In der Diskussion um die „Strategic Defense Initiative“ stehen bislang Fragen nach der militärstrategischen Tauglichkeit und der technischen Machbarkeit im Vordergrund. Also: dient die Militarisierung des Weltraums wirklich der Verteidigung oder ist sie in gefährlicher Weise destabilisierend? Ist es möglich, einen hundertprozentig wirkenden Schutzschild gegen Atomraketen aufzubauen? Wenn nicht, welchen Charakter hat ein solches Abwehrsystem im Rahmen offensiver Optionen? Seitdem sich herumgesprochen hat, daß SDI „das teuerste Forschungsprogramm (ist), das es je gegeben hat“ 1, geraten die Fragen der Ökonomie stärker ins Blickfeld. Dabei wird zumeist problematisiert, ob ein solches Raketenabwehrsystem Überhaupt finanzierbar sei. Vor allem die seitens der USA nunmehr betriebene Einbindung Westeuropas in SDI hat hierzulande die Frage aufkommen lassen, welche Belastungen der Bundeshaushalt dadurch erfahren würde. Zu wenig ist bis dato darüber geredet worden, daß mit SDI auch Geschäft gemacht wird. Wenn es realisiert würde, einträglicher als Rüstungsaufträge je zuvor!
Abzusehen war, daß die USA eine Zustimmung ihrer europäischen NATO-Verbündeten zu ihrem „Star-Wars“-Programm neuerdings auch „Strategische Verteidigungsinitiative“ (SDI) genannt, einfordern würden. Überrascht hat jedoch viele in welchem Tempo und mit welcher Unverfrorenheit es geschah: In nur drei Monaten – von der Wehrkundetagung Anfang Februar bis zum Reagan- Besuch Anfang Mai – soll eine Entscheidung Westeuropas erzwungen werden. Die Öffentlichkeit soll vor vollendete Tatsachen gestellt werden, bevor die Friedensbewegung ihre Aufklärungsarbeit breit entfalten kann.
Die Beschäftigung mit den psychologischen Aspekten von Krieg ist nicht neu. Bereits 1916 erschien etwa „Unser Seelenleben im Kriege. Psychologische Betrachtungen eines Nervenarztes“ (Preis: 2 Mark) von einem Dr. Wilhelm Stekel, allerdings nur eine aus einer ganzen Reihe ähnlicher Schriften, gedacht zur moralischen Aufrüstung der Heimatfront. „Der Wille zur Macht und der Wille zur Unterwerfung“, „Krieg und Kunst“ und, „Todesahnungen und Prophezeihungen“ sind einige der darin behandelten Themen. Die individuellen Bedingungen der Kriegssituation und die Bereitschaft des Einzelnen, sich am Krieg zu beteiligen, stehen im Vordergrund der Betrachtungen. Auch heute noch wird die Psychologie vorrangig mit diesen Fragen in Verbindung gebracht, wird ihr auch in der Friedensbewegung die Untersuchung der individuellen Bereitschaft zum Töten, von aggressivem Verhalten als Aufgabe zugewiesen (z. B. Richter, 1982).
Es sind die Bedingungen zu klären, unter denen der Satz wahr ist „Die Menschen machen ihre Geschichte selbst“. Im Rahmen der materialistischen Dialektik argumentierend, könnte ich auch sagen: notwendig ist eine Dialektik oder Kritik des Friedens. Diese Dialektik hat sich in den Erfahrungen derer zu bewähren, die Frieden gebieten wollen und sich politisch und ökonomisch interessierten Friedensverboten ausgesetzt sehen; und sie hat sich in den Wissenschaften zu bewähren, welche die Ursachen des Krieges zu erklären in der Lage sind. Diese philosophische Kritik des Krieges und des Friedens hätte ihre Chance, unter den Menschen verbreitet zu werden.
Die grausamen Auswirkungen eines Atomkriegs liegen jenseits jeglicher Erfahrung und überfordern schon deshalb unser Vorstellungsvermögen. Abschätzungen besagen, daß rund die Hälfte der Menschheit bei der ersten Hitze-, Druck- und Strahlungswelle umkommt bzw. unmittelbar darauf ihren schweren Verletzungen erliegt. Wenn also die andere Hälfte der Menschheit dem atomaren Holocaust zunächst entkommt, ist es wichtig, die Auswirkungen der veränderten Umweltbedingungen auf die Überlebenden zu untersuchen.