W&F 2003/4

Förderprogramme Friedensforschung

Bilanz und Perspektiven der Deutschen Stiftung Friedensforschung

von Thomas Held

Mit der Gründung der Deutschen Stiftung Friedensforschung durch den Bund im Oktober 2000 begann eine neue Etappe in der Förderung der Friedensforschung in Deutschland. Ausgestattet mit einem Vermögen von 25,56 Millionen Euro und dem Status einer Stiftung bürgerlichen Rechts soll die DSF eine dauerhafte Stärkung der Friedensforschung bewirken sowie ihre politische und finanzielle Unabhängigkeit sichern. Als Einrichtung der Forschungsförderung führt die DSF keine eigenen Studien durch, sie soll der Friedensforschung jedoch Impulse durch eigene Aktivitäten, z. B. in Form von Tagungen und Förderschwerpunkten, geben. Die Stiftung erhielt ferner die Aufgabe, zur nationalen und internationalen Vernetzung der Friedensforschung beizutragen sowie den Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen in die politische Praxis zu unterstützen.
Im unmittelbaren Anschluss an die Einrichtung der Geschäftsstelle in Osnabrück im August 2001 nahm die Stiftung ihre Förderaktivitäten auf. Neben dem institutionellen Aufbau wurde der Forschungsprojektförderung sowie der Umsetzung des bereits im April 2001 beschlossenen Nachwuchsförderungsprogramms eine hohe Priorität beigemessen. In den ersten zwei Jahren ist es gelungen, in beiden Bereichen wichtige Akzente für die weitere Entwicklung der Friedensforschung zu setzen. Freilich stellte sich schon sehr bald heraus, dass der zur Verfügung stehende finanzielle Rahmen den Fördermaßnahmen enge Grenzen setzt und deshalb nicht alle Zielsetzungen der Stiftung in der ersten Aufbauphase verwirklicht werden konnten. Vor dem Hintergrund einer anhaltenden negativen Zinsentwicklung erweist sich die eng bemessene Kapitalausstattung der DSF derzeit sogar als die Achillesferse der weiteren Entwicklung. So werden selbst für die Aufrechterhaltung des bisherigen Umfangs der Projektförderung zusätzliche Finanzmittel erforderlich sein. Vom Erfolg einer verbesserten Kapitalausstattung wird es abhängen, welche Zielsetzungen in der Stiftungsarbeit zukünftig verwirklicht werden können.

Im Folgenden werden die bisherigen Fördermaßnahmen im Bereich der Projekt- und Nachwuchsförderung zusammenfassend erläutert und einige Rückschlüsse auf zukünftige Aufgaben und Zielsetzungen gezogen. Weitere Informationen und Links finden sich auf der Internetseite der Stiftung. In Kürze wird die Stiftung einen Newsletter unter dem Titel »DSF-Aktuell« herausgeben, der laufend über Fördermaßnahmen, Veranstaltungen und andere Aktivitäten berichten wird.

Forschungsprojektförderung

Begleitend zur Gründungsphase der DSF legte die von der Stifterin berufene Struktur- und Findungskommission unter dem Titel »Umgang mit friedensgefährdenden Konflikten« ein Grundsatzpapier zur Forschungsförderung vor.1 Aufgrund des begrenzten Fördervolumens verzichtete die Stiftung auf eine Ausschreibung von thematischen Schwerpunkten. Gerade in der Anfangsphase erschien es zudem geboten, die Friedensforschung in ihren unterschiedlichen Facetten zu fördern, zumal sich nach der jahrelangen Unterfinanzierung hohe Erwartungen an die DSF richteten. Um einer Ausschöpfung des Fördertopfes durch wenige teure Vorhaben vorzubeugen, begrenzte der Stiftungsrat die Antragssumme bei größeren Projekten auf 150.000 Euro und die Laufzeit auf maximal zwei Jahre. Grundvoraussetzung für eine Förderung ist die Erfüllung der Bewertungskriterien für Projektanträge. Maßgeblich sind hierbei die wissenschaftliche Qualität und Originalität der Vorhaben sowie der vorgesehene Ergebnistransfer.2

In den ersten vier Antragsverfahren im Bereich der Projektförderung bewilligte die Stiftung 21 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von rund 2,3 Mio. Euro. Mit Ausnahme zweier Konferenzen handelt es sich in der großen Mehrzahl um Projekte mit einer zweijährigen Laufzeit, von denen die ersten bereits 2003 zum Abschluss kommen. Thematisch lassen sich die geförderten Projekte unter folgenden Stichworten zusammenfassen: (siehe Diagramm auf der nächsten Seite)

Unter den akuten Konfliktherden erlangt die Aufarbeitung und Beilegung der Konflikte im ehemaligen Jugoslawien bei weitem die größte Aufmerksamkeit. Die Untersuchungen fragen nach der Wirkungsweise der Interventionen, den Aktivitäten von Nichtregierungsorganisationen und nach der Rolle der Medien in den »Informationskriegen« um den Balkan.3 Des Weiteren stehen die Erfahrungen beim Aufbau einer stabilen Friedensordnung im Zentrum des Forschungsinteresses.4Eine größere Aufmerksamkeit richtet sich außerdem auf die anhaltenden Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent. Die geförderten Projekte analysieren insbesondere die Rahmenbedingungen und Optionen für eine dauerhafte Konfliktbeilegung.5Über die jeweiligen Konfliktherde hinaus befassen sich die Projekte zur Krisenprävention mit übergreifenden Problemstellungen, wenn etwa die Möglichkeiten und Grenzen der Prävention, die Rolle von Nichtregierungsorganisationen oder auch der Zusammenhang von Globalisierungsprozessen und innenpolitischer Stabilität untersucht werden.6Nicht erst durch die jüngsten politischen Auseinandersetzungen um die Missachtung internationaler Rechtsgrundsätze in der Irak-Krise erlangten völkerrechtliche Forschungsprojekte eine zentrale Bedeutung für die Friedensforschung. Stabilität, Sicherheit und Vertrauen sind nur auf der Basis eines verlässlichen Rechtssystems möglich. Unter welchen rechtlichen Rahmenbedingungen das internationale Recht gestärkt und an die Herausforderungen der Zeit angepasst werden kann, ist die verbindende Leitfrage der geförderten Projekte.7Schließlich haben auch die Untersuchungen zur Rüstungskontrolle vor dem Hintergrund der aktuellen sicherheitspolitischen Debatten an zusätzlicher Bedeutung gewonnen. Die Gefahr einer möglichen Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und einer unerwünschten Proliferation von Rüstungstechnologien, insbesondere in die Hände terroristischer Organisationen, wird in den nächsten Jahren ein hochaktuelles Thema bleiben. Darüber hinaus zielen die Projekte auf die Risikofolgenabschätzung neuer Technologieentwicklungen, die zu Missbrauch und neuen Rüstungswettläufen führen können. Sie analysieren ferner die Handlungsspielräume für eine präventive Rüstungskontrollpolitik auf internationaler Ebene.8In der Gesamtschau kristallisieren sich somit trotz des Verzichts auf eine thematische Fokussierung der Projektförderung einige inhaltliche Schwerpunkte heraus. Hierin spiegeln sich zweifellos die in Methode und Theorieansatz unterschiedlichen Forschungstrends innerhalb der Friedensforschung wider.9 Bemerkenswert ist außerdem die Beobachtung, dass die DSF-geförderten Projekte Problemstellungen aufgreifen, die durch die jüngsten politischen Entwicklungen noch mehr an Aktualität und praktischer Bedeutung gewonnen haben. Darüber hinaus werden die Projekte mit einem Fokus auf konkrete Konfliktherde Ergebnisse erbringen, die sich möglicherweise mit Gewinn auf andere Gebiete übertragen lassen oder weiterführende Projekte nach sich ziehen werden. Die Projektergebnisse werden somit wichtige Beiträge in der Debatte um einen europäischen Weg der Friedens- und Sicherheitspolitik leisten, indem sie alternative Wege im Umgang mit Konflikten und Sicherheitsproblemen aufzeigen und den gegenwärtigen Versuchen entgegenwirken, den militärischen Gewalteinsatz neu zu legitimieren.

Mit dem Auslaufen der ersten Forschungsprojekte stellt sich für die DSF nun die Aufgabe, den Ergebnistransfer in die Öffentlichkeit und politische Praxis zu unterstützen. Ob es gelingt, diesen Anspruch auf zufriedenstellende Weise zu verwirklichen, wird auch Gegenstand einer Gesamtevaluierung der Bewilligungen in der Projektförderung sein. Die Begrenztheit der Fördermittel, die der Stiftung derzeit zur Verfügung stehen, wirft zudem die Frage auf, ob und wie eine stärkere Profilbildung in der Projektförderung zukünftig möglich und sinnvoll ist. Schon heute erweist sich das Budget als zu gering, um auf effiziente Weise inter- und transdisziplinäre Kooperationsprojekte zu unterstützen. Dieses Ziel ist allenfalls in Ansätzen und in Form von Kleinprojekten zu verwirklichen.

Förderung von Kleinprojekten

In Ergänzung zu den größeren wissenschaftlichen Vorhaben können bei der Stiftung Kleinprojekte in Form von Tagungen, Workshops, Druckkostenzuschüssen und kleineren Forschungsarbeiten beantragt werden, die fortlaufend eingereicht und vom geschäftsführenden Vorstand bewilligt werden können, sofern sie eine Antragssumme von 25.000 Euro nicht überschreiten. In den Jahren 2001 bis 2003 hat die DSF bereits 38 Kleinprojekte mit einer Summe von rund 250.000 Euro gefördert.

Die Kleinprojektförderung hat sich als ein besonders fruchtbares Instrument der Wissenschaftsförderung erwiesen. Hierdurch können nicht nur zeitnah Ergebnisse erzielt werden, die der Politik und Öffentlichkeit Analysen über tagespolitische Ereignisse und Entwicklungen liefern. Sie fördern insbesondere auch den wissenschaftlichen Austausch sowie die fachübergreifende und internationale Vernetzung und tragen zum Diskurs über Grundsatzfragen der Friedensforschung bei. Die folgenden Beispiele können diesen Sachverhalt veranschaulichen:

  • Die Ergebnisse zweier international besetzter Workshops zur Konfliktprävention in der russischen Exklave Kaliningrad fassten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Schleswig-Holsteinischen Instituts für Friedenswissenschaften (SCHIFF) in einem Policy Paper zusammen, das der Forschung, politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit Empfehlungen vorlegt, wie einer Krisenentwicklung in der Region vorgebeugt werden kann.10
  • Eine Arbeitskreisserie der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) in Berlin zum Thema »Brandherd persischer Golf« fand nicht nur eine große Teilnehmerresonanz, sondern auch ein nachhaltiges Echo in den Medien. Die wissenschaftlichen Analysen konnten bereits in der Hochphase der Krise veröffentlicht werden und lieferten wichtige Hintergrundinformationen für die öffentliche Debatte.11
Wichtige Impulse für Wissenschaft und Politik werden auch von hochrangig besetzten Tagungen ausgehen, die sich mit der brisanten Thematik »gerechter Kriege im Völkerrecht«, der Weiterentwicklung des Rüstungskontrollrechts und der Überwindung der Bürgerkriegsgewalt in Kolumbien auseinandersetzen.12Des Weiteren trägt die Stiftung über die Förderung von Workshops und wissenschaftlichen Kolloquien zum innerwissenschaftlichen Diskurs über den Stand und die Perspektiven der Friedensforschung bei, sei es zu grundsätzlichen Fragen13, zu einzelnen Themengebieten14 oder zu den Möglichkeiten inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit.15Schließlich unterstützt die DSF mit Druckkostenzuschüssen die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten, die zum einen aus geförderten Projekten hervorgehen oder auch von dritter Seite beantragt werden können.16

In den ersten beiden Jahren machte sich eine spürbar ansteigende Nachfrage im Bereich der Kleinprojektförderung bemerkbar. Nach einer Auswertung der bisherigen Praxis erscheint es deshalb geboten darüber nachzudenken, wie die Stiftung die Fördermaßnahmen in diesem Bereich weiter optimieren kann und ob nicht auch der finanzielle Rahmen erweitert werden muss.

Das Programm zur Nachwuchsförderung

Das Programm zur Nachwuchsförderung zielt in erster Linie auf eine nachhaltige Verbesserung der Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten junger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Die Förderung umfasst folgende Teilbereiche:

  • Einjähriger Masterstudiengang als Aufbaustudium
  • Zweijährige Masterstudiengänge an Hochschulen
  • Promotionsförderung mit Betreuungssystem
  • Exzellenzförderung in der Post-doc-Phase
  • Stiftungsprofessur Friedensforschung und Naturwissenschaft
Aus Gründen eines effizienteren Mitteleinsatzes fasste die Stiftung den Beschluss, die Fördergelder für die Post-doc-Phase mit der Studiengangförderung zu verknüpfen. Insgesamt stellt die Stiftung für dieses Programm Fördermittel in einer Höhe von fünf Millionen Euro bereit. Da die Erträge aus dem Stiftungsvermögen nicht ausreichen, war von vorne herein beabsichtigt, das Programm über einen begrenzten Kapitalverzehr zu finanzieren.17

Die Stiftung setzt bei ihren Fördermaßnahmen auf Projekte, die die Strukturdefizite in der Friedens- und Konfliktforschung nicht nur abbauen, sondern auch durch innovative Konzeptionen überzeugen und somit internationalen Vergleichsstandards genügen. Wichtige Entscheidungskriterien für alle Teilbereiche des Programms sind neben friedenswissenschaftlichen Kernkompetenzen die Berücksichtigung von Inter- und Transdisziplinarität sowie von Praxiselementen.

Bereits im Oktober 2002 konnte der Studienbetrieb für den einjährigen Masterstudiengang »Friedensforschung und Sicherheitspolitik« beginnen. Der vom Kooperationsverbund Deutscher Friedensforschungsinstitute getragene und von der Universität Hamburg zertifizierte Studiengang wird von der DSF mit jährlich 15 Stipendien sowie Personal- und Sachmitteln unterstützt. Der erste Durchgang konnte inzwischen erfolgreich abgeschlossen werden. Die große Zahl an Bewerbungen für das zweite Studienjahr verdeutlicht, dass das interdisziplinär ausgerichtete Studienangebot große Attraktivität besitzt und eine Ausbildungslücke im Bereich der Friedensforschung zu schließen vermag.18

Die Studienreform schuf eine günstige Gelegenheit, Studienabschlüsse in der Friedens- und Konfliktforschung an den deutschen Hochschulen anzubieten, die bisher nur im Ausland erworben werden konnten. Die Förderung zielt gleichermaßen auf die Ausbildung junger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wie auch auf Berufsfelder außerhalb der Hochschulen. Die Resonanz auf die Ausschreibung der Fördermittel war unerwartet groß, weshalb sich die Stiftung dazu entschloss, die drei am weitesten entwickelten Projekte, die sich zudem durch eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung auszeichneten, mit einer fünfjährigen Initiativförderung zu unterstützen:

  • Masterstudiengang an der Universität Tübingen: »Friedensforschung und Internationale Politik«, Studienbeginn WS 2004/05.
  • Masterstudiengang an der FernUniversität Hagen: »Master in Peace Studies«, Studienbeginn WS 2004/05.
  • Masterstudiengang am Zentrum für Konfliktforschung der Universität Marburg: »Master in Peace and Conflict Studies«, Studienbeginn WS 2004/05.

Die Studienangebote sind auf der Grundlage innovativer Konzeptionen entwickelt worden. Sie bieten unter Einbeziehung von affinen Fächern eine interdisziplinäre Lehr- und Lernumgebung, die einen Zugang zu unterschiedlichen theoretischen und methodischen Ansätzen der Friedensforschung eröffnet. Ein Teil der Lehrveranstaltungen wird in englischer Sprache gehalten. Es wird eine enge Verbindung von Theorie und Praxis angestrebt. Um eine angemessene Personalausstattung der Studiengänge zu gewährleisten, finanziert die Stiftung aus Mitteln der Exzellenzförderung Dozentenstellen, die wahlweise als Junior- oder C3-Professur ausgeschrieben werden können.

Auch im Bereich der Promotionsförderung beschloss die Stiftung, neue Wege zu gehen. Sie vergibt die Stipendien nicht selbst, sondern hat diese Aufgabe an drei Institutionen übertragen, die sich im Gegenzug verpflichteten, ein Betreuungssystem für die Promovierenden einzurichten. Gefördert werden folgende Institutionen:

  • Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK)
  • Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH)
  • Zentrum für Konfliktforschung der Universität Marburg (CCS)
Im Rahmen des Betreuungssystems wird durch begleitende wissenschaftliche Seminare und Veranstaltungen der Erwerb zusätzlicher Kernkompetenzen wie Präsentations- und Medienkompetenz, Teamfähigkeit, Organisationswissen, Lehrkompetenz und Wissenschaftsmanagement gefördert. Hierdurch soll ein effizientes wissenschaftliches Arbeiten ermöglicht und der Einstieg in den späteren Berufsweg erleichtert werden. In einer ersten Ausschreibungsrunde vergaben die geförderten Einrichtungen insgesamt zwölf zweijährige Stipendien.19 Das Programm beschränkt sich zunächst auf einen Förderzeitraum von vier Jahren.

Schließlich wird die Stiftung im Rahmen des Nachwuchsförderungsprogramms auch eine Stiftungsprofessur einrichten, die im Bereich der naturwissenschaftlichen Friedensforschung angesiedelt sein wird. Sie trägt den Namen des Physikers und Philosophen Carl Friedrich von Weizsäcker, einem Wegbereiter der Friedensforschung im Nachkriegsdeutschland. Die Stiftungsprofessur soll einen wichtigen Impuls geben, die Friedensforschung in die Arbeit naturwissenschaftlicher Fachbereiche zu integrieren. Angestrebt wird ein interdisziplinär ausgerichtetes Forschungsumfeld, das Optionen für eine fachübergreifende Zusammenarbeit eröffnet, die über die Naturwissenschaften hinausreicht. Die Stiftungsprofessur soll sowohl analytische Problemstellungen, wie z.B. Massenvernichtungswaffen und Rüstungsdynamik, aufgreifen als auch praxisrelevante Themen wie Rüstungskontrolle, Non-Proliferation und Nachhaltigkeit behandeln und entsprechende Beratungstätigkeiten aufnehmen. Für die fünfjährige Initiativförderung stellt die Stiftung Fördermittel in Höhe von bis zu 1,25 Mio. Euro zur Verfügung. Die eingereichten Bewerbungen werden derzeit begutachtet. Die Einrichtung der Professur wird voraussichtlich 2004 realisiert.

Fazit

In den ersten beiden Jahren der Fördertätigkeit ist es der Deutschen Stiftung Friedensforschung gelungen, die prioritären Zielsetzungen im Bereich der Nachwuchs- und Projektförderung weitgehend zu verwirklichen. So konnte der Grundstein für eine nachhaltige Verankerung der Friedensforschung an den Hochschulen gelegt werden. Die Ausbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen werden sich in den nächsten Jahren spürbar verbessern. Es ist nun die Aufgabe der Stiftung, die Entwicklungsschritte und Ergebnisse der Förderprogramme zu beobachten und auszuwerten. Auf dieser Grundlage kann dann entschieden werden, in welchen Bereichen sich weiterhin Defizite zeigen und wie diese mit Fördermaßnahmen der Stiftung abgebaut werden können.

Auch im Bereich der Projektförderung stellen sich für die Stiftung neue Aufgaben. Im Zentrum wird die Frage des Transfers der Projektergebnisse stehen, der in enger Kooperation mit den Projektnehmern und -nehmerinnen erfolgen soll. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung an Öffentlichkeit und Politik, sondern auch darum, wie die Ergebnisse von Projekten mit ähnlichen Problemstellungen und Untersuchungsgegenständen sinnvoll zusammengeführt und weiterentwickelt werden können. Hierdurch könnte die Stiftung einem weiteren Ziel näher kommen, die fachübergreifende Zusammenarbeit in der Friedensforschung zu fördern. Schließlich steht mit Blick auf zukünftige Zielsetzungen und Leitthemen eine Evaluierung der bisherigen Projektförderung an. Ungelöst ist ferner das Problem, wie die Stiftung zukünftig flexibler auf das Interesse der Forschung reagieren kann, auch zeitnah Studien zu akuten Konfliktherden oder aktuellen Themen zu finanzieren. Bisher bietet die Projektförderung der DSF hierfür keine günstigen Rahmenbedingungen.

Insgesamt kann die DSF bereits auf eine ansehnliche Bilanz der Fördermaßnahmen zurückblicken. Die Aufrechterhaltung des bisherigen Fördervolumens wie auch die Realisierung weiterführender Zielsetzungen werden aber wesentlich davon abhängen, ob es gelingen wird, die finanzielle Basis für die Stiftungsaktivitäten zu erweitern.

Anmerkungen

1) Siehe hierzu auf der Homepage der DSF: http://www.bundesstiftung-friedensforschung.de/html/estruktur.html

2) Siehe hierzu die „Rahmenbedingungen Forschungsprojektförderung“ auf der Homepage der DSF: http://www.bundesstiftung-friedensforschung.de/html/rahmenbedingungen.html

3) „Die Informationskriege um den Balkan seit 1991“; „Komplexe Interventionen in die Konflikte im ehemaligen Jugoslawien“; „Der Beitrag des Zivilen Friedensdienstes zur zivilen Konfliktbearbeitung in Bosnien-Herzegowina und Kosovo“.

4) „Die OSZE und der Aufbau multiethnischer Polizeien auf dem Balkan: Analyse eines bedeutenden Beitrags zum Internationalen Post-Conflict Peace Building“; „Nachrichtenmedien als Mediatoren von Demokratisierung, Peace-Building und Versöhnung in Nachkriegsgesellschaften“.

5) „Die Rolle externer wirtschaftlicher Akteure in Bürgerkriegsökonomien und ihre Bedeutung für Kriegsbeendigungsstrategien in Afrika südlich der Sahara“; „Between Past and Future: An Assessment for the Transition from Conflict to Peace in Post-genocide Rwanda“; „Demobilisierung und Remobilisierung in Äthiopien seit 1991“.

6) „Neue Formen der Gewalt im internationalen System: Möglichkeiten und Grenzen der Prävention“; „Globalisierung und innenpolitische Stabilität“; „Nichtregierungsorganisationen in der inter-, transnationalen Konfliktprävention und -bearbeitung: Das Problem der demokratischen Legitimation und Verantwortlichkeit“.

7) „Informationsanforderungen bei der Ausübung des Selbstverteidigungsrechts nach der Charta der Vereinten Nationen“; „Biosafety and Biosecurity: Eine Evaluation möglicher Synergien zwischen der Biowaffen-Konvention und anderen Übereinkommen zur biologischen Sicherheit“; „Redefining Sovereignty: The Use of Force after the End of Cold War. New Options, Lawful and Legitimate?“.

8) „Weltraumbewaffnung und die Möglichkeiten präventiver Rüstungskontrolle“; „Präventive Rüstungskontrolle und Nanotechnologien“; „Kernwaffenrelevante Materialien und Rüstungskontrolle“; „Analyse von Potenzialen für Rüstungskontrolle und Verifikation biologischer Waffen unter besonderer Berücksichtigung neuer Entwicklungen in der Biotechnologie“; „Rüstungskontroll-Expertengemeinde und Diskursgestaltung: Raketenabwehrforschung International“.

9) Zusammenfassende Darstellungen der geförderten Projekte finden sich auf der Homepage der DSF: http://www.bundesstiftung-friedensforschung.de

10) Kaliningrad im Brennpunkt: Auf Problemlösung gerichtete Politikempfehlungen. SCHIFF-Texte Nr. 67, 10/2002.

11) Brandherd Irak. US-Hegemonieanspruch, die UNO und die Rolle Europas. Hrsg. von Bernd Kubbig. Frankfurt/Main 2003.

12) „Legalität, Legitimität und Moral – Kein Platz für »gerechte Kriege« im Völkerrecht“; „The Future of Arms Control Law“; „Kolumbien – Wege aus der Gewalt“.

13) „Die Zukunft des Friedens. Sichtweisen jüngerer Generationen der Friedens- und Konfliktforschung“.

14) „Macht Europa Frieden?“; „Demokratien im Krieg“; „Zur Kategorie Gender in der zivilen Konfliktbearbeitung“.

15) „Sich kreuzende Blickwinkel auf innerstaatliche Gewalt und Krisenprävention: Friedens- und Konfliktforschung, Internationale Beziehungen und Regionalwissenschaften“.

16) Kultur und Konflikt. Dialog mit Johan Galtung. Hrsg. von Hajo Schmidt und Uwe Trittmann. Münster 2002; Nadine Bilke: Friedensjournalismus. Wie Medien deeskalierend berichten können. Münster 2002; Johanna Rupprecht: Frieden durch Menschenrechtsschutz. Strategien der Vereinten Nationen zur Verwirklichung der Menschenrechte weltweit. Baden-Baden 2003; Kathryn Nixdorff u.a.: Biotechnology and the Biological Weapons Convention. Münster 2003; Menschenrechte und Fallpraxis. Hrsg. von Albrecht Weber. Im Erscheinen; Zur politischen Ökonomie der Gewalt. Staatszerfall und Privatisierung der Gewalt. Hrsg. von Werner Ruf. Im Erscheinen; Andreas Herberg-Rothe: Der Krieg. Geschichte und Gegenwart. Frankfurt/Main 2003.

17) Ein Überblick bei Dieter S. Lutz: Das Nachwuchsförderungsprogramm der Deutschen Stiftung Friedensforschung. In: Osnabrücker Jahrbuch Frieden und Wissenschaft 8/2001. S. 149-163.

18) Siehe hierzu die Homepage des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg: http://www.ifsh.de/studium/studium.php

19) Eine Auflistung der geförderten Promotionsprojekte findet sich auf der Homepage der DSF.

Dr. Thomas Held, MBA, ist Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Friedensforschung

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2003/4 Friedensforschung, Seite