungen förderlich für Gruppengewalt sein können: Wirtschaftskrisen, politische Konflikte, aber auch schnell stattfindende substantielle gesellschaftliche Veränderungen. Der spätere Genozid im Irak begann mit politischen Konflikten und der Ideologie des Baathregimes. Die Kurden stellten für die Baathisten eine Feindgruppe dar, die eine Bedrohung für die Wiedervereinigung der Arabischen Nation war.

Halabja ein Symbol für den Genozid

Eine Reise nach Halabja bedeutet ein Zusammentreffen mit kurdischen Familien.* Als Ausländerin wird man schnell umringt und bekommt viele Fotos zu sehen. Menschenhaufen, vergiftete Frauen und Kinder und entstellte Gesichter verdeutlichen die grausame Sprache des Genozids. Ein Kurde zeigt auf den abgebildeten Menschenhaufen und sagt: „Dies ist meine Mutter und dort mein Vater.“ Die Überlebenden zeigen ihre Wunden, tief vernarbte Glieder, Augen die langsam erblinden; eine Frau schlägt sich auf die Brust, jeder Atemzug ist eine Qual für sie, ihre Lungen sind verätzt vom Giftgas, zugeliefert von deutschen und niederländischen Chemiefirmen.

Die militärische Offensive des Baathregimes gegen die Kurden, die »Anfal Operationen«, wurden vom 23. Februar bis zum 6. September 1988 ausgeführt. Während dieser Angriffe in der kurdischen Region im Norden des Irak wurde die kurdische Bevölkerung von arabischen Truppen umzingelt, dann in Sammellager verschleppt und getötet. Die Anzahl der Toten wird auf 150.000-200.000 geschätzt.

Der Ort Halabja steht heute auf nationaler Ebene sinnbildlich ebenso für Widerstand und Kritik an der Kurdischen Regionalregierung. So weigerten sich die Bewohner von Halabja jedes Jahr aufs Neue eine Gedenkfeier anläßlich des Giftgasangriffs auszurichten, weil die Opfer und Betroffenen ihrer Meinung nach nicht ausreichend finanziell unterstützt werden. Sie bildeten ein Komitee in der Hoffnung, die internationalen Medien auf ihr Dilemma aufmerksam zu machen. Sie brannten Denkmäler ab und bezeichneten sie als Augenwischerei.

Bisher hatten sie wenig Erfolg. Fast jeder nimmt daher die Gelegenheit wahr, mit ausländischen Besuchern zu sprechen, ihnen seine Probleme und Sorgen zu erklären. Konkrete Forderungen sind häufig Geld, vielleicht auch mangels einer Vision für den Ort und seine Bewohner. Ein künstlich angelegter Friedhof soll symbolisch als Trauerplatz für die Angehörigen dienen. Doch gemäß der landesüblichen Tradition gehen nur Männer auf den Friedhof. Frauen trauern zu Hause. Am Eingang des Friedhofs steht ein unmissverständliches Schild: „It is not allowed for Baathist to enter.“ Von Versöhnung sprechen die wenigsten Dorfbewohner und der Hass auf die Baathisten ist noch deutlich zu spüren.

Von Traumatherapie darf offiziell nicht die Rede sein, da gerade in Halabja viele Islamisten leben, die eine psychologische Betreuung der Bewohner ablehnen. Für sie ist Therapie etwas Schamvolles, aiba. Menschen, die so etwas nötig haben, seien verrückt, so die geläufige Meinung. Einige Nichtregierungsorganisationen versuchen die psychologische Betreuung geschickt mit der gesundheitlichen Vorsorge zu verknüpfen, doch dies gelingt nicht umfassend genug, um den Menschen ausreichend zu helfen. So bleiben sie sich allein überlassen mit ihren traumatischen Erinnerungen. Ende 2007 eröffnete die Nichtregierungsorganisation »wadi e.V.« ein Frauen-Café in Halabja in der Hoffnung, dass Frauen sich durch offene Gespräche untereinander Kraft geben können, um gemeinsam ihre Zukunft zu meistern. In der kurdischen Hauptstadt Hawler, der arabische Name ist Erbil, gibt es ein Ministerium für die Anfal-Opfer und -Märtyrer. Wenige in der Bevölkerung wissen, welche Aufgaben es konkret erfüllt. Das Ministerium gibt auf Anfrage nur dürftige und vage Informationen.

Kollektives Gedächtnis des Genozids

Um den Zustand der Menschen in Halabja und der anderen Anfal Opfer nachzuvollziehen, ist es sinnvoll, auf den Begriff des kollektiven Gedächtnisses einzugehen. Viele Gelehrte haben über die Folgen eines Genozids geforscht und darauf verwiesen, dass jeder Überlebende eine Sozialisierung des Todes erfährt. Es entsteht ein Leitmotiv des Todes, da die Überlebenden den Tod unmittelbar wahrgenommen haben und daher das Gefühl entwickeln, den Tod selbst erlebt zu haben. Maurice Halbwachs beschreibt in seinem Buch »Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen« (1985) die Beziehung der individuellen Erinnerung zu einem kollektiven Gedächtnis. Jede Erinnerung beruht in der Regel auf eigenen Erfahrungen und deren individueller Rekonstruktion eines Teils der Realität.

Aber das Individuum, in diesem Falle die kurdischen Opfer der »Anfal Operationen«, teilt seine Erinnerungen an den Völkermord mit vielen anderen Personen, die am gleichen Ort waren, zur selben Zeit und die nun dieselben Wörter und Sinngebungen formulieren. Einzelne Ereignisse, die nur eine individuelle Person als Zeuge erlebt hat, bleiben nicht länger eine individuelle Erinnerung, sondern fließen ein in das Gedächtnis anderer Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die Überlebenden von Massakern und Deportationen entwickeln ein Trauma, welches sie miteinander verbindet. Konsequenterweise wird ein Individuum ein Teil der Opfergruppe und somit seine persönliche Erinnerung ein Teil des kollektiven Gedächtnis.

Die Menschen in Halabja und den anderen kurdischen Gegenden, wo die »Anfal Operationen« wüteten, müssen mit diesem kollektiven Gedächtnis und ihrem Trauma leben. Ein wesentlicher gesellschaftlicher Faktor kommt erschwerend für die weiblichen Überlebenden hinzu, weil der Status einer Familie von den männlichen Familienmitgliedern bestimmt wird. Der Mann ist Familienoberhaupt und ohne seine Entscheidungsgewalt wird weder geheiratet noch gereist. Für die Trauer und die Verarbeitung des Geschehenen ist es besonders für die größtenteils gläubigen Sunniten unter den Kurden lebenswichtig, dass die Leichname der Toten gefunden und bestattet werden. Kann der Tod des Angehörigen nicht in Form eines Körpers nachgewiesen werden, gilt der Mann offiziell als verschwunden. Dieses wiederum bedeutet, daß die Witwen trauern müssen und nicht wieder heiraten dürfen bis ihre Männer offiziell seitens der Regierung für tot erklärt werden. Auch aus wirtschaftlicher Perspektive betrachtet ist es ein Desaster für die Frauen, die überwiegend in Abhängigkeit eines Mannes leben. So endet der Genozid für die Hinterbliebenen nie. Sie warten oft vergeblich auf die Rückkehr ihrer Männer und Söhne. Familien verbringen Jahre damit, verzweifelt nach den Überresten ihrer Angehörigen zu suchen. Deshalb kommt der Öffnung eines jeden Massengrabes im Irak eine besondere Bedeutung zu. Nur wenn darin der Leichnam gefunden wird, darf sich die Frau wieder gemeinsam mit ihren Kindern in die Gesellschaft einordnen und offiziell ihre Trauer beenden.

Friedensmaßnahmen mit dem Erbe des Misstrauens

Betrachtet man den Genozid an den Kurden, zeigt sich, wie gefährlich die internationale Ignoranz im Hinblick auf die jahrelangen Entwicklungen von Arabisierung bis hin zu den »Anfal Operationen« des Baathregimes war. Ebenfalls ignorant ist es so zu tun, als sei dies alles schon lange her und habe keine Relevanz mehr für zukünftige friedensbildende Maßnahmen. Die Schlagwörter Demokratie und Versöhnung schallen von überall her. Viele NGOs haben sie sich pflichtbewußt auf ihre Fahne geschrieben. Doch ihre Umsetzung in der Gesellschaft nach einer jahrelangen Diktatur, nach jahrelangem Morden und Hassen, lässt verständlicherweise auf sich warten. Selbst untereinander haben Familienmitglieder nicht unbedingt Vertrauen - geschweige denn zu Freunden oder Nachbarn.

Bis heute gibt es keine wirkungsvolle Aufarbeitung der Vergangenheit. Die Gerichtsprozesse waren vor allem ein mediales Ereignis. So finden sich heute Personen an Universitäten, in Krankenhäusern und in wichtigen politischen Positionen, die das Baath Regime unterstützt haben und an der Tötung von Kurden beteiligt waren. Dies ist keinesfalls ein Zeichen für eine gelungene Versöhnungspolitik, vielmehr verändern und verwischen sich die Grenzen der Rollen, wer Opfer und wer Täter ist und war. Die Zeiten ändern sich und bringen neue Allianzen hervor. Wer früher als Kurde mit dem Baathregime kooperierte, seine eigenen Landsleute verriet, musste bisher keine Angst haben, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Ehemalige Baathisten fliehen aus Bagdad nach Kurdistan und unterrichten hier, arbeiten als Ärzte. Dies ist für viele Kurden nicht mehr nachvollziehbar und löst Unfrieden aus.

Der Genozid an den Kurden ist ein entscheidendes Argument für eine kurdische Abgrenzung zum anderen Teil des Iraks. Das kollektive Gedächtnis zieht sich durch die gesamte kurdische Gesellschaft, denn jedes Kind lernt, was es bedeutet, Kurde oder Kurdin zu sein. So beschreibt ein Arzt das, was Schulkinder lernen: „Sie lernen, dass wir als kurdisches Volk immer das Ziel derjenigen waren, die unsere Nation zerstören und uns zu ihrem Vorteil auslöschen wollten. Sie lernen auch, dass wir ein Recht auf ein eigenes Land haben.“

Die Tatsache, daß die beiden kurdischen Führer - Barzani von der Kurdischen Demokratischen Partei KDP und sein Konkurrent Talabani von der Patriotischen Union Kurdistan PUK - sich gegenüber ihrer kurdischen Bevölkerung illoyal zeigten, um ihre eigenen Herrschaftsansprüche zu sichern, beschreibt einen zusätzlichen tiefen inneren Konflikt in der irakisch-kurdischen Gesellschaft. Ein NGO Mitarbeiter erzählt: „Die Menschen vergessen schlechtes und verräterisches Verhalten ihrer eigenen Führer nicht; und sie fühlen sich immer noch verraten.“

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie kompliziert es ist, über Versöhnung und Frieden im Irak zu sprechen. Allein die internen lokalen Konflikte liegen auf vielschichtigen Ebenen in allen Teilen des Landes auch dort, wo eine scheinbare homogene Gesellschaft lebt.

Frieden aufbauen bedeutet in die Zukunft zu blicken, jedoch auch die Vergangenheit zu reflektieren. Es bedarf einer Vision, einer konkreten Mediation auf mehreren Ebenen, um konsequent erste Schritte in Richtung Frieden zu gehen. Für einen Friedensprozess im Irak wird es schwer sein, neutrale Vermittler zu finden, die von allen Konfliktparteien akzeptiert werden. Iraker aus der Diaspora sind nicht immer gut angesehen bei ihren Landsleuten, weil ihnen Arroganz und Besserwisserei vorgeworfen wird. Viele Rückkehrer haben einen sehr guten wirtschaftlichen Status aber dafür keinen politischen, so dass sie kaum Einfluss nehmen können auf die politische oder gesellschaftliche Entwicklungen. Für die meisten Menschen im Irak, die dort geblieben sind, ist es lebensnotwendig zu begreifen, wie sie mit ihrem kollektiven Gedächtnis umgehen können. Nur dann wird es gelingen, dass die Menschen sich gegenseitig vertrauen und Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft schöpfen.

Literatur:

Heinz Abels (1995): Zeugnis der Vernichtung. Über strukturelle Erinnerungen und Erinnerung als Leitmotiv des Überlebens. In: Platt, Kristin/Dabag, Mihran (Hrsg.): Generation und Gedächtnis. Erinnerungen und kollektive Identitäten. Opladen: Leske+Budrich, S.305-337.

Cristina Karrer (1998): »Sie haben unsere Männer verschleppt...« Frauen und Krieg in Irakisch Kurdistan, eFeF-Verlag Bern, 1. Ausgabe.

Michiel Leezenberg (1999): Violence and Modernity: The Baath's Ambiguous Heritage in Iraqi Kurdistan. In: Irakisch-Kurdistan, Status und Perspektiven, Awadani e.V. Berlin, S.159-166.

Ronald Ofteringer (1999): Die Baath-Partei und die Kurden. In: Irakisch-Kurdistan, Status und Perspektiven, Awadani e.V. Berlin, S.147-157.

Ervin Staub (2000): Genocide and Mass Killing: Their Roots and Prevention. In: Chritre, Daniel J./Wagner, Richard/Winter DuNann, Deborah: Peace, Conflict and Violence, Prentice Hall, S.76-86.

Martin Strohmeier/Lale Yalcin-Heckmann (2000): Die Kurden. Geschichte, Politik, Kultur. München: C.H.Beck.

http://hrw.org/reports/1993/iraqanfal/

Anmerkungen

Die Autorin lebte während ihrer Feldforschungen für rund neun Monate im Nordirak und besuchte Halabja zuletzt am 25. Mai 2007. Im Januar 2008 nahm sie an der ersten Genozid- Konferenz in Irak-Kurdistan teil.

1) Der Begriff Genozid wurde während eines Prozesses in Den Haag 2003 verwendet, als es um die Verurteilung eines Niederländers ging, der Saddam Hussein mit Chemikalien versorgt hatte, die nachweislich beim Giftgasangriff auf Halabja verwendet wurden. Der Genozid Begriff ist nicht unumstritten. Barbara Harff, schreibt in: Genocide, commissioned by the Human Security Center, 17. Juli 2003, S.5, dass die Ideologie der Baathpartei keine politische Opposition und keine ethnische Separation zugelassen habe. Sie folgert daher, dass die »Anfal Operationen« der Unterdrückung von separatistischen Tendenzen dienten und kein Genozid an den Kurden.

Andréa Vermeer ist Mitglied am Zentrum für Konfliktforschung in Marburg und forscht für ihre Doktorarbeit über zivile Friedensprozesse im Irak. Sie arbeitet freiberuflich seit 15 Jahren als Fernseh- und Hörfunk-Journalistin und übernimmt regelmäßig fachliche Beratungen zu Entwicklungen im Irak.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2008/2 Migration und Flucht, Seite