Herzlichen Glückwunsch vom BdWi!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde von W&F,
zu eurem 40. Geburtstag möchten wir euch im Namen aller Mitglieder des BdWi herzlich gratulieren!
Seit vier Jahrzehnten verbindet uns der gemeinsame Kampf für eine Wissenschaft, die dem Frieden verpflichtet ist. Wissenschaft kann und muss Beiträge zu einer friedlichen Welt leisten. In diesem Sinne stand der BdWi gewissermaßen Pate bei der Gründung des »Informationsdienstes Wissenschaft & Frieden« im Herbst 1983. In einem Mitgliederrundbrief des BdWi heißt es dazu: „Der Bundesvorstand gibt im November 1983 und im Januar 1984 einen Informationsdienst Wissenschaft und Frieden heraus. (…) Gegenwärtig gibt es eine Reihe von Bemühungen, zur bundesweiten Koordinierung der Friedensinitiativen im Wissenschaftsbereich zu kommen. Der BdWi kann diese Koordinierung nicht vollbringen, aber unterstützen. Dazu soll das Info beitragen.“
So wie es nach 40 Jahren scheint, ist dieser Anspruch hervorragend eingelöst worden. Mehr noch – seit vielen Jahren der Patenschaft des BdWi entwachsen – ist W&F längst zu einer bedeutenden Wissenschaftszeitschrift für Friedensforschung, Friedenspolitik und Friedensbewegung geworden, die weit über das friedensbewegte Spektrum hinaus wahrgenommen wird.
Allen gemeinsamen Bemühungen zum Trotz ist es freilich nicht gelungen, einer friedlichen Welt näherzukommen. Stattdessen nehmen Konflikte und Unsicherheit zu, Abrüstungsschritte werden rückgängig gemacht, die deutschen Hochschulen sollen noch stärker für militärisch nutzbare Forschung geöffnet werden. Der seit dem russischen Angriff eskalierende Krieg in der Ukraine und die damit begründete Politik der »Zeitenwende« stellen auch Friedensbewegung und Friedenswissenschaft vor neue Fragen und Herausforderungen. Wir sind dankbar dafür, in diesen Zeiten ein so profiliertes Organ wie W&F an unserer Seite zu wissen!
In diesem Sinne freuen wir uns auf eine weitere enge Zusammenarbeit und wünschen euch viel Erfolg und alles Gute! Mit solidarischen Grüßen im Namen des Vorstands des BdWi.
Steffen Käthner, Verwaltungsgeschäftsführer
Geburtstagsgruß von der AFK
1983 entstanden, gehört W&F zur Generation Y (›Why‹). Und auch wenn die Frage nach dem »Warum« in der soziologischen Betrachtung des Generationenbegriffs andere Hintergründe hat, so ist das Fragen nach dem »Warum« doch sehr prägend auch für die Arbeit von W&F. Denn hier vereinen sich Perspektiven mit unterschiedlichsten Hintergründen zum zentralen Thema, das wiederum alle Generationen vereint: Frieden, aber auch unter Rückgriff auf (dauer-)aktuelle andere Themen wie Umwelt, Nachhaltigkeit, Digitalität und Vernetzung. Genau deswegen ist W&F nicht am Alter zu bemessen, sondern zeitlos – so zumindest unsere Hoffnung.
Auch in unbeständigen Zeiten – sowohl in Bezug auf globale und lokale politische Herausforderungen als auch in existenziellen und finanziellen Schwierigkeiten in der politischen und wissenschaftlichen Arbeit – besticht W&F durch Beständigkeit, zeitnahe Analysen und das breite Beteiligungsspektrum. Die Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung ist stolz, Wegbegleiterin und Wegbereiterin für W&F zu sein. Sie ist aber auch dankbar, dass sie in W&F in den vergangenen Jahren ein Vorbild in Bezug auf Innovationsfreude und Erfindungsreichtum gefunden hat. Schließlich freut sie sich darüber, dass so viele Mitglieder der AFK bei W&F aktiv sind – im Vorstand, in der Redaktion, aber auch unter den Beitragenden.
Die AFK ist 1968 gegründet worden, war also selbst aus den Kinderschuhen entwachsen, als W&F entstand. Doch trotz des Altersunterschieds gibt es viele Verbindungen – gerade in der generationenverbindenden Beschäftigung mit Frieden –, was sich in einer gegenseitigen Beeinflussung und in gemeinsamen Zielen widerspiegelt. Der Vorstand der AFK – und sicher auch die Mitglieder – freuen sich auf die nächsten Jahre!
Der Vorstand der AFK
Das FIfF gratuliert
40 Jahre »Wissenschaft und Frieden« sind ein schöner und ein trauriger Grund zu feiern. Schön, weil es zeigt, dass eine Publikation, die friedenswissenschaftliche und friedenspolitische Themen in den Vordergrund rückt, über diesen langen Zeitraum erfolgreich Bestand haben kann. Traurig, weil das Thema gerade in diesen Tagen wieder eine erschütternde Aktualität erlangt – und eine Zeitschrift, die friedenspolitische Alternativen der Militärlogik entgegensetzt, gerade dadurch so wichtig ist.
Blicken wir zurück auf das Jahr, in dem »Wissenschaft und Frieden« gegründet wurde: 1983 – der Kalte Krieg war auf seinem Höhepunkt, die gerade ins Amt gekommene Bundesregierung setzte gegen große gesellschaftliche Widerstände den NATO-Doppelbeschluss um, Ereignisse wie der Abschuss eines südkoreanischen Passagierflugzeugs durch sowjetrussisches Militär rückten die Welt an den Rand eines Atomkriegs und der Spielfilm »The Day After« führte die Folgen dieses Atomkriegs plastisch vor Augen (und löste angeblich beim US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan ein Umdenken aus). Wie wir heute wissen, verdankt die Menschheit womöglich ihr Überleben nur dem sowjetrussischen Offizier Stanislaw Petrow, der angesichts eines gemeldeten US-amerikanischen Angriffs einen Fehlalarm vermutete und – entgegen seinen Anweisungen – keinen Gegenschlag einleitete.
Was wäre wohl geschehen, wenn nicht der Mensch Stanislaw Petrow, sondern ein automatisiertes System einen Angriff »erkannt« und programmgemäß einen Vergeltungsprozess in Gang gesetzt hätte? Die Gefahr eines »Atomkriegs aus Versehen« war ein Gründungsimpuls für das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) ein Jahr später – dies zeigt die enge Überschneidung der Ziele des FIfF und von »Wissenschaft und Frieden«, die uns bis heute eint. Nicht zuletzt durch die Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz bekommt das Thema eine bedrückende Aktualität, wie der Beitrag von Bläsius und Siekmann in der W&F-Ausgabe 3/2023 zeigt. Fast könnte man meinen, die Menschheit habe in den letzten 40 Jahren kaum Fortschritte gemacht.
Ohnehin wird Pazifismus und Friedenspolitik in diesen Tagen auf eine harte Probe gestellt. Ist es bereits die Belohnung eines Aggressors für seinen Angriff, wenn wir eine friedliche Lösung auf diplomatischem Weg anstreben? Friedenspolitik muss lange vor dem Ausbruch eines Krieges beginnen. Die Zeitschrift »Wissenschaft und Frieden« legt dafür seit 40 Jahren die Grundlagen, indem sie gesellschaftliche Konflikte benennt, militärische Entwicklungen darstellt und friedliche Lösungen aufzeigt.
Das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung gratuliert der Zeitschrift »Wissenschaft und Frieden« zum 40-jährigen Bestehen. Wir wünschen uns mindestens weitere 40 Jahre friedenswissenschaftliche und friedenspolitische Analysen, Stellungnahmen und Lösungsansätze für eine friedliche Welt und werden auch weiterhin sehr gern unseren Teil dazu beitragen.
Stefan Hügel, Vorsitzender des FIfF
Herzlichen Glückwunsch vom AKHF
Als SprecherInnenteam des Arbeitskreises Historische Friedens- und Konfliktforschung freuen wir uns sehr, Euch zum Jubiläum gratulieren zu können. Wir sind beinah gleich alt, ist doch auch unser Arbeitskreis 1984 gegründet worden, damals noch mit dem Namen »Historische Friedensforschung«.
Im interdisziplinären Austausch übernimmt jede Disziplin gewisse Rollen. Dementsprechend möchten wir unserer Rolle als Historiker und Historikerinnen in der Friedens- und Konfliktforschung gerecht werden und, bei allen Feierlichkeiten, an zweierlei erinnern: An die Wurzeln der Friedens- und Konfliktforschung einerseits, aber auch daran, dass nach 40 Jahren eine Zeit gekommen ist, sich selbst zu historisieren und eigene Positionen zu reflektieren. Wo kommen wir her, wo stehen wir jetzt, wo gehen wir hin?
Es waren Mitglieder der starken pazifistischen Bewegung in Westdeutschland in den 1970er Jahren, die deutsche Friedensstudien initiierten, dies in einem Deutschland, das sich von dem heutigen stark unterscheidet. Deutschland war geteilt, die Mauer teilte nicht nur Berlin, sondern eine schwer bewachte Grenze trennte die Deutsche Demokratische Republik und die westdeutsche Bundesrepublik. Beide Seiten, USA und USSR, stationierten Atomwaffen auf deutschem Territorium.
Die unmittelbare Bedrohung eines möglichen Krieges, verbunden mit der schließlich langsam zunehmenden Anerkennung der eigenen nationalsozialistischen Vergangenheit und der Verantwortung für die Weltkriege, ließ in Westdeutschland Friedensbewegungen entstehen und schnell anwachsen. Proteste gegen die Wiederbewaffnung und Ostermärsche für den Frieden begannen in den 1960er Jahren, bevor sie 1979 mit den Protesten gegen den NATO-Doppelbeschluss breite Aufmerksamkeit erlangten.
Diese pazifistische Bewegung war eng mit Teilen der Studierendenbewegung der 1970er Jahre sowie mit der entstehenden Partei der Grünen verflochten und hatte viele Mitglieder mit akademischem Hintergrund. In diesem Zusammenhang wurde 1984 der Arbeitskreis Historische Friedensforschung gegründet, der sich die Erforschung des Friedens und der Friedensbewegungen sowie die Kriegsursachenforschung und deren Verhinderung zum Ziel gesetzt hat. In dieser Zeit war die Friedensforschung als offen normatives Projekt angelegt: Förderung des Friedens. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Verein ein Kind des Kalten Krieges war und von einer Generation gegründet wurde, die den Weltkrieg noch selbst erlebt hatte.
Die Zeit der 1990er und 2000er Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde in Deutschland überwiegend als eine Zeit des Friedens betrachtet, in der das Ende des Kalten Krieges und die eigenen Erfahrungen mit der Wiedervereinigung im Mittelpunkt standen. Gleichzeitig stellten die Jugoslawienkriege und die Frage nach dem Umgang mit Völkermord und Kriegsverbrechen die Friedensbewegung vor eine Zerreißprobe. Parallel gewann der Arbeitskreis für Historische Friedensforschung zunehmend mehr akademische Mitglieder und »professionalisierte« sich, indem er regelmäßige Publikationen und eine Buchreihe ins Leben rief. Thematisch wurden vor allem Studien zu westdeutschen und westeuropäischen Friedensbewegungen, -ideen und -förderer*innen abgedeckt, gefolgt von Studien zu den Ursprüngen von Kriegen. Parallel dazu etablierten sich in der deutschen Wissenschaft zwei Stränge historischer Forschung, die auf größeres Interesse stießen: eine moderne Interpretation der Militärgeschichte, die eine Sozial- und zunehmend auch eine Kulturgeschichte des Krieges einschloss, und eine internationale Geschichte, die sich auf internationale Beziehungen und internationale Organisationen konzentrierte. Um die Jahrhundertwende kam es zu einer Öffnung der Perspektiven: Die Friedensgeschichte öffnete sich der Kulturgeschichte, verknüpfte aber auch das Feld der Friedensforschung enger mit der Gewalt- und Konfliktforschung. Passend dazu wurde der Arbeitskreis Historische Friedensforschung zum Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung. In den letzten Jahren haben wir uns zum Ziel gesetzt, den Arbeitskreis noch weiter zu öffnen, was den geografischen, zeitlichen und methodischen Rahmen betrifft. Ziel ist es, unsere Ansätze stärker mit denen zu verzahnen, die sich als Historiker*innen der internationalen Beziehungen, der Militärgeschichte, aber auch der Geschichte des (Völker-)Rechts identifizieren.
Heute, 40 Jahre nach unseren Gründungen, sind wir mit einer neuen Situation konfrontiert. Deutschland ist vereinigt und – für die meisten – ein sicheres und stabiles Land. Nach den Jugoslawienkriegen in den 1990er Jahren brachte der russische Angriff auf die Ukraine 2014 und dann in verschärfter Härte 2022 Krieg zurück nach Europa und veränderte die Gefahrenwahrnehmung. Nun, seit den Pogromen an israelischen Bürgern und Bürgerinnen Anfang Oktober 2023 eskaliert auch der Nahostkonflikt erneut und hat Rückwirkungen auf unsere Gesellschaft, nicht nur durch die besondere historische Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel aber auch gegenüber Menschenrechten und dem Völkerrecht allgemein.
Die Tragik der Friedens- und Konfliktforschung ist, dass ihre Relevanz vor allem in Zeiten des Konflikts und der Bedrohung verstanden wird. Umso mehr müssen wir diese Zeiten nutzen, um unser Fachwissen einzubringen und unsere eigenen Positionierungen als Forschende auch selbst immer wieder zu hinterfragen. Dabei sollten wir nie außer Acht lassen, dass die Konflikte keine reinen Fallstudien sind, sondern das Schicksal von Menschen betreffen. Forschung, aber auch eventuell mit der Forschung verbundene politische Schlussfolgerungen sollten immer das Internationale Recht und die Schicksale der Menschen vor Ort im Auge behalten sowie die Stimme der Betroffenen stark machen – ob in den Quellen oder im Dialog in der Forschung.
Für solche Dialoge können interdisziplinäre Zeitschriften eine wichtige Plattform bilden und sind für unseren Austausch unabdingbar. In diesem Sinne, auf die nächsten 40 Jahre, liebe W&F!
Julia Eichenberg, Daniel Stahl und Daniel Marc Segesser
W&F und PPF – 40 Jahre gemeinsame Friedensarbeit
Die Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden (PPF) prophezeien der Zeitschrift »W&F – Wissenschaft und Frieden« ein langes Leben, wenn – wie in den letzten 40 Jahren – immer wieder Menschen zusammenfinden, die an dem Projekt eines friedenswissenschaftlichen Magazins mitarbeiten wollen.
Damit ist auch schon das Hauptmotiv der damaligen PPF-ler*innen genannt, sich für W&F zu engagieren. Es ging ihnen um die Kooperation in Sachen Frieden mit anderen Wissenschaftler*innen und um die Vernetzung der Friedens-Berufsgruppen (z.B. Ärzt*innen, Jurist*innen oder Psycholog*innen für den Frieden), die Anfang der 1980er Jahre entstanden waren. Außerdem sollten von der Zeitschrift Impulse für die praktische Friedensarbeit ausgehen, und auch die Friedenspädagogik sollte entsprechend zur Geltung kommen.
In den vielen Jahren ist die Lektüre von W&F für Lehrer*innen immer interessanter geworden. Das hängt mit dem äußeren Erscheinungsbild zusammen und damit, dass durch die überschaubare Länge der einzelnen Artikel kompakte Informationen zur Verfügung gestellt werden, die als Grundlage für die Erstellung von Unterrichtsmaterialien verwendet werden können.
Dieser Bildungsaspekt führt zu dem Wunsch, dass W&F – neben einer digitalen Ausgabe – in Papierform erhalten bleiben möge, weil haptische Medien multisensorisch wahrgenommen werden können.
In eine ähnliche Richtung geht die Anregung, dass in W&F weiterhin die Mitarbeiter*innen und die Autor*innen als Menschen, die in friedenswissenschaftlichen Zusammenhängen arbeiten, für die Leser*innen erkennbar bleiben.
Die Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden sind gespannt, mit welchen Friedensthemen W&F die Leser*innenschaft zukünftig erfreuen und zum Nachdenken anregen wird.
Bernhard Nolz, Sprecher der PPF