W&F 2008/3

Jüdische Identität und Nahostkonflikt

von Rolf Verleger

In kaum einem anderen zeitgenössischen politischen Konflikt sind politische und religiöse (Identitäts-) Belange dermaßen ineinander verknäult wie im Israel-Palästina-Konflikt. Der Initiator einer Petition von Jüdinnen und Juden aus Deutschland für ein Ende der deutschen und der EU-Unterstützung der israelischen Besatzungspolitik (»Schalom 5767«), Professor Rolf Verleger, erläutert im folgenden Beitrag seine Sicht des jüdischen Anteils an dieser Verstrickung. Dazu greift er, »dichterisch« verfremdend, auf die große Befreiungserzählung der hebräischen Bibel zurück. Vielleicht lässt sich auf diese Weise der Paradigmawechsel, der notwendig wäre, um aus dem Schlamassel herauszukommen, eindrucksvoller verdeutlichen als durch eine konventionelle Analyse.

Herr A. war schon immer ein Außenseiter gewesen. Dass er aber Ernst machen und von Hamburg aus über das große Wasser nach Westen auswandern würde, nur von einer entfernten Verwandten begleitet, das hatten seine wenigen Bekannten denn doch nicht vorausgesehen. Wider Erwarten wurde er dort als Viehzüchter erfolgreich. Nach einem kurzen heftigen Streit um Wasserrechte kam er sogar mit den Indianern zurecht; wahrscheinlich erkannte ihr Häuptling in ihm die verwandte wilde Seele. Natürlich änderte er seinen Namen und den seiner Frau, sie wollten die Vergangenheit hinter sich lassen.

Herr A. träumte immer von einer großen Nachkommenschaft. Tatsächlich aber vertrieb er seinen älteren Sohn von Haus und Hof, und den jüngeren, den I., hätte er auf einer Wanderung in einem unerklärlichen Geisteszustand fast mit der Axt erschlagen. Dass I. dies doch überlebt hatte, das prägte dieses Kind für sein ganzes Leben, und paradoxerweise schöpfte er daraus einen Lebensmut, den er auch wiederum an seine Nachkommen weitergeben konnte.

Einer von I.s Enkeln war ein ziemliches Großmaul und ging allen auf die Nerven; am Ende wurde er aber wirklich und wahrhaftig Chefberater des Kaisers von Mexiko und holte die ganze Familie zu sich - die war inzwischen schon zu einem Clan von 70 Personen angewachsen. Kaum in Mexiko angekommen, machten sie den Traum des Herrn A. wahr und vermehrten sich nach Herzenslust - gemäß der schwärmerischen Voraussicht des A. „wie der Sand am Meer und wie die Sterne am Himmel“.

Im Laufe der Zeit nahmen aber die Reibereien mit den Mexikanern zu. Diese hatten große Angst, dass sie von den Nachkommen des A. majorisiert würden, und taten prophylaktisch alles, um sie klein zu halten. Zuerst beschäftigten sie sie für Hungerlöhne auf ihren Baustellen; dann wurde ihnen auch das zu brenzlig, mit verursacht durch einige unüberlegte Gewalttaten, und sie schufen Wohnreservate für die Nachkommen des A., abgetrennt vom übrigen Mexiko durch eine Mauer, bauten fünfhundert Straßensperren und machten ihnen das Leben zur Hölle. Natürlich gab es Widerstand, aber damit wurden die Mexikaner zunächst leicht fertig.

Dann geschah aber absolut Unglaubliches: Ein zufällig am Kaiserhofe erzogener Nachkomme des A. - unbestätigten Gerüchten zufolge ein illegitimes Kind der Kaisertochter - wechselte die Seiten. Dieser M. ging in die eingemauerten Siedlungen, erklärte sich zum geistigen und politischen Führer der Unterdrückten und verlangte allen Ernstes vom Kaiser von Mexiko, die Einschließung der Stadt solle aufgegeben werden, denn die ganze Stadt wolle in die Wüste auswandern, „um dort unserem Gott zu dienen“. Natürlich war am Anfang keiner seiner unterdrückten Landsleute für einen solchen verquasten Fundamentalismus zu begeistern, aber da die Lage immer verzweifelter wurde, die alte nationalistische Führung durch die Mexikaner entweder umgebracht oder korrumpiert worden war und die Mexikaner von einer unerklärlichen Serie von Unglücken und Pannen befallen worden waren, genau so wie M. es vorhergesagt hatte, hatte er Erfolg: In einem rauschhaften kollektiven Festmahl nahm die geknechtete Bevölkerung Abschied von Mexiko, schmierte in ekstatischem Enthusiasmus sogar noch das Blut der geschlachteten Lämmer an die Türen ihrer Hütten und Häuser, und dann strömten sie alle heraus in die Wüste von Nevada, wo sie tatsächlich nicht verhungerten - sie hatten große Mengen Knäckebrot dabei; und als die mexikanische Armee auch noch wie durch ein Wunder einem Tsunami zum Opfer fiel, da erklärten sich die lange unterdrückten Nachfahren des A. nach sieben entbehrungsreichen Wochen in der Wüste bereit, dem M. und seinen neuen moralischen Vorstellungen Folge zu leisten.

Herr A. wäre begeistert gewesen, wenn er das noch miterlebt hätte, denn er hatte schon immer eine Ader für spirituelle Ideen gehabt...

Erbe und Verpflichtung

Diesen Mythos, in aller Kürze, habe ich so erzählt wie es im 1. und 2. der Fünf Bücher der Torah dargestellt wird. Gott habe ich dabei nicht erwähnt, denn Herr A. war ja der einzige, der Gott zum damaligen Zeitpunkt erkannt hatte, und auch M. musste alle anderen von der Existenz dieses Einen Gottes überzeugen. Äußere Beobachter mussten sich das Geschehen also anders zusammenreimen, damit es für sie einen Sinn ergab.

Natürlich war das große Wasser, das Herr A. überquerte, nicht der Ozean, sondern nur der Fluss Euphrat; aber er hatte diesen Fluss genau so überquert wie die Auswanderer des 19. Jahrhunderts den Ozean, nämlich auf Nimmerwiedersehen, und so wurde er zum Stammvater aller Auswanderer, die ihr Glück in der Ferne suchen. Denn als er den Fluss überquerte, wurde er zum »'iwri«, eingedeutscht zum »Hebräer«; das ist »einer von Drüben«, ein Überschreiter, ein Wanderer (siehe ausführlich bei Halter 2006).

Der Indianerhäuptling hieß Abimelech; der Brunnen, um den man sich stritt und wo man dann Frieden schloss, heißt seitdem Be'er Schewa; und die Namensänderung von Herrn A. und seiner Frau verlief von Awram und ßaraj zu Awraham und ßarah.1 Illinois oder Colorado oder Kalifornien, oder wo immer Herr A. sein Glück machte, ist das Land Kanaan, und das Land, in dem der Großsprecher, Erfinder der Traumdeutung und spätere Staatsrat für Ernährung und Finanzen Joseph seinen Clan unterbrachte, heißt in der Bibel Mizrajim, und das klingt ja für unsere Ohren wirklich mehr nach Mexiko als nach Ägypten. Und das Knäckebrot ist die Matza, das ungesäuerte Brot. Kleinere dichterische Freiheiten habe ich mir nur bei der Beschreibung der Unterdrückung erlaubt, darauf komme ich weiter unten zurück.

Der Auszug aus Ägypten ist der zentrale Mythos des Judentums. Darum wird das Pessach-Fest in jüdischen Familien seit Jahrtausenden als das wichtigste Fest begangen. Ich habe diese Tradition in meinem Elternhaus aufnehmen können. Die folgende Passage dazu ist meinem Buch »Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht« entnommen (Verleger 2008): Das schönste Fest war Pessach. Man merkte schon tagelang vorher, dass das Fest kommen würde: Das ganze Haus wurde geputzt, denn das »Chamez« - Brotkrümel, Vergorenes, Mehl - musste weg. Einen Abend vor Pessach ging mein Vater mit einer Kerze durchs Haus und suchte und sammelte die Brotstücke ein, die extra dafür ausgelegt waren. Das Brot wurde am nächsten Vormittag im Garten verbrannt, und damit war unser Haus sauerteigfrei. Und dann wurde das Essen für die zwei ßeder-Abende vorbereitet: Rosinenwein für die Kinder, Charosset, Eier, Salzwasser, Radieschen, Hühnersuppe mit Matze-Knödeln, Huhn. Wer mutig war, durfte den Meerrettich reiben. Der Tisch war weiß gedeckt, die Matza lag unter dem schönen Abdecktuch, auf jedem Stuhl lag ein Kissen, die Kerzen brannten. Jeder wusste, wie der Abend ablaufen würde, aber trotzdem musste das jüngste Kind so tun, als sei es ganz überrascht, und die vier Fragen „Ma Nischtana haLajla ha-se mikol haLejlot“ stellen - „Was unterscheidet diese Nacht von allen Nächten?“ Und darauf erzählte der ßedergebende aus dem Buch dieses Abends, der »Hagadah« (Erzählung) von der Geschichte des Auszugs aus Ägypten, der Versklavung und der Befreiung, wir tranken vier Becher Wein, aßen viel, wie es vorgeschrieben war, und sangen die traditionellen Lieder.

Was ist das Wesentliche an diesem Abend? Martin Buber (1949) erzählt die Geschichte des chassidischen Rabbi Levi Izchak von Berditschew (gest. 1809), der einmal sehr stolz darauf war, wie er den ßeder-Abend abgehalten hatte, und darauf aber eine Stimme hörte: „Worauf bist Du stolz? Lieblicher ist mir der ßeder Chajims des Wasserträgers als der deine.“ Der irritierte Rabbi ließ den Chajim suchen. Man fand ihn, einen einfachen, ungebildeten Mann, der einen schweren Rausch ausschlief und dem zunächst die Fragen des Rabbis ganz egal waren. Dann fragte ihn der Rabbi: „Wie habt Ihr den ßeder gehalten?“

Der Wasserträger sagte: „Rabbi, ich will Euch die Wahrheit sagen. Seht, ich habe von je gehört, dass es verboten ist, Branntwein zu trinken die acht Tage des Festes, und da trank ich gestern am Morgen, dass ich genug habe für acht Tage. Und da wurde ich müde und schlief ein. Dann weckte mich mein Weib, und es war Abend, und sie sagte zu mir: ‚Warum hältst Du nicht den ßeder wie alle Juden?' Sagte ich: ‚Was willst Du von mir? Bin ich doch ein Unwissender, und mein Vater war ein Unwissender, und ich weiß nicht, was tun und was lassen. Aber siehe, das weiß ich: unsre Väter und unsre Mütter waren gefangen bei den Zigeunern, und wir haben einen Gott, der hat sie hinausgeführt in die Freiheit. Und siehe, nun sind wir wieder gefangen, und ich weiß es und sage dir, Gott wird auch uns in die Freiheit führen.' Und da sah ich den Tisch stehen, und das Tuch strahlte wie die Sonne, und standen darauf Schüsseln mit Mazzot und Eiern und anderen Speisen, und standen Flaschen mit rotem Wein, und da aß ich von den Mazzot mit den Eiern und trank vom Wein und gab meinem Weib zu essen und zu trinken. Und dann kam die Freude über mich, und ich hob den Becher Gott entgegen und sagte: ‚Sieh, Gott, diesen Becher trink ich dir zu! Und du neige dich zu uns und mache uns frei!' So saßen wir und tranken und freuten uns vor Gott. Und dann war ich müde, legte mich hin und schlief ein.“

Das Judentum war über Jahrhunderte hinweg eine Ideologie der Befreiung, der Möglichkeit der kommenden Erlösung, der Heilung der Welt durch Gottes Gnade. Dadurch gab das Judentum den gläubigen Menschen die Perspektive und den Lebenssinn, durch das freudige Erfüllen von Gottes Geboten diese Heilung der Welt näher zu bringen (siehe dazu ausführlich Scholem 1967).

Der traditionelle Text der Hagadah legt zum Abschluss der Erzählung des Auszugs aus Ägypten nochmals fest: In jeder neuen Generation ist es die Pflicht des Menschen, sich selbst so zu sehen, als ob er selbst aus Ägypten herauskommen konnte, denn (in der Torah) wird gesagt: „Du sollst Deinem Kind an diesem (Jahres-)Tag sagen: ‚Darum tat mir Gott das bei meinem Auszug aus Ägypten'“: Das heißt, nicht nur unsere Vorfahren alleine erlöste der Heilige Gelobt Sei Er, sondern mit ihnen erlöste er auch uns.

Sich selbst so zu sehen, dass man noch unter der ägyptischen Unterdrückung litt und auf Erlösung aus der Knechtschaft wartete, das fiel den Juden in Mitteleuropa nicht schwer, denn die Umstände im christlichen Abendland waren meistens unerfreulich, die Hoffnung auf Befreiung war da und wurde selten erfüllt. Erlösung war ein Zauberwort, und ist es geblieben bis in die Gegenwart.

Das Pessachfest sagte uns Juden auch, dass unsere traditionelle Rolle die Opferrolle ist. Und auch wenn Gott die Axt auf uns fallen lässt, so wie Herr A. zunächst glaubte, dass es ihm mit seinem Sohn Isaak von Gott befohlen worden sei, so wird doch derselbe Gott die Axt in ihrem Lauf aufhalten, so wie es bei Isaak geschah, oder zumindest wird uns Gott posthum Gerechtigkeit zuteil werden lassen und uns schließlich erlösen. Und wenn der Pharao gestern Hitler hieß, so sind wir doch heute von ihm befreit, und wegen des Verdiensts unserer teuren Ermordeten hat uns Gott die neue Erlösung geschickt, mit David ben Gurion als dem neuen Moses...

So war es bisher.

Plötzlich kann man aber, parallel zu diesem Jahrtausende alten Opfermythos, die Erzählung von der Unterdrückung im Lande Mizrajim auch ganz anders lesen. Die Hauptangst der Ägypter war ja, dass sich dieses andere Volk so vermehren würde, dass es die Mehrheit bilden könnte; dann wäre es mit dem ägyptischen Charakter des Staats vorbei. Genau diese eigene Angst vor dem Verlust des Charakters als »jüdischer Staat« (ein durchaus problematischer Begriff, s. Kap. 4 in Verleger 2008) bildet den Hintergrund der Lähmung der israelischen Politik bezüglich des besetzten Westjordanlands. Denn die Politik ist in dem Dilemma gefangen zwischen dem Wunsch nach Ausdehnung des Staatsgebiets und der demokratischen Gepflogenheit, den dann Staatsbürger Israels werdenden Bewohnern dieses Gebiets die vollen Bürgerrechte zu geben. Und so erzählt der Mythos immer noch von uns, aber nicht mehr als den Helden der Geschichte. Ich hatte in meine Wiedergabe des Mythos von der Unterdrückung nur wenige Wörter eingesetzt, schon wurden andere Assoziationen unwiderstehlich: Eine Mauer, fünfhundert Straßensperren, der Ausbruch der eingemauerten Menschen in die Wüste: »let my people go«. Die neuen Israeliten sind diesmal aus Gaza, und wieder strömen sie durch die Mauer in die Wüste, aber diesmal nicht mit dem Pessachlammbraten im Magen und dem Knäckebrot im Rucksack, sondern mit leeren Einkaufsbeuteln und leeren Benzinkanistern. Wieder sind ihre Führer Gott suchende Fundamentalisten, so wie Moses.

War also David ben Gurion der erste in einer Reihe neuer Pharaonen? Wenn aber nun Juden die Rolle Pharaos spielen, oder auch nur zu spielen scheinen, was wird dann aus dem Judentum, was wird aus unserem Mythos, aus unserer Religion, aus unserer Weltanschauung? Wen sehen wir, wenn wir uns im Spiegel betrachten?

60 Jahre Israel

Anlässlich des 60. Jahrestags der Ausrufung des Staates Israels veröffentlichte die monatlich erscheinende »Jüdische Zeitung« in ihrer Mai-Ausgabe kurze Interviews, in denen mehrere Personen auf die gleichen Fragen antworteten (u.a. Charlotte Knobloch, Micha Brumlik, Ralf Giordano). Die »Jüdische Zeitung« sieht offenbar ihre Aufgabe darin, zu einer offenen Meinungsbildung innerhalb und im Umfeld der jüdischen Gemeinschaft Deutschlands beizutragen; sie sollte nicht verwechselt werden mit der wöchentlich erscheinenden »Jüdischen Allgemeinen«. Auf dem Hintergrund des hier bisher Gesagten gab ich in meinem Interview die folgenden Antworten:

Was verbindet Sie persönlich mit Israel?

Palästina war einer der Fluchtpunkte vor den Nazis für die deutsch-jüdische Verwandtschaft meiner Mutter. Ich selbst war 1960 als Achtjähriger zum ersten Mal in Israel, als ich in Jerusalem mit meinem Vater den Gerer Rebbe2 besuchte, und viele Male danach. Mein Bruder wanderte 1969 und meine Schwester 1972 nach Israel aus. So habe ich nun sechs israelische Nichten und Neffen und schon vier Großneffen und natürlich viele andere Verwandte.

Welche Bedeutung hat Israel für Ihre Identität?

Israel ist das zentrale politische Projekt des Judentums, zu dem man sich als Jude nicht gleichgültig verhalten kann. Ich fühle mich in der Tradition der zionistischen Mehrheitslinie, die das Konzept einer jüdischen Heimstätte im Vielvölkerstaat Palästina vertrat, in Abgrenzung zum »revisionistischen« Konzept eines Jüdischen Staats. Dieses Konzept lehnte die Mehrheit zu Recht ab, weil es „von der Welt nur in einem Sinn verstanden“ wurde (Weizmann, 1931 - zit. n. Krojanker 1937), nämlich dass es die Vertreibung der Araber zur Voraussetzung hatte.

Was wünschen Sie sich in Zukunft für den Staat Israel?

Ich wünsche, dass das Judentum und Israel vom nationalistischen Irrweg umkehren, der nur Leid und Gewalt produziert, hin zum Weg der Versöhnung, den Südafrika und Nordirland so erfolgreich in unseren Tagen gegangen sind. Zu diesem Ziel wünsche ich mir als erstes zwei Schritte, einen kleinen und einen großen, dann stimmt die Richtung: Der kleine Schritt ist, mit der Hamas als der gewählten palästinensischen Vertretung offiziell zu reden. Der große Schritt ist, dass Israel und wir Juden gegenüber den Palästinensern unsere historische Schuld an der Vertreibung der Araber 1947/1948 und an der folgenden Enteignung ihres Besitzes eingestehen.

Kurz darauf erfuhr ich, dass mir der Vorsitzende eines Regionalverbands der Deutsch-Israelischen Gesellschaft den Vorwurf der »Israelfeindschaft« machte.

Anmerkungen

1) Leider kann man im Deutschen ein stimmloses S am Wortanfang nicht anders darstellen. „ßarah“ heißt „Herrin“ und ist der bekannte Vorname, dagegen heißt „Sarah“ mit stimmhaftem S „Fremde“ und ist daher im Hebräischen kein gebräuchlicher Vorname.

2) Mein Vater war sein Leben lang Anhänger dieser Rabbiner-Dynastie gewesen, die bis zum Angriff der Deutschen auf Polen im Städtchen Góra Kalwaria (Kalvarienberg, 50 km südlich von Warschau) beheimatet war und großen Einfluss in Galizien und bis nach Warschau hatte. Der „Gerer Rebbe“ ist die jiddische Verschleifung von „Góra-er Rebbe“.

Literatur

Buber, Martin (1949): Die Erzählungen der Chassidim. Zürich: Manesse.

Halter, Marek (2006): Alles beginnt mit Abraham: Das Judentum, mit einfachen Worten erzählt. München: dtv.

Krojanker, Gustav (Hrsg.) (1937): Chaim Weizmann: Reden und Aufsätze 1901-1936. Berlin: Jüdischer Buchverlag Erwin Löwe.

Scholem, Gerschom (1967): Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen. Frankfurt: Suhrkamp.

Verleger, Rolf (2008): Israels Irrweg. Eine Jüdische Sicht. Köln: PapyRossa.

Prof. Dr. Rolf Verleger ist Psychologe am Universitätsklinikum in Lübeck. Er verfasste zahlreiche Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften über Gehirnprozesse beim Wahrnehmen und Handeln und war Delegierter aus Schleswig-Holstein im Zentralrat der Juden in Deutschland, von dessen vorbehaltloser Unterstützung der israelischen Gewaltpolitik er sich während des Libanonkriegs 2006 in einem Offenen Brief distanzierte.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2008/3 Religion als Konfliktfaktor, Seite