W&F 2007/1

Auszeichnung der Uni-Marburg für Herbert Wulf

von Redaktion

Der Präsident der Philipps-Universität Marburg, Professor Dr. Volker Nienhaus, hat dem einstimmigen Vorschlag der Auswahlkommission des Zentrums für Konfliktforschung zugestimmt, den Peter-Becker-Preis für Friedens- und Konfliktforschung 2006 an Herbert Wulf zu verleihen.

Der Preis wird für Arbeiten oder Projekte vergeben, die wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung, den Verlauf und die Bearbeitung von Konflikten vorantreiben und eine praktische Umsetzung im Sinne der Konfliktregelung ermöglichen bzw. durchführen. Der zum zweiten Mal verliehene Preis ist mit 10.000 Euro honoriert. Die Preisverleihung findet am 9. Februar 2007 in der Universität Marburg statt.

Herbert Wulf veröffentlichte das Buch »Internationalisierung und Privatisierung von Krieg und Frieden« im NomosVerlag sowie in englischer Sprache »Internationalizing and Privatizing War and Peace« im Verlag Palgrave Macmillan. In dieser Publikation warnt er davor, dass durch die Privatisierung und Internationalisierung der weltweiten Militäreinsätze die demokratische Kontrolle über die Streitkräfte in Frage gestellt und das staatliche Gewaltmonopol ausgehöhlt oder gar aufgegeben wird. Die Kommission ist der Auffassung, dass in dieser Publikation ein enorm wichtiges sicherheitspolitisches Problem mit großer wissenschaftlicher Stringenz behandelt wird. Dieses zentrale politische Thema wird dabei in gut lesbarer Form präsentiert.

Biografische Angaben Herbert Wulf

Prof. Dr. Herbert Wulf leitete das Internationale Konversionszentrum Bonn – Bonn International Center for Conversion (BICC) von 1994 bis 2001. Seither führt er ein Forschungsprojekt zur Internationalisierung und Privatisierung von Krieg und Frieden durch und ist außerdem Berater des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen UNDP zu Abrüstungsfragen in Nordkorea. Herbert Wulf war als Gutachter und Berater verschiedener UN-Organisationen tätig, so für die Abrüstungsabteilung der UN (UN-Waffenregister und Kleinwaffenkontrolle), für UNDP zur Erstellung des jährlichen Berichtes zu menschlicher Entwicklung (Human Development Report 1991 - 2002), für die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die UNESCO. Er ist heute auch Gastprofessor an der University of Queensland, Brisbane, Australien.

Herbert Wulf arbeitete als Forschungsgruppenleiter (für die Kontrolle des Waffenhandels und der Rüstungsindustrie) beim Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) und am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg (IFSH). Seine Forschungsgebiete sind Rüstungskontrolle, Abrüstung, Rüstungskonversion, UN Peace Keeping, Entwicklungstheorie und internationale Beziehungen mit dem Schwerpunkt in Asien. Herbert Wulf hat eine Reihe von Büchern und zahlreiche Aufsätze zu diesen Themen (in Deutsch und Englisch) veröffentlicht.

Die Regierung Nordrhein-Westfalens verlieh ihm im Jahr 2002 für hervorragende wissenschaftliche Arbeit den Titel eines Professors. Er studierte in Köln (Betriebswirtschaft), in Mannheim und Hamburg (Soziologie) und promovierte an der Freien Universität Berlin (Politikwissenschaft). Herbert Wulf lehrte an verschiedenen Universitäten in Deutschland, Skandinavien und den USA.

Herbert Wulf hat seine Arbeit im Bereich von Konflikt, Frieden und Sicherheit nie ausschließlich als rein wissenschaftliche Tätigkeit verstanden, sondern hat seine Expertise der Friedensbewegung, den Gewerkschaften (vor allem in der Frage der Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie), politischen Parteien und Stiftungen sowie in der politischen Bildung und Beratung zur Verfügung gestellt. Die Forschungsergebnisse hat er neben den Publikationen in wissenschaftlichen Fachorganen in verständlicher Form in Zeitungen, nicht-wissenschaftlichen Zeitschriften, Rundfunk- und Fernsehbeiträgen veröffentlicht.

Er ist heute Vorsitzender des Kuratoriums der internationalen Organisation International Security Information Service, Brüssel, Vorsitzender des Herausgebergremiums von Wissenschaft und Frieden und Associate Editor der Vierteljahreszeitschrift Economics of Peace and Security Journal. Er ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Frieden und Konfliktforschung, im Stiftungsrat der Deutschen Stiftung Friedensforschung, im wissenschaftlichen Beirat des SIPRI, bei Pugwash Conferences on Sicience and World Affairs sowie bei der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler. Vor seiner Arbeit in der Wissenschaft war Herbert Wulf vier Jahre Beauftragter des Deutschen Entwicklungsdienstes in Indien. Er begann sein Berufsleben mit einer Banklehre und als Bankangestellter in Deutschland und den USA.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2007/1 Terrorismus - Ursachen und Folgen, Seite