W&F 2016/1

Ein bisschen Frieden?

Bestandsaufnahme zur Friedensforschung in Deutschland und den USA

von Volker Franke und Lina Tuschling

Aus der Innen-Perspektive erscheinen die gewohnten Strukturen und Inhalte eines Feldes oft selbstverständlich und alternativlos. Dies mag auch für unsere Sicht auf die deutsche Friedensforschung zutreffen, so dass Besonderheiten, durch die sie sich von der Friedensforschung in anderen Ländern unterscheidet, möglicherweise zu wenig Beachtung erfahren. Diesem Manko versucht der folgende Artikel mit einem Vergleich aus Sicht der US-amerikanischen Friedensforschung abzuhelfen. Die beiden AutorInnen nehmen dabei eine informierte Außen-Perspektive ein: Beide sind als ForscherInnen in den USA verankert, haben aber im Laufe von Studium bzw. wissenschaftlicher Arbeit Erfahrungen in der deutschen Friedensforschung gesammelt.

Friedensforschung wird häufig als der Teil der Konfliktforschung eingestuft, der die Grundlagen für einen dauerhaften Frieden analysiert. Dazu werden die unterschiedlichen Interessen, Bedürfnisse und Forderungen der involvierten Staaten, Gruppen oder Individuen gegeneinander abgewogen und politische Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die einen nachhaltigen Frieden, den Schutz von Menschenrechten und manchmal auch die Überwindung von Unterentwicklung ermöglichen. Dieser Einstufung liegt jedoch die Annahme zugrunde, dass Unfrieden – im extremsten Falle Krieg – die Norm, Frieden hingegen die Ausnahme ist. Denn sonst wäre ja umgekehrt die Konfliktforschung Teil der Friedensforschung. Friedensforschung wird in der Regel interdisziplinär und handlungsorientiert betrieben, z.B. von Historikern, Anthropologen, Soziologen, Psychologen, Politologen , Wirtschaftswissenschaftlern und/oder Naturwissenschaftlern, um der Forderung nach Frieden nicht nur akademisch, sondern auch pragmatisch und praxisrelevant gerecht werden zu können.

Vor über 40 Jahren konstatierte der SPIEGEL (1972), „daß die deutsche Friedensforschung trotz erheblicher Anstrengungen […] noch immer den internationalen Standard nicht erreicht hat. Zumal die amerikanische Friedensforschung ist der deutschen weit voraus. nicht zuletzt wegen der in den USA bevorzugten analytischen Methoden.“ [sic!] Wie sieht es mit dieser recht düsteren Einschätzung heute aus, da die deutsche Friedensforschung ihren Kinderschuhen entwachsen sein sollte? Dieser Frage beabsichtigen wir im Folgenden nachzugehen. Dabei werden wir Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Friedensforschung in Deutschland und in den USA aufzeigen sowie Hinweise für die Weiterentwicklung der Friedenswissenschaften generell, speziell aber in Deutschland geben.

Friedensforschung oder Sicherheitsstudien?

Wie wir »Frieden« wissenschaftlich konzipieren, hängt großenteils davon ab, welchen Stellenwert Sicherheitsdenken einnimmt. Um die Friedensforschung in Deutschland und den USA vergleichend analysieren zu können, ist daher vorab eine Abgrenzung der verwandten Felder Friedens- und Konfliktforschung und Sicherheitsstudien angebracht.

Friedensforschung zielt auf einen positiven Frieden, was nach Galtung (1971) nicht nur die Abwesenheit von Krieg an sich, sondern auch von direkter und struktureller Gewalt bedeutet. Dies hat zur Folge, dass beispielsweise in den wissenschaftlichen Ansätzen des Liberalen Idealismus oder des Konstruktivismus die systematische Analyse von Konflikten auch Variablen wie Kultur, Identität und Religion mitberücksichtigt. Sicherheitsstudien (security studies) bedienen sich typischerweise der einen oder anderen Variante der realistischen Theorie der Internationaler Beziehungen und ihrer gedanklichen Ableger (z.B. Institutionalismus). Sie nehmen daher standardmäßig die Sicht eines spezifischen Akteurs ein, zumeist die des Staates. Dies führt nicht nur zu unzureichenden Analysen und reduktionistischen Handlungsempfehlungen. Es entspricht auch immer weniger einer sich zunehmend diversifizierenden weltpolitischen Sicherheitslage, die in wachsendem Maße von Individuen, Nichtregierungsorganisationen sowie nicht-staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren geprägt wird.

Da staatliche Entscheidungen zumeist reaktiv sind, d.h. in der Regel auf vorangegangene Ereignisse antworten oder ähnlichen Auswirkungen zukünftig präventiv vorbeugen wollen, basieren Entscheidungsprozesse fast zwangsläufig auf dem Streben nach einem negativen Frieden. Dieser Tatbestand spiegelt sich in der Finanzierung friedenswissenschaftlicher Studien wieder. In Deutschland, wesentlich mehr noch als in den USA, sind die Regierung selbst oder regierungsnahe Institutionen typische Auftrag- und Arbeitgeber für friedens- bzw. sicherheitsrelevante Studien. Dies erklärt sicherlich zum Teil, warum viele Studien den Erhalt oder die Herbeiführung von negativem Frieden – auch unter Einsatz militärischer Mittel, jedenfalls aber mit dem Staat als primärem Handlungsträger – in den Mittelpunkt rücken. Dies spiegelt sich nicht nur in den Themen der »Friedensgutachten« der letzten Jahre wider, sondern auch in den aktuellen Forschungsprogrammen, beispielsweise der Stiftung Wissenschaft und Politik, der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung oder des German Institute for Global and Area Studies in Hamburg.

Während in Deutschland Friedens- und Sicherheitsforschung dennoch recht eng miteinander verwoben sind, wie die Beispiele des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg oder des Internationalen Konversionszentrums in Bonn zeigen, sind beide Bereiche in den USA traditionell stärker getrennt. Dies lässt sich zum einen auf die Schwerpunktsetzung während des Kalten Krieges zurückführen, waren damals doch die Aufgabenbereiche der beiden Felder deutlich unterschiedlich definiert: Sicherheitsforschung beschäftigte sich fast ausschließlich mit militärischen Überlegungen und der Messung von Waffenkapazitäten, während die Friedensforschung auf Dialog und Diplomatie sowie auf den Versuch ausgerichtet war, über die Mitgliedschaft der staatlichen Konfliktparteien in internationalen Regimen Frieden zu institutionalisieren. Obgleich deutsche Forschungseinrichtungen traditionell beide Ansätze voranzutreiben suchen – vielleicht auch, weil man wegen der besseren Finanzierungsmöglichkeiten von sicherheitspolitischen Studien Friedensforschung oft nur als Nebenprodukt »mitbetreiben« kann –, stehen in Deutschland sicherheitspolitische Forschungsansätze oftmals im Vordergrund.

In den USA ist die Diversität an privaten sicherheits- und friedenspolitischen Zentren sowie Studienprogrammen deutlich größer. Die traditionelle Friedensforschung hat hier ihren Ursprung im nichtstaatlichen Bereich und ist insbesondere an kirchennahen und privaten Universitäten und Colleges angesiedelt, wie am Kroc Institute for International Peace Studies an der katholischen Notre Dame University, dem Center for Justice and Peacebuilding der Eastern Mennonite University, dem Program for the Advancement of Research on Conflict and Collaboration der privaten Syracuse University oder auf Bachelor-Ebene dem Baker Institute for Peace & Conflict Studies am Juniata College in Pennsylvania. Neben theologischen und philosophischen Aspekten werden in diesen Einrichtungen u.a. auch die Möglichkeiten gewaltlosen sozialen und politischen Wandels und strategische Friedensprozessarbeit wissenschaftlich analysiert. Gleichzeitig bringen diese Einrichtungen ihre Forschungsergebnisse unter anwendungsorientierten Gesichtspunkten in eine praxisrelevante Ausbildung ein.

In Deutschland widmen sich zwei kirchennahe Einrichtungen, nämlich das Institut für Theologie und Frieden und die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft, speziell der Friedensforschung. Des Weiteren gibt es neben etablierten friedensorientierten Masterstudiengängen in Darmstadt/Frankfurt, Hamburg, Magdeburg, Marburg und Tübingen zwar an diversen Forschungseinrichtungen und Universitäten die Möglichkeit zur Promotion, jedoch nicht wie in den USA strukturierte Doktoranten-Programme. Der friedenswissenschaftliche Nachwuchs in Deutschland hat es also wesentlich schwerer. Dies gilt sowohl im Hinblick auf akademische Interdisziplinarität als auch bezüglich der finanziellen Unterstützung. Ein interdisziplinäres und anwendungsorientiertes Doktorandenprogramm, wie etwa International Conflict Management an der Kennesaw State University, sucht man in Deutschland vergeblich.

Konvergenz der beiden Forschungsfelder

Mit dem Ende des Kalten Krieges und einer zunehmenden Fokussierung auf nachhaltige friedensschaffende Maßnahmen nach Bürgerkriegen und internen Gewaltkonflikten verwischte die Abgrenzung zwischen Friedens- und Sicherheitsforschung auch in den USA. Die beiden Bereiche wurden um neue, praxisorientierte Felder, wie Conflict Management und Conflict Resolution, ergänzt. Trotz der immer deutlicher werdenden Notwendigkeit, nachhaltige Lösungen durch umfassende Friedensarbeit zu finden, bleibt die Annäherung der beiden Felder jedoch ein langwieriger und schwieriger Prozess. Die Kluft zwischen Friedensforschung und Sicherheitsstudien ist weiterhin größer als in Deutschland; so gibt es z.B. zwischen den Sektionen für Peace Studies und für Security Studies der International Studies Association nur wenig Überschneidungen. Obgleich beide Bereiche ein gemeinsames intellektuelles Interesse verfolgen sollten, nämlich Konzepte zur Herbeiführung nachhaltigen Friedens zu entwickeln, besteht hier erstaunlich wenig Kommunikation, geschweige denn Zusammenarbeit. Wie sollen denn Lösungen für positiven Frieden erarbeitet werden, wenn noch nicht einmal diejenigen, die über solche Lösungen nachdenken, miteinander kommunizieren? Hier sind die Forscher in Deutschland ihren amerikanischen Kollegen um einiges voraus.

Ein Blick in das jährlich von fünf deutschen Friedensforschungsinstituten herausgegebene »Friedensgutachten« verdeutlicht das enge Verhältnis zwischen Friedensforschung und Sicherheitsstudien in Deutschland. Das »Friedensgutachten 2015« beispielsweise geht der Frage nach, wie eine verantwortungsbewusste deutsche Außen- und Sicherheitspolitik, die dem Frieden dient, mit Blick auf gegenwärtige Krisen und Kriege sowie regionale Herausforderungen (Beispiel Ebola in Westafrika) praktisch und normativ auszugestalten ist. Hier kommen Friedens- und Sicherheitsforscher zusammen, um gemeinsam Strategien für die deutsche Politik auf internationaler Ebene zu diskutieren. Ein solches Zusammentreffen von Experten zu Fragestellungen von militärischen Einsätzen und neuen Sicherheitsbedrohungen, wie dem »Islamischen Staat«, bis hin zu nicht-traditionellen Sicherheitsthemen, wie Geschlechtergerechtigkeit und Entwicklungszusammenarbeit, findet man vereinzelt zwar auch in den USA (bspw. Franke und Dorff 2012 und 2013), allerdings nicht in einem regelmäßigen und institutionell verankerten Rahmen. Wo also in Deutschland bewusst Raum für interdisziplinären Austausch geschaffen wird, trifft man in den USA noch häufig auf getrennte Welten.

Förderung der Friedensforschung

In einem weiteren Aspekt unterscheidet sich die deutsche Friedenswissenschaft deutlich von der US-amerikanischen: in puncto staatlicher und privater Drittmittelförderung. Die Deutsche Stiftung Friedensforschung stellt zur Finanzierung von Großprojekten bis zu 175.000 Euro und für Kleinprojekte bis zu 20.000 Euro zur Verfügung – bei einer jährlichen Gesamtförderung von deutlich unter einer Million Euro. Hingegen erhielt allein das vom US-Kongress finanzierte Institute of Peace im Jahr 2014 Fördermittel in Höhe von 37 Mio. US$; im Jahr 2015 waren es 35,3 Mio. US$. Das Institut ist in einem brandneuen und architektonisch herausstechenden Nobelbau im Herzen der Hauptstadt Washington angesiedelt und beschäftigt derzeit mehr als 300 Mitarbeiter. Hinzu kommen Think-Tanks wie die Brookings Institution, das Center for Strategic and International Studies oder das Carnegie Endowment for International Peace sowie eine Vielzahl äußerst finanzkräftiger Stiftungen, wie Ford, Mellon, MacArthur oder Gates, die Forschungsprojekte an der Schnittstelle zwischen Frieden, Sicherheit und Entwicklung unterstützen. Von der US-Regierung werden sicherheitsrelevante Forschungsprojekte in deutlich größerem Ausmaß als in Deutschland direkt finanziert. So wurden beispielsweise 2008 vom amerikanischen Verteidigungsministerium im Rahmen seiner »Minerva Initiative« 50 Mio. US$ Fördergelder bereit gestellt, „um dem Verteidigungsministerium zu einem besseren Grundverständnis zu verhelfen, welche sozialen, kulturellen, verhaltensbedingten und politischen Kräfte die Regionen der Welt gestalten, die für die USA von strategischem Interesse sind“ (DoD 2015). Aus diesem Fördertopf wurden bislang mehr als 70 vorwiegend zu sicherheitspolitischen Themen arbeitende Forscher unterstützt. Von solchen Fördermitteln wie auch von der Vielfalt förderungswürdiger Themen können deutsche Friedenswissenschaftler nur träumen. Da sind bessere Kommunikation und engere Zusammenarbeit von Friedens-, Konflikt- und Sicherheitsforschern nur ein schwacher Trost.

Gemeinsame Friedensthemen

Thematisch nehmen die Herausforderungen für die Friedensforschung an Komplexität zu. Seit Ende des Kalten Krieges wurde der Begriff »Sicherheit« neu definiert und um Schnittstellenbegriffe, wie »Sicherheitssektorreform«, »menschliche Sicherheit« oder »nachhaltige Entwicklung«, erweitert. Sicherheitsstudien beschäftigen sich heute nicht mehr nur mit militärischen Aspekten, sondern auch mit Sachverhalten, die einen positiven Frieden stärken und fordern (Croll und Franke 2007; Debiel und Franke 2008). Menschenrechte sind längst ein wichtiges Thema für Friedens- wie für Sicherheitsforscher. Umweltschutz, Klimawandel oder Ernährungssicherheit sind zu akzeptierten Friedensforschungsbereichen herangereift, ebenso die Rolle von Nichtregierungsorgansiationen und der Wiederaufbau sozialer und politischer Infrastrukturen nach Konflikten.

Dies ist eine logische Folge der Globalisierung, die zur stetigen Verminderung der Souveränität von Staaten und zum zunehmenden Einfluss neuer Akteure führt. Auch stellt die rasende »Überjüngung« der ärmeren Weltgesellschaft ein Entwicklungs- und Sicherheitsproblem mit zunehmender Tragweite dar. In vielen Post-Konfliktländern des Globalen Südens ist knapp die Hälfte der Bevölkerung unter 15 Jahre alt, und das bei noch immer erschreckend niedrigem Bildungs-, Gesundheits- und Einkommensstand (Weltbank 2015). In dieser Dynamik besteht das vielleicht größte Konfliktpotenzial der Zukunft, sowohl in politischer und sozialer Hinsicht als auch im Hinblick auf Ressourcenverteilung und -verwaltung. Gerade hier sind präventive, interdisziplinäre Lösungsansätze gefragt. Hier muss nicht nur im Sinne des negativen Friedens an der Verhinderung der Kriseneskalation gearbeitet werden, sondern Friedens- und Sicherheitsforscher in Deutschland wie in den USA sind gefordert, gemeinsam Ansätze zu erarbeiten, die den Ärmsten und Ausgegrenzten Hoffnung auf ein besseres, friedvolles Leben geben, ganz im Sinne eines von Johan Galtung propagierten positiven Friedens.

Fazit

Wie sieht es also aus mit der Friedensforschung in Deutschland im Vergleich zu den Vereinigten Staaten? Frieden, Sicherheit und Entwicklung gehören zusammen, wenn nachhaltig Konflikte gelöst und friedvolle Strukturen geschaffen werden sollen. Die Bedrohungen für den Frieden sind global, massiv und vielschichtig. Deshalb müssen die Lösungsvorschläge interdisziplinär, unprätentiös und anwendungsorientiert sein. Obwohl Kriesberg bereits 2002 eine Annäherung zwischen Sicherheits- und Friedenswissenschaften forderte, besteht in den USA noch immer eine intellektuelle Kluft zwischen den beiden Feldern, wohingegen sie in Deutschland enger miteinander verwoben sind. Vielleicht liegt dies auch an den weitaus begrenzteren Fördermöglichkeiten und infolgedessen engeren Zusammenarbeit in Deutschland. Allerdings ist die Interdisziplinarität in den USA deutlich ausgeprägter.

Genau in diesem Bereich sollte die deutsche Friedensforschung ihr Potential abrufen und zielgerichtet die nächste Generation von Friedenswissenschaftlern interdisziplinär, praxisbezogen und orientiert am Konzept des positiven Friedens ausbilden. Obgleich sie finanziell keineswegs mit der in den USA Schritt halten kann, besteht ihr »Wettbewerbsvorteil« darin, dass sie Friedens- und Sicherheitsforschung bereits sehr erfolgreich integriert und daher geradezu prädestiniert dazu sein könnte, eine Modellfunktion zur Erarbeitung anwendungsorientierter Lösungsansätze zu übernehmen. Allerdings bedarf es hierzu eines erheblich stärkeren Engagements von Sponsorenseite. Gerade für Grundlagenforschung wird in Deutschland nur relativ selten Geld bereitgestellt, da die Entscheidungsträger hauptsächlich an konkret umsetzbaren Handlungsempfehlungen interessiert sind. Die intensive Forschung, die dafür erforderlich ist, wird allerdings nur in den wenigsten Fällen finanziell gefördert. Dies führt zum einen zu Produkten, denen zu oft der nötige wissenschaftliche Unterbau fehlt, zum anderen zu einer »Inselforschung«, die die Übertragbarkeit ihrer Ergebnisse auf andere Sachverhalte schwierig macht.

Weiterhin entsteht durch die recht geringe Anzahl von Instituten, die sich der Schnittstelle zwischen Friedens-, Sicherheits- und Entwicklungsforschung verschrieben haben, ein elitärer Kreis, der wiederholt und fast automatisch von einem ebenfalls überschaubaren Kreis von Drittmittelgebern gefördert wird. Hier könnte Deutschland von den Vereinigten Staaten lernen und (hoffentlich steigende) Fördermittel diversifizierter verteilen und zugleich neue und innovative Initiativen und Forschungs- sowie Studienprogramme initiieren. Heute, so sollte dieser Beitrag zeigen, ist die deutsche Friedensforschung in einigen Bereichen durchaus wettbewerbsfähig, hinkt in anderen aber noch immer der US-amerikanischen hinterher. Allerdings fällt das Fazit des Vergleichs längst nicht mehr so negativ aus wie 1972 im SPIEGEL beschrieben.

Literatur

H. Peter Croll und Volker Franke. (2007): Globale menschliche Sicherheit – Schnittstellen zwischen Entwicklungs- und Sicherheitspolitik. eins – Entwicklungspolitik Information Nord-Süd, Heft 15/16 2007, S.33-37.

Tobias Debiel und Volker Franke (2008): Auf tönernen Füßen? Zur normativen Begründbarkeit menschlicher Sicherheit. In: Cornelia Ulbert und Sascha Werthes (Hrsg.): Menschliche Sicherheit – Globale Herausforderungen und regionale Perspektiven. Baden-Baden: Nomos, S.66-77.

Department of Defence (2015): The Minerva Initiative – Program History & Overview; minerva.dtic.mil.

Volker Franke und Robert H. Dorff (2012): Conflict Management and »Whole of Government« – Useful Tools for U.S. National Security Strategy? Carlisle, PA: U.S. Army War College, Strategic Studies Institute.

Volker Franke und Robert H. Dorff (2013): Conflict Management and Peacebuilding: – Pillars of a new American Grand Strategy? Carlisle, PA: U.S. Army War College, Strategic Studies Institute.

Johan Galtung (1971): A Structural Theory of Imperialism. Journal of Peace Research, Jg. 8, Nr. 2, S.81-117.

Louis Kriesberg (2002): Convergence Between International Security Studies and Peace Studies. In: Michael Brecher und Frank P. Harvey (eds.): Conflict, Security, Foreign Policy, and International Political Economy – Past Paths and Future Directions in International Studies. Ann Arbor: University of Michigan Press, S.584-597.

DER SPIEGEL: Kultur ist gewaltsam. In: Der Spiegel 52/1972, S.97-98.

Weltbank (2015): Populations between 0-14 (% of total); data.worldbank.org.

Dr. Volker Franke ist Professor für Konfliktmanagement an der Kennesaw State University in der Nähe von Atlanta/Georgia, USA. Lina Tuschling ist Doktorandin in International Conflict Management an der Kennesaw State University.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2016/1 Forschen für den Frieden, Seite 16–19