W&F 2017/3

Lokale und globale soziale Ungleichheit

30. Jahrestagung des Forum Friedenspsychologie,
16.-18. Juni 2017, Chemnitz

von Daniel Corlett und Frank Asbrock

Mit dem Schwerpunktthema »No Justice, no Peace? Friedenspsychologische Perspektiven auf soziale Ungleichheit« fand die 30. Jahrestagung des Forums Friedenspsychologie e.V. an der TU Chemnitz statt.

Ca. 70 Teilnehmer*innen aus Wissenschaft und Praxis diskutierten friedenspsychologische Perspektiven auf soziale Ungleichheit und ihre Auswirkungen auf ein friedliches gesellschaftliches Zusammenleben. In ihrer Eingangsrede benannte die Migrationsbeauftragte der Stadt Chemnitz, Frau Etelka Kobuß, die vielschichtigen Herausforderungen, mit denen sich die kommunale Integrationsarbeit gegenwärtig konfrontiert sieht, verwies auf das noch nicht ausgeschöpfte Entwicklungspotential, aber auch auf erfolgreiche Projekte und Entwicklungen in Chemnitz sowie die mit Migration verbundenen Chancen für die Stadt.

Auf der Tagung wurde sowohl internationale Forschung als auch die lokale Arbeit von Friedensprojekten vorgestellt und diskutiert. Beispielsweise präsentierte Gergely Kispál seine Arbeiten zu Intergruppenkontakten zwischen ungarischer Minorität und serbischer Majorität in Vojvodina, Serbien, und Jane Viola Felber und Franz Knoppe stellten das Theatertreffen »Unentdeckte Nachbarn« zur Aufarbeitung der NSU-Verbrechen in Südwestsachsen vor, das bereits mit dem Chemnitzer Friedenpreis 2017 ausgezeichnet wurde. Die knapp 30 wissenschaftlichen Beiträge teilten sich in Vortragspanels in deutscher und englischer Sprache sowie eine Postersession auf. Neben sozialer Ungleichheit wurde dort ein breites friedenspsychologisches Themenspektrum behandelt, das Beiträge aus Psychologie, Erziehungswissenschaften, Politikwissenschaften und angrenzenden Disziplinen umfasste. Ein Teil der Tagungsbeiträge wird in Zusammenarbeit mit der Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) in einem Sonderheft der Zeitschrift »Politische Psychologie/Journal of Political Psychology« veröffentlicht.

Einer der Höhepunkte der Tagung war die Keynote von Prof. Felicia Pratto (University of Connecticut, USA) am Freitag. In ihrem Vortrag »The felt injustice of international inequality – Where is the threat to peace?« diskutierte sie die Relevanz sozialer Ungleichheit zwischen Nationen für die Gefährdung von Frieden. Basierend auf ihrer Power Basis Theory stellte sie dar, wie die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse von globalen Machtdynamiken, Ungleichheiten und Möglichkeiten zur Selbstentfaltung beeinflusst wird und wie globale Ungleichheit so zur Erhaltung sozialer Machtverhältnisse beiträgt.

Am Samstag wurde der Gerd-Sommer-Preis des Forum Friedenspsychologie für die beste Abschlussarbeit verliehen. Die diesjährige Preisträgerin Anne-Louise Göhring (Fraunhofer ISI) wurde für ihre herausragende Masterarbeit zum Thema »Die Macht der Metapher – Der Metapher-Framing-Effekt in der politischen Meinungsbildung« ausgezeichnet. Nach der Preisverleihung stellte Frau Göhring ihre Arbeit dem interessierten Publikum in einem Vortrag vor.

Auch das Rahmenprogramm hatte einen Bezug zum Tagungsthema. Am Samstagabend bestand nach dem letzten Vortragspanel die Möglichkeit, Problemstrukturen und Lösungsansätze für soziale Spannungen in Chemnitz in einem themenbezogenen Stadtrundgang im Stadtviertel Sonnenberg kennenzulernen, wovon ein großer Teil der Teilnehmenden Gebrauch machte.

Weiterhin fanden am Samstagvormittag die offene Mitgliederversammlung und am Sonntagvormittag die Vorstandssitzung des Forum Friedenspsychologie statt. Auf der Mitgliederversammlung wurde ein neuer Vorstand für die nächsten zwei Jahre gewählt. Wiedergewählt wurden Prof. Dr. Christopher Cohrs (Marburg) als Vorsitzender, Dipl.-Psych. Karl-Günther Theobald (Köngernheim) als Kassierer und Dipl.-Psych. Monika Lauer Perez (Düsseldorf) als weiteres Vorstandsmitglied. Neu in den Vorstand gewählt wurden Nadine Knab, M.Sc. (Landau) als stellvertretende Vorsitzende und Dr. Klaus Harnack (Münster) als weiteres Vorstandsmitglied. Sie folgen damit Dr. Jost Stellmacher (Marburg) und Dr. Miriam Schroer-Hippel (Grünheide) nach, denen herzlich für ihr kontinuierliches Engagement für das Forum Friedenspsychologie gedankt wurde.

Die Tagung wurde organisiert von Juniorprof. Dr. Frank Asbrock, M.Sc. Alexandra Cook, M.A. Daniel Corlett und M.A. Claas Pollmanns sowie den studentischen Hilfskräften Vera Kaiser, Kathrin Althaus, Caya Hälker und Anika Münch. Die Organisator*innen bedanken sich für die freundliche Unterstützung durch die Technische Universität Chemnitz, die Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF), die Gesellschaft der Freunde der Technischen Universität Chemnitz e.V., die Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP), die Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie (dgvt), den Sächsischen Flüchtlingsrat e.V., den Nomos Verlag und den Pabst Verlag.

Daniel Corlett und Frank Asbrock

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2017/3 Ressourcen des Friedens, Seite 55–56