W&F 2010/4

Tätigkeitsbericht 2009/2010

Forum Friedenspsychologie – Bewusst-Sein für den Frieden (FFP)

von Forum Friedenspsychologie

Im Berichtszeitraum (25.6.2009-16.6.2010) hat der Verein in vielfältiger Weise zur Untersuchung und Verbreitung von psychologischen Kenntnissen der Friedenssicherung, Abrüstung und Völkerverständigung beigetragen. Ein Schwerpunkt unserer Tätigkeit war die Durchführung der federführend vom Vorsitzenden des Forums Friedenspsychologie, Prof. Dr. Klaus Boehnke, organisierten 22. Tagung Friedenspsychologie vom 25.-28.6.2009 in Bremen. Die Tagung wurde gemeinsam mit der im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder geförderten Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS) durchgeführt. Die Tagung stand unter dem Motto »Attitude Formation, Value Change, and Intercultural Communication: Peace Psychology Perspectives« (gleichzeitig einer der Schwerpunkte der DoktorandInnenausbildung in BIGSSS) und hatte ca. 60 TeilnehmerInnen. Sie wurde von der Fachgruppe Sozialpsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT) finanziell unterstützt.

Die Hauptvorträge der Konferenz hielten Prof. Ronald Inglehart, University of Michigan, USA, gleichzeitig Wisdom-Professor an der Jacobs University Bremen: »Cultural Change and the Democratic Peace Thesis«; Prof. Felicia Pratto, University of Connecticut, USA: »Why People Disregard International Humanitarian Law that they Say they Endorse«; Prof. Andreas Zick, Universität Bielefeld: »Attention Prejudice! – The Syndrome of Group-Focused Enmity and its Political Implications«; und Prof. Sonia Roccas, Open University, Israel: »Personal Values and Group Processes«. Der Vortrag von Ronald Inglehart wurde durch ein Rundgespräch von PolitikwissenschaftlerInnen und PsychologInnen zum Thema »Demokratie und Frieden« ergänzt. Zusätzlich zu den Hauptvorträgen gab es 16 weitere – zumeist in englischer Sprache gehaltene – Einzelvorträge.

Weiterer Höhepunkt war die Verleihung des Gert-Sommer-Preises für Friedenspsychologie, der 2009 doppelt vergeben wurde. Preisträgerinnen waren Dr. Johanna Vollhardt, University of Massachussetts, Amherst, »Victim Consciousness and its Effects on Intergroup Relations – a Double-Edged Sword« und Dr. Susanne Jaeger, Universität Konstanz, »Nachrichtenmedien als Ressource für Frieden und Versöhnung: Inhaltsanalytische Pressestudien zur westdeutschen Berichterstattung über Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg«. Beide Preisträgerinnen stellten ihre Promotionsprojekte in Vorträgen vor.

Wichtigster Tagesordnungspunkt der anlässlich der 22. Tagung Friedenspsychologie durchgeführten Mitgliederversammlung war die Neuwahl der vertretungsberechtigten Mitglieder des Vorstandes. Alle bisherigen Vorstandsmitglieder wurden in ihrem Amt bestätigt. (1. Vorsitzender: Prof. Klaus Boehnke; 2. Vorsitzende: Miriam Schroer; Kassierer: Karl-Günther Theobald; weitere Vorstandsmitglieder: Dr. Christopher Cohrs, Dr. Jost Stellmacher).

Im Berichtszeitraum war ein weiterer Arbeitsschwerpunkt die Mitarbeit bei der Zeitschrift »Wissenschaft & Frieden« (W&F), die von unserem Verein zusammen mit neun weiteren Organisationen herausgegeben wird und die die größte friedenswissenschaftliche deutschsprachige Zeitschrift ist. Unser Mitglied Prof. Albert Fuchs schied im Berichtsjahr aus der Redaktion von W&F aus Altersgründen aus; er gehört nunmehr dem Beirat von W&F an. Der Ehrenvorsitzende Prof. Gert Sommer betreut weiterhin die Nachrichten aus dem Verein, die im »Forum« von W&F erscheinen. Unsere Mitglieder Prof. Wilhelm Kempf, Konstanz, und Prof. Wolfgang Frindte, Jena, unterstützen weiterhin die Arbeit von W&F durch ihre Mitgliedschaft in deren Beirat.

Christopher Cohrs betreute im Berichtsjahr weiterhin die Website des Forums Friedenspsychologie (www.friedenspsychologie.de). Wilhelm Kempf ist weiterhin Herausgeber der Fachzeitschrift »Conflict and Communication online« (www.cco.regener-online.de).

Im Berichtsjahr hat das Forum Friedenspsychologie zum vierten Mal den mit Euro 500 dotierten Gert-Sommer-Preis für friedenspsychologische akademische Abschlussarbeiten ausgelobt. Der als Jury fungierende Vorstand des FFP hat den Preis 2010 an Sarah Koch für ihre Diplomarbeit »Gute Gründe für Nuklearwaffen? Rekonstruktion persönlicher Argumentationssysteme politischer Akteure im Sicherheitsdiskurs« vergeben (siehe diese Ausgabe von W&F: Sarah Maria Koch, Gute Gründe für Nuklearwaffen?).

Das Forum Friedenspsychologie hat sich im Berichtszeitraum durch die Vorstandsmitglieder Christopher Cohrs und Miriam Schroer im Steering Committee an der weiteren Etablierung des International Network of Psychologists for Social Responsibility (INPsySR) beteiligt. Im Rahmen des Europäischen Kongresses für Psychologie (ECP) in Oslo vom 7.-10. Juni 2009 organisierten die Mitglieder des Steuerungskomitees drei wissenschaftliche Symposien, ein Treffen über psychosoziale Arbeit im Gazastreifen und im Libanon, die Vorführung und Diskussion des Films »Interrogate this« (Marianne Galvin) zur Rolle US-amerikanischen MilitärpsychologInnen in der Terrorbekämpfung sowie eine offene Mitgliederversammlung. Im Rahmen der 23. Jahrestagung des Forums Friedenspsychologie 2010 findet auch ein Tagungsprogramm des INPsySR mit insgesamt fünf Workshops u.a. zu den Themen Gender, Konfliktbearbeitung und Versöhnung im Nachkrieg statt. Zudem wird ein Workshop mit Praktikerinnen aus der Flüchtlingsarbeit angeboten und die Mitgliederversammlung des Netzwerks durchgeführt.

Klaus Boehnke hat seine Mitarbeit im Committee for the Psychological Study of Peace (CPSP) als Senior Advisor fortgesetzt. Klaus Boehnke und Christopher Cohrs haben im Berichtsjahr ihre Tätigkeit im Editorial Board der Zeitschrift »Peace and Conflict: The Journal of Peace Psychology« fortgesetzt; Klaus Boehnke hat diese Tätigkeit dann im Berichtsjahr nach zehn Jahren beendet.

Der Verein hat weiterhin in Publikationen, Vorträgen, Interviews und Leserbriefen zur Verbreitung psychologischer Erkenntnisse zur Friedenssicherung und Völkerverständigung beigetragen.

Zwölf WissenschaftlerInnen (zumeist FFP-Mitglieder) haben mit zehn Beiträgen den Schwerpunkt »Psychologie die Friedens« der Zeitschrift »Friedensforum – Zeitschrift der Friedensbewegung« (Heft 1/2010) gestaltet.

Vorstandsmitglied Jost Stellmacher moderierte auch im Berichtsjahr die Mailing-Liste »Friedenspsychologie« (friedenspsychologie@lists.uni-marburg. de; Anmeldungen bei stellmac@Staff.Uni-Marburg.de). Es sind mittlerweile 121 KollegInnen Mitglieder der Mailing-Liste, die zeitweise intensiv und kontrovers zur Weitergabe friedenspsychologisch relevanter Informationen genutzt wird. Christopher Cohrs und Jost Stellmacher haben im Juni 2009 eine NutzerInnenbefragung zur Akzeptanz der Mailing-Liste durchgeführt, deren Ergebnisse auf der Vorstandssitzung in Bremen diskutiert und an die Mailing-Liste rückgemeldet wurden.

Im Berichtszeitraum trat der Vorstand zweimal zusammen (am 28.06.2009 in Bremen und am 1.05.2010 in Hannover). Dabei wurden u.a. folgende Themen bearbeitet: Nachbereitung der Fachtagung in Bremen, Vorbereitung der 23. Fachtagung in Bielefeld, Vergabe des Gert-Sommer-Preises für Friedenspsychologische Akademische Abschlussarbeiten, FFP-Faltblatt, Mailingliste, Vertretung des FFP bei W&F, insbesondere in der Redaktion.

Der Verein ist weiterhin als gemeinnützig anerkannt. Er hat derzeit 92 Mitglieder; im Berichtszeitraum gab es 3 Austritte und 9 Eintritte. Zwei Nichtmitglieder haben über den Verein die Zeitschrift »Wissenschaft & Frieden« abonniert, die den Mitgliedern automatisch zugeht.

Es ist besonders zu würdigen, dass unsere Gruppierung seit nunmehr 28 Jahren besteht (1982 gegründet, seit 1986 e.V.) und dass wir seit 23 Jahren kontinuierlich jährliche Fachtagungen veranstalten.

gez. Prof. Dr. Klaus Boehnke (Vorsitzender)

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2010/4 Konflikte zivil bearbeiten, Seite 72–73