W&F 1992/2

Wasserkonflikte im Nahen Osten

von Andrea Lueg

Für den Nahen Osten werden Probleme und Konflikte, die aufgrund von Wasserknappheit entstehen, eine der größten Herausforderungen in der nahen Zukunft sein. Die meisten Länder der Region müssen bereits jetzt enorme Anstrengungen unternehmen, um ihre Wasserversorgung sicherzustellen und das Problem ist bestens geeignet, die zwischenstaatlichen Beziehungen in dieser Gegend voller ethnischer, religiöser und politischer Spannungen zu verschlechtern. Allerdings könnte die Wasserknappheit die einzelnen Länder auch zur Zusammenarbeit bewegen, gesetzt den Fall, sie erkennen darin ihre einzige Chance. Ein erster vager Schritt zu regionaler Kooperation könnte bereits vollzogen worden sein. Die Pläne für den Nahost-Friedensprozeß sehen vor, daß die bilateralen Gespräche von Verhandlungen auf multilateraler Ebene ergänzt werden. Eine der auf der ersten multilateralen Konferenz im Januar in Moskau gebildeten Arbeitsgruppen wird sich ab Mitte Mai in Wien mit dem Thema Wasser beschäftigen.

Über 50% der Bevölkerung im Nahen Osten (außer Maghreb) sind entweder abhängig von Flüssen, die mehrere Länder durchqueren, von entsalztem Meerwasser oder von Grundwasserversorgung. Zwei Drittel der arabisch sprechenden Bevölkerung sind abhängig vom Wasser aus Flüssen, die aus nicht-arabischen Ländern kommen. So beziehen etwa Syrien und der Irak den größten Teil ihres Wassers aus dem Euphrat, der in der Türkei entspringt und Ägypten ist nahezu ausschließlich auf das Wasser des Nil angewiesen, dessen wichtigste Zuflüsse in Äthiopien liegen. Vereinbarungen oder Verträge über die Nutzung des Wassers, die von allen Anrainerstaaten akzeptiert werden, gibt es für keinen der wichtigen Flüsse oder Grundwasserreservoire. Auseinandersetzungen sind somit vorprogrammiert.

Der größte Teil der Fläche des Nahen Ostens sind aride (=wüstenhafte) Gebiete, in denen es in den letzten Jahren weniger Regen und häufigere Dürreperioden gab. Gleichzeitig haben das enorme Bevölkerungswachstum (jährlich im Durchschnitt 3 %), wachsende Einwanderungszahlen (z.B. von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel), eine expandierende Industrie und andere Modernisierungsmaßnahmen den Wasserverbrauch enorm in die Höhe getrieben. Einige Wasserquellen werden darüberhinaus durch eine unzureichende Instandhaltung und die unsachgemäße Handhabung von Wassereinrichtungen unbrauchbar gemacht.

Bei der Planung von Wasserbauprojekten wird auf die ökologischen Nebeneffekte häufig nicht geachtet: die Verbreitung von künstlicher Bewässerung in der Landwirtschaft des Nahen Ostens – notwendig, um den Bedürfnissen der rasch wachsenden Bevölkerung gerecht werden zu können – führt nicht nur zu einer Verschlechterung der Wasserqualität durch Versalzung, sondern ist ursächlich an einer Reihe weiterer Umweltprobleme beteiligt. Künstliche Bewässerung ist oft verantwortlich für die Verbreitung von Krankheiten, die in Gewässern übertragen werden und der Bau von Staudämmen bringt die Umsiedlung zahlreicher Menschen mit sich, was häufig nicht nur eine finanzielle sondern auch eine ökologische Belastung bedeutet. Beim Bau des Assuan Staudammes waren davon zum Beispiel mehr als 100.000 Menschen betroffen. Wenn den Problemen der Wasserverunreinigung nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, kann dies nur zu einer weiteren Reduzierung verfügbarer Wasserquellen führen.

Die am schwersten betroffenen Gebiete in der Region sind Israel, die besetzte West-Bank und der Gaza-Streifen, Jordanien, der Irak, Syrien, die Türkei und Ägypten mit den Flüssen Jordan, Euphrat und Nil sowie deren wichtigsten Zuflüsse.

Der Jordan

Der Jordan ist ein komplexes Flußsystem, dessen vier Hauptzuflüsse, der Dan, der Hasbani, der Banias und der Yarmuk in verschiedenen Ländern entspringen. Es ist das am härtesten von Wasserknappheit betroffene Gebiet in der Region. Das Flußbecken enthält sehr wenig Wasser um das vier Staaten (Jordanien, Israel, der Libanon und Syrien) sowie die besetzte Westbank konkurrieren. Mit Ausnahme des Libanon haben alle diese Staaten zuwenig Wasser.

Bereits in den 50er Jahren begann Israel Wasser aus dem See Genezareth am oberen Lauf des Jordan durch Kanäle an die Küste und in den Süden des Landes umzuleiten. Sein wichtigstes Wasserverteilungssystem der National Water Carrier, wurde 1964 fertiggestellt. Nach dem Krieg von 1967 erklärte die israelische Regierung das Wasser in den besetzten Gebieten zur strategischen Resource und stellte es unter seine militärische Kontrolle. Seitdem war es für Palästinenser nicht mehr möglich, ihre Wasserversorgung zu erweitern, während Israelis begannen, tiefe Brunnen zu bohren, um die jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten zu versorgen. Einige davon lagen so nahe an natürlichen Quellen, daß die Brunnen palästinensischer Bauern austrockneten. Dabei ist wichtig anzumerken, daß palästinensisches Land, wenn es mehr als zwei Jahre unbewässert bleibt, nach israelischem Besatzungsrecht enteignet und zu israelischem Staatseigentum erklärt werden kann.

Die Fläche des bewässerten arabischen Landes in der Westbank fiel von 27% vor dem Sechs-Tage-Krieg 1967 auf 3,7% im Jahre 1991. Israelische Siedler dagegen bewässern 70% ihres Landes künstlich.

Mit der Zeit wurde Israel immer abhängiger vom Wasser der besetzten Gebiete und inzwischen kommen mindestens 40% seines Wasserverbrauchs aus der Westbank und Gaza. Mit der Aufnahme von etwa einer Million jüdischer Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion wird der Wasserbedarf weiter wachsen. Die enorme Bedeutung des palästinensischen Wassers für Israel macht eine Aufgabe der israelischen Kontrolle über die besetzten Gebiete bei den ohnehin ins Stocken geratenen Friedensverhandlungen schwer vorstellbar. Selbst eine autonome Verwaltung des Wassers durch die Palästinenser scheint unwahrscheinlich.

Sowohl Jordanien als auch Israel verbrauchen bereits jetzt mehr als 100% ihrer erneuerbaren Wasserreserven und die Qualität von Oberflächen- und Grundwasser verschlechtert sich rapide.

Die Wassersituation im Gaza-Streifen ist dramatisch. Das einzige große Grundwasserreservoir, das das ganze Gebiet mit Wasser versorgt, ist durch übermäßiges Abpumpen von Wasser bereits mit Meerwasser kontaminiert.

Israels National Water Carrier hat auch Jordaniens Wasserversorgung stark beeinträchtigt. Südlich des See Genezareth ist der Jordan nur noch ein verschmutztes Rinnsal und 1991 mußte das Land wegen Wassermangel seine künstlich bewässerten landwirtschaftlichen Flächen um zwei Drittel verkleinern. Hält das Bevölkerungswachstum dort unverändert an, dann wird Jordanien nicht in der Lage sein, eine angemessene Wasserversorgung sicherzustellen. Zumal es in der letzten Zeit außerdem eine große Zahl von Flüchtlingen (z.B. Palästinenser aus den Golf-Staaten) aufnehmen mußte.

Um zukünftigen Engpässen vorzubeugen, plante Jordanien gemeinsam mit Syrien den Bau des Maquarin Staudammes auf dem Yarmuk. 1967 besetzte Israel jedoch die Golanhöhen und damit den ursprünglich geplanten Standort des Projektes. Ein neuer Standort wurde zwar gefunden und Syrer und Jordanier einigten sich 1986 erneut auf ein gemeinsames Staudammprojekt auf dem Yarmuk. Doch mächtige Geldgeber, wie die US Agency for International Development, bestehen darauf, daß alle betroffenen Staaten den Plänen zustimmen, bevor der Bau weitergeht. Israel hat dies bisher nicht getan.

Der Nil

Von den neun Ländern, die der Nil durchquert, brauchen lediglich Ägypten und der Sudan sein Wasser zum Überleben und haben davon extensiven Gebrauch gemacht.

Ägypten hat eine der am schnellsten wachsenden Bevölkerung auf der Erde. Etwa alle neun Monate nimmt sie um eine Million Menschen zu. Das Land braucht das Nilwasser für die Nahrungsmittelproduktion und die Stromerzeugung, die seine Wirtschaft aufrechterhält. Von den 100 Millionen Hektar Fläche Ägyptens sind nur 2,5% kultiviert und das wiederum ist nur möglich mit dem Wasser des Nils. Der Bau des Assuan-Staudammes, fertiggestellt im Jahr 1971, wurde zum Schlüssel für die landwirtschaftliche Expansion. Mit Hilfe des nun verfügbaren Wassers ließen sich statt einer, zwei oder drei Ernten im Jahr einbringen.

Weniger abhängig vom Nil ist der Sudan, denn anders als in Ägypten profitiert die Landwirtschaft dort auch von Regenfällen.

In keinem der Nilanrainerstaaten gibt es derzeit ein großes Wasserversorgungsproblem. Der Grund dafür liegt allerdings allein in der Tatsache, daß stromaufwärts gelegene Staaten wie Äthiopien, Uganda und der Sudan bisher mit innenpolitischen Problemen zu kämpfen hatten. Sobald diese Länder stabile Regierungen erhalten und Entwicklungsprogramme, wie z.B. Bewässerungsprojekte starten, wird die Konkurrenz um die Wasserversorgung aus dem Nil schärfer werden. In dieser Hinsicht bereitet Äthiopien sowohl Ägypten als auch dem Sudan die größten Sorgen, denn die äthiopischen Zuflüsse zum Nil versorgen ihn zu einem Großteil mit Wasser. Davon abgesehen scheint sich die Wassermenge, die sich jährlich im Nilbecken sammelt, insgesamt zu verringern.

Weil Ägypten zunehmend abhängig von ausländischer Nahrungsmittelversorgung wurde, versuchte es seine Wasserversorgung durch den Bau des Jonglei-Kanals aufzustocken, durch den die Sümpfe des südlichen Sudan umgangen werden sollten. Der Kanal sollte so Verdunstung verringern, den Wasserfluß regulieren und Wasservorräte bilden. Der Bürgerkrieg im Sudan machte diesen Plänen 1989 jedoch ein Ende.

Weiterhin verwendet Ägypten viel Geld für die Urbarmachung von Wüstenflächen und künstliche Bewässerungsprojekte, obwohl Agrarexperten bezweifeln, daß für solche Projekte überhaupt ausreichend Wasser zur Verfügung steht.

Die Urbarmachung von Wüsten, ganzjährige Bewässerung und der dramatisch gestiegene Gebrauch von Kunstdünger und Pestiziden hat schon eine Reihe schädlicher Begleiterscheinungen auf die Umwelt gehabt: von etwa 30% des kultivierten Bodens in Ägypten nimmt man an, das er versalzen ist, Kanäle am Weißen Nil sind mit wuchernden Wasserhyazinthen verseucht und die in Gewässern übertragene Schlafkrankheit verbreitet sich rasant.

Der Euphrat

Der Euphrat entspringt in den Bergen der östlichen Türkei und sammelt dort den größten Teil seines Wassers bevor er Syrien und den Irak durchquert und in den Golf mündet. Die drei Staaten konnten sich bisher nicht über eine gerechte Verteilung des Euphratwassers einigen und seit die Türkei 1981 in Südostanatolien ein ehrgeiziges Entwicklungsprojekt startete (die türkische Abkürzung ist GAP) sind ernsthafte Spannungen entstanden.

GAP ist ein multidimensionales Entwicklungsprojekt, das verschiedene Elemente wie Staudämme, Wasserkraftwerke und Bewässerungsanlagen mit Plänen für die Verbesserung der Landwirtschaft, Industrie und Ausbildung in dieser am wenigsten entwickelten Region der Türkei integriert.

Im Rahmen des Projektes sollen mehr als 1,7 Millionen Hektar Land künstlich bewässert, die Energie-Produktion verdoppelt und landwirtschaftliche Überschüsse erwirtschaftet werden, die die Türkei an ihre arabischen Nachbarn verkaufen will.

Ein großer Teil von GAP ist bereits fertiggestellt. Sobald es voll funktionsfähig ist, müssen sich die stromabwärts gelegenen Länder auf einen stark reduzierten Wasserfluß und eine verschlechterte Qualität des Euphrat einstellen. Syrien müßte nach Angaben amerikanischer Experten dann auf bis zu 40% seines Euphratwassers, der Irak sogar auf bis zu 90% verzichten.

In Syrien herrscht bereits jetzt Energiemangel und ein verringerter Wasserfluß würde das Kraftwerk am Thawra-Damm beeinträchtigen. Der Versuch, die Fläche des bewässerten Landes zu vergrößern, um mehr Ernten für die auch hier explosionsartig wachsende Bevölkerung zu ermöglichen, würde erschwert.

Die irakische Regierung hat sich seit langem die landwirtschaftliche Selbstversorgung zum erklärten Ziel gemacht. Übermäßige Bewässerung und fehlende Drainagen haben dort zu einer Versalzung der Böden geführt, die nur noch durch Spülungen mit frischem, sauberen Wasser zu beheben wäre. Als Folge der neuen großen Bewässerungsanlagen in der Türkei und Syrien jedoch ist der Euphrat bereits sehr salzhaltig, wenn er in den Irak fließt und macht dieses Verfahren unmöglich.

Die türkische Regierung verfolgt verschiedene Ziele mit ihrem Südostanatolien-Projekt. Zunächst einmal will sie die vorhandenen Wasserreserven für ihre Zwecke ausbeuten, bevor dies durch die Bedürfnisse der rasch wachsenden Bevölkerung in der Gesamtregion unmöglich wird. Außerdem hofft sie, der kurdischen Minderheit von etwa 8 Millionen Menschen in Südostanatolien durch wirtschafltiche Verbesserungen einen Anreiz zu geben, die Assimilation als Türken zu akzeptieren und somit auch die örtliche Unabhängigkeitsbewegung zu untergraben. Zwischen der Türkei und Syrien gibt es immer wieder unterschwellige Machtspiele, bei denen die Türkei versucht, den Nachbarn zur Aufgabe seiner Unterstützung der kurdischen Arbeiterpartei PKK zu bewegen, indem sie droht, ihm „den Wasserhahn zuzudrehen“. Umgekehrt scheinen die Syrer diese Trumpfkarte keineswegs ablegen zu wollen und behalten sie statt dessen als Druckmittel für einen unverminderten Wasserfluß des Euphrat nach Syrien in der Hinterhand.

Um den irakischen und syrischen Protesten gegen GAP zu begegnen, schlug der türkische Präsident Özal eine »Peace-Pipeline« vor, die Wasser aus den türkischen Flüssen Seyhan und Ceyhan auf die arabische Halbinsel bringen sollte. Für die Saudis hätte die Pipeline beispielsweise Wasser zu einem Drittel der Kosten von Meerwasserentsalzung geboten. Aber weder Saudi-Arabien noch die anderen betroffenen Staaten waren begeistert von der Vorstellung, von der Türkei oder den Staaten, die dieser Pipeline hätte durchqueren müssen, wie z.B. Israel, Jordanien, und dem Irak, abhängig zu sein. Zumal, wenn es um eine so lebensnotwendige Resource wie Wasser geht.

Darüberhinaus hat auch der Iran angeboten, die Wasserversorgung der Golf-Staaten zu übernehmen. Sollte es darüber zu einer endgültigen Einigung kommen, wäre das Projekt »Peace-Pipeline« endgültig gescheitert.

Die arabische Halbinsel

Im wüstenhaften Klima der arabischen Halbinsel wo es keinerlei Flüsse von irgendwelcher Bedeutung und keine nennenswerten Niederschläge gibt, versuchen die Bewohner, den Mangel an Regen durch die Ausbeutung von Grundwasserreserven auszugleichen.

Diese Reservoire enthalten jedoch häufig Brackwasser und sind bereits überpumpt. Mit jeder tieferen Bohrung verschlechtert sich die Qualität des Grundwassers nur noch mehr.

Ein großer Teil des Wassers, das auf der arabischen Halbinsel verbraucht wird, kommt aus nicht erneuerbaren Quellen, dem sogenannten fossilen Wasser, in tief unter der Erde gelegenen Reservoiren, die sich vor tausenden oder Millionen von Jahren füllten. In Saudi-Arabien beispielsweise kommt lediglich ein Zehntel des Wassers aus erneuerbaren Quellen, wie Flüssen, Brunnen oder Meerwasserentsalzungsanlagen.

Der Ölreichtum hat es den Staaten am Golf ermöglicht, kostspielige Lösungen für ihre Wasserprobleme zu suchen. Es gab eine Reihe kurioser Pläne, so z.B. den Import von Wasser in Supertankern, das Abpumpen von Nilwasser nach Saudi-Arabien und sogar die Idee, Eisberge aus der Antarktis heranzuschaffen. Lediglich die Meerwasserentsalzung ist jedoch eine ernsthafte, wenn auch nur begrenzte Alternative und die Golf-Staaten haben in den vergangenen Jahren Milliarden von Dollar in entsprechende Anlagen gesteckt. In Kuwait wird heute bereits der gesamte Wasserverbrauch durch Entsalzungsanlagen gedeckt. Darin kann jedoch kaum eine langfristige Lösung liegen, zumindest nicht für größere Staaten wie Saudi-Arabien, wo die Meerwasserentsalzung die wachsenden Bedürfnisse der privaten Haushalte und der expandierenden Industrie nicht befriedigen kann.

Dennoch verbraucht Saudi-Arabien 90% seines Wassers für die Landwirtschaft und verfolgt weiterhin das Ziel der Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln. Die mit enormen Summen subventionierte Landwirtschaft produziert Ernten, die zu einem Zehntel der Kosten importiert werden könnten. Ob das kostbare, nicht-erneuerbare fossile Wasser nicht besser für zukünftige industrielle Bedürfnisse aufgespart, statt in der Landwirtschaft verbraucht werden sollte, bleibt dahingestellt.

Viele internationale Wasserexperten halten es für unabdingbar, die Subventionierung von Wasser in der gesamten Region zu stoppen, vor allem für wasserintensiven landwirtschaftlichen Anbau, z.B. von Zitrusfrüchten. Über höhere Wasserpreise oder gar Rationierung ließen sich Anreize schaffen, um Verschmutzung und Verschwendung einzudämmen.

Lösungansätze

Tatsache ist wohl, daß ohne eine gemeinsame Wasserpolitik und ein besseres Wassermanagement das Wasser in der Region nicht für alle Länder ausreichen wird. Zwar könnten sich einzelne Staaten wie Israel oder die Türkei mittels ihrer militärischen Überlegenheit ausreichende Mengen für ihre Wasserprojekte und ihren Bedarf sichern. Doch hochtechnologische Anlagen wie Staudämme, Meerwasserentsalzungsanlagen oder moderne Bewässerungsprojekte wären vor Sabotageakten auf die Dauer niemals sicher.

Die einzige Alternative zum ständigen Konflikt läge also darin, Wasser zu sparen und neue Wasserquellen zu erschließen. Dafür gäbe es eine ganze Reihe möglicher Ansatzpunkte. Modernere Bewässerungstechniken in der Landwirtschaft könnten dazu beitragen, daß nicht so viel Wasser durch Verdunstung verlorengeht. Eine Sanierung undichter Leitungssysteme würde ebenfalls große Mengen einsparen und der Wasserverschmutzung müßte dringend durch Aufklärung der Bevölkerung und Einsatz besserer Technik Einhalt geboten werden. Als eine neue Wasserquelle könnte die Meerwasserentsalzung dienen. Statt jedoch Erdöl oder Kernenergie dafür zu verwenden, böten sich gerade im sonnenreichen Nahen Osten Anlagen an, die mit Solarenergie betrieben werden können.

All diese Verfahren kosten allerdings sehr viel Geld. Die kostspielige Meerwasserentsalzung, bei der der Preis pro Liter bei ca. 3,50 DM liegt, können sich bisher nur die reichen Ölmonarchien am Persischen Golf leisten. Aus eigener Kraft werden die meisten Länder der Region die erforderlichen Mittel auch in Zukunft nicht aufbringen. Dazu bedarf es der Unterstützung der westlichen Industrienationen. Als Teilnehmer an der Nahost-Regionalkonferenz werden sie zeigen müssen, wieweit sie daran interessiert sind, Stabilität in die Region zu bringen.

Andrea Lueg ist freie Journalistin in Köln.

erschienen in: Wissenschaft & Frieden 1992/2 Nord-Süd Dialog?, Seite