W&F 2021/2

Neuer Blick auf Ruanda

Die Bedeutung der Umwelt für Gewalt und Frieden

von Lisa Reggentin

Umwelt- und Klimaschutz zählen zu den größten Herausforderungen der Gegenwart. Dabei geht es um weit mehr als die Sicherung unserer Lebensgrundlagen. Es geht auch um Krieg und Frieden, denn immer mehr bewaffnete Konflikte sind heute untrennbar mit der Umwelt verbunden. Dabei trägt vor allem die weltweit ungleiche Verteilung natürlicher Ressourcen zum Ausbruch von Konflikten bei. Doch nicht nur Umwelt und Gewalt sind ursächlich miteinander verknüpft. Auch der Frieden selbst hängt stärker mit der Umwelt zusammen, als es bisher thematisiert wird. Dieser Verknüpfung von Umwelt, Gewalt und Frieden geht der Artikel mit dem konkreten Fokus auf Ruanda nach.

Ruanda ist ein Staat, an dem sich die engen Korrelationen zwischen Umwelt, Konflikt und Frieden gleich auf mehreren Ebenen nachvollziehen lassen. Der Genozid von 1994 wird bis heute weitestgehend mit der ethnischen Polarisierung durch die Kolonialmächte erklärt. Selten wird jedoch beleuchtet, welch bedeutende Rolle der sozio-ökologischen Not innerhalb der ruandischen Bevölkerung für den Ausbruch des Völkermordes zugesprochen werden muss. Die Ursachen für diese Not liegen in der Landknappheit, die durch Umweltzerstörung noch zusätzlich verstärkt wurde und zu Hunger und Existenzängsten unter einem Großteil der Gesellschaft geführt hatte. So hat auch der »Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen« (WBGU) den Gewaltausbruch in Ruanda zwischen 1990 und 1994 in seiner »Weltkarte von Umweltkonflikten« als nationalen Konflikt um die Ressource »Land« eingestuft (Carius, Tänzler & Winterstein 2007, S. 26).

Ressourcenmangel schürt Gewaltkonflikte

Im Mittelpunkt dieser Wechselwirkungen steht der Mangel an Land – als Wohnraum, Agrarfläche, Wald – und damit verbundenen Ressourcen wie Holz und Ernteerträgen. Denn Landressourcen bildeten in Ruanda seit jeher die Lebensgrundlage der Bevölkerung, die auch bis heute maßgeblich von der Landwirtschaft abhängig ist. Landbesitz sicherte die Ernährung, Einkommen und Existenzen. Doch aufgrund der geringen Landesfläche bei einer überdurchschnittlichen Bevölkerungsdichte hatte sich in Ruanda eine Landknappheit entwickelt, die bereits zu vorkolonialer Zeit Konkurrenzen zwischen besitzenden und nicht-besitzenden Gruppen auslöste. Konflikte um Land sind in Ruanda also kein neues Phänomen.

Durch den dramatischen Bevölkerungszuwachs zwischen 1962 und 1993 von rund drei auf sechs Millionen Menschen, nahmen auch Versorgungsengpässe und Armut rapide zu (vgl. Moodley, Gahima und Munien 2010). In der Folge kam es zu einer umfassenden Umwandlung natürlicher Lebensräume in Siedlungen und Agrarflächen, was mit einer erheblichen Überanspruchung von Ressourcen und Ökosystemen einherging. Die dadurch bedingten Ernteverluste trugen dazu bei, dass bis zum Jahr 1994 rund 85 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebte. Das betraf vor allem die Bauern, „die untereinander einen erbitterten Kampf um Land führten – der in Neid, Hass und Feindschaft resultierte“ (Dießenbacher 1994, S. 147). Auf diese Weise wurde der bereits bestehende ethnische Konflikt in der Bevölkerung zusätzlich verschärft, weil sich mit dem Elend auch die Anfälligkeit für Manipulationen erhöhte. Doch „das eigentliche Ziel des Genozides war die Entvölkerung der landwirtschaftlichen Nutzfläche zur eigenen Existenzsicherung“ (Dießenbacher 1994, S. 147). Nichtsdestotrotz kann die Landknappheit nicht als bestimmende Ursache für den Ausbruch des Völkermordes betrachtet werden. Aber sie gehört zweifelsohne zu den Faktoren, die die Bereitschaft für eine Beteiligung am Genozid begünstigt haben (vgl. Homer-Dixon und Percival 1996, S. 289).

Lehren aus Fehlern der Vergangenheit

Paradoxerweise ging auch der Genozid selbst mit vielfältigen negativen Effekten auf die Umwelt und Landressourcen einher. Nach Angaben von Forschenden der Michigan State University war nach dem Völkermord die Hälfte der gesamten Landesfläche von Umweltzerstörung betroffen – vor allem durch Entwaldung, Bodenerosion und einer grundsätzlichen Schwächung von Ökosystemen (vgl. Clay 1995). Dadurch verschlechterte sich nicht nur die Grundversorgung der Bevölkerung, auch Konflikte um Eigentumsrechte entbrannten neu. Um diese Missstände zu beheben, leitete die neue Regierung unter Paul Kagame im Jahr 2004 eine Landreform ein, die allen Bürger*innen Ruandas, unabhängig der Ethnie, gleiches Recht auf Zugang zu Land ermöglichen sollte. Denn bis zum Jahr 2004 waren noch 90 Prozent des Ackerlandes gewohnheitsrechtlich vergeben worden, während verschriftlichte Landrechte nur für eine kleine Anzahl von Personen und Gemeinden galten. Deshalb strebte die Regierung eine Liberalisierung und Privatisierung des Marktes durch eingetragene Landtitel an, die in Verbindung mit einer konzertierten Konsolidierung fragmentierter Grundstücke zur Produktivitätssteigerung beitragen sollte. Den gewünschten Erfolg brachten die Maßnahmen allerdings nicht, weil sie mit neuen Benachteiligungen einhergingen. Denn von nun an musste Landbesitz offiziell über Grundbucheinträge registriert werden. Diese Registrierung war aber erst ab einer definierten Mindestfläche möglich, die die meisten Grundstücke nicht erfüllten. Zudem konnten sich viele Ruander*innen die Kosten für die Registrierung gar nicht erst leisten. In beiden Fällen drohten Enteignungen und Zwangsumsiedlungen. Aufgrund der steigenden Nachfrage und der weiter wachsenden Bevölkerung musste der dringend benötigte Wohnraum nun auch auf existenzsichernden Agrarflächen gebaut werden, wodurch sich die Versorgung mit Ernteerträgen erneut verschlechterte.

Allerdings nahm die ruandische Regierung die Entwicklungen nach 1994 zum Anlass, bedeutende Veränderungen im Umweltschutz einzuleiten. Mit der Verabschiedung des ersten Umweltgesetzes und der Gründung einer Umweltschutzbehörde wurde der Erhalt der Umwelt in Ruanda ab 2004 erstmals auf institutioneller Ebene manifestiert, was sich schnell in sichtbaren Fortschritten niederschlug. Dazu zählen Maßnahmen der Wiederaufforstung und Unterschutzstellung; der Wiederansiedlung ausgestorbener oder bedrohter Arten, sowie zur Förderung regenerativer Energien, umweltfreundlicher Mobilitätsangebote und von Recycling-Kreisläufen. Heute gilt Ruanda sogar als Vorreiter Afrikas im Umweltschutz (GIZ 2020).

»Environmental Peacebuilding«: Umweltschutz als Friedensförderung

Auch im Hinblick auf die Stabilisierung im Land konnte Ruanda in verhältnismäßig kurzer Zeit große Fortschritte erzielen. Neben der Umsetzung ambitionierter Umweltschutzziele wächst die Wirtschaft seit Jahren um sieben bis acht Prozent, der »Human Development Index« konnte deutlich gesteigert werden und auch in den Bereichen Armutsbekämpfung, Bildungsförderung und Geschlechtergleichstellung hat Ruanda massiv aufgeholt. Dabei gilt es mittlerweile als sehr wahrscheinlich, dass sich die Förderung dieser nachhaltigen Entwicklung – und insbesondere des Umweltschutzes – auch positiv auf den Frieden ausgewirkt haben dürfte. Befürworter*innen dieser These kommen vor allem aus der noch jungen Forschungsrichtung des »Environmental Peacebuilding«, in der Verbindungen zwischen dem Umweltschutz und dem Erfolg von Friedenssicherung untersucht werden. Dahinter steht die Annahme, dass Umweltschutz dazu beitragen kann, gesellschaftliche Lebensbedingungen zu verbessern, indem die Verfügbarkeit von essentiellen Ressourcen gesichert und damit verbundene Benachteiligungen vermieden werden. Spätestens mit der Gründung der »Environmental Peacebuilding Association« im Jahr 2018 hat sich dieses neue Forschungsgebiet auch auf institutioneller Ebene etabliert. Die weltweite Vereinigung versteht sich als multidisziplinäres Forum für den Wissensaustausch zu Umwelt-, Konflikt- und Friedensfragen. Dabei wird das Management natürlicher Ressourcen in der Konfliktverhütung und -lösung untersucht, um sicherheitsfördernde Entwicklungsziele zu begünstigen (vgl. Environmental Peacebuilding Association o.J.).

Positiver Umwelteinfluss auf den Frieden

Auch in Ruanda dürfte der Umweltschutz einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung nach 1994 geleistet haben. Bedeutende Fortschritte, die im Rahmen der Friedenskonsolidierung in Ruanda erzielt wurden, beziehen sich im Wesentlichen auf die folgenden vier Handlungsbereiche:

Schutz der Umwelt und natürlicher Ressourcen

Durch die Etablierung gesetzlicher Rahmenbedingungen und neuer Verwaltungsinstitutionen konnte eine umfassende Renaturierung und Wiederherstellung geschwächter Ökosysteme und Ressourcen erzielt werden, wodurch sich die Grundversorgung der Gesellschaft mit Nahrung, Wasser und Holz langfristig erheblich verbessern wird. Eine weitere zentrale Säule des Umweltschutzes ist die Förderung eines naturverträglichen Tourismus, der nicht nur den Schutz der lokalen Biodiversität begünstigt, sondern auch Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsmöglichkeiten generiert hat (siehe Handlungsfeld 4). Friedensfördernde Effekte gehen auch deshalb mit dem Umweltschutz einher, weil das frühzeitige Vorbeugen negativer Umweltveränderungen zugleich das Risiko für neue Konkurrenz und Spannungen gesenkt hat. Darüber hinaus kann die Verbesserung des Umweltzustandes den hohen Nutzungsdruck auf natürliche Ressourcen durch Armut und Überbevölkerung in Zukunft besser abzufedern helfen. Nicht zuletzt kann die Förderung von umweltverträglichen Praktiken – etwa in der Landwirtschaft – als Sicherheitsnetz für die ärmere Bevölkerungsschicht wirken. Durch geförderte Schulungsprogramme für nachhaltigen Anbau, den Zugang zu klimaresistenten Pflanzen und finanzielle Unterstützung konnten selbst Kleinbäuer*innen ihre Erträge und damit auch ihre Existenzgrundlage langfristig verbessern, wodurch sich ein mögliches Risiko für erneute Gewaltkonflikte verringert hat.

Förderung von Umweltkooperationen

Auch die von der Regierung eingeleiteten Umweltkooperationen, bei denen der Schutz der Umwelt als Gemeinschaftsaufgabe zur Versöhnung und Annäherung beitragen soll, zeigen in der ruandischen Gesellschaft positive Effekte für die Friedenssicherung – und auch darüber hinaus. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte »Umuganda« – eine verpflichtende Aufräumaktion, zu der sich alle Ruander*innen einmal im Monat treffen, um gemeinsam Müll zu sammeln, öffentliche Gärten anzulegen, oder Bäume zu pflanzen. Auch das Programm »Work for Public Interest (TIG)« soll die Schaffung einer gesunden Umwelt mit dem Prozess der Vergebung verknüpfen. Dabei leisten verurteilte Völkermord-Täter*innen als Alternative zur Inhaftierung gemeinnützige Arbeit im Umweltbereich, was zugleich als Symbol der Wiedergutmachung und Versöhnung gelten soll.

Auf zwischenstaatlicher Ebene wurde mit der Unterzeichnung der »Erklärung von Goma« durch Ruanda, Uganda und DR Kongo auch eine überregionale Zusammenarbeit für den Schutz der Berggorillas durch gemeinsame Patrouillen und Sicherheitssysteme gestartet. Damit ist das gemeinsame Interesse am Erhalt der bedrohten Wildtiere zur gemeinschaftlichen Aufgabe im Drei-Länder-Eck geworden, was mit zu einer Entspannung der Beziehungen zwischen den drei Nachbarstaaten beigetragen hat.

Maßnahmen für ein nachhaltiges Landmanagement

Der anhaltend hohe Bevölkerungsdruck hat auch das Bewusstsein für die Notwendigkeit nachhaltiger Strategien im Umgang mit der Landknappheit geschärft. Insbesondere das Management knapper Ressourcen hat sich mittlerweile in verschiedenen nationalen Entwicklungsstrategien niedergeschlagen. Dabei führen vor allem Maßnahmen für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Agrarflächen und einen schonenden Umgang mit Landressourcen bereits zu großen Verbesserungen in der Landnutzung. Um eine zusätzliche Entlastung zu erreichen, wurde die Nachfrage nach existenzsichernden Gütern zu einem großen Teil auch über erhöhte Importe gedeckt. Allein im Jahr 2015 beliefen sich die Importe nach Ruanda auf das Dreifache der Exporte. Darüber hinaus hat die ruandische Regierung eine Etablierung von Ballungsräumen eingeleitet, um der kleinteiligen Fragmentierung von Grundstücken ein Ende zu setzen und die knappe Fläche effektiv zu nutzen. Zusätzliche Bestrebungen beziehen sich auf Strategien zur nachhaltigen Urbanisierung, die Fortschritt und Wirtschaftswachstum fördert und dabei zugleich Ressourcen schont, regenerative Energien fördert und Klimaresilienz begünstigt.

Förderung des Wirtschaftswachstums

Nicht zuletzt hat auch die Förderung der ökonomischen Entwicklung dazu beigetragen, den gesellschaftlichen Wohlstand zu erhöhen, Armut zu verringern und notwendige finanzielle Kapazitäten zur Reaktion auf umweltbedingte Herausforderungen und friedensfördernde Maßnahmen bereitzustellen. Die Basis dafür bildete die »Rwanda Vision 2020«, die das Land innerhalb einer Generation von einem der am wenigsten entwickelten Länder zu einem Land mit mittlerem Einkommen machen sollte. Die Vision konzentrierte sich auf die Ziele des Wirtschaftswachstums und der Armutsbekämpfung durch eine vollständige Modernisierung. Im Fokus stand dabei die Schaffung einer neuen Wissensgesellschaft innerhalb eines internationalen Dienstleistungszentrums, durch die Ruanda von ausländischer Entwicklungshilfe unabhängig werden sollte. Begünstigt werden sollten diese Ziele durch einen starken, effizienten Staat, getragen von einer marktorientierten Landwirtschaft, einer wettbewerbsfähigen Privatwirtschaft und moderner Infrastruktur. Der darauf einsetzende Aufschwung ist zwar zu einem großen Teil auf internationale Aufbauhilfe zurückzuführen, deren Erfolg wurde aber maßgeblich durch die effiziente Arbeit der ruandischen Verwaltung unterstützt.

Die positiven Effekte der Umweltschutzbemühungen der Regierung zeigen sich unter anderem in der verbesserten Ressourcenverfügbarkeit (vgl. Handlungsfeld 1), die sich wiederum positiv auf die Existenzsicherung ausgewirkt und neue Erwerbs- sowie Exportmöglichkeiten geschaffen haben. Diese wirtschaftliche Entspannung hat zur Entschärfung sozialer Konflikte im Land beigetragen und somit einen Anteil an der Sicherung des Friedens.

Ein Garant für den Frieden kann der Umweltschutz allein trotzdem nicht sein. Denn erfolgreiche Friedenskonsolidierung sollte stets das größere Bild im Blick behalten. Aus diesem Grund gilt es für Ruanda nun, die weiterhin bestehenden sozialen Benachteiligungen und Einschränkungen der Menschenrechte in Angriff zu nehmen und wirksame Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu finden. Denn die Bekämpfung von Armut und Hunger bei einer stetig wachsenden Bevölkerung gehören nach wie vor zu den größten Herausforderungen des Landes. Der Umgang mit der Umwelt kann in all diesen Bereichen maßgeblich zu Erfolg oder Misserfolg beitragen. Letztendlich birgt aber eine nachhaltige Entwicklung – und zwar in allen drei Dimensionen – das größte Potenzial, um langfristig Defizite bei der Grundversorgung zu beheben, Lebensbedingungen zu verbessern und damit auch das Konfliktpotenzial zu senken. Eine nicht nachhaltige Entwicklung kann sich hingegen auf all diese Bereiche negativ auswirken.

Die Plausibilität des »Environmental Peacebuilding«

Umweltkonflikte sind heute überall auf der Welt gegenwärtig. Die Lehren aus Ruanda können deshalb auch für andere Regionen und Konflikte von großem Nutzen sein. Denn ressourcenbezogene Konfliktpotenziale werden sich angesichts der Klimawandels in Zukunft noch weiter verschärfen. Bereits heute sind Menschen weltweit durch die Folgen der Erderwärmung gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Schon im Jahr 2014 sprach die Umweltorganisation Greenpeace von mehr als 20 Mio. Menschen auf der Flucht vor den Auswirkungen der Klimaerwärmung (Greenpeace 2014). Bis 2050 könnten es laut Welthungerhilfe bereits über 140 Mio. Menschen sein (Welthungerhilfe 2020). Deshalb wird die Art und Weise, wie wir heute mit der Umwelt umgehen, maßgeblich darüber entscheiden, wie stark uns die Auswirkungen des Klimawandels in Zukunft treffen werden.

Ruanda und der Rest der Welt

Die hier zusammengefassten Erkenntnisse über die umweltbedingten Ursachen und Auswirkungen des Völkermordes sollten deshalb wirksam genutzt werden, um derartige Konfliktrisiken auch in anderen Regionen der Welt frühzeitig zu identifizieren. Ebenso wie das friedensfördernde Potenzial des Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutzes. Der Fall Ruanda steht deshalb exemplarisch für eine Vielzahl konkreter Wechselwirkungen zwischen Umwelt, Konflikt und Frieden und verdeutlicht die großen Auswirkungen der Einflussnahme auf die Umwelt – als Risikofaktor und als Chance für den Frieden.

Die potenziell friedensfördernde Wirkung des Umweltschutzes ungenutzt zu lassen, wäre deshalb für jedes Land, jede Region und jeden Konflikt eine vergebene Chance. Wenn nicht nur der Umweltschutz, sondern auch das gesellschaftliche Allgemeinwohl in unseren Antworten auf den Klimawandel und klimabezogene Konflikte Beachtung finden, hat der Frieden eine reelle Chance. Diesen Zusammenhang zu betonen und mit fundierten Forschungsergebnissen zu unterfüttern, wird eine zentrale Aufgabe des Forschungsfeldes »Environmental Peacebuilding« sein.

Literatur

Carius, A.; Tänzler, D.; Winterstein, J. (2007): Weltkarte von Umweltkonflikten: Ansätze zur Typologisierung. Berlin: Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen.

Clay, D., et al. (1995): Promoting food security in Rwanda through sustainable agricultural productivity. Meeting the challenges of population pressure, land degradation, and poverty. MSU International Development Papers No. 17, Michigan State University.

Dießenbacher, H. (1994): Söhne ohne Land. Der Spiegel, 21/1994. Hamburg, S. 147.

Environmental Peacebuilding Association (o.J.): Environmental peacebuilding. environmentalpeacebuilding.org/about/

GIZ – Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (2020): Ruanda. Die GIZ vor Ort. Webpage, 31.12.2020.

Greenpeace (2014): 200 Millionen Klimaflüchtlinge bis 2040. Pressemitteilung, 14.10.2014.

Homer-Dixon, T.; Percival, V. (1996): Environmental scarcity and violent conflict. The case of Rwanda. Journal of Environment and Development 5(3), S. 270–291.

Moodley, V.; Gahima, A.; Munien, S. (2010): Environmental causes and impacts of the genocide in Rwanda. Case studies of the towns of Butare and Cyangugu. Südafrika: Accord.

Welthungerhilfe (2020): Klimaflüchtlinge. Was hat Klimawandel mit Flucht zu tun? Themenseite.

Lisa Reggentin hat in Lüneburg Umweltwissenschaften studiert und absolvierte in Graz das Masterstudium »Global Studies«. Heute lebt sie in Innsbruck und arbeitet für den Umweltverband WWF Österreich.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2021/2 Völkerrecht in Bewegung – Von Kritik, Krisen und Erneuerung, Seite 37–40