W&F 2018/3

Gert-Sommer-Preis 2018

Die Arbeiten der Preisträger*innen

von Timothy Williams, Ulrike Auge und Sofia Krüger

Auf der Jahrestagung des Forum Friedenspsychologie (siehe Bericht auf S. 58) wurde auch 2018 wieder der Gert-Sommer-Preis für die beste friedenspsychologische Qualifikationsarbeit des vergangenen Jahres verliehen. Der Preis ging an die Dissertation über ein Modell zur »Komplexität des Bösen« von Timothy Williams, in dessen Preisvortrag die komplexen Dimensionen und Verschränkungen in Genoziden an den Beispielen Ruanda und Kambodscha aufgezeigt wurden. Aufgrund der überdurchschnittlichen Qualität der Einreichungen gab es in diesem Jahr auch zwei »Honorable Mention«-Vorträge. Der Beitrag von Ulrike Auge befasste sich mit den Strategien, mit denen Jugendliche in Afghanistan trotz ihrer außerordentlich belastenden Lebenssituation die Adolszenz innerhalb der eigenen Identita¨tsbildung sowie der gesellschaftlich vorgegebenen (Handlungs-) Ra¨ume verhandeln und dabei einen Beitrag zu einer friedlichen Gesellschaft leisten. Sofia Krüger untersuchte, wie die Kirchen im Nordirland-Konflikt mit der Betonung eines Friedensethos eine aktive Politik des »Counterframing« betrieben.
Auf Bitten von W&F verfassten die drei Geehrten kurze Text zu ihren jeweiligen Arbeiten, die wir nachfolgend abdrucken.

Die Komplexität des Bösen

von Timothy Williams

Warum beteiligen sich Menschen an Völkermord? Um diese scheinbar simple Frage zu beantworten, habe ich für meine Dissertation das Modell zur »Komplexität des Bösen« entworfen. Das Modell bedient sich der Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpsychologie, Kriminologie und Anthropologie und ihrer jeweiligen theoretischen, experimentellen und empirischen Einsichten aus verschiedenen Fällen (für die einflussreichste Forschung bisher siehe Browning 2001; Fujii 2009; Hinton 2005; Straus 2006). Hieraus ergibt sich eine konzeptuelle Grundlage, um die Beteiligung individueller Täter*innen und ihre Handlungen im Völkermord zu verstehen. Mein Erkenntnisinteresse liegt nicht bei den Führern, die sich die mörderischen Ideologien ausdenken oder die Policies befehlen, sondern beim Fußvolk, also bei den einfachen Menschen, die diese Pläne in die Realität umsetzen.

Die »Komplexität des Bösen« knüpft explizit an Hannah Arendts ikonische Idee der »Banalität des Bösen« an, dass Handlungen keiner bösen Motivation bedürfen, sondern auch in Gedankenlosigkeit geschehen können. Mein Modell legt den Fokus auf die Vielfältigkeit der verschiedenen Motivationen, zugleich aber auch darauf, dass diese über verschiedene Fälle hinweg vergleichbar sind. Es unterscheidet systematisch zwischen verschiedenen Motivationen, erleichternden Faktoren und Kontextbedingungen und fördert damit ein kausal komplexeres Verständnis von Beweggründen für eine Beteiligung. Das Modell argumentiert aber auch, dass die einzelnen Faktoren eben nicht außergewöhnlich sind und weniger über die Abgründe menschlichen Verhaltens verraten, als dass sie banal, simpel und alltäglich und damit vergleichbar mit den Motivationen für alle möglichen Handlungen im Leben sind.

Motivationen sind der eigentliche Grund an sich, warum sich jemand beteiligt; ohne einen Grund, hätte es die Beteiligung nicht gegeben. Empirisch sind in den meisten Fällen zwei Kategorien von Motivationen zentral, wobei eine volle Auflistung den Rahmen dieses Textes sprengen würde: Gruppendynamiken in der Täter*innen-Gruppe und opportunistische Motivationen. Gruppendynamiken können auf Zwang oder psychologischem Druck durch Vorgesetzte oder Kamerad*innen beruhen, aber auch auf eigenen Bedürfnissen, mit der Gruppe mitzuhalten, eine neue Rolle richtig auszufüllen oder Status innerhalb der Gruppe zu bekommen. Bei opportunistischen Motivationen verspricht sich das Individuum durch die Beteiligung bestimmte Vorteile, wie einen schnelleren Karrierefortschritt, finanzielle Bereicherung durch Beutezüge, Zugang zu begehrten Ressourcen oder auch die Möglichkeit, persönliche Fehden unter dem Deckmantel des Völkermords zu lösen.

Neben Motivationen gibt es auch erleichternde Faktoren, die zwar nicht die eigentliche Motivation sind, sich zu beteiligen, aber das psychologisch einfacher machen oder anderweitig begünstigen. Hier spielen eine große Vielzahl von Faktoren eine Rolle: Gruppendynamiken, die Verantwortung auf andere verschieben lassen, moralische Distanzierungen durch Dehumanisierung, Desensibilisierung über die Zeit und viele mehr. Die Täter*innen sind zwar nur selten tatsächlich ideologisch motiviert, allerdings spielen Ideologien eine sehr wichtige Rolle dabei, einen Rahmen zu schaffen, in dem die genozidalen Handlungen der Täter*innen überhaupt denkbar werden und legitim ausgeübt werden können.

Das abstrakte Modell kann auf verschiedenste Fälle angewendet werden und macht Täterschaft in Ruanda genauso erklärbar wie im Holocaust, in Armenien oder in Kambodscha, obwohl der Kontext dieser Handlungen jeweils ganz unterschiedlich ist. Diese Forschung ist von großer Relevanz, primär um ein Verständnis von Gewaltdynamiken im Völkermord zu erlangen, aber im zweiten Schritt auch, um bessere und passendere Präventionsprogramme aufzulegen. Die Erkenntnisse des Modells legen nahe, dass Projekte, die interethnische Kooperation und Verständnis oder ideologische Facetten betonen, auch ihre Gültigkeit haben, aber eher am breiteren Rahmen ansetzen, der den Handlungen Sinnhaftigkeit verleiht. Programme, die wirklich da ansetzen, wo es auf der Individual­ebene zu einer Motivationsänderung kommen würde, müssten sich stärker mit den Gruppendynamiken innerhalb der Täter*innen-Gruppe sowie mit den Anreizstrukturen zur Beteiligung befassen, damit sich Menschen weniger auf die Gruppendynamiken oder auf die materiellen oder sonstigen Vorteile einlassen müssen oder wollen.

Literatur

Browning, C. (2001): Ordinary Men. New York, NY: Harper Collins.

Fujii, L.A. (2009): Killing Neighbours – Networks of Violence in Rwanda. Ithaca, NY: Cornell University Press.

Hinton, A.L. (2005): Why Did They Kill? Berke­ley, CA: University of California Press.

Straus, S. (2006): The Order of Genocide. Ithaca, NY: Cornell University Press.

Dr. Timothy Williams ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg, wo er 2017 zum Thema der Motivationen zur Beteiligung an Völkermord promovierte. Seine Dissertation wurde im Juni 2018 mit dem Gert-­Sommer-Preis sowie dem Promotionspreis der Philipps-Universität Marburg ausgezeichnet.

Die Ausdeutung adoleszenter Möglichkeitsräume in Afghanistan

von Ulrike Auge

In diesem Artikel werden kurz zentrale Inhalte der Abschlussarbeit »Adoleszenz in Afghanistan – Die Ausdeutung adoleszenter Möglichkeitsräume in Afghanistan« vorgestellt. Die Arbeit entstand im Zuge des qualitativen Forschungsprojekts »Wie der Krieg im Kopf den Blick auf Frieden trübt«. Das Projekt hatte zum Ziel, anhand narrativer Interviews die Folgen traumatischer Erfahrungen und alltäglicher Gewalt für Identität, Gesellschaftsbilder und Agency (Handlungsmöglichkeiten im Angesicht der prekären Lebensumstände) von Jugendlichen in Afghanistan empirisch zu untersuchen. Für diesen Zweck wurden 48 Interviews mit jungen Menschen in Afghanistan geführt.

Das Projekt verfolgte eine explizit friedenspsychologische Fragestellung: Wie wird die eigene Zukunft imaginiert? Wie verstehen sie ihre Rolle als Akteure im Friedensprozess, und wo sehen sie Potenzial zum Mitgestalten? An welchen Stellen bleiben ihnen Handlungsmöglichkeiten verwehrt? Diese Fragen untersuchten das Friedenspotenzial, das in den Jugendlichen als gesellschaftliche Akteure liegt.

Aus den Erzählungen der Jugendlichen erwuchs eine Suchbewegung, die sich an den Inhalten des konkreten Materials orientierte und die in der Abschlussarbeit nachgezeichnet werden sollte. Ziel war es, herauszufinden, wie afghanische Jugendliche im Kontext ziviler und militärischer Konflikte und einer sich stetig wandelnden, fragmentierten und konfliktreichen Gesellschaft mit teilweise erodierenden Strukturen den Übergangscharakter der Adoleszenz verhandeln – innerhalb des eigenen Identitätsbildungsprozesses sowie innerhalb der soziokulturellen und gesellschaftlich vorgegebenen (Handlungs-) Räume.

Im ersten Teil der Arbeit sollte zunächst eine theoretische Rahmung gefunden werden, in der Jugend und Adoleszenz in Afghanistan verstanden werden kann. Ziel war eine differenzierte und kultursensible Betrachtungsweise von jugendlichen Lebenswelten in Ländern des Globalen Südens. Als Fazit wurden kritisch-reflexive, intersektionale sowie Sozialisations- und Handlungstheorien als anschlussfähige Perspektiven herausgearbeitet. Diesen Ansätzen folgend sind, kurz zusammengefasst, die individuellen Handlungsmöglichkeiten und -rahmen der Jugendlichen von der kulturellen Handlungspraxis geprägt, die sich an spezifischen Normen und Wertsystemen orientieren. Gleichzeitig sind Jugendliche soziale Akteure, deren Handlungsräume zwar je nach struktureller Verortung limitiert sind, die diese aber dennoch aktiv mitgestalten und teilweise ausweiten können. Demzufolge werden Jugendliche als Träger und Rezipienten sozialen Wandels verstanden.

Die Erkenntnisse aus der theoretische Auseinandersetzung wurden an das empirische Material zurückgespiegelt und ergaben neue Lesarten der Interviews. Durch offenes Kodieren der Interviews wurden sich wiederholende Narrative herauskristallisiert, die angesichts der prekären Lebensumstände als hilfreich, identifikationsstiftend und/oder stabilisierend gedeutet werden können. Die zentralen Motive in den Interviews thematisierten die Imagination einer friedlichen Zukunft, die Hoffnung auf Bildung und den Wunsch von gesellschaftlichem Aufstieg. Zudem wurde ein generationenbezogenes kollektives Narrativ der Moral deutlich. Hier manifestierte sich vor allem der Wunsch, »ein guter Mensch zu sein« sowie einen Beitrag zur Gesellschaft und einem friedvollen Zusammenleben zu leisten. Diese Erzählstränge wurden unter dem Begriff »Narrative der Hoffnung« zusammengefasst.

Was die Jugendlichen formulierten war, so die These, ein »Idealselbst« (ein Begriff aus der Entwicklungspsychologie). Dieses beschreibt eine Projektion des eigenen Selbst in die Zukunft, die bei den Interviewten eng an den Begriff »Diener der Gesellschaft« geknüpft war. Ein Idealselbst zu entwerfen, impliziert die Fähigkeit, eine identitäre Kohärenz zwischen Gegenwart und Zukunft zu imaginieren. Angesichts gewaltbezogener Erfahrungen könnte man vermuten, dass diese Fähigkeit durch Traumata blockiert wäre. Dies ließ sich den Erzählungen der Jugendlichen aber nicht entnehmen. Zudem kann die Vorstellung einer friedlichen und sicheren Zukunft nicht nur Hoffnungsträger/Ressource und identitätsstiftendes Moment sein, sondern auch der erste Schritt zur Realisierung friedlich motivierten Handelns. So wurden beispielsweise Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und der ethnischen Zugehörigkeit sowie Korruption bei den Interviewten oft kritisiert. Deutlich wurde zudem, dass sich die Jugendlichen in einem Spannungsfeld bewegen: zwischen der Bewahrung traditioneller Werte und Biografieverläufe und dem gesellschaftlichen Auftrag, das Land in eine neue Zukunft zu führen, die sich an westlichen Werten und Entwicklungsmodellen orientiert. Für sie gilt es, in der eigenen Lebenswelt und im Identitätsfindungsprozess die Spannung auszuhandeln und auszuhalten, die zwischen diesen Welten besteht. Hervorzuheben ist, dass die Jugendlichen dabei stets eingebunden sind in die intergenerativen Strukturen, die sie zugunsten ihrer Identitätsentwürfe zu beugen versuchen. Dem folgend reinterpretieren die Interviewten soziokulturelle Bedeutungs- und Symbolsysteme, um inmitten der Ambivalenz eine Kohärenz ihrer Lebensrealität zu schaffen.

Diese Arbeit bietet eine Sicht auf Jugendliche als aktive Akteure im Friedensprozess, die Strategien und Deutungsmuster schaffen, die ihnen die (graduelle) Umgestaltung ihrer prekären Lebensumstände ermöglicht. Dabei sollte nicht eine resilienz- und ressourcenorientierte Perspektive gestärkt werden, die sich an der neoliberalen Selbsteffizienz orientiert, sondern es sollte herausgearbeitet werden, inwieweit diese Narrative ein in einem Sinnsystem eingebettetes Leben ermöglichen, das Anschlussfähigkeit für die imaginierte Zukunft besitzt, und inwieweit sich daran ein Handeln und Denken ausrichtet, das in seinem Kern die Entstehung einer friedlicheren Gesellschaft ermöglichen will.

Ulrike Auge ist M.A. Sozial und Kulturanthropologie und B.A. Psychologie und studiert zurzeit im Masterstudiengang Psychologie. Sie legte ihren Master in Sozial- und Kulturanthropologie an der Freien Universität Berlin und ihre Bachelor in Psychologie an der International Psychoanalytic University in Berlin ab. Ihre Bachelorarbeit » Adoleszenz in Afghanistan – Die Ausdeutung adoleszenter Möglichkeitsräume in Afghanistan« wurde im Juni 2018 mit einem »Honorable Mention« des Gert-Sommer-Preises ausgezeichnet.

Wenn sich Konflikt- und Friedenssprache treffen

von Sofia Krüger

1998 beendete das Karfreitagsabkommen den Nordirlandkonflikt, welcher primär mit Auseinandersetzungen zwischen Protestant*innen und Katholik*innen assoziiert wird. Trotz der religiösen Konnotation des Konflikts, der zentralen gesellschaftlichen Bedeutung von Religion und der weitverbreiteten Kritik, die Kirchen seien passive Friedensakteurinnen gewesen, fehlt in der bisherigen Forschungslandschaft eine analytische Auseinandersetzung mit dem Verhalten der nordirischen Kirchen in Konflikt- und Friedenszeiten (Brewer et al. 2011). Diese Forschungslücke schließend, ging meine Masterarbeit der Frage nach, ob die drei größten protestantischen Kirchen – die Church of Ireland, die Methodistische Kirche und die Presbyterianische Kirche – mutig genug waren, den Delegitimierungsbestrebungen des Friedensprozesses durch die radikal-konservative Democratic Unionist Party (DUP) entgegenzutreten.

Zur Beantwortung meiner Fragestellung stützte ich mein methodisches Vorgehen auf Arbeiten der Bewegungsforschung und der politischen Psychologie. Gemäß Ersterer formulieren Anführer*innen sozialer Bewegungen ihre Anliegen rhetorisch strategisch, um diese durchzusetzen und Mitstreiter*innen zu mobilisieren („framing“, Benford/Snow 2000). Ergänzend dazu verweist Daniel Bar-Tal (2013) darauf, dass sich in lang andauernden Konflikten ein „Konfliktethos“ entwickelt, ein Bewältigungsmechanismus für erfahrenes Leid, welches sich auch in Sprache ausdrückt. Gerade die Darstellung der Ziele der eigenen Gruppe als nicht verhandelbar, die Überzeugung eigener moralischer Überlegenheit und die Delegitimierung des »Anderen« tragen zur Resistenz des Konfliktethos bei. Um einen Friedensprozess anzustoßen, muss das Konflikt- durch ein Friedensethos ersetzt werden. Dieses bietet u.a. neue Interpretationen der Konfliktziele, der Beziehungen zur Feindesgruppe und der Ausgestaltung von Frieden an (Bar-Tal 2013). Hierauf aufbauend entwickelte ich Indikatoren für beide Ethos, wobei das Friedensethos für mich den Counterframe – das Gegenargument – zum Konfliktethos darstellte. Anschließend kodierte ich mit einer Textanalysesoftware Aussagen der DUP und der protestantischen Kirchen zum Friedensprozess für den Zeitraum von Januar bis Mai 1998 in über 100 Zeitungsartikeln dreier nordirischer Zeitungen.

Meine Ergebnisse zeigen, dass die protestantischen Kirchen einen friedensethischen Counterframe vorantrieben, gezielt auf die Misstrauensrhetorik der DUP reagierten und diese kritisierten. Die Kirchen legitimierten den Friedensprozess und das Karfreitagsabkommen als Weg in eine friedliche Zukunft, gestanden eigene Fehler ein, plädierten für die Inklusion von Sinn Féin – dem politischen Erzfeind der DUP – in die Friedensverhandlungen und hoben Gemeinsamkeiten mit der katholischen/republikanischen Gemeinschaft hervor. Schließlich betonten alle Kirchenoberhäupter, dass das Friedensabkommen allein nicht zur Überwindung alter Feindschaften beitragen werde, indem sie die Notwendigkeit der Bereitschaft hervorhoben, schmerzhafte Kompromisse zu akzeptieren. So minimierten die Kirchen überhöhte Erwartungshaltungen bezüglich des Karfreitagsabkommens und verdeutlichten, dass jede*r in der Verantwortung war, sich für ein friedvolles Miteinander einzusetzen und beanspruchte Opferrollen zu überdenken. Für die Kirchen war diese eindeutige Positionierung keinesfalls trivial, da sie sich öffentlich stark gegen jahrhundertealte Segregationstendenzen wandten und Einheit statt Unterschiede betonten – ein Verhalten, das manchen sicherlich befremdlich sowie bedrohlich erschien. Somit setzten sich die protestantischen Kirchen für ein weites Verständnis von Frieden ein, das dessen Prozesshaftigkeit und den »Anderen« als legitimen Bestandteil der nordirischen Gesellschaft anerkannte.

Meine Arbeit schließt Forschungslücken und eröffnet neue Forschungsfelder. Sie zeigt, dass die Passivitätsannahme der Kirchen hinterfragt werden muss. Gleichermaßen wirft sie jedoch die Frage auf, ab wann ein friedensethischer Counterframe stark genug ist, um nachhaltig Verhaltensänderungen zu erzielen – eine Frage, die insbesondere durch den Brexit an Bedeutung gewonnen hat.

Literatur:

Bar-Tal, D. (2013): Intractable Conflicts – Socio-Psychological Foundations and Dynamics. Cambridge University Press: New York.

Benford, R.D.; Snow, D.A. (2000): Framing Processes and Social Movements – An Overview and Assessment. Annual Review of Sociology, No. 26, S. 611-639.

Brewer, J.D.; Higgins, G.I.; Teeney, F. (2011): Religion, Civil Society, and Peace in Northern Ireland. Oxford University Press: Oxford, New York.

Sofia Krüger ist Angestellte der Kinder- und Jugendförderung Ostfildern, eine Einrichtung des Kreisjugendring Esslingen e.V. Sie legte ihren Master in Friedensforschung und Internationaler Politik an der Eberhard Karls Universität Tübingen zum Thema »Countering the Northern Irish ‘Ethos of Conflict’ with an ‘Ethos of ­Peace’? The Protestant Churches in Northern ­Ireland and their Counterframing Activity during the Peace Process between January and May 1998« ab. Im Juni 2018 wurde ihre Arbeit mit einem »Honorable Mention« des Gert-Sommer-Preises ausgezeichnet.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2018/3 Gender im Visier, Seite 52–55