W&F 1992/1

Clara Immerwahr und Fritz Haber

Ein verdrängtes Kapitel männlicher Wissenschaftsgeschichte

von Jörn Heher

Der Name Clara Immerwahr führt an den Beginn der Geschichte von Massenvernichtungsmitteln und in eine damals neue Dimension der Frage nach Verantwortung von Wissenschaftlerlnnen und Technikern. Das Leben von Clara Immerwahr entzieht sich in besonderem Maße plakativer Darstellung.

Geboren am 21. Juni 1870, wird Clara Immerwahr eine begeisterte und talentierte Forscherin. Sie promoviert 1900 als erste Frau an der Universität Breslau; »magna cum laude« im Fach Physikalische Chemie. In dieser Zeit als Frau studiert zu haben, verrät Zivilcourage. Viele Professoren sind Gegner des Frauenstudiums, das Verbindungswesen bestimmt das Leben der Studenten. Bei ihrer Arbeit über elektrische Messungen an Schwermetallsalzen zeigt sich Claras hohe Begabung. Ihr Selbstbewußtsein als Naturwissenschaftlerin wächst. Fachliche Dispute mit höhergestellten Kollegen, die nicht selten autoritär statt wissenschaftlich argumentieren (und gleichwohl große Karrieren machen werden), bleiben nicht aus. Claras Umgang damit ist elegant und kollegial. Eine Reihe ihrer Arbeiten erscheint in Fachzeitschriften.

Als sie 1901 mit Fritz Haber die Ehe eingeht, trachtet sie, Ehe und Forschung miteinander zu vereinbaren. Ihre eigene wissenschaftliche Arbeit wird jedoch weitgehend verhindert.

Rückblickend (1909) schreibt sie: „Es war stets meine Auffassung vom Leben, daß es nur dann wert gewesen sei, gelebt worden zu sein, wenn man alle seine Fähigkeiten zur Höhe entwickelt und möglichst alles durchlebt habe, was ein Menschenleben an Erlebnissen bieten kann. Und so habe ich damals schließlich auch mit unter dem Impuls mich zur Ehe entschlossen, daß sonst eine entscheidende Seite im Buch meines Lebens und eine Seite meiner Seele brachliegenbleiben würde. Der Aufschwung, den ich davon gehabt, ist aber sehr kurz gewesen

Gegen Ende 1901: „Ich arbeite jetzt jeden Nachmittag im Institut und lese Manuskripte und mache Zeichnungen dazu. Jetzt geht es mir wieder viel besser“.

„Darin haben Herr Professor wohl recht, daß ich eine unglückselige Weichheit besitze, die mir alles schwerer macht als es anderen Leuten fällt. Mir scheint aber, daß ich das nicht ändern kann, und Sentimentalität ist es jedenfalls nicht, weil ich jederzeit innerlich noch tiefer fühle, als ich es öffentlich zu erkennen gebe“, schreibt Clara Immerwahr 1900 über sich. Ihre große Sensibilität wird ihr in den Auseinandersetzungen mit Fritz Haber jedoch zum Verhängnis und von der Nachwelt als Lebensuntüchtigkeit mißdeutet. Sie versucht, der Frauenrolle gerecht zu werden und ihrem Mann »den Weg zu ebnen«. Dazu gehört das Ausrichten der zahlreichen Tischgesellschaften ihres Mannes, die sein Ansehen und seine Kontakte fördern. Zu den wissenschaftlichen Arbeiten Habers trägt sie fachlich bei, ohne darin erwähnt zu werden. Am 1. Juni 1902 kommt nach schwerer Schwangerschaft Sohn Hermann zur Welt.

Fritz Haber, Hilfsassistent für Gasanalyse, steigt derweil langsam, dann immer steiler auf. Er wird zum »Vater des Gaskrieges«. Nach einem Jahr als ordentlicher Professor an der Technischen Hochschule in Karlsruhe macht er 1907 seine Entdeckung zum Ammoniakgleichgewicht (für die er 1918 den Nobelpreis erhält). Er festigt in der Folgezeit die gesuchte Nähe zur chemischen Industrie, welche schon damals beginnt, Forschung mehr und mehr zu ihrem Monopol zu machen.1911 wird er Direktor des Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft (Vorläufer der heutigen Max Planck-Gesellschaft) in Berlin und erhält den Titel »Geheimrat«.

Zwischen 1909 und 1912 entwickelt Carl Bosch bei BASF die großtechnische Ammoniaksynthese aus der Luft (Haber-Bosch Verfahren), Grundlage der deutschen Produktion sowohl für Düngemittel als auch für Sprengstoff, die bis dahin von Salpeter aus Chile abhängig ist. Bereits 1913 läuft die erste Anlage in Oppau/Ludwigshafen an. Später folgen weitere bei Leuna, wo auch die Buna-Werke zur Herstellung synthetischen Kautschuks angesiedelt werden. Schon im Herbst 1914 hatte die deutsche Sprengstoffindustrie keinen Chile-Salpeter mehr und hätte vor der Kapitulation gestanden.

Clara versucht eigene Wege zu gehen: Sie benutzt abweichend von dem, was von einer Frau Geheimrat erwartet wird, eigenes Briefpapier und vernachlässigt hin und wieder die Tischgesellschaften ihres Mannes. Sie hält Vorträge über „Chemie und Physik im Haushalt“ vor Frauen in Arbeiterbildungsvereinen, Vorläufern der heutigen Volkshochschulen. In Briefen äußert sie sich deutlich antimilitaristisch.

„Die Wehrkraft und die Wissenschaft sind die beiden starken Pfeiler der Größe Deutschlands, mit diesen Worten in einer Denkschrift an den Kaiser hatte Adolf von Harnack, dann langjähriger Präsident der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft, deren Gründung vorgeschlagen. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs stellt sich das von Haber geleitete Institut mit überschwenglichem Patriotismus in den Dienst des Vaterlandes. Habers Sohn aus zweiter Ehe schreibt später:

„In Haber fand die Oberste Heeresleitung einen brillanten Geist und einen extrem energischen, entschlossenen und vielleicht auch skrupellosen Organisator… Er verkörperte den romantischen, quasi-heroischen Aspekt des deutschen Chemikers, wo Nationalstolz mit purem Wissenschaftsfortschritt und dem utilitaristischen Fortschritt der Technik vermischt wurden… Er war Preuße mit unkritischer Akzeptanz der Staatsweisheit…, ehrgeizig, erfolgssüchtig“.

Obwohl er Kriegsfreiwilliger war und bereits mit zwanzig gegen den Willen seines Vaters (die Mutter war bei der Geburt gestorben) zum Protestantismus konvertiert hatte, war Haber als Jude der Aufstieg zum Offizier verwehrt. Erst sein Einsatz für Chemie in der Kriegsführung bringt ihn schließlich in den Rang eines Hauptmanns. Er stellt seine Forschungen vollkommen auf die Suche nach neuen Kampfgasen um und übernimmt im Laufe des Krieges als Abteilungsleiter im Kriegsministerium die wissenschaftliche Verantwortung für das gesamte Gaskampfwesen. In endlosen Tierversuchen werden Giftgase wie Chlor, Phosgen, Gelbkreuz, Blaukreuz, Grünkreuz erprobt. Eine Explosion, die Habers Assistenten Prof. Sackur tötet, macht beinahe die strenge Geheimhaltung zunichte.

Clara nimmt sehr deutlich Stellung und bezeichnet das ganze Unternehmen als „eine Perversion der Wissenschaft“. Im Januar 1915 begleitet sie Haber nach Köln, wo – nahe der Westfront – freiwillige Soldaten (meist Abiturienten) für den Gaskrieg ausgebildet werden. In Anwesenheit der Vertreter von Wissenschaft, Industrie und Militär wendet sie sich scharf gegen die Absichten ihres Mannes.

Deutschland gehörte zwar zu den 24 Nationen, die mit Unterzeichnung der Haager Konvention auf chemische Kampfstoffe verzichtet hatten. Aber die Aussichten auf einen Erfolg waren wohl zu verlockend, als daß man sich von der Konvention hätte zurückhalten lassen. Haber: „Mit der völkerrechtlichen Zulassung von Gaswaffen bin ich niemals befaßt worden.“

Ende Januar 1915 sind die Laboruntersuchungen abgeschlossen; Haber treibt Anwendungstechnik und Logistik voran. Dazu wird die Zusammenarbeit verschiedener Werke organisiert. Chlorgas ist in der chemischen Industrie Ausgangsprodukt bei zahlreichen Produktionsprozessen. Es war vor dem Krieg in großen Mengen exportiert worden. Da diese Möglichkeit nun entfällt, ist der Industrie, deren Lage nach dem Exportausfall ohnehin durch Überkapazität gekennzeichnet ist, eine neue Verwendung in jedem Fall hochwillkommen. Das finanzielle Risiko läßt sie sich dennoch vom Staat mehrfach absichern. Im Frühling sind schließlich alle Voraussetzungen geschaffen, um eine Offensive zu wagen. Haber ist sicher, daß der Angriff vernichtende Folgen beim Feind haben werde, und drängt die Oberste Heeresleitung, die Gelegenheit für einen Frontdurchbruch zu nutzen. Diese weigert sich jedoch, in dem Vorhaben mehr als ein Experiment zu sehen, und beordert nur eine Kompanie zur Unterstützung des Unternehmens.

Ein Offizier über Haber: „In glühendem Patriotismus bewies er bei der Erprobung der chemischen Massenvernichtungsmittel Kaltblütigkeit, Unerschrockenheit und Todesverachtung. Die organisatorische Tätigkeit des Hauptmanns Haber umfaßte die Prüfung und Auswahl der für den chemischen Krieg in Betracht gezogenen Gase, Gifte und Reizstoffe, die Bestellung und namentlich die Ermöglichung der Fabrikationen durch die Firmen der chemischen Großindustrie, die Verteilung und Transporte, die Anpassung und Entwicklung der Kampftechnik. Er vermochte sich persönlich den Traditionen des Offizierskorps und des Heeres so einzufügen, daß die Anwendung neuer und traditionswidriger Kampfmethoden sich in größerem Maßstab durchzusetzen vermochte. Die Gaskampfstoffüllung der Artilleriegeschosse entwickelte sich zu solcher Bedeutung, daß sie auf deutscher Seite am Kriegsende mehr als ein Viertel der Artilleriemunition ausmachte.“

An einem Abschnitt der Westfront bei Ypres in Belgien befehligt Fritz Haber persönlich am Nachmittag des 22. April 1915 den Einsatz des Chlorgases. Es wird aus 5000 Stahlzylindern in die Luft geblasen, flankiert von 15-Zentimeter-Gasgranaten. Die Wirkung ist verheerend. 15000 Engländer und Franzosen bei Langemarck werden fast schutzlos überrascht, 5000 sterben. Haber ist verbittert, daß die Heeresleitung den Erfolg nicht nutzt: Auf sechs Kilometern steht nichts mehr zwischen den deutschen Truppen und den ungeschützen französischen Kanalhäfen direkt gegenüber von England.

Die deutsche Presse ist begeistert. So berichtet die Zeitschrift Die Hilfe in ihrer »Kriegschronik« unter Freitag, 23. April: „Großer Sturm in der Nähe von Ypern… Mindestens 1600 Franzosen und Engländer gefangen. 30 Geschütze, darunter vier schwere englische, fielen in deutsche Hände. Das ist doch einmal ein richtiger Bissen!“ Unter Sonnabend, 24. April: „Der Erfolg des Sturmes bei Ypern ist noch etwas größer geworden: 2470 Gefangene und 35 Geschütze. Die Gegner beschweren sich sehr über deutsche Rauchgeschosse, als ob sie nicht selbst jedes Mittel benutzten, das sie erlangen können. Chemisch freilich werden wir ihnen wohl über sein.“ Und unter Montag, 26. April: „Das Tagesgespräch sind die »deutschen Dämpfe« bei Ypern. Es soll sich also um Chlordampf handeln; genauere Analyse fehlt, bis sie von den armen Opfern des Schnupfenqualms selber gemacht wird. Soviel wir hören, geschieht gar nichts Lebensgefährliches, sondern nur ein häßlicher Zustand von etwa 4 Stunden… Die Engländer sind rührende Gesellen: setzen alles daran, uns in den scheußlichsten Tod der Heimatbevölkerung hineinzutreiben, und lamentieren nun über etwas geschwollene Schleimhäute. Und nachdem sie die Völkerrechtsbeschlüsse nicht unterschrieben haben, verlangen sie, daß wir sie halten sollen. Gut Dampf!“

Haber eilt jedoch zu neuen Taten an die Ostfront, um einen noch größeren Giftgaseinsatz vorzubereiten.

Clara möchte ihn davon abhalten. Am 2. Mai 1915, dem Morgen des Tages seiner Abreise dorthin, nimmt sich Clara mit der Dienstwaffe ihres Mannes das Leben. Sie setzt damit ein Fanal; ihr Tod ist Gipfelpunkt einer langjährigen Auseinandersetzung und eines Streits, in dem Fritz Haber seiner Frau Landesverrat und ihre antimilitaristische Einstellung vorwarf. Haber läßt sich dennoch nicht von seinem Vorhaben an der Front abhalten, obwohl ihm durchaus Fronturlaub zugestanden hätte. Er läßt den zwölfährigen Sohn in der Situation zurück.

Der damals in der Schweiz lebende Chemiker Prof. Hermann Staudinger (Nobelpreisträger 1953) äußert sich zur gesellschaftlichen Verantwortung der Naturwissenschaftler. Er wirft Haber moralische Verantwortungslosigkeit vor. Haber entgegnet mit dem Vorwurf schweren Vaterlandsverrats.

Clara Immerwahrs Selbstmord wird in der Folgezeit als depressive Verzweiflungstat einer erblich vorbelasteten Frau hingestellt. Eine Reihe von Informationen werden offenbar von langem Arm zurückgehalten oder vernichtet: Es gibt keine Meldung in den Tageszeitungen, es findet sich kein Sektionsprotokoll. Ihr Leben und ihr Tod werden der Verdrängung unterworfen.

Der zweite Gasangriff in Galizien bei Kowno fordert 6000 Tote. Haber treibt die Gaseinsätze voran und fordert in geheimen Besprechungen vermehrte Anstrengungen von den Industrieunternehmen wie BASF und Bayer. 1917 heiratet er seine zweite Frau Charlotte. Die medizinische Fakultät der Universität Halle-Wittenberg verleiht Fritz Haber die Ehrendoktorwürde „wegen der hohen Wertschätzung seiner Leistungen“. 1918 flüchtet er aus begründeter Furcht, als Kriegsverbrecher verurteilt zu werden, für einige Zeit in die Schweiz und erhält im selben Jahr den Nobelpreis zugesprochen, den er 1919 entgegennimmt. Es folgen u.a. Versuche, die im Meerwasser gelösten Spuren von Gold großtechnisch zu gewinnen, um Deutschland in den Stand zu versetzen, seine Reparationszahlungen zu leisten. Das Kaiser Wilhelm-Institut in Berlin leitet er bis 1933, ein Jahr vor seinem Tode. In seinem Abschiedsbrief an die Mitarbeiter schreibt er:

„Das Institut ist unter meiner Leitung 22 Jahre bemüht gewesen, im Frieden der Menschheit und im Kriege dem Vaterland zu dienen. Soweit ich das Ergebnis beurteilen kann, ist es günstig gewesen und hat dem Vaterland wie der Landesverteidigung Nutzen gebracht.“

Clara Immerwahr ist weder eine Heldin noch Friedenskämpferin im heutigen Sinn. Mit der ihr eigenen Sanftmut stand sie dem erdrückend nationalen Zeitgeist und dem militärisch-patriarchalen Selbstverständnis im wilhelminischen Kaiserreich fast wehrlos gegenüber. Als die zerstörerischen und menschenverachtenden Konsequenzen unter Kriegsbedingungen immer offenbarer wurden, blieb ihr nur der eigene Tod als persönliche Verweigerung und als verzweifelter Versuch, einzugreifen. Die extreme Isolation, in der sie sich befand, die Unmöglichkeit, über die Probleme ihrer Situation zu sprechen, lassen sich aus den vertrauensvollen brieflichen Mitteilungen an ihren Doktorvater Prof. Richard Abegg erschließen, der sich freilich häufiger zur Teilnahme an Militärübungen begibt und 1910 mit einem Gasballon aus großer Höhe abstürzt.

Passagen von 1909 mit einer Kritik am Wissenschaftlertum, die allzu aktuell geblieben ist, beschreiben ihr eigenes Verständnis davon: „Was Fritz in diesen 8 Jahren gewonnen hat, das – und mehr – habe ich verloren, und was von mir übriggeblieben ist, erfüllt mich selbst mit der tiefsten Unzufriedenheit… Und ich frage mich, ob denn die überlegene Intelligenz genügt, den einen Menschen wertvoller als den anderen zu machen… Mein Verhältnis zu dem Kinde steht auf einem andren Blatt, und wenn es auch durch die Quälerei mit der anstrengenden Pflege immerfort beschattet wird, so ist das wesentliche daran doch sehr in Ordnung… Wollte ich selbst noch mehr von dem bißchen Lebensrecht opfern, das mir hier in Karlsruhe geblieben ist, so würde ich Fritz zum einseitigsten, wenn auch bedeutendsten Forscher eintrocknen lassen, den man sich denken kann. Fritzens sämtliche menschliche Qualitäten außer dieser einen sind nahe am Einschrumpfen und er ist sozusagen vor der Zeit alt …“

Daß Clara Immerwahr selbst unter Frauen isoliert war, wird aus folgendem verständlich: Ein internationaler Frauenkongreß in Den Haag mit 2000 Teilnehmerinnen, darunter u.a. bekannte Namen aus Deutschland (Anita Augspurg, Gustava Heymann, Ida Jans, Helene Stöcker), beschließt am 28. April 1915 Resolutionen gegen den Krieg und gegen Waffenlieferungen, für Völkerversöhnung und Kindererziehung im pazifistischen Sinn. Eine Stellungnahme, daß in Zukunft alle Völkerstreitigkeiten „schiedlich-friedlich geschlichtet“ werden müßten (Frau Schwimmer aus Ungarn: „Fort mit den Armeen und der Marine!“) scheitert am Protest der deutschen Delegation: Sie hätten „nichts gegen Heer und Flotte sagen“ wollen.

Schon im Vorfeld des Kongresses hatte freilich der »Bund deutscher Frauenvereine« seine Teilnahme „selbstverständlich in entschiedener Form“ abgelehnt: „Sollen die Frauen den Männern, die ihre nationale Pflicht tun, in den Rücken fallen mit pathetischen Erklärungen über den »Wahnsinn«, in dem sie befangen sind? Nur eine unbegreifliche Gefühlsverwirrung kann eine solche innere Loslösung der Frauen von der Aufgabe ihres Vaterlandes vollziehen.“

»Fritz-Haber-Institut«, diesen Titel trägt u.a. eine Forschungsstelle der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. Nach Clara Immerwahr war bisher nichts benannt.

Anmerkungen

  1. Gewissenhafte Arbeit des Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, hat ermöglicht, daß dieses Kapitel der Vergangenheit nicht für alle Zeit verdrängt bleibt.
    Dem Physiologen Prof. Dr. Adolf Henning Frucht und dem Historiker und Journalisten Joachim Zepelin möchte ich für ihre Arbeit zum Thema sehr danken, besonders aber der Historikerin Dr. Gerit Kokula, Berlin. Ohne ihre intensive Beratung hätte ich von Vorstehendem wenig und recht fern von Wahrheit berichten können. Sie schreibt eine Biografie über Clara Immerwahr.
    Mit Verstand und wachem Blick redigiert hat Ulrike Pfeil.
  2. Die deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges hat 1991 erstmalig die Clara-Immerwahr-Auszeichnung verliehen. Ausgezeichnet wurde Dipl.-Ing. Heinz Friedrich, der bei der Firma Dornier in Friedrichshafen arbeitet. Friedrich ist lange Zeit auch mit Rüstungsprojekten befasst gewesen, hält aber seit mehr als einem Jahrzehnt Vorträge über Aufrüstung, über die weltweite Militarisierung und über Rüstungskonversion.

* Anläßlich der Preisverleihung veröffentlichte die IPPNW eine Broschüre der dieser Text entnommen ist.

Jörn Heher ist Arzt in Tübingen und Mitglied der IPPNW.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 1992/1 Wissenschaft und Verantwortung, Seite