Hiroshima und Nagasaki
Die Zerstörung der Städte und die Formen der Erinnerung in Japan
von Wolfgang Schwentker
Am Morgen des 6. August 1945 warf eine B-29 der amerikanischen Luftwaffe die erste Atombombe über Hiroshima ab. In Bruchteilen von Sekunden verwandelten eine gewaltige Explosion etwa 500 Meter über dem Erdboden und die unmittelbar folgenden Hitzewellen die Stadt mit ihren 350.000 Einwohnern in ein Inferno.1
Augenzeugenberichte, die versuchen, das Unvorstellbare in Worte zu fassen, ja selbst später veröffentlichte Photographien geben uns heute ein nur unvollkommenes Bild des Grauens. Die genaue Zahl der Opfer am Tag des Abwurfs ist unbekannt. Bis heute wird darüber viel spekuliert. Sicher wissen wir nur, daß bis Ende 1945 ca. 140.000 Menschen an den Folgen der Atombombenexplosion starben; bis zum Jahre 1950 waren es etwa 200.000 Menschen. Die Stadt selbst wurde nahezu völlig verwüstet; 90<0> <>% aller Gebäude wurden im Umkreis von 13 Quadratkilometern infolge der Explosion zerrissen oder gingen in den folgenden Stunden in Flammen auf. Die Infrastruktur der Stadt war vollkommen zerstört. Wer in dieser atomaren Apokalypse die ersten Stunden überlebt hatte oder gar unverletzt geblieben war, versuchte aus der Stadt zu kommen. Jene, die sich in der Nähe des Epizentrums aufgehalten hatten, blieben zurück, die meisten tot oder schwer verletzt und hilflos, Opfer von Verbrennungen und Verstrahlungen.2
In Tokio machte man sich unterdessen Sorgen um die Stellung des Tenno und das japanische »Nationalwesen« (kokutai) für den Fall, daß Japan vor der Übermacht der alliierten Streitkräfte doch kapitulieren müßte.3 Der amerikanische Präsident Truman hatte es abgelehnt, der japanischen Regierung irgendwelche Garantien für den Fortbestand des Kaiserhauses zu geben, Kern und wichtigstes Symbol der nationalen Identität Japans. So mußten letzten Endes auch die Friedensangebote, die Tôkyo über die sowjetische Regierung lancieren wollte, wegen des Beharrens auf der Unantastbarkeit des Tenno erfolglos bleiben. Die Falken in der japanischen Regierung, allen voran die Spitzen von Flotte und Armee, wollten deshalb alles auf eine Karte setzen und glaubten, das Blatt doch noch wenden zu können.
Als die ersten Nachrichten über die Katastrophe aus Hiroshima eintrafen, wurden sie deshalb zunächst nur zögerlich und ungläubig aufgenommen. Man wußte noch zu wenig über die wirklichen Auswirkungen und einigte sich in der Öffentlichkeit auf die Sprachregelung, daß eine »neuartige Bombe« in Hiroshima beträchtlichen Schaden angerichtet habe. Die politischen Auswirkungen der Atombombe blieben also zunächst begrenzt; die japanische Regierung dachte zu diesem Zeitpunkt noch nicht daran, einzulenken und die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation anzunehmen. Immerhin entsandte man zwei Tage später Beobachter nach Hiroshima, um dem Verdacht nachzugehen, daß es sich bei der Bombe um eine Atombombe handeln könnte. Erst die Kriegserklärung der UdSSR an Japan am 8. August brachte Bewegung in die Verhandlungen, da nun das gefürchtete Schreckensgemälde einer möglichen kommunistischen Revolution und ein Sturz des Kaiserhauses konkretere Formen annahm.
In dieser Situation warf die amerikanische Luftwaffe am folgenden Tag, dem 9. August 1945, eine zweite Atombombe auf Nagasaki ab. Die Folgen für die Stadt und ihre Bewohner waren ähnlich verheerend.4 Von den etwa 270.000 Einwohnern kamen als Folge der ungeheuren Explosion und der Hitzewellen von mehreren tausend Grad ca. 70.000 Menschen um. In den nächsten fünf Jahren verdoppelte sich die Zahl der Opfer infolge der Strahlenerkrankungen. Die Überlebenden, die hibakusha, sollten wie ihre Leidensgenossen in Hiroshima noch auf Jahrzehnte von schweren Erkrankungen, genetischen Fehlentwicklungen bei ihren Nachkommen und seelischen Schmerzen gezeichnet sein. Wenn auch wegen der andersartigen geographischen Lage der Stadt mit ihren Hügelketten die Auswirkungen der Atombombe relativ begrenzter als in Hiroshima waren, so wurde aber auch hier die Infrastruktur der Stadt nahezu vollkommen zerstört. Auf einer Fläche von ca. 7 Quadratkilometern um das Epizentrum der Bombe wurde sämtliches Leben ausgelöscht und alle Gebäude wurden verwüstet.
Die Nachrichten vom Abwurf einer zweiten Atombombe auf Nagasaki haben auf die Beratungen der Regierung in Tokio am 9. August keinen sonderlich großen Einfluß gehabt. Von wesentlich größerer Bedeutung war, wie man dem Kriegseintritt der Sowjetunion begegnen könne und ob man eine Entscheidungsschlacht auf dem japanischen Festland suchen müsse. Nach stundenlangen, aber ergebnislosen Beratungen überließ man schließlich dem Tenno die letzte Entscheidung, wonach sich Japan am 10. August zu einer bedingten Annahme der Potsdamer Deklaration entschloß. Mit einer verklausulierten Garantie für den Fortbestand des japanischen Kaiserhauses kamen die Amerikaner dem Kriegsgegner dabei diplomatisch entgegen. Am 14. August war die Kapitulation beschlossene Sache. Sie war das Ergebnis eines diplomatischen Tauziehens zwischen den USA und Japan und eines „unübersichtlichen Palastspektakels“ (Wagner) in Tokio. Dahinter stand auf allen Seiten das Bemühen, die Sowjetunion aus Japan herauszuhalten. Der Abwurf der beiden Atombomben hat, entgegen den Erwartungen, die die amerikanische Administration mit dem militärischen Einsatz der Atombombe verband, im Entscheidungsprozeß der japanischen Regierung eine nur untergeordnete Rolle gespielt.5
Der Krieg war mit der Kapitulation Japans zu Ende gegangen. Am 15. August richtete sich der Tenno aus diesem Anlaß in einer Rundfunkansprache an die Bevölkerung, in der auch von den schrecklichen Auswirkungen der Atombombe die Rede war.6 Die Bewältigung der ungeheuer schwierigen Probleme, die sich aus der atomaren Zerstörung der Städte vor allem für die unmittelbar Betroffenen ergaben, nahm jetzt erst ihren Anfang. Damit eng verknüpft war die politische Behandlung der Atombombenfrage, im Innern wie nach außen. Sie ist bis heute in Japan höchst aktuell und umstritten. Dies zeigten in jüngster Zeit die scharfen Reaktionen auf die amerikanischen Planungen zur Herausgabe einer Briefmarke, mit der der Abwurf der Atombombe noch einmal gerechtfertigt werden sollte, oder die kühle Resonanz auf die amerikanische Diskussion über das Ausstellungsprojekt der »Smithonian Institution« in Washington. Wie läßt sich heute, 50 Jahre nach dem Abwurf der Atombomben, die sozial-psychologische Verarbeitung der Zerstörungen und Verletzungen nach 1945 beschreiben? Wie ist die Erinnerung an diese bislang einmaligen Vorgänge politisch organisiert, wie ist sie von verschiedenen Interessengruppen in Japan instrumentalisiert worden?7 Es gibt hier angesichts der Komplexität der zu erörternden Probleme keine griffigen Formeln, mit denen sich das Thema bündig ordnen ließe. Doch lassen sich in der Behandlung von Hiroshima und Nagasaki durch die Regierung und in der Öffentlichkeit drei Phasen unterscheiden, deren Zäsuren von äußeren Faktoren, insbesondere dem Verhältnis Japans zu den USA, und dem Wandel in der Bewertung des japanischen Verhaltens im Krieg vom Opfer (higaisha) zum Täter (kagaisha) bestimmt wurden.
Die erste Phase vom Kriegsende bis etwa Mitte der fünfziger Jahre umschließt den Wiederaufbau der zerstörten Städte unter den Bedingungen der amerikanischen Besatzung. Die zweite Periode reicht vom Widerstand der japanischen Friedensbewegung gegen die amerikanischen Atomtests im Pazifik nach 1955 bis in die siebziger Jahre, in denen sich in der Atomfrage Kritiker und politisches Establishment in zwei Lagern gegenüberstehen. In der dritten Phase ab etwa 1980 verschärft sich die Kritik an den damaligen Entscheidungen der USA für den Einsatz der Bombe vor dem Hintergrund eines neuen japanischen Nationalismus. Gleichzeitig kommt es auf Seiten der Linken zu einer stärkeren Thematisierung der Kriegsschuldfrage und angesichts der Würdigung der zahlreichen koreanischen Opfer zu einer Relativierung der These, daß Japan das „einzige und alleinige Opfer der Atombomben“ („Nihon wa yuiitsu no hibaku kuni“) sei.8
Das Schicksal der Überlebenden
Nur wenige Wochen blieben den Japanern Zeit, sich an die Tatsache zu gewöhnen, daß ihr Land bald von fremden Truppen besetzt werden würde. Die japanische Übergangsregierung protestierte zwar noch nach der Kapitulation über diplomatische Kanäle in der Schweiz gegen die Anwendung atomarer Waffen, doch fand ihre Note im Taumel des Zusammenbruchs selbst in Japan keinen Widerhall. Es waren ja nicht nur Hiroshima und Nagasaki im August 1945 vollkommen zerstört, auch andere japanische Großstädte waren seit dem Frühjahr Ziel strategischer Flächenbombardements amerikanischer Flugzeuge gewesen. Am 10. März 1945 hatten Angriffe auf die japanische Hauptstadt mehr als 80.000 Menschenleben gefordert. Anderen Städten mit ihren Bewohnern war es ähnlich ergangen. Die Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und Strom war deshalb in weiten Teilen des Landes zusammengebrochen. Jeder kämpfte um das eigene Überleben und versuchte, sich und die eigene Familie in den ersten Monaten nach Kriegsende durchzubringen. An das besondere Schicksal der Atombombenopfer in Hiroshima und Nagasaki dachten in dieser Situation nur wenige. Für die beiden betroffenen Städte kam erschwerend hinzu, daß der »Supreme Commander of the Allied Powers« (SCAP) unmittelbar nach der Besetzung Japans am 10. September 1945 eine Verfügung erließ, die Presse und Radio unter die Zensur der Besatzungsbehörden stellte und ihnen auferlegte, sich jeder Kritik, die die Autorität der Besatzer untergraben könnte, zu enthalten.9 Dies betraf auch alle Berichte und Kommentare über die Folgen der atomaren Bombardierung.
Wie ernst es den Amerikanern mit diesem Erlaß war, bekamen auch westliche Journalisten zu spüren. Der australische Journalist Wilfried Burchett, der für den »London Daily Express« schrieb, hatte sich noch im August auf eigene Faust nach Westjapan durchgeschlagen und im September den ersten Bericht über die Verwüstungen in den Westen telegraphiert, zum Ärger der amerikanischen Behörden, die daraufhin allen westlichen Journalisten fürs erste den Zugang zu Hiroshima und Nagasaki verwehrten. Die Berichte der japanischen Journalisten wurden zensiert oder für mehrere Jahre zurückgehalten. Dies galt insbesondere für Berichte über die unzureichende medizinische und sozialpsychologische Betreuung der Überlebenden. Zwar wurde japanischen Wissenschaftlern gestattet, in beiden Städten Untersuchungen anzustellen. Die Ergebnisse der Kommissionen wurden jedoch konfisziert, ebenso das von den wissenschaftlichen Teams hergestellte Filmmaterial. Es wurde in die USA verbracht und blieb dort über 25 Jahre unter Verschluß.
Auch literarische Zeugnisse, wie der Bericht des Arztes Nagai Takashi aus Nagasaki, fielen unter die Zensur. Sein Buch „Die Glocken von Nagasaki“ konnte 1947 erst erscheinen, nachdem ihm auf Anordnung der Besatzer ein Bericht über japanische Kriegsgreuel auf den Philippinen angehängt wurde, – ein erstes Beispiel für die Verknüpfung von Atombombenproblematik und Kriegsschuldfrage. Es wäre aber wohl verfehlt, diese Beobachtungen zum Anlaß zu nehmen, um von einer totalen Nachrichtensperre zu sprechen und die Verhältnisse unter amerikanischer Besatzung mit der Zeit vor dem Kriege zu vergleichen, wie dies einige japanische Autoren in der Vergangenheit getan haben.10 Immerhin konnte die berühmte Sammlung von Augenzeugenberichten von John Hersey, die die amerikanische Öffentlichkeit aufgewühlt hatte, 1949 in japanischer Übersetzung erscheinen.11
Der mangelhafte Fluß an Nachrichten und Hintergrundinformationen über die Folgewirkungen der atomaren Verwüstung machte es den betroffenen Bewohnern von Hiroshima und Nagasaki zusätzlich schwer, von seiten der Bevölkerung und der Regierung Unterstützung zu erhalten. Die Überlebenden blieben mit ihren Sorgen und Leiden in den ersten Jahren nach der Katastrophe weitgehend allein. Unrühmlich war vor allem die dilatorische Behandlung der Probleme durch die japanische Regierung und ihre nur schleppend arbeitende Bürokratie. So blieb die Hilfe, als sie am dringendsten benötigt wurde, aus. Das Gesetz zur Linderung der Kriegsopfer von 1942 lief im Oktober 1945 aus und wurde nicht verlängert. Bis 1957 mußten die Überlebenden, die hibakusha, die medizinische und soziale Versorgung aus eigenen Mitteln bestreiten oder waren, wenn sie dazu nicht in der Lage waren, auf die Hilfe ihrer Familien angewiesen. Viele Opfer fühlten sich noch zusätzlich durch die Behandlung der von der amerikanischen Regierung 1947 eingesetzten »Atomic Bomb Casualty Commission« (ABCC) gedemütigt. Sie führte als wissenschaftliche Untersuchungskommission mit den betroffenen Opfern zahlreiche Tests durch, ohne gleichzeitig medizinische Hilfeleistungen anzubieten. Einzig und allein die städtischen Behörden traten für die Versorgung der hibakusha ein; ohne ihr Engagement hätten viele nicht überlebt. Sie organisierten in den ersten Nachkriegsjahren die medizinische Grundversorgung mit eigenen Mitteln und unter äußeren Bedingungen, die keine Beschreibung wirklich erfassen kann. Die dramatische, ja bisweilen aussichtslose Lage der beiden Städte verbesserte sich erst ab Mai 1949, als sich das japanische Parlament nach großem Zögern zu einem Wiederaufbauprogramm für Hiroshima und Nagasaki entschloß. Hiroshima wurde zur »Gedenkstadt für den Frieden« und Nagasaki zur »Internationalen Stadt der Kultur« erkoren. In beiden Städten wurde mit dem Bau von Erinnerungsstätten, Mahnmalen und Museen begonnen. An einem der regelmäßig stattfindenden Gedenktage, am 6. August 1952, wurde der Gedenkstein für die Opfer der ersten Atombombe eingeweiht. Die Inschrift ist absichtlich vage formuliert und unterstreicht die Absicht von Regierung und Stadtverwaltung, Hiroshima zu einem universalen Symbol der Anti-Atom- und Friedensbewegung zu machen: „Laßt die Seelen hier in Frieden ruhen, damit sich das Unheil nie wieder wiederholt.“ 12
Auch in den fünfziger Jahren blieb die Lage der hibakusha unbefriedigend. Der Regierung lag nach 1950 eher an nationaler Friedenssymbolik. Außerdem war sie bestrebt, den wirtschaftlichen Aufbau mit einem Kernenergieprogramm zu betreiben, bei dem eine allzu kritische Haltung der Öffentlichkeit in der Atombombenfrage eher hinderlich gewesen wäre. Staatliche Hilfeleistungen kamen auch wegen der nur schwerfällig arbeitenden Bürokratie kaum voran. So lag die Last für den Wiederaufbau der zerstörten Städte weiterhin bei den lokalen Verwaltungen. Mit der Einrichtung spezieller Krankenhäuser und Rehabilitationszentren für die Atombombenopfer konnten die Leiden der Opfer zumindest gelindert werden. Private Hilfsorganisationen, Bürgergruppen und Ärzte wirkten an der Nachsorge mit. Doch auch sie konnten nicht verhindern, daß viele hibakusha bis weit in die sechziger Jahre in Baracken hausen mußten, in äußerst ärmlichen Verhältnissen lebten und manche wegen ihres Aussehens in die gesellschaftliche Isolierung getrieben wurden. Für viele Japaner galten sie, wie andere Behinderte auch, nach der shintoistischen Tradition als »unrein«. Man hielt sich lieber von ihnen fern und wirkte stattdessen am wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes mit. Darüber hinaus erinnerten die Atombombenopfer an die demütigende Niederlage von 1945. Dies war seit etwa 1960 dem neuen japanischen Selbstbewußtsein, das sich mit den wirtschaftlichen Erfolgen nach dem Korea-Krieg einstellte, eher abträglich. So gerieten die Opfer der Atombomben bei einem Großteil der Bevölkerung nahezu in Vergessenheit. Der Abschluß des Friedensvertrags von San Francisco, der Japan wieder in die Souveränität entließ – von den Kautelen der militärischen Geheimabmachungen abgesehen –, besiegelte die Hoffnung der hibakusha auf Entschädigungen von amerikanischer Seite. In Art. 19 des Vertrags verzichtete Japan ausdrücklich auf alle dahin gehenden Ansprüche, ohne zu diesem Zeitpunkt für die Betroffenen selbst Kompensationen in Aussicht zu stellen.
Aufarbeitung zwischen 1950 und 1980
Die Jahre 1952/54 bedeuteten bezüglich der Formen der Erinnerung in Japan an die atomare Katastrophe in zweifacher Hinsicht einen Wendepunkt. Mit Inkrafttreten des Friedensvertrags wurden auch die Zensurmaßnahmen hinfällig. Es kam in der Atombombenfrage in der Folge zu einer ganzen Reihe von Veröffentlichungen wissenschaftlicher und literarischer Art. In der bekannten Kulturzeitschrift »Chûô Kôron« publizierte Ibuse Masuji 1951 die Hiroshima-Erzählung „Kakitsubata“ („Die Schwertlilie“; dt. 1985). Im Jahre 1965 erschien sein bedeutender Roman „Kuroi ame“ („Schwarzer Regen“; dt. 1974). Bekannt wurden auch die Reportagen über die hibakusha aus der Feder des japanischen Nobelpreisträgers Oe Kenzaburô, die seit 1963 in der Zeitschrift »Sekai« erschienen waren und später in Buchform unter dem Titel „Hiroshima nôto“ (Hiroshima-Notizen) berühmt wurden. Das Thema der Atombomben kehrte mit diesen und anderen Publikationen wieder in die öffentlichen Debatten zurück.13
Befördert wurde diese Entwicklung von äußeren Ereignissen. Die atomare Aufrüstung der Großmächte als Folge des sich verschärfenden Kalten Krieges, der Korea-Krieg und der japanisch-amerikanische Sicherheitspakt hielten die Erinnerung an die nukleare Bedrohung wach. Einen Proteststurm entfachten in Japan 1954 die amerikanischen Tests mit Wasserstoffbomben auf dem Bikini-Atoll. Es kam dabei zur radioaktiven Verseuchung der Besatzung eines japanischen Fischkutters. Die Affäre um die »Daigo Fukuryû Maru« weitete sich schnell aus. Wieder waren Japaner Opfer der atomaren Experimente geworden. Dies gab Anlaß für die zahlenmäßige und organisatorische Stärkung der japanischen Anti-Atombewegung. Sie vereinigte binnen weniger Monate mehrere hunderttausend Anhänger in ihren Organisationen. Davon profitierten auch die Vereinigungen und Hilfsorganisationen der hibakusha, die sich 1956 zu einem Dachverband, der »Nihon Gensuibaku Higaisha Dantai Kyôgikai«, zusammenschlossen. In dieser Situation war in den japanischen Medien immer öfter von „Japan als alleinigem und einzigem Atombombenopfer“ die Rede. Die Formel diente den konservativen Kräften schnell dazu, die für die japanische Politik gegenüber den asiatischen Nachbarn unangenehmere Kriegsschuldfrage in den Hintergrund zu drängen.14 Der anti-amerikanische Akzent der japanischen Friedensbewegung, die Hiroshima und Nagasaki in den sechziger Jahren zu einem ihrer wichtigsten Themen machten, verschärfte sich noch im Zuge des amerikanischen Engagements in Vietnam. Der Anti-Amerikanismus führte in Japan die Friedensbewegung und die politische Linke zusammen. Gleichwohl konnte eine parteipolitische Aufspaltung der Anti-Atombewegung, an der sich auch viele hibakusha beteiligten, nicht verhindert werden. Das Thema ließ sich dafür zu leicht politisch für unterschiedliche Zwecke instrumentalisieren. Im Jahre 1966 wurde noch einmal ein Versuch unternommen, mit einem einigenden Appell gegen die atomare Aufrüstung und für eine staatliche Unterstützung der Atombom<>benopfer die verschiedenen Strömungen zusammenzuführen. Doch blieben diese Bemühungen letzten Endes ergebnislos.15
Die japanische Regierung geriet gleichwohl seit den scharfen Auseinandersetzungen um die Verlängerung des Sicherheitsvertrags Anfang der 1960er Jahre auch in der Atombombenfrage unter Druck. Schon im Gefolge der Kritik an den Testversuchen im Bikini-Atoll hatte sich Tôkyô veranlaßt gesehen, im Jahre 1957 ein spezielles Gesetz für die gesundheitliche Betreuung der hibakusha zu verabschieden. Weitere Fonds zur Unterstützung der Atombombenopfer wurden per Gesetz im Jahre 1968 ins Leben gerufen, nachdem der Tôkyôter Gerichtshof einer Klage auf Entschädigung mit dem Argument stattgegeben hatte, daß die japanische Regierung wegen ihrer Verantwortung für den Ausbruch des Krieges auch für seine Opfer aufkommen müsse.16 Man war um 1970 mit Blick auf die Festigung des transpazifischen Bündnisses mit den USA offiziell bemüht, die anti-amerikanischen Wogen nicht zu hoch schlagen zu lassen. In Meinungsumfragen zu den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki, die 1970 von der japanischen Zeitung »Mainichi Shimbun« durchgeführt wurden, zeigte sich, daß die ablehnende Haltung gegenüber den USA in der Atombombenfrage noch lange nicht abgebaut war. 40<0> <>% aller Befragten machten die amerikanische Regierung für den Abwurf der Bomben verantwortlich (in Hiroshima dagegen nur 21<0> <>%), für 19<0> <>% trug die japanische Militärregierung die Hauptverantwortung dafür, daß es zu dieser Katastrophe überhaupt kommen konnte.17 Die anti-amerikanischen Ressentiments wurden um 1970 noch zusätzlich dadurch verstärkt, daß bei entsprechenden Vergleichsumfragen in den USA 83<0> <>% der Befragten die Anwendung der Atombomben nicht bedauerten. Besonders scharf war die anti-amerikanische Grundstimmung in der jüngeren, erst nach dem Krieg geborenen Generation ausgeprägt. Mitte der siebziger Jahre hielt die Mehrzahl der japanischen Studenten von der sog. militärischen Rationalisierungsthese der Truman-Administration, wonach die Bomben dazu dienten, den Krieg möglichst schnell zu beenden, ganz wenig. Im Gegenteil, die meisten befragten Studenten erblickten in der Anwendung der Bomben ein gegen die Sowjetunion gerichtetes Instrument globaler Machtpolitik in der Anfangsphase des Kalten Krieges. Andere Gründe, die besonders von jüngeren Japanern in den Meinungsumfragen angegeben wurden, bezeichneten die Vermeidung von Verlusten auf amerikanischer Seite, die Beendigung des Krieges vor dem Kriegseintritt der UdSSR, die Rechtfertigung der immensen Kosten des Atomprogramms und schließlich die Revanche für den japanischen Überfall auf Pearl Harbor als Gründe für die atomare Bombardierung. Vorrangig wurde aber auch in den kommenden Jahren die »Atomic Diplomacy«-These des amerikanischen Historikers Gar Alperovitz genannt.18
Auch die japanischen Historiker sind dieser These, die vor Alperovitz in Japan schon durch die kritischen Publikationen des britischen Physikers P.M.S. Blackett verbreitet worden waren, weitgehend gefolgt. In einem bekannten Buch zur Geschichte der Shôwa-Zeit haben etwa Tôyama Shigeki und andere die These vertreten, daß der Abwurf der Atombomben nicht der letzte Akt des Zweiten Weltkriegs war, sondern die erste Operation im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion.19 Die Autoren der linksgerichteten »Rekishigaku Kenkyûkai« (Forschungsgesellschaft für Geschichtswissenschaft) gingen noch einen Schritt weiter und vertraten die Auffassung, daß 500.000 Menschen ohne Grund dem politischen Machtkalkül der USA geopfert wurden.20 Neuerdings fallen die Beurteilungen wieder etwas moderater aus, doch auch heute noch wird von führenden japanischen Historikern die These vertreten, daß die Entscheidung für den Abwurf der Atombomben in erster Linie aus den gegen die UdSSR gerichteten Planungen der Truman-Administration herausgewachsen sei.21
Diese Thesen der Fachwelt haben in den vergangenen Jahren über die Medien, die Schulbücher und die sehr einflußreichen Lehrerverbände eine starke Verbreitung erfahren und die japanische Erinnerung an Hiroshima und Nagasaki wesentlich geprägt. Ein Kommentator der Asahi Shimbun konnte 1975 vermerken, daß nunmehr allseits anerkannt sei, daß der wahre Grund für den Abwurf der Atombomben nicht in einer schnellen Beendigung des Krieges gelegen habe, sondern in der Einschüchterung der Sowjetunion.22 Diese Einschätzung, wenngleich weit verbreitet, ist denn doch wohl zu einseitig. Die Auffassungen zu Hiroshima und Nagasaki hängen heute auch in starkem Maße von der politischen Orientierung des einzelnen ab. So favorisierten 1980 selbst in der Stadt Hiroshima die Anhänger der konservativen Liberal-Demokratischen Partei die sog. militärische Option. Als Grund für den Abwurf der Bomben nannten 48<0> <>% der Befragten die schnelle Kapitulation Japans, 28<0> <>% verwiesen auf die Minimalisierung der Verluste für die amerikanische Seite, und nur 18<0> <>% rekurrierten auf das Weltmachtstreben der USA. Dagegen votierten 30<0> <>% der Anhänger der Kommunistischen Partei Japans und 25<0> <>% der Sozialisten für die geostrategische »Atomic-Diplomacy«-These.23 Signifikant ist für die retrospektive Wahrnehmung der Atombombenproblematik in Japan bei allen politischen Gruppierungen und durch die Generationen hindurch das zählebige, aber historisch falsche Argument, wonach die atomare Bombardierung japanischer Städte auch wegen rassistischer Vorurteile möglich gewesen sei und für die USA die Anwendung atomarer Waffen gegenüber dem Dritten Reich niemals in Frage gekommen wäre.24
Die Rolle des »Opfers« wird durch Rolle des »Täters« ergänzt
Die Beurteilungskriterien in den Diskussionen über den Abwurf der Atombomben haben sich in den vergangenen fünfzehn Jahren verschoben und damit die Formen der Erinnerung an Hiroshima und Nagasaki um neue Facetten bereichert. In den Jahren 1979/80 hatte sich die internationale Lage infolge des russischen Einmarschs in Afghanistan dramatisch zugespitzt. Die Phase relativer Entspannung schien plötzlich abgelaufen zu sein. Nach Auffassung westlicher und japanischer Sicherheitsexperten verschob sich das militärische Schwergewicht eindeutig zugunsten der Sowjetunion und ihrer Verbündeten. Die »Hardliner« in der regierenden konservativen LDP nahmen dies zum Anlaß, neu über eine militärische Aufrüstung der japanischen Streitkräfte nachzudenken. Von manchen Wortführern in der Debatte war dabei vereinzelt auch zu hören, daß dies eine Option auf Nuklearwaffen nicht mehr ausschließen dürfe. Nationalistische und militaristische Töne waren in diesen Diskussionen unüberhörbar. Shimizu Ikutarô, ein bekannter Sozialwissenschaftler und ehemals ein Wortführer der Pazifisten, votierte im Juli 1980 offen für eine »nukleare Option«. Autoren wie Etô Jun forderten eine Revision der japanischen Verfassung, die es Japan nach Art. 9 eigentlich verbat, eine reguläre Armee zu unterhalten und Krieg zu führen. Sie war 1947 das Produkt der Erfahrungen mit Imperialismus und Militarismus und schien nun nicht mehr angemessen für ein Land, daß mittlerweile zu einer wirtschaftlichen Macht erster Ordnung geworden war. Nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zusammenbruch der kommunistischen Staaten in Osteuropa ist es um die wenigen, aber unnachgiebigen Verfechter einer atomaren Aufrüstung Japans wieder stiller geworden. Schon die friedenserhaltenden Missionen des japanischen Militärs in Kambodscha wurden von der Öffentlichkeit angesichts der immer noch starken pazifistischen Grundströmung mit großem Mißtrauen beobachtet. Doch hat die traditionelle »Friedenserziehung« in Medien und schulischem Unterricht nicht mehr die Ausstrahlungskraft, die sie noch in den sechziger Jahren besessen hat. Damals wurden die Atombombenexplosionen in Hiroshima und Nagasaki in den Schulbüchern noch auf mehreren Seiten behandelt. Heute sind davon oft nur noch wenige Zeilen übriggeblieben.
Ein anderer, neuer Trend darf abschließend nicht unerwähnt bleiben. Seit dem Tode Shôwa Tennôs im Januar 1989 wird die Frage nach einer japanischen Kriegsschuld (sensô sekinin) wieder offener und intensiver diskutiert. Offizielle Vertreter der Städte Hiroshima und Nagasaki und Anhänger der Friedensbewegung versäumen in der Regel nicht, in ihren Appellen für den Weltfrieden auch die japanischen Kriegsgreuel einfließen zu lassen. Die Integration dieser Problematik in die kollektive Erinnerung an die atomare Katastrophe bleibt hingegen schwierig und umstritten. Angesichts der Tatsache, daß bei den Bombenangriffen auch mehrere zehntausend Koreaner ums Leben kamen, die während der japanischen Herrschaft in Korea von dort verschleppt wurden, läßt sich das Bild vom »einzigen und alleinigen Opfer Japan« nicht mehr aufrechterhalten. Die Rolle des »Opfers« Japan (higaisha) wird neuerdings auch in der Öffentlichkeit durch das Bild vom »Täter« (kagaisha) ergänzt.25 Die Problematik der Atombomben und die Kriegsschuldfrage sind damit verknüpft worden, wenngleich zurecht davor gewarnt wird, beides gegeneinander aufzurechnen. Dies gefällt nicht allen, wie die zum Teil unwürdigen Debatten zur Erklärung des japanischen Parlaments zum Ende des Krieges vor 50 Jahren erst kürzlich gezeigt haben. Eine systematische und offene Behandlung der Kriegsschuldproblematik steht in Japan immer noch aus. Sie wäre aus außenpolitischen Gründen dringend geboten. Die asiatischen Nachbarn werden sich jedenfalls mit der japanischen »Opferrolle« allein niemals zufriedengeben.
Japan sucht eine Gelegenheit zur Kapitulation
Einschätzungen aus dem Marineministerium im Mai/Juni 1945
Ein Memorandum, das ich am 7. Mai 1945 für den Marineminister verfaßte, enthält zwar nicht die Auffassungen so hoher Instanzen, gibt aber Aufschluß über die Meinungen im Marineministerium gegen Kriegsende:
„Lieber Jim!
… Es besteht die Möglichkeit, daß der Sieg in Japan schneller auf den Sieg in Europa folgt, als es vom Standpunkt der Kriegsanstrengung her anzunehmen ratsam ist. Ratsam wäre jedoch, sich auf ein recht frühes Kriegsende einzustellen. Vielleicht wäre es deshalb ganz nützlich, von den verschiedenen Abteilungen des Ministeriums Berichte darüber anzufordern, was für Maßnahmen hinsichtlich (a) neu abzuschließender Lieferverträge, (b) laufender Aufträge und (c) des Personalstandes unter der Voraussetzung zu ergreifen wären, daß der Krieg mit Japan zum Beispiel am 1. August oder spätestens bis zum 31. Dezember dieses Jahres beendet ist.“
Von diesen individuellen Beurteilungen der Lage ganz abgesehen, besaßen die Vereinigten Staaten eine verläßliche Informationsquelle über Japan in der Möglichkeit, praktisch den gesamten Funkverkehr zwischen dem japanischen Außenministerium und den Botschaften in Übersee abzufangen und schnell zu dechiffrieren. Daher wußten wir, daß die Japaner nicht nur von ihrer Niederlage überzeugt waren, sondern auch so schnell wie möglich den Krieg beenden wollten.
(…)
Staatssekretär Ralph Bard, der das Marineministerium im interministeriellen Ausschuß für Atomenergie (dem Vertreter des Verteidigungs-, Marine- und Außenministeriums angehörten) vertrat, brachte damals seine Ansichten freimütig zu Papier:
„27. Juni 1945
Memorandum zum Einsatz der S-1-Bombe
Solange ich mich mit diesem Programm befaßt habe, bin ich der Meinung, daß Japan beim Einsatz der Bombe etwa zwei oder drei Tage vor ihrem Abwurf auf irgendeine Weise gewarnt werden sollte. Dafür sprechen in erster Linie die Stellung der Vereinigten Staaten als Vorkämpfer der Humanität und der Gerechtigkeitssinn unseres Volkes. In den letzten Wochen habe ich auch den sehr bestimmten Eindruck gehabt, daß die japanische Regierung nach einer Gelegenheit zur Kapitulation sucht. Nach der Dreimächtekonferenz könnten amerikanische Unterhändler an einem geeigneten Ort an der chinesischen Küste mit Vertretern Japans zusammentreffen und sie über die Haltung Rußlands sowie den geplanten Einsatz der Atombombe informieren. Daneben könnten sie ihnen mitteilen, was der Präsident hinsichtlich des Kaisers von Japan und der Behandlung des japanischen Volkes nach der bedingungslosen Kapitulation zuzusichern bereit ist. Es erscheint mir sehr wohl möglich, daß dies die Gelegenheit darstellen würde, nach der die Japaner suchen.
Ich wüßte nicht, was wir bei einem solchen Vorgehen zu verlieren hätten. Es steht so ungeheuer viel auf dem Spiel, daß ein Plan dieser Art meiner Überzeugung nach sehr ernsthaft erwogen werden sollte. Ich glaube nicht, daß es in den Vereinigten Staaten unter den gegenwärtigen Umständen irgend jemand gibt, dessen Beurteilung der Erfolgsaussichten eines solchen Vorhabens sehr verläßlich wäre. Was dabei herauskommt, läßt sich nur durch den Versuch herausfinden.
(gez.) Ralph A. Bard“
Quelle: Lewis L. Strauss, Kette der Entscheidungen. Amerikas Weg zur Atommacht, Droste Verlag, Düsseldorf 1964, S. 216 und 220.
Anmerkungen
1) Die Folgen der Atombomben sind umfassend dokumentiert in Iijima Sôichi u.a. (Hrsg.), Hiroshima-Nagasaki no genbaku saigai (Die Atombombenkatastrophen von Hiroshima und Nagasaki), Tôkyô 1979. Eine gekürzte englischsprachige Fassung erschien zwei Jahre später: The Committee for the Compilation of Materials on Damage Caused by the Atomic Bombs in Hiroshima and Nagasaki (ed.), Hiroshima and Nagasaki. The Physikal, Medical, and Social Effects of the Atomic Bombings, Tôkyô 1981. Für die Vorgeschichte und die unmittelbaren Folgewirkungen der Atombombenabwürfe vgl. neuerdings den konzisen Beitrag von Wieland Wagner, Das nukleare Inferno: Hiroshima und Nagasaki, in: Michael Salewski (Hrsg.), Das Zeitalter der Bombe. Die Geschichte der atomaren Bedrohung von Hiroshima bis heute, München 1995, S. 72-94. Bei der Nennung japanischer Eigennamen folge ich der Konvention, wonach der Familienname vorangestellt wird. Zurück
2)) Siehe Elke und Jannes K. Tashiro, Hiroshima. Menschen nach dem Atomkrieg. Zeugnisse, Berichte, Folgerungen, München 1982. Zurück
3)) Vgl. Robert J.C. Butow, Japan's Decision to Surrender, Stanford/Cal. 1954, S. 76ff; Alvin D. Coox, The Pacific War, in: Peter Duus (ed.), The Cambridge History of Japan, Vol. 6, Cambridge 1988, S. 372ff; Hattori Takushirô, Japans Weg aus dem Zweiten Weltkrieg, in: Andreas Hillgruber (Hrsg.), Probleme des Zweiten Weltkriegs, Köln/Berlin 1967, S. 389-435. Zurück
4)) Akiba Tadatoshi, Atomic Bomb, in: Kodansha Encyclopedia of Japan, Vol 1, Tôkyô 1983, S. 107ff. Zurück
5)) Vgl. Wagner, Inferno, S. 89. Zurück
6)) Vgl. den Abdruck der kaiserlichen Erklärung in Butow, Japan's Decision, S. 248. Zurück
7))Vgl. dazu das wichtige Buch von Ian Buruma, The Wages of Guilt. Memories of War in Germany and Japan, London 1994, S. 92ff (auch in deutscher Übersetzung im Hanser-Verlag erschienen). Zurück
8) Vgl. zur Frage der Atombombenfolgen in der öffentlichen Meinung Japans die Artikelserie Hibaku mondai to hôdô (Die Problematik der Atombombenopfer und die Presseberichterstattung), in: Asahi Shimbun vom 28.3., 29.3. und 30.3.1995. ) Zurück
9)) Vgl. dazu Monica Braw, The Atomic Bomb Suppressed. American Censorship in Occupied Japan, 2. Aufl., New York 1991, S. 89ff. Zurück
10)) Vgl. Etô Jun, Wasureta koto to wasuresaserareta koto (Was wir vergessen haben und was man uns vergessen ließ), Tôkyô 1979. Zurück
11)) Siehe John Hersey, Hiroshima, New York 1946, – ein bewegendes Buch, das die Kritik an den Atombombenabwürfen weltweit befördert hat. Für die amerikanische Resonanz vgl. Michael J. Yavenditti, John Hersey and the American Conscience: the Reaction of »Hiroshima«, in: Pacific Historical Review 43 (1974), S. 24-49. Zurück
12)) Vgl. Hiroshima Peace Culture Foundation (Hrsg.), Hiroshima Peace Reader, 10. Aufl., Hiroshima 1994, S. 49. Zurück
13))Für die literarischen Zeugnisse vgl. Itô Narihiko, Siegfried Schaarschmidt, Wolfgang Schamoni (Hrg.), Seit jenem Tag. Hiroshima und Nagasaki in der japanischen Literatur, Frankfurt 1984; sowie Jürgen Berndt (Hrg.), An jenem Tag. Literarische Zeugnisse über Hiroshima und Nagasaki, Berlin (DDR), 1985. Zurück
14)) Vgl. Wolfgang Schwentker, Die Last der Geschichte. Die historischen Grenzen einer japanischen Hegemonialpolitik, in: Hartwig Hummel, Reinhard Drifte (Hrsg.), Pax Nipponica? Die Japanisierung der Welt 50 Jahre nach dem Untergang des japanischen Reiches, Bad Boll 1995, S. 29-36. Zurück
15) Siehe dazu Committee (Hrsg.), Hiroshima-Nagasaki, S. 567ff. Zurück
16) Vgl. Akiba, Atomic Bomb, S. 110. Zurück
17) Siehe Asada Sadao, Japanese Perceptions of the A-Bomb-Decision, 1945-1980, in: Joe C. Dixon (Hrsg.), The American Military and the Far East, Washington 1980, S. 204. Zurück
18) Ebd., S. 207. Vgl. auch Gar Alperovitz, Atomic Diplomacy: Hiroshima and Potsdam. The Use of the Atomic Bomb and The American Confrontation with the Soviet Power, New York 1965. Das Buch erschien im selben Jahr in Auszügen auch auf japanisch in der Zeitschrift »Economisuto«. Zurück
19) Vgl. Tôyama Shigeki u.a., Shôwashi (Geschichte der Shôwa-Zeit), Tôkyô 1959, S. 366. Zurück
20) Rekishigaku Kenkyûkai (Hrsg.), Taiheiyô sensôshi (Geschichte des pazifischen Krieges), Bd. 5, Tôkyô 1973, S. 363 ff. Zurück
21) Vgl. Fujimura Michio, Nihon gendaishi (Neuere japanische Geschichte), Tôkyô 1981, S. 273f. Zurück
22) Vgl. Asada, Japanese Perceptions, S. 207. Zurück
25) Vgl. Asahi Shimbun vom 30. März 1995. Zurück
Dr. Wolfgang Schwentker ist Historiker und arbeitet am Historischen Seminar der Universität Düsseldorf. Dieser Aufsatz ist der erweiterte Kurzbeitrag des Autors für die HSFK-Podiumsdiskussion »Die Aufarbeitung der Vergangenheit in Japan und Deutschland«, die am 29.6.1995 in Frankfurt stattfand.