W&F 1984/2

Editorial

von Redaktion

Wenige Monate nach Stationierungsbeginn ist vollends klar geworden.- Die „Nachrüstung“ ist nur das erste Kapitel eines für die 80er Jahre konzipierten, gigantischen Militärprogramms. Die Zauberworte der Gegenwart -- Mikrochip, Laser, Genetic Engineering beflügeln die Phantasie der Militärstrategen. Der Pakt von High Tech und Armageddon-Visionen wird zum Schlüsselereignis unseres Jahrzehnts.

Ein Hauptkapitel: die Weltraumrüstung. Sie ist Thema des Kongresses am 7./8. Juli '84 in Göttingen: „Naturwissenschaftler warnen vor der Militarisierung des Weltraums“. Diese Ausgabe des Informationsdienstes gibt einen Überblick zur Sache.

Einzustellen haben die um den Frieden Besorgten sich auf eine langfristige Auseinandersetzung. Da ist es gut zu wissen, daß die Friedensbewegung trotz vielfältiger Differenzen ihre Einheit gesichert hat. Die Aktionskonferenz am 11./12. Februar in Köln orientierte sich auf die Ausschöpfung aller Gemeinsamkeiten – Voraussetzung für die weitere Erhöhung der Ausstrahlungskraft der Friedensbewegung. Auch die Verbreiterung des Friedensengagements der Wissenschaftler ist offensichtlich. Im Sommersemester 1984 wird es an den Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland Tausende von Seminaren, Vorlesungen und Vorträgen zum Thema Krieg/Frieden geben. Die Veranstalter des 4. Medizinischen Kongresses „Ärzte warnen vor dem Atomkrieg“ rechneten mit 2000 Teilnehmern; mehr als 5000 Ärzte kamen am 30. März nach Tübingen. Andere „Fachgruppen“ planen für die nächste Zeit weitere Kongresse. Und überall auch das Thema: Widerstand.

Wie können die Wissenschaftler über allgemeine Bekundungen hinauskommen.? Walter Jens hat den großen Entwurf einer neuen Wissenschaftsethik in Tübingen gewagt. Es ist an der Zeit, daß sich die Wissenschaftlergemeinschaft mit dem dort niedergelegten Moralkodex auseinandersetzt. Nötig ist zugleich die Eröffnung einer strategischen Debatte über Friedenssicherung und Rüstungspolitik, die auch die wissenschaftliche Publizistik erfaßt. Um dieses Anliegen durch Material und argumentative Auseinandersetzung zu unterstützen, machen wir den Informationsdienst. Er muß allerdings noch weit größere Verbreitung finden. Wir sind dabei auf die aktive Unterstützung unserer Leser angewiesen.- Informieren Sie uns über die Geschehnisse vor Ort. Schreiben Sie uns. Helfen Sie uns bei der Gewinnung neuer Abonnenten. Als Werbeprämie haben wir lediglich die Stärkung der Friedensbewegung zu bieten.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 1984/2 1984-2, Seite