Lehre vernetzen
Jahrestagung des AK Curriculum der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK), 17.-19. September 2010 in Leipzig
von Markus Hesse, Marcus Hornung, Thomas Nielebock, Tatjana Reiber und Klaus Roscher
Was sind die Kerninhalte der Friedens- und Konfliktforschung (FuK)? Wie kann die Internationalisierung der FuK-Lehre gefördert werden? Was macht gute Lehre überhaupt aus und wie kann die didaktische Kompetenz von Friedens- und KonfliktforscherInnen gefördert werden?
Fragen wie diese beschäftigen den Arbeitskreis (AK) Curriculum der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) bei seiner Jahrestagung »Lehre vernetzen. Curricula und Didaktik in der Friedens- und Konfliktforschung«. Der Arbeitskreis widmet sich drei Aufgaben: Zum einen dient er dem Informationsaustausch, der Vorstellung neuer Entwicklungen und der Abstimmung der Studiengänge zur FuK. Zum zweiten ist es sein Ziel, die Lehre im Bereich der Friedensforschung zu verbessern und die Lehrenden untereinander zu vernetzen. Dazu dienen die Angebote von hochschuldidaktischen Fortbildungen, die ein Element der Jahrestagungen des AK ausmachen, aber auch der alle zwei Jahre angebotene viertägige Didaktik-Workshop »Das Lehren lernen«. Zum dritten ist der AK bestrebt, ortsübergreifende Angebote für die Studierenden der FuK anzubieten, die von den einzelnen Studiengängen nicht oder nur in einem kleineren Rahmen angeboten werden können und die auch dazu dienen sollen, die Studierenden dieser Fachrichtung stärker zu vernetzen.
Die Leipziger Tagung des AK Curriculum
Auf seiner Jahrestagung vom 17. bis zum 19. September 2010 in Leipzig diskutierten rund 25 WissenschaftlerInnen zu dem Thema »Lehre vernetzen – Curricula und Didaktik in der Friedens- und Konfliktforschung«. Die Tagung wurde organisiert vom AK Curriculum in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Internationale Politik der Universität Leipzig und finanziell gefördert von der Deutschen Stiftung Friedensforschung.
Zunächst stand das Treffen der VertreterInnen der friedenswissenschaftlichen Master-Studienorte (Augsburg, Duisburg, Frankfurt, Hamburg, Konstanz, Magdeburg, Marburg, Tübingen) auf dem Programm. Den Kern des jährlichen Austauschs bildete die gegenseitige Information über aktuelle Bewerbungs-, Zulassungs- und Studierendenzahlen, was auch eine Diskussion über die unterschiedlichen Bewerbungs- und Zulassungsverfahren für MA-Studiengänge umfasste. Insgesamt, das zeigen die Zahlen, erfreut sich die MA-Ausbildung in der FuK konstanter Beliebtheit unter den Bachelor-AbsolventInnen. Zusätzlich wurden Themen des Studienalltags erörtert, wie die Anerkennung im Ausland erbrachter Studienleistungen im Bewerbungsverfahren, der Umgang mit Plagiatsfällen, Erfahrungen mit Akkreditierungsabläufen und die bisher problemlos vollzogene wechselseitige Anerkennung von erbrachten Prüfungsleistungen unter den MA-Studiengängen in Deutschland. Darüber hinaus wurde besprochen, wie der Kontakt der AbsolventInnen mit ihrem jeweiligen Studienstandort im Sinne der angestrebten Vernetzung verbessert werden könnte. Die TeilnehmerInnen regten dazu regelmäßige gemeinsame Veranstaltungen, Alumni/ae-Vereine und Fortbildungsangebote an.
Ein zweiter Abschnitt der Tagung diente der Ausarbeitung konkreter Projekte des AK Curriculum. Die TeilnehmerInnen entwickelten in Arbeitsgruppen gemeinsame Initiativen wie eine »Online-Repräsentanz« für Interessierte an einem friedenswissenschaftlichen Studium, eine »Lehrenden-Plattform« zum Austausch von Lehrerfahrungen und -materialien, eine »Praxis School« und die Weiterführung der bereits erfolgreichen Didaktikausbildung. Letztere wird bspw. im März 2011 im Rahmen eines mehrtägigen »Workshops« fortgeführt, der in den vergangenen Jahren stark nachgefragt wurde. Gemeinsame Projekte sollen Synergieeffekte nutzbar machen und damit eine effektivere Lehre in der FuK sicherstellen.
Künftig wird eine tabellarische Darstellung aller MA-Studiengänge auf der AFK-Internetpräsenz InteressentInnen eine zentrale Übersicht bieten. So werden wesentliche Informationen zu den MA-Studienangeboten gebündelt. Den StudieninteressentInnen wird dadurch die aufwändige Recherche bei der Suche nach einem passenden Studienangebot erleichtert. Die fundierte Darstellung der passenden Studienprogramme ist nach Ansicht der TagungsteilnehmerInnen eine wichtige Grundlage der erfolgreichen Ausbildung in der FuK.
Im Zuge der Tagung erarbeiteten die TeilnehmerInnen ferner die Konzeption einer Internetplattform als »Materialbörse« für Lehrende der FuK. Mit Hilfe einer derartigen Plattform können Lehrende bspw. Seminarpläne zur Verfügung stellen, didaktisches Material austauschen und Ideen für Exkursionen oder andere Lehrveranstaltungen erarbeiten. Somit soll die Plattform zur ständigen Vernetzung der Lehre(nden) beitragen.
Im Austausch über die MA-Studiengänge identifizierten die TagungsteilnehmerInnen einen Mangel an praktischen Bezügen der Lehre zu potentiellen Berufsfeldern von AbsolventInnen. Im Jahr 2011 wird daher eine mehrtägige »Praxis-School« zum Thema Berufseinstieg konzipiert, die Studierenden aller Standorte offen steht und mehrere Themenbereiche wie Informationsveranstaltungen potentieller Arbeitgeber, ein Training zum eigenen Selbstverständnis und Konfliktverhalten sowie praxisrelevante Schnuppertrainings, z. B. in Techniken der Mediation oder gewaltfreier Kommunikation, umfassen könnte.
Nach der intensiven Auseinandersetzung mit curricularen Aspekten der FuK-Studiengänge sowie der Erörterung von Didaktik- und Vernetzungsaspekten, bildete ein »Training zum Einsatz von Planspielen in der Lehre« den dritten großen Programmpunkt der Leipziger Tagung. Das Planspieltraining wurde durch Simon Raiser von »Planpolitik Berlin« durchgeführt. Der Workshop selbst war in eine Einführung in die Lehrmethode »Planspiel« im universitären Kontext, das Erarbeiten eigener Planspielkonzeptionen in Kleingruppenarbeit sowie einen Testlauf eines in den Gruppen selbst entwickelten Planspielentwurfs untergliedert.
Im ersten Abschnitt thematisierten die TeilnehmerInnen die Ursprünge der Planspielmethode, ihre bevorzugten Einsatzgebiete und unterschiedlichen Ausgestaltungsformen. Des Weiteren wurden der idealtypische Ablauf eines Planspiels sowie spezifische Herausforderungen im praktischen Einsatz der Methode in der Lehre erörtert. Neben dem Einsatz von Planspielen behandelte das Training auch die eigenständige inhaltliche Entwicklung von Planspielkonzeptionen. Um dies wiederum üben zu können, wurde das Plenum erneut in Gruppen aufgeteilt, die eigene Planspiele erarbeiteten. In einem letzten Schritt wurde eines der im Rahmen des Trainings entwickelten Planspiele von den TagungsteilnehmerInnen angespielt und anschließend ausgewertet.
Insgesamt konnten im Rahmen der Leipziger Tagung des AK Curriculum erneut konkrete und nachhaltige Ergebnisse erarbeitet werden. Gemeinsame Projektideen der letzten Tagung(en) wurden erfreulicherweise aufgegriffen und weitergeführt. Die Kombination der AK-Treffen mit didaktischer Fortbildung wurde von den TeilnehmerInnen begrüßt, weshalb eine Beibehaltung dieses Formats angestrebt wird.
Die nächste Tagung des AK Curriculum wurde für den 11. bis 13. November 2011 terminiert. Tagungsort wird voraussichtlich die Universität Magdeburg sein.
Markus Hesse, Marcus Hornung, Thomas Nielebock, Tatjana Reiber und Klaus Roscher