W&F 2004/3

Gewaltfrei erfolgreicher als bewaffneter Kampf

Neue Bedingungen für zivilen Widerstand

von Jørgen Johansen

Wenn über gewaltfreie Aktionen diskutiert wird, spielt die Lehre Gandhis eine herausragende Rolle. Auch Jørgen Johansen betont die Rolle Gandhis bei der Herausbildung der Theorie des zivilen Widerstands. Zugleich legt er aber großen Wert auf die Beachtung der Weiterbildung der Theorie. Er kommt zu der Feststellung, dass es längst nicht mehr notwendig ist alle Argumente auf Gandhi und andere Ereignisse aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg zu stützen. Er geht ein auf zahlreiche Fälle von zivilen Widerstand in verschiedenen Ländern und Kultur in den letzten 30 Jahren, die für die gegenwärtige Debatte relevanter sind: Beispiele zivilen Widerstands, die zusammengefasst erfolgreicher waren als der bewaffnete Kampf um gesellschaftliche Veränderungen.

Als Gandhi in seinem Artikel »The Benefits of Passive Resistance«1 1907 das Konzept des passiven Widerstandes erstmalig verwendete, war ihm sicherlich nicht klar, wie sich dieses Konzept über die Jahre hinweg entwickeln würde. Gandhi war natürlich nicht der Erste, der die Methoden oder eine Begrifflichkeit für gewaltfreie Aktionen verwendete, aber seine Entwicklung von Vokabular und Methoden hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten. Wer nach einem kurzen Überblick über die Geschichte von Gewaltfreiheit und zivilem Widerstand sucht, dem seien die Arbeiten von Randle (1994), Sharp (1973) und Powers (1997) empfohlen.

Der Inhalt wie auch der Kontext organisierter Anwendung gewaltfreier Mittel in sozialen Auseinandersetzungen hat sich über die Zeit verändert. In einem Artikel in »Indian Opinion« verwendete Gandhi das Beispiel von Sinn Fein in Irland als Beispiel einer Bewegung, die dabei sei, von gewaltsamen zu gewaltlosen Mitteln überzugehen. Gandhis Kampf in Südafrika suchte nach inspirierenden Beispielen und Gandhi schaute sich nach empirischen Fällen um, auf die er seine kommenden »Experimente« stützen konnte. Später hat Gandhi das Konzept des passiven Widerstandes wegen dem negativen und in die Irre führenden ersten Teil des Begriffes aufgegeben. Um sich von dem Eindruck der Passivität zu distanzieren, führte er den Begriff der Satyagraha ein, der eine Verbindung der beiden Sanskrit Wörter Wahrheit und Kraft (force) ist. Leute wie Martin Luther King sprachen oft von »militant nonviolence« (militanter Gewaltfreiheit) und »nonviolent resistance« (gewaltfreiem Widerstand) (Riches 1997). In den meisten dieser Fälle wurden diese Konzepte von AktivistInnen in Bewegungen für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte benutzt. Diese Bewegungen richteten sich vor allem gegen die eigene Regierung, für Reformen in den eigenen Staaten. In den späten sechziger Jahren diskutierten mehr und mehr Menschen die Verwendung gewaltfreier Mittel als Alternative zu Militarismus und staatlicher Verteidigung. Diese Ideen waren nicht neu, aber sie gewannen angesichts des nuklearen Wettrüsten zwischen Ost und West neue Energie. Es wuchs der Teil der Bewegung, der die Tradition gewaltfreier Methoden modernisieren und ausweiten wollten.

Verschiedene Kontexte

Auch heute finden sich gewaltfreie Mittel in vielen verschiedenen Kontexten und Situationen, und die Terminologie verändert sich von Fall zu Fall, von Land zu Land, von Kultur zu Kultur. »Civil resistance« bedeutete bei den britischen PazifistInnen in der Mitte der siebziger Jahre etwas anders als die »resistencia civil« (beides »ziviler Widerstand«) in Kolumbien 2004. Ich kann darauf hier nicht näher eingehen, das Beispiel weist aber darauf hin, dass es viele verschiedene Ansichten darüber gibt, was ziviler Widerstand ist. Ziel dieses Artikels ist es auch nicht, zivilen Widerstand in einem bestimmten nationalen oder regionalen Kontext zu diskutieren. Es geht vielmehr darum, einige allgemeine Beobachtungen aus verschiedenen Teilen der Welt darzustellen und dabei der Frage nachzugehen, wie der zivile Widerstand insgesamt gefördert oder weiterentwickelt werden kann. Einige Punkte sind für manche Weltgegenden relevanter als für andere, aber sie alle haben einige allgemeine Implikationen.

Landesverteidigung

Die Militärs haben heute einiges mit denjenigen gemeinsam, die zivilen Widerstand als Ersatz (oder in einigen Fällen als Ergänzung) zur Landesverteidigung propagieren. Viele Verteidigungsministerien sehen sich in jüngster Zeit größeren Schwierigkeiten als je zuvor gegenüber, ihren Haushalt zu rechtfertigen. Seit dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums und dem damit verbundenen Wandel – weg von internationalen Kriegen hin zu innerstaatlichen Kriegen – ist es in einer Anzahl von Staaten immer schwieriger geworden, riesige Verteidigungsetats zu begründen. Auf lange Sicht hin braucht man dafür einen realistischen Feind. Um ihre Existenz zu rechtfertigen setzen deshalb immer mehr Militärs gegenwärtig auf internationale friedenserhaltende oder -erzwingende Aufgaben. (Siehe dazu auch: Woodhouse 1991; Woodhouse and Ramsbotham 2000, Holzgrefe and Keohane 2003 und Rauchhaus 2001).

Zur gleichen Zeit sehen wir, wie sich ein vergleichbares Problem jenen stellt, die gewaltfreie Alternativen zu militärischer Verteidigung befürworten. Wenn es keine Feinde gibt, wozu brauchen wir dann eine Verteidigung? Einige der ersten, die frühe Modelle gewaltfreier Alternativen vorstellten, sind Roberts (1965; 1967 und 1969), Ebert (1981), Galtung (1959; 1975), King Hall und Boserup/Mack (1974). Der bekannteste und »nachhaltigste« unter den Vertretern dieser Alternativen ist Gene Sharp. Er hat den Begriff der »Civilian-based Defence« (CBD) (im Deutschen »Soziale Verteidigung«) eingeführt und über eine Zahl von Büchern hin sowohl das Modell wie Ideen entwickelt, wie und warum Soziale Verteidigung eingeführt werden könnte. (Sharp 1985; Sharp and Jenkins 1990). Trotz der Tatsache, dass dieses Modell kostengünstiger ist als das militärische (Sharp and Jenkins 1992), steht es unter Rechtfertigungsbedarf. Sharp war gelegentlich darin erfolgreich, seine Ideen auf staatlicher Ebene darstellen zu dürfen. Verteidigungsminister in den Baltischen Staaten und Zentral-Ost-Europa zeigten Interesse, aber auf längere Sicht wurde wenig oder gar nichts umgesetzt. Adam Roberts machte ähnliche Erfahrungen im Schweden der siebziger Jahre. (Roberts 1972; Roberts 1976; Roberts and Gripstad 1976). Heute besteht geringes Interesse an Landesverteidigung im Allgemeinen, egal welche Mittel wir diskutieren. Diese Tendenz ist offensichtlich in Europa, von einigen Ausnahmen abgesehen, handelt es sich aber um einen globalen Trend. Deshalb ist es auch schwer, auf die Landesverteidigung bezogen Interesse zu wecken für die verschiedenen Modellen von zivilem Widerstand und sozialer Verteidigung.

Ausnahme Palästina

Die einzige Ausnahme, die mir bewusst ist, ist Palästina. Dort gibt es im Moment zwei relative große Projekte, die eine gewaltfreie Intifada zu befördern suchen. Eines von ihnen ist im Moment mitten in der Phase praktischen Trainings. Der Grund, warum diese Ideen im Nahen Osten wachsen, ist wahrscheinlich eine Kombination der wachsenden Einsicht bei Palästinensern, dass Sharon von den gewaltsamen Aktionen (Selbstmordattentätern) abhängig ist, um die massive Gewaltanwendung der Israelischen Streitkräfte zu rechtfertigen. Ohne »Terroristen« würde die Welt vermutlich noch heftiger gegen die israelische Gewalt in diesem extrem asymmetrischen Konflikt reagieren. Eine der aktivsten Gruppen in diesen Projekten ist die Middle East Nonviolence & Democracy (MEND).2

Revolutionäre Bewegungen

Auf weltweiter Ebene hat es in den letzten fünfundzwanzig Jahren eine recht eindrucksvolle Zahl von sozialen/politischen Bewegungen gegeben, die erfolgreich gewaltfreie Mittel angewendet haben. Nur wenige von ihnen benutzen allerdings selbst den Begriff des zivilen Widerstandes. Was ich im folgenden als revolutionäre Bewegungen bezeichne, war vor allem seit Ende der siebziger Jahre erfolgreich.

Ein paar Worte zu der Terminologie: Unter Revolution verstehe ich einen nicht verfassungskonformen Regimewechsel von unten. Diese Definition schließt alle Wandelprozesse aus, in denen die Regeln der Verfassung befolgt wurden, und auch alle Formen von Staatsstreichen durch Eliten. Sie sagt nichts darüber aus, was einem Regimewechsel folgt oder ob diejenigen, die die Revolution durchführten, erreichten, was sie wollten und erwarteten. Diese Konflikte sind natürlich extrem komplex. Die Zahl der Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen, ist hoch. Manche Faktoren und Akteure sind externe, andere sind intern. Manche Faktoren sind notwendig für das Ergebnis, andere nicht so sehr. Wahrscheinlich ist keiner von ihnen alleine hinreichend für den Wandel. Die Diskussion verschiedener Faktoren und ihrer Bedeutung wird von Grix in dem Buch »The Role of the masses in the collapse of the GDR« (Grix 2000) vorgenommen und seine Analysen des Falles Ostdeutschlands hat eine allgemeinere Relevanz für ähnliche Fälle. Die Anwendung massiver Gewaltfreiheit ist sicherlich ein Aspekt, der eine wichtige Rolle in diesen Fällen spielt. Vielleicht ist es der einzige Faktor, der in manchen Fällen ausreichte, um einen Regimewechsel zu realisieren. Aber die anderen Dinge, die für Revolutionen wichtig sind, sind ökonomische Bedingungen, internationale Diplomatie, kulturelles Erbe, religiöse Faktoren, und die Möglichkeit für verschiedene soziopolitische Klassen, sich zusammenzuschließen.

Was akademische Studien angeht, so scheinen diese revolutionären Bewegungen zu einem gewissen Grad zwischen zwei Stühle zu fallen. Sie stehen nicht im Mittelpunkt des Interesses derjenigen, die Revolutionen studieren und sie werden von denjenigen, die soziale Bewegungen studieren, nicht ernst genommen. Die erste Kategorie hat die Tendenz, sich nur jene Fälle anzusehen, bei denen gewaltsame Mittel dominierten. Die anderen haben sich auf Bewegungen mit weniger revolutionären Zielen konzentriert. Die neuen globalisierungskritischen Bewegungen sind typische Fälle für diese Studien. Ich komme später auf diese Bewegungen zurück.

Hier ist nicht der Platz, eine komplette Liste und tiefreichende Analysen dieser Fälle anzustellen, aber ich möchte ein paar Beispiele aufführen, um zu zeigen, wo ziviler Widerstand in jüngerer Zeit erfolgreich war. Dies ist auch ein Feld, auf dem ich große Möglichkeiten für zivilen Widerstand in den kommenden Jahren sehe.

Gewaltfreie Revolutionen

Im Iran 1979 war der Schah gezwungen, nach einem Volksaufstand zurückzutreten. Es war das Jahr nach dem Beginn der Solidarnosc Bewegung in Polen. Sieben Jahre später brach dort das kommunistische Regime zusammen und Lech Walesa wurde zum Präsidenten gewählt. 1982 musste die Militärdiktatur in Bolivien nach einem Generalstreik und massiven Protesten in vielen Teilen des Landes zurücktreten. In den Philippinen sahen wir das Entstehen von »People Power«, als Corazon Aquino Präsident Markos nach einer Wahl damit konfrontierte, dass es Wahlfälschungen gegeben habe, um ihn an der Macht zu halten. 1989 beseitigte die »Samtene Revolution« in der Tschechoslowakei das kommunistische Regime und frühere Aktivisten der Charta 77 bildeten eine neue Regierung. Die Berliner Mauer fiel und Ostdeutschland war für kurze Zeit ein unabhängiger Staat. Die »Welle« unbewaffneter Aufstände schloss Ungarn und Bulgarien ein. 1991 war das Jahr, als die Sowjetunion in 16 neue Staaten zerfiel. In den drei baltischen Staaten setzten große Volksbewegungen eine Zahl verschiedener gewaltloser Techniken und Strategien ein, um ihre Unabhängigkeit zu erlangen. Südafrika befreite sich 1993-94 von dem Apartheitregime nach Jahren vorrangig gewaltlosem Kampfes. 1998/99 musste Suharto seine Diktatur in Indonesien nach Monaten unbewaffneter Aufstände vor allem in den großen Städten aufgeben. Der NATO gelang es nicht, Milosevic durch massive Bombardierungen zu stürzen, aber massive Proteste zwangen ihn am 5. Oktober 2000, seine Macht aufzugeben. Dies war ein Jahr, nachdem wir eine weitere friedliche Revolutionen in den Philippinen beobachten konnten, die als die »SMS-Revolution« bezeichnet wurde. Sie bekam ihren Namen aufgrund der Verwendung von Handys bei der Mobilisierung für Demonstrationen. 2002 sah einen unbewaffneten Regimewechsel in Madagaskar. Und im November 2003 wurde Georgien das jüngste Beispiel eines Regimewechsels nach massiven Demonstrationen auf den Straßen Tbilisis.

Dies Fälle können als Beispiele zivilen Widerstandes oder vielleicht sogar gewaltfreier Revolutionen klassifiziert werden. (Zum Begriff »Ziviler Widerstand« siehe u.a.: Gregg and Temple 1960; Dellinger 1971; Merton and Zahn 1980; Muller 1981; Fahey and Armstrong 1987; Holmes 1990; Bleiker 1993; Sâemelin 1993; Ackerman and Kruegler 1994; Burrowes 1996; Ackerman and DuVall 2000; Randle 2002; Zinn 2002; Martin and Varney 2003).

Dies ist eine beeindruckende Liste von Fällen, in denen gewaltlose Mittel eingesetzt wurden, um Regime zu beseitigen. Wie oben gesagt, will ich nicht auf die komplexe Frage des »Was dann geschah« eingehen, aber ich möchte festhalten, dass ohne jeden Zweifel in den letzten drei Jahrzehnten die Verwendung gewaltfreier Mittel erfolgreicher war als bewaffnete Versuche, Regime zu stürzen. Es scheint heute recht gute Bedingungen für zivilen Widerstand zu geben und es gibt keinen Grund, warum diese Bedingungen sich in der Zukunft verschlechtern sollten. Im Gegenteil, ich habe ein starkes und weiter anwachsendes Interesse am zivilen Widerstand beobachten können, selbst bei Vertretern von Bewegungen, die bislang bewaffnete Mittel in ihrem Kampf einsetzen. Ich erlebe viele Menschen, die mehr darüber wissen wollen, wie es in den oben erwähnten Beispielen gelang, das alte System zu entfernen, die Fragen stellen nach der Organisation, nach Vorbereitung und Training

Bei der Propagierung des zivilern Widerstands ist es nicht länger notwendig, alle Argumente auf Gandhi und andere Fälle aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg zu stützen. Moderne Fälle sind relevanter, kommen aus verschiedenen Ländern und Kulturen und sie sind derzeitig die erfolgreichsten.

Die neuen globalen Bewegungen

Die Bewegungen, die Elementen im sogenannten Globalisierungsprozess kritisch gegenüberstehen, wachsen. Das »Sozialforums«-Konzept weitet sich aus und greift mehr und mehr Themen auf. Die Foren haben einen sehr klaren Grundsatz gegen die Anwendung von Gewalt in ihrem Kampf, aber sie sind sehr vage in Bezug auf die Frage, wie gearbeitet werden soll (Sen, Anand et al. 2004). Es gibt eine Tendenz, frühere Erfolge zu kopieren oder zumindest das »Wie« weniger ernst zu nehmen als das »Was«. Viele von ihnen haben relativ unreflektierte Vorstellungen über traditionelle politische Arbeit, die sich darauf konzentriert, im öffentlichen Raum sichtbar zu sein. Mehr Wissen über die Geschichte zivilen Widerstandes und der Gewaltfreiheit könnte das strategische Denken in diesen Bewegungen positiv beeinflussen.

In den Sozialforen kann man leicht einige der Gandhianischen Elemente gewaltfreien Kampfes identifizieren. Die traditionellen Mittel der Nicht-Zusammenarbeit werden verbunden mit dem, was Gandhi »konstruktive Arbeit« nannte. Zusätzlich zum Protest gegen das, was sie ablehnen, konzentrieren sie sich auf ihre eigenen Alternativen. Die Weltsozialforen finden seit vier Jahren statt. Sie begannen als Alternative zu dem Weltwirtschaftsforum, das jeden Januar in Davos abgehalten wird. Nachdem die Medien die Proteste in Seattle fälschlich als »hauptsächlich Steine werfende Massen« beschrieben, beschlossen die Initiatoren der Sozialforen, ihre Treffen zeitlich parallel zu den Weltwirtschaftsforen abzuhalten, aber auf der anderen Seite der Erdkugel. Sie ersetzten »wirtschaftlich« durch »sozial« und schafften es auf diesem Wege, Konfrontationen zu vermeiden und den Fokus von der Frage des Geldes auf die der sozialen Folgen des neoliberalen Wirtschaftssystems zu lenken.

Die Weltsozialforen erleben in diesen Tagen wichtige Diskussionen über ihren Zweck, die Strategie und das Organisationsmodell. Viele wollen von Worten zur Aktion übergehen, während andere die Hauptaufgabe in einem Treffpunkt oder »Schmelztiegel« für Ideen und Inspiration sehen. Diese wichtigen Diskussionen im Weltsozialforum (und anderen lokalen und regionalen Sozialforen) würden von einem ernsthaften Element gewaltfreier Strategien profitieren. Mit anderen Worten: Hier wachsen die Möglichkeiten für ein neues Interesse an zivilen Widerstand. Sie sind recht gut bei der Mobilisierung, wie wir am 15. Februar 2003 sahen, aber schwach bei der Organisation. Diesen relativ neuen Bewegungen fehlt es an Wissen, wie frühere erfolgreiche gewaltfreie Bewegungen gearbeitet und sich selbst organisiert haben. Der Kampf gegen die Sklaverei hatte nicht nur deshalb Erfolg, weil er Massen mobilisierte. Die Arbeiterbewegung hätte nie Erfolg gehabt, wenn sie nur Demonstrationszüge am 1. Mai durchgeführt hätte. Die Frauenbewegung arbeitete hart zwischen den Demos zum 8. März. Hier möchte ich argumentieren, dass ziviler Widerstand, der gut organisiert und vorbereitet wird, eine große Wirkung haben kann.

Literatur

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Boserup, A. and A. Mack (1974): War without weapons: non-violence in national defence. London, Francis Pinter (Publishers) Ltd.

Burrowes, R. J. (1996): The strategy of nonviolent defense: a Gandhian approach. Albany, State University of New York Press.

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Dellinger, D. (1971): Revolutionary nonviolence: essays. Garden City, N.Y.

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Woodhouse, T. (1991): Peacemaking in a troubled world. New York, Berg: Distributed exclusively in the US and Canada by St. Martin‘s Press.

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Zinn, H. (2002): The power of nonviolence: writings by advocates of peace. Boston, Mass., Beacon Press.

Anmerkungen

1) Übersetzt: Die Vorteile passiven Widerstands. Siehe: The Collected Works of Mahatma Gandhi Volume VII page 183

2) Informationen über MEND finden sich unter: http://www.mend-pal.org/

Jørgen Johansen ist langjähriger Aktivist in den gewaltfreien Bewegungen und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Centre for Peace Studies, University of Tromsoe ( CPS), des Peace and Development Institute, Gothenburg University (PADRIGU), der Transcend Peace University (TPU) und der Transnational Foundation for Peace and Future Research (TFF). Er lebt in Schweden und Norwegen.
Übersetzung Christine Schweitzer

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2004/3 Ziviler Widerstand, Seite