W&F 2012/1

Social Injustice and Conflict

24. Jahrestagung des Forum Friedenspsychologie, 17.-18. Juni 2011, Marburg

von Dr. Jost Stellmacher

Die Jahrestagung 2011 des »Forum Friedenspsychologie – Bewusstsein für den Frieden« widmete sich dem Schwerpunktthema »Social Injustice and Conflict« und wurde am Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität Marburg abgehalten. Ein tiefergehendes Verständnis für die Ursachen, Dynamiken und Folgen sozialer Ungerechtigkeiten ist ein wichtiges Themengebiet der Friedenspsychologie. In den Forschungen z.B. zu Terrorismus, Krieg, normativen und nicht-normativen kollektiven Protesten sowie anderen Formen von Intergruppenkonflikten spielen soziale Ungerechtigkeiten als Ursachenfaktor eine wichtige Rolle. Daher war es das Ziel der Konferenz, Ergebnisse aktueller Forschungen aus verschiedenen Disziplinen zu Ursachen, Wahrnehmungen und Folgen sozialer Ungerechtigkeiten vorzustellen und zusammenzuführen.

Als Hauptredner der Tagung konnte Prof. Dr. Fathali Moghaddam (Director des Conflict Resolution Program der Georgetown University in Washington D.C., USA) gewonnen werden. In einem beeindruckenden Vortrag zum Thema »Rethinking terrorism, security, and dictatorship: a psychological perspective in global context« gab er einen Überblick über zentrale Faktoren: Wie entstehen Diktaturen? Unter welchen Bedingungen kommt es zu Terrorismus? Welche Lösungen gibt es für Konflikte zwischen allochthonen und autochthonen BürgerInnen?

Auf der Tagung wurden in sieben Arbeitsgruppen am Freitag und Samstag 22 Vorträge gehalten. Die Arbeitsgruppen und ReferentInnen waren:

1. Israel, der Holocaust und die deutschen Medien: W. Kempf, J. Kopf-Beck, M. Maurer und S. Thiel.

2. Peace and Conflict from an Individual Perspective: F. Asbrock, I. Fritsche, J. Kirchhoff und U. Wagner.

3. Attitudes and Behaviour towards Religious Outgroups: R. Koopmans, S. Veit und I. Wolf.

4. Conflict, Contact and Policy Making: F. Asbrock, B. Kappis, G. Lemmer, A. Mascapac und U. Wagner.

5. Identity and Ideology: J. Becker, H. Carvacho, O. Christ, J. Funke, A.-K. Henseler, A. Mehlau, R. Spears, N. Tausch und A. Zick.

6. Mulitculturalism and Diversity: A. Brenick, B. Gekeler, B. Heinzmann, M. Kauff, P. Noack, F.J.R. Van de Vijver, U. Wagner.

7. Identity and Conflict in Northern Ireland: R. Bilali, C. Cohrs, M. Gheorghiu, S. Pehrson.

Gert-Sommer-Preis für Arbeit zu Friedenserziehungsprogramm

Der Gert-Sommer-Preis für Friedenspsychologie 2011 wurde vom Forum Friedenspsychologie zum fünften Mal für eine herausragende psychologische Qualifizierungsarbeit vergeben. Der Preis ging an Dr. Friederike Feuchte für ihre Dissertation »Can We Make a Difference Tomorrow? – A Systematic Evaluation of a Peace Education Programme Implemented with Liberian Refugees«. In ihrem Vortrag gab Frau Feuchte einen Einblick in ihre Arbeit mit liberianischen Flüchtlingen in Ghana, bei der sie die Implementierung und Wirksamkeit eines etablierten Friedenserziehungsprogramms (Inter-Agency Peace Education Programme) in der Phase nach kriegerischen Auseinandersetzungen evaluierte.

FFP-Mitgliederversammlung

Die Tagung endete am Samstagnachmittag mit der Mitgliederversammlung des Forum Friedenspsychologie. Der erste Vorsitzende, Prof. Dr. Klaus Boehnke, gab einen Tätigkeitsbericht über 2010/2011. Dieser ist auf der Internetseite des Forum (friedenspsychologie.de) einsehbar. Des Weiteren fanden Neuwahlen des Vorstandes statt. Der bisherige Vorsitzende, Prof. Dr. Klaus Boehnke, wurde für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt; er kündigte an, dies werde seine letzte Amtszeit sein. Als zweite Vorsitzende wurde Dipl.-Psych. Miriam Schroer, als Kassenwart Dipl.-Psych. Karl-Günther Theobald und als weitere Vorstandsmitglieder wurden Dr. Christopher Cohrs und Dr. Jost Stellmacher gewählt. Der Vorstand wird durch den Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Gert Sommer komplettiert.

Aktuell gibt es Überlegungen, ein Treffen zu organisieren, das für alle Interessierte an einer aktiven Mitarbeit im Forum Friedenspsychologie offen steht.

Interessierte melden sich bitte bei Prof. Dr. Klaus Boehnke (k.boehnke@jacobs-university.de).

Insgesamt war die 24. Tagung des Forum Friedenspsychologie sehr erfolgreich. Die über 60 WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen kamen aus Australien, Österreich, Nordirland, Schweden, den USA und natürlich aus Deutschland. Dies zeigt, dass die Tagung – wie bereits in den letzten Jahren – verstärkt auch international wahrgenommen wird. Die Atmosphäre war offen, die Diskussionen anregend und konstruktiv.

Die Tagung wurde von der AG Sozialpsychologie der Philipps-Universität Marburg organisiert. Ohne finanzielle Unterstützung wäre sie jedoch nicht durchführbar gewesen; dafür bedanken wir uns bei der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT), der Fachgruppe Sozialpsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und dem Ursula-Kuhlmann-Fonds des Marburger Universitätsbundes.

Die nächste Tagung des Forum Friedenspsychologie wird vom 1. bis 3. Juni 2012 stattfinden und federführend von Prof. Dr. Wilhelm Kempf (wilhelm.kempf@uni-konstanz.de) an der Universität Konstanz organisiert werden (weitere Informationen auf der Tagungseite friedenspsychologie. regener-online.de). Die Tagung wird sich mit dem Thema »Täter und Opfer kollektiver Gewalt« befassen.

Dr. Jost Stellmacher

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 2012/1 Schafft Recht Frieden?, Seite 45–46