W&F 2016/1

Reife Leserschaft wird exzellent bedient

W&F-Leser*innenbefragung 2015

von Henrieke Max und Klaus Boehnke

Seit über 30 Jahren erscheint die Zeitschrift »Wissenschaft und Frieden«. Zum ersten Mal führten Vorstand und Redaktion 1996 eine Befragung der Leserschaft durch. Eine zweite Befragung, die zwischen August und November 2015 durchgeführt wurde, sollte aktuelle Kritikpunkte, inhaltliche Prioritäten und Veränderungswünsche der Leser*innen erkunden. Die im Vergleich zu typischen Befragungen sehr hohe Beteiligung der Leser*innen ermöglicht es, in dieser Ausgabe von W&F aussagekräftige Befunde zu präsentieren. Redaktion und Vorstand befassen sich bei ihrer jährlichen Klausur Ende Januar 2016 mit den Befragungsergebnissen und werden in den Folgemonaten diskutieren, welche Schlussfolgerungen sich für W&F daraus ergeben.

Die Befragung umfasste dreizehn teilweise weiter untergegliederte Fragen. Zehn Fragen bezogen sich auf die Inhalte von W&F und deren Bewertung. Drei weitere Fragen zielten darauf ab, Meinungen der Leser*innen zur formalen Gestaltung von W&F zu erkunden. Um die Leserschaft detailliert beschreiben zu können und mögliche systematische Bewertungsunterschiede von W&F zwischen Angehörigen verschiedener Trägergruppen zu erkennen, wurden zudem Informationen zu Alter und Geschlecht, zur Selbstverortung der Leser*innen im Verhältnis zur Friedensbewegung und zu deren Mitgliedschaft in den W&F tragenden Gruppen erhoben. Die Frageformate der Umfrage variierten: Einige Fragen waren auf Bewertungsskalen oder kategorial (ja/nein) zu beantworten, andere Fragen waren offen formuliert. In der Ausgestaltung der Befragung achteten Redaktion und Vorstand auf die Vergleichbarkeit zur ersten Leser*innenbefragung von W&F, die 1996 durchgeführt worden war (vgl. Sommer und Ulrich 1997).

Erhebungsmodalitäten

Der für die Befragung eingesetzte Fragebogen wurde allen W&F-Abonnent*innen am 10. August 2015 postalisch zugesandt. Parallel zum Versand wurden auf der W&F-Webseite sowohl der Download einer ausfüllbaren PDF-Version des Fragebogens als auch der Zugang zu einer Online-Version desselben freigeschaltet. Die Leser*innen konnten sich entscheiden, auf welchem Weg sie das Befragungsinstrument ausfüllen wollten. Um die Rücklaufquote zu erhöhen, wurde nach Ablauf der ursprünglichen Einsendefrist (20. September 2015) nochmals per Post an die Möglichkeit der Befragungsteilnahme erinnert. Bis zum endgültigen Abgabetermin am 15. November 2015 trafen zwei am Computer ausgefüllte PDF-Dateien, 23 Online-Fragebögen und 202 Papierfragebögen ein. Somit nahmen 227 W&F-Leser*innen an der Befragung teil. Die Zahl der postalisch erreichbaren Abonnent*innen lag bei 840 Personen und diente als Berechnungsgrundlage für die – sehr erfreuliche – Rücklaufquote von 27% (227/840)1. Eine Leser*innen-Befragung einer Zeitschrift für biologische Lebensmittel im Jahre 2015 muss sich – zum Vergleich – mit einer Rücklaufquote von 2,3% begnügen.2 Alle ausgefüllten Fragebögen konnten in die Analyse mit einbezogen werden.

Inhaltliche Bewertung von W&F

Auf einer Skala von 1 (unzufrieden) bis 7 (zufrieden) bewerten W&F-Leser*innen ihre Zufriedenheit mit den Inhalten von W&F im Durchschnitt mit einer 5,8. Kein*e Leser*in ist vollkommen unzufrieden (1), allerdings vergeben vier Personen die Bewertung »2«, sieben vergeben eine »3«. Aus Abb. 3 geht hervor, wie häufig jede mögliche Bewertung auf der Skala von 1 bis 7 für W&F gewählt wurde.

Die Zeitschrift W&F ist von ihren Inhalten bzw. von ihrer Zielgruppe her zwischen Wissenschaft und interessierter Öffentlichkeit angesiedelt. Die Leser*innen waren dazu aufgefordert, W&F auf einem Kontinuum von 1 (Wissenschaft) bis 10 (interessierte Öffentlichkeit) einzuordnen. W&F-Leser*innen sehen die Zeitschrift »mittig«, was ihre Orientierung auf ein wissenschaftliches Publikum bzw. auf die interessierte Öffentlichkeit angeht (Mittelwert 5.3). Zudem wurde eine Einschätzung der politischen Positionierung von W&F auf einem Kontinuum zwischen den Polen »links« (1) und »rechts« (10) erfragt. Politisch verortet die Leserschaft W&F als eher links (Mittelwert 3.3).

Die Ergebnisse der Befragung geben auch einen Einblick in die Lesegewohnheiten der W&F-Leser*innen und legen Rückschlüsse auf die Leseintensität der einzelnen Rubriken der Zeitschrift nahe. In der Befragung konnte zu jeder Rubrik angegeben werden, ob sie »nie« (1), »selten« (2), »manchmal« (3), »häufig« (4) oder »immer« (5) gelesen wird. Die meisten Rubriken werden entweder »manchmal« (3) oder »häufig« (4) gelesen. Am häufigsten werden, wie in Abb. 2 dargestellt, Artikel im Schwerpunkt gelesen, gefolgt von Artikeln außerhalb des Schwerpunkts, dem Gastkommentar und dem Editorial. Weniger häufig lesen W&F-Leser*innen Texte aus den Rubriken »Aus dem Herausgeberkreis«, »Kongresse und Tagungen»« und – am wenigsten beliebt – »Annotationen«.

In welchem Kontext und mit welchem persönlichen Nutzen wird W&F gelesen? Die Leser*innen waren gebeten, alle Zwecke anzugeben, für die sie W&F nutzen. Mehr als zwei Drittel (70%) der Leser*innen geben an, W&F zur allgemeinen Informationen über Friedensthemen zu konsultieren; knapp die Hälfte der Leser*innen (48%) nutzt W&F unmittelbar im Kontext ihres friedenspolitischen Engagements. Jeweils 42% der Leser*innen lesen W&F aus Interesse an multidisziplinären Diskussionen und (sic!) als Freizeitlektüre. Weitere genannte Zwecke umfassen Forschung und Wissenschaft (23%), Lehre und Vorträge (19%), Öffentlichkeitsarbeit (15%) und Schule (7%). Die Häufigkeit der Nennungen der einzelnen Verwendungszwecke ist in Abb. 1 grafisch dargestellt.

Darüber hinaus ergänzten die Leser*innen die Liste der Verwendungszwecke und -motive um folgende »sonstige« Anmerkungen: Informationen über Termine, Kongresse, und Publikationen; berufliche Zwecke; Studium; außerschulische Bildung; Journalismus; Unterstützung der Forschungsarbeit und des Friedens; wissenschaftliche »Community-Updates«; Nebenbeschäftigung; aber auch Entspannung und private Diskussionen.

Nachfolgend bot die Befragung den Leser*innen von W&F die Option, persönliche Themenprioritäten mitzuteilen, zu denen sie gerne mehr lesen würden. Aus einer Auswahl von 21 Themen konnten bis zu drei Themen ausgewählt werden, denen die Prioritäten 1 bis 3 zuzuordnen waren. Aus den Befragungsdaten ließen sich die in Tab. 1 aufgeführten zehn gefragtesten Themen errechnen.3

Diese Themenprioritäten bieten einen wichtigen Anhaltspunkt für die künftige inhaltliche Gestaltung von W&F.

In der Kategorie »Sonstiges« konnten die Leser*innen neben den angebotenen 21 Themen selbst Themenvorschläge machen. Unter anderem möchten W&F-Leser*innen vermehrt Artikel in den Bereichen Konflikt, Militär, Forschungsmethodik & Theorie, Medien, Naturwissenschaften, Religion und Politik lesen. Die nachfolgende thematisch angeordnete Auflistung der frei formulierten Themenprioritäten gibt einen Überblick über weitere für W&F-Leser*innen wichtige Themenfelder:

  • Beispiele für erfolgreiche nicht-militärische Krisenprävention/-lösung; Ursachen der Unfriedlichkeit; soziale und wirtschaftliche Konfliktursachen; Lernen aus Konflikten; zivile Konfliktbehebung;
  • wirtschaftspolitische Hintergründe; Hintergründe der Finanzpolitik; Gesellschaftspolitik; Entwicklungspolitik; Politik und Friedensforschung (Zusammenarbeit); Verantwortung der Politik; Außenpolitik und internationale Beziehungen; Sicherheitspolitik;
  • Entwicklungen in der Militärtechnik; (theoretische) Militärkritik; Militärpolitik; Chemiewaffen; Rüstungsforschung;
  • Terrorismus; Extremismus; Radikalisierung; Überwachung;
  • Friedensforschung; qualitative und quantitative Forschungsmethodik; Theorie und Praxis der Gewaltfreiheit; Konflikttheorie und Konfliktanalyse; Theoriedebatten;
  • Friedenserziehung/-pädagogik; Friedensethik; Friedenspsychologie; Sozialpsychologie;
  • Medien und Krieg; Rolle der Medien; Gender und Krieg;
  • naturwissenschaftliche Beiträge; technologische Entwicklungen; Umweltschutz;
  • Rolle der Kirchen; Religion und Nationalismus;
  • Nahost-Konflikt.

Anhand von vier Teilfragen konnten die Leser*innen den Informationswert von W&F jeweils auf einer Skala von 1 bis 7 bewerten. Insgesamt zeichnen sich, wie in Abb. 4 gezeigt, hohe Durchschnittbewertungen ab: Die Vertrauenswürdigkeit der Informationen erhielt eine Bewertung von 6.3, die fachliche Kompetenz der Autor*innen wurde mit einer 6.2 ebenfalls als gut eingestuft. Auch die Verständlichkeit der Informationen bewerten die Leser*innen im Durchschnitt mit einer 5.9. Etwas niedriger fällt die Bewertung der Bekanntheit der Fakten aus: Auf der Skala von 1 (Fakten sind »bereits bekannt«) bis 7 (Fakten sind »neu«) wird durchschnittlich eine 5.2 vergeben.

Zusätzlich zu dieser numerischen Bewertung des Informationswerts waren die Leser*innen aufgefordert, ihre Eindrücke zum Informationswert von W&F auszuformulieren. Folgende Vorschläge wurden formuliert:

  • einfache, deutschsprachige Zusammenfassungen von peer-begutachteten Artikeln veröffentlichen (mit Link zur Originalversion);
  • kurze englische Zusammenfassungen aller Artikel;
  • Links zu weiterführenden Kontakten bezogen auf die behandelten Themen und Informationen am Ende von Artikeln abdrucken;
  • neue Artikelformate, z.B. Pro-Kontra-Artikel, und Artikel, die ein jüngeres Publikum ansprechen;
  • kürzere Sätze;
  • mehr Theoriedebatten;
  • stärkere Einbeziehung von Fakten;
  • Klärung, wie Jüngere/Student*innen auf das Angebot reagieren, und gegebenenfalls Anpassungen in der Themenwahl.

Die Anmerkungen zum Informationswert nutzten die Leser*innen auch, um Kritikpunkte zu kommunizieren. Einige Leser*innen verlangen nach weniger anspruchsvollen, für den „allgemeinen Leser“ zugänglichere Inhalte, die weniger Wissen voraussetzen. In diesem Zusammenhang wird angemerkt, dass viele Texte in W&F für „Nicht-Geisteswissenschaftler“ schwierig zu verstehen seien. Andere kritisieren W&F als „zu links“ und wünschen sich mehr „innenkritische Kontroversen“ oder „alternative Beiträge“. Nachfolgend die prägnantesten Leser*innenkommentare:

  • „Zu viel politisch links korrektes Framing, zu wenig innenkritische Kontroverse.“
  • „Die Faktenlage ist oft bekannt, aber die Analyse ist meist top und notwendig. Die Verständlichkeit ist gut, aber die Art der »Schreibe« ist, wenn ihr zu den »Massen« wollt, oft zäh und schwer.“
  • „Die politische Grundausrichtung verstellt oft den Blick auf neuere politische Entwicklungen.“
  • „Für junge Leute sind einige Texte zu kompliziert geschrieben, deshalb konnte ich die Jugend leider nicht für W&F begeistern, obwohl ich die Zeitschrift sehr gut finde.“
  • „Ich denke, mir sagt vor allem die politische/ideologische Ausrichtung von W&F (links/friedensbewegt/systemkritisch) nicht zu. Das empfinde ich als unseriös. Besser wäre es, mehr Stimmen aus der Mitte der Gesellschaft zu haben.“
  • „Manchmal scheint es sich eher um Reportagen statt um auf wissenschaftlicher Arbeit basierende Artikel zu handeln.“
  • „Die Verständlichkeit [ist] ausgezeichnet, aber vermutlich bereits für Oberstufe Gymnasium teils inhaltlich zu anspruchsvoll.“
  • „Die Artikel setzen z. T. ein beträchtliches Wissen voraus, das eigentlich nur Spezialisten haben können. Die »allgemeinen Leser« […] bleiben da außen vor. Es wäre allerdings eine beträchtliche Errungenschaft, diese Menschen hier ins Boot zu holen und für diese Themen zu begeistern. Damit wir nicht in unserem Elfenbeinturm hocken bleiben – das wünsche ich mir.“
  • „W&F [geht] viel zu wenig auf die konkreten Personen der deutschen Politikszene ein, die einer deutschen Friedenspolitik im Wege stehen […].“
  • „Über etwas mehr Systemkritik am Kapitalismus und über Möglichkeiten, ihn durch gemeinwohlverträglichere Gesellschaftsformen abzulösen, würde ich mich freuen.“

Die Onlinepräsenz von W&F

Von 221 Leser*innen, die die Frage nach der Kenntnis der Onlinepräsenz von W&F beantworteten, gaben 50% an, von der Onlinepräsenz zu wissen. Allerdings liegt die durchschnittliche Nutzung nur bei 1.8 auf einer Skala von 1 »nutze ich nie« bis 7 »nutze ich täglich«. Von den 194 Leser*innen, die genauere Angaben zur Häufigkeit der Nutzung der W&F-Seite machten, geben 54% an, die Seite »nie« zu nutzen, und keine Person nutzt die Seite »täglich«. So gut wie nie nutzen 21% der Leser*innen die Seite, doch weist die Stichprobe auch einige intensive Nutzer*innen auf: 13% stuften die Häufigkeit der Nutzung mit einer »3« ein, 7% der Befragten mit einer »4«.

Aus einer Reihe von Funktionen, die von W&F online angeboten werden, konnten die Leser*innen beliebig viele auswählen, auf die sie in der Vergangenheit zurückgegriffen haben. Wie intensiv die Nutzer*innen der W&F-Webseite von den verschiedenen Funktionen Gebrauch machen, geht aus Abb. 5 hervor.

Unter »Sonstiges« geben mehrere Leser*innen an, die Onlinepräsenz zu nutzen, um Artikel – zum Beispiel per Link – an Freunde, Bekannte oder Kollegen weiterzuleiten.

Formale Bewertung von W&F

Die Zufriedenheit mit der Aufmachung und Bebilderung von W&F war auf einer Skala von 1 (unzufrieden) bis 7 (zufrieden) zu bewerten. Beide Aspekte wurden mit durchschnittlichen Bewertungen von 5.7 und 5.3 insgesamt positiv eingeschätzt, obgleich aus den offenen Leserkommentaren einige wertvolle Gestaltungsvorschläge hervorgingen:

Allgemeinen Aufmachung

  • In Bezug auf die Aufmachung von W&F wurde wiederholt das 3-spaltige Layout kritisiert; vielen Leser*innen fällt die Aufnahme der Artikelinhalte aufgrund der schmalen Zeilen und vielen Trennzeichen schwer; einige kommentieren, dass das Layout den Lesefluss negativ beeinflusst.
  • Vereinzelt wird der Wunsch nach einem übersichtlicheren Layout geäußert.
  • Die Schriftgröße wird von einigen Leser*innen –sicher auch vor dem Hintergrund der Altersverteilung der Leserschaft (s.u.) – als zu klein befunden.
  • Kritisch sehen die Leser*innen zudem Artikel, die sich aus verschachtelten und zu wenig fokussierten Sätzen zusammenfügen.
  • Mehrfach artikuliert wurde der Wunsch nach mehr Zusammenfassungen innerhalb eines Artikels (z.B. zusammenfassender Satz nach jedem Abschnitt).
  • Ein konkreter Kritikpunkt bezieht sich auf das Dossier: Dies werde im eAbo weder als PDF-Datei noch als ePub mitgeliefert.
  • Positiv hervorgehoben werden die Anzeigen zu Neuerscheinungen und Veranstaltungen am Seitenrand, die anderweitige Werbefreiheit von W&F, die leserfreundliche Schriftart (Font), die sachliche Gestaltung und der eigenständige Stil von W&F.

Bebilderung

Die Bebilderung von W&F wird kontrovers wahrgenommen; trotz der im Durchschnitt positiven Bewertung spricht ein gerüttelt Maß an Unzufriedenheit aus den Kommentaren.

  • Hauptkritikpunkt ist der fehlende Bezug der Bilder zu den Artikeln; viele Leser*innen sehen die Bilder in W&F als reine Füllbilder, die allein der Dekoration dienen und keine inhaltliche Aussagekraft haben.
  • Die Leser*innen verlangen informativere visuelle Elemente und führen als Beispiele Infografiken, Diagramme, Landkarten, Karikaturen und aussagekräftige, zu den Artikeln passende Bilder an.
  • Außerdem wird wiederholt um Legenden, Unterschriften und Kommentierungen der Bilder (bzw. ihrer inhaltlichen Bedeutung) gebeten.
  • Vereinzelt werden die Bilder als zu dunkel (im Druck) wahrgenommen.
  • Als positiv bewerten einige Leser*innen die thematischen Bilderserien in W&F.
  • Nachfolgend Auszüge aus Leser*innen-Kommentaren zur Bebilderung:
  • „Bebilderung und Tabellen sollten das Thema der Beiträge ergänzen und erläutern und die Konzentration auf den Text erleichtern. Kunst und Ablenkung unerwünscht.“
  • „Irgendwie bin ich hin- und her gerissen. Die Bilder und Auswahl sind super, aber manchmal passt die Bildreihe so gar nicht zu den Artikeln, da ja auch artikelunabhängig.“
  • „Zu wenige und nicht aussagekräftige Bilder. Mehr Graphiken zur Verdeutlichung von Zusammenhängen.“
  • „Immer wieder gute Bilderserien! Ein paar Grafiken und dazu Illustrierung wären von Vorteil – fangen Sie aber auch schon an zu machen – hier liegt Potential, um die Lesbarkeit und Attraktivität zu steigern.“
  • „Themennähere Bilder.“

Artikellänge

Mit der Länge der Artikel scheinen die Leser*innen von W&F insgesamt zufrieden zu sein: Auf die Frage, ob sie die Veröffentlichungen in W&F gewöhnlich für »zu kurz«, »genau richtig« oder »zu lang« halten, antworteten 2% mit »zu kurz«, 12% mit »zu lang« und 86% hielten die Länge für »genau richtig«. In den Kommentaren wird mehrmals vermerkt, dass nicht die Artikellänge, sondern die visuelle Aufmachung umfangreicher Artikel Probleme bereitet. Dies wird in Zusammenhang mit Kritikpunkten zur allgemeinen Aufmachung von W&F gesetzt. Zudem merken die Befragten an, dass die Artikellänge nicht pauschal zu bewerten ist, sondern sich aus der Komplexität des Themas ergibt. Manche Leser*innen halten die „Informationsdichte“ der Veröffentlichungen für genau richtig und dem Publikum angemessen, während andere kommentieren, dass die Texte teilweise „pointierter“ formuliert sein könnten. Wiederum andere Leser*innen wünschen sich mehr thematische „Vertiefung“.

Die Leser*innen

Mittels fünf Fragen zum (demographischen) Hintergrund der Leser*innen wollten Redaktion und Vorstand von W&F ein Bild der Leserschaft gewinnen.

Um einen Überblick darüber zu erhalten, inwieweit sich W&F-Leser*innen mit der Friedensbewegung identifizieren, waren die Leser*innen aufgefordert, ihre Beziehung zur Friedensbewegung anhand von vier Aussagen darzulegen. Zu jeder Aussage konnte angegeben werden, ob sie »gar nicht« (1), »eher nicht« (2), »teils/teils« (3), »eher« (4) oder »völlig« (5) zutrifft. Im Durchschnitt treffen die Aussagen »Ich verfolge aktuelle Entwicklungen in der Friedensbewegung« (4.0) und »Ich fühle mich der Friedensbewegung zugehörig« eher zu (4.0). Nichtsdestotrotz findet auch die Aussage »Ich verfolge friedens- und sicherheitspolitische Debatten vor allem im öffentlichen Raum jenseits der Friedensbewegung« Zustimmung (3.8). Die Aussage »Ich beteilige mich aktiv an Aktionen der Friedensbewegung« hat die niedrigste durchschnittliche Bewertung: W&F-Leser*innen bezeichnen diese durchschnittlich als »teils/teils« zutreffend (3.2).

Die Angaben zum Geschlecht erfolgten im Sinne der LGBT-Forschung offen und wurden nachträglich den vier Kategorien »männlich«, »weiblich«, »sonstiges« und »keine Angabe« zugeordnet. Von den 227 Leser*innen identifizierten sich 166 als männlich, 47 als weiblich und eine Person als »sonstiges«; 13 zogen es vor, keine Angabe zu ihrem Geschlecht zu machen.

Obgleich W&F hierzu keine detaillierten Daten vorliegen, spricht vor dem Hintergrund des hohen Rücklaufs der Leser*innen-Befragung nichts dagegen, dass die Altersstruktur der Teilnehmer*innen mit der der gesamten Leserschaft vergleichbar ist. Die Altersangaben erfolgten kategorisch mittels fünf Altersgruppen. Das Durchschnittsalter der Befragten fällt in die Altersgruppe 46-60. Wie aus Abb. 6 deutlich wird, sind 139 Leser*innen über 60 Jahre alt, nur 33 Leser*innen sind 45 Jahre alt oder jünger. Drei Personen machten keine Angabe bezüglich ihres Alters, und keiner der Teilnehmenden ordnete sich in der Altersgruppe 15-20 Jahre ein.

Diese Ergebnisse stimmen mit Kommentaren der Befragten überein, die auf die Herausforderung hinweisen, ein jüngeres Publikum für W&F zu begeistern und somit den Fortbestand der Zeitschrift zu sichern.

Die Berufsangaben der Teilnehmer*innen wurden nachträglich Berufsgruppen zugeordnet. Die 227 Befragten repräsentieren 21 Berufsgruppen. Eine eindeutige Mehrheit ist drei Berufsgruppen zuzuordnen: 18% üben Lehrberufe aus, 19% wurden den Naturwissenschaften, der Mathematik und dem Ingenieurwesen zugeordnet und 20% sind als Jurist*innen, Sozialwissenschaftler*innen oder Kulturwissenschaftler*innen tätig.

Auch zu ihrer Mitgliedschaft in Trägerorganisationen konnten die Leser*innen Angaben machen: 51,5%gehören keiner Trägerorganisation an, 40,5% gehören einer Trägerorganisation an und 8% geben eine Mitgliedschaft in zwei bis fünf Trägerorganisationen an.

Auf der Basis von hier nicht im Detail ausgeführten statistischen Analysen lassen sich einige signifikante Unterschiede zwischen der Bewertung von W&F durch Mitglieder verschiedener Trägerorganisationen ausmachen: Die Kompetenz der Autor*innen, Vertrauenswürdigkeit der Informationen, Neuheit der Fakten und Verständlichkeit bewerten die Mitglieder der Trägerorganisationen von W&F systematisch unterschiedlich. So beurteilen zum Beispiel die Mitglieder des Forum Friedenspsychologie e.V. den Informationswert von W&F, aber auch die Zeitschrift insgesamt, signifikant kritischer als die Angehörigen anderer Trägerorganisationen. Allerdings sind diese detaillierteren Ergebnisse aufgrund der teilweise kleinen Gruppengrößen – einige Trägerorganisationen sind in der Befragung nur mit sehr wenigen Personen vertreten – mit Vorsicht zu interpretieren.

Analysiert man im Rahmen von hier ebenfalls nicht im Detail ausgeführten so genannten Regressionsanalysen, was die Zufriedenheit der Leser*innen mit W&F am besten vorhersagt, so ergibt sich, dass mehrere Faktoren einen systematischen Einfluss auf den Grad der Zufriedenheit mit der Zeitschrift haben. Das Geschlecht der Leser*in (Männer sind zufriedener) und die Einschätzung der Kompetenz der Autor*innen bzw. der Vertrauenswürdigkeit der in W&F präsentierten Informationen tragen signifikant zur Vorhersage der Zufriedenheitswerte bei. Auch einige Aspekte des Nutzungsverhaltens und der Nutzungsmotive stehen in einem systematischen Zusammenhang mit der Gesamtzufriedenheit: Wer regelmäßig das Editorial liest und wer W&F als Informationsmedium zu aktuellen Entwicklungen in der Friedensbewegung nutzt, ist zufriedener mit der Zeitschrift als andere. Wie immer dies zu bewerten ist: Eine der stärksten Determinanten von Zufriedenheit ist das (männliche) Geschlecht; Frauen fühlen sich weniger gut bedient!

Vergleich zur ersten Befragung von W&F

Eine Reihe von Fragen, die in der Befragung von Gert Sommer und Anneke Ulrich im Jahr 1996 enthalten waren, wurden in der aktuellen Befragung erneut aufgegriffen, sodass die Vergleichbarkeit der Bewertungen gegeben ist. Hinsichtlich der allgemeinen Zufriedenheit mit den Inhalten von W&F, der Bewertung der Vertrauenswürdigkeit der Informationen, der fachlichen Kompetenz, Neuheit der Fakten und der Verständlichkeit zeichnet sich eine positive Entwicklung ab. Die durchschnittlichen Bewertungen, jeweils auf einer Skala von 1 bis 7, sind um bis zu einem Punkt gestiegen (siehe Tab. 2). Nimmt man die Werte von 1996 als Vergleichsdaten für die W&F-Leserschaft (obwohl sich diese natürlich über die Zeit verändert hat und ein Vergleich nur bedingt zulässig ist), so ist dieser Anstieg in allen Fällen statistisch signifikant.

Auffällig ähnlich sind viele der frei formulierte Themenvorschläge, die 1996 und 2015 von Leser*innen vorgebracht wurden. In beiden Befragungen wünschen sich die Leser*innen Artikel zur gewaltfreien bzw. nichtmilitärischen Konfliktbearbeitung sowie zu sozialpsychologischen Themen, zu Theoriedebatten und zur Frage, welche Forschungsansätze vielversprechend sind. Außerdem verlangen die Leser*innen damals wie heute nach polit-ökonomischen Analysen. Ökologische Themen und Themen der deutschen Außenpolitik wurden ebenfalls in beiden Befragungswellen genannt. Weiterhin bitten Leser*innen 1996 und 2015 um Artikel, die sich der Praxis der Gewaltfreiheit beziehungsweise der praktischen Friedensarbeit widmen. Im Gegensatz zur Befragung von 1996, in der die Leser*innen sich weniger technische und naturwissenschaftliche Ausführungen wünschten, wird in der jüngsten Befragung explizit nach naturwissenschaftlichen Beiträgen und Artikeln zu technologischen Entwicklungen verlangt.

Des Weiteren zeigen die in den Befragungen angebrachten Kritikpunkte und Vorschläge bezüglich der Bebilderung und Visualisierung in W&F Parallelen auf: 1996 schlugen die Leser*innen die „Darstellung wichtiger Fakten in Form von Tabellen, Grafiken, Statistiken“ (Sommer und Ulrich 1997) vor und wünschen sich „mehr aussagekräftige Bilder, gute Fotos und Grafiken […] diese dann stets mit beschreibendem, erklärendem Titel“. Im Jahre 2015 besteht weiterhin eine große Nachfrage nach Infografiken, Diagrammen und aussagekräftigen visuellen Elementen. Die Leser*innen äußern in der jüngsten Befragung den Wunsch nach Legenden, Unterschriften und Kommentierungen der Bilder bzw. Abbildungen.

Zusammenfassung

Im Jahre 2015 führte W&F die zweite Leser*innenbefragung seit ihrer Gründung durch. An der zweiten Befragung beteiligten sich 27% der Leserschaft. Nicht zu übersehen ist, dass in der Leserschaft von W&F Männer aus der Altersgruppe 60+ besonders stark repräsentiert sind. Insgesamt ist die Leserschaft sehr zufrieden mit der Zeitschrift und vergibt hohe Bewertungen für die Vertrauenswürdigkeit der Informationen, die fachliche Kompetenz der Autor*innen und die Verständlichkeit der Inhalte von W&F. Am häufigsten ziehen Leser*innen W&F für Informationen über allgemeine Friedensthemen und für friedenspolitisches Engagement zu Rate und wünschen sich mehr Artikel, die sich der Verantwortung der Wissenschaft, der Friedensforschung oder der Analyse von Gewaltursachen und –verhältnissen widmen. Die Onlinepräsenz von W&F ist nur der Hälfte der Befragten bekannt und wird nur vereinzelt genutzt: Hier gibt es ganz offensichtlich einen Innovationsbedarf. Aus inhaltlicher Perspektive schlagen die Leser*innen neue Artikelformate (z. B. Pro-Kontra) und eine Anpassung der Inhalte an ein jüngeres Publikum vor. Gelegentlich wird die politische Ausrichtung von W&F als zu linkslastig wahrgenommen.

Positiv wurden der eigenständige Stil und die Werbefreiheit von W&F hervorgehoben. Teilweise bitten die Leser*innen um kürzere Sätze, eine größere Schriftgröße und mehr Zusammenfassungen innerhalb von Artikeln. Zudem werden das dreispaltige Layout und die Bebilderung von W&F kritisiert. Den Leser*innen fehlen der Bezug der Bilder zu den Artikeln sowie aussagekräftige visuelle Elemente, wie zum Beispiel Karikaturen, Infografiken und Landkarten.

In toto lässt sich zusammenfassen: W&F wird von seinen Leser*innen sehr gut angenommen, muss sich angesichts der Altersstruktur seiner Leserschaft allerdings Sorgen um seinen Fortbestand machen.

Wir danken allen Teilnehmer*innen der Befragung für Ihre Zeit und wertvolle Kritik!

Abbildungen

Tabellen

Thema Rang Gewichtete
Nennungen
Verantwortung der Wissenschaft 1 138
Friedensforschung 2 130
Gewaltursachen und -verhältnisse 3 127
Friedenspolitik 4 110
Zukunftsfähige Entwicklung 5 93
Ressourcenkonflikte 6 85
Zivilgesellschaftliche Initiativen für den Frieden 7,5 83
Aussöhnung (nach kriegerischen Konflikten) 7,5 83
Hintergründe zu bi- und multilateralen Abkommen 9 71
Völkerrecht 10 70

Tab. 1: Beliebteste Themen

Frage Mittelwert 1996
(n = 75)
Mittelwert 2015
(n = 219-222)
Zufriedenheit mit Inhalten von W&F
(1 = unzufrieden; 7 = zufrieden)
5.5 5.78
Vertrauenswürdigkeit der Informationen
(1 = unzuverlässig; 7 = zuverlässig)
6.1 6.29
fachliche Kompetenz der Autor*innen
(1 = inkompetent; 7 = kompetent)
6.0 6.16
Fakten
(1 = bereits bekannt; 7 = neu)
4.2 5.25
Verständlichkeit
(1 = unverständlich; 7 = verständlich)
5.5 5.91
n = Stichprobenumfang

Tab. 2: Vergleich von Bewertungen zwischen 1996 und 2015

Anmerkungen

1) Eine nennenswerte Anzahl von Abonnent*innen (>100) war während des Befragungszeitraums postalisch nicht zu erreichen. Die Gründe hierfür sind vielfältiger Natur (Adressänderung, institutionelle Abonnements ohne individuellen Ansprechpartner, etc.).

2) bioverlag.de/mediadaten/m3klang/M3klang2014-Untersuchungsanlage.pdf.

3) Die Anzahl der Nennungen, die Platz 1 erhalten haben, wurden mit drei multipliziert, die Anzahl der Nennungen, die Platz 2 erhalten haben, wurden mit zwei multipliziert und die Anzahl der Nennungen, die Platz 3 erhielten, wurden mit eins multipliziert. Somit wurden die Nennungen, je nach Priorität, unterschiedlich gewichtet. Alle Nennungen eines Themas wurden hiernach summiert, damit die Beliebtheit der 21 Themen in einer einzigen Rangordnung zusammengefasst werden konnte. Beispiel: Das Thema »Menschenrecht« wurde sechs Mal auf Platz 1, drei Mal auf Platz 2 und 23 Mal auf Platz 3 genannt. Nach der Multiplikation erhält es 18 (6 * 3) Nennungen auf Platz 1, 6 (2*3) Nennungen auf Platz 2 und 23 (23*1) Nennungen auf Platz 3. Insgesamt folglich 18+6+23 = 47 Nennungen und nimmt somit in der Tabelle beliebtester Themen den 13. Platz ein.

Literatur

Gert Sommer und Anneke Ulrich: W&F LeserInnen-Umfrage. W&F 1-1997.

Die Befragung wurde von Henrieke Max und Klaus Boehnke von der Jacobs University Bremen konzipiert, durchgeführt und ausgewertet. Henrieke Max studiert Sozialwissenschaften an der Jacobs University Bremen. Klaus Boehnke ist Prodekan der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS); er ist an der Jacobs University Bremen Professor für Sozialwissenschaftliche Methodenlehre und Mitglied im Vorstand von W&F.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2016/1 Forschen für den Frieden, Seite 48–54