Vor wenigen Monaten schrieben 350 Wissenschaftler und Techniker von Max- Planck- Instituten im Raum München einen Offenen Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl. Sie erklärten: „Wir lehnen die Mitarbeit am SDI-Projekt ab“. Sie orientierten sich dabei am Beispiel vieler amerikanischer Kollegen, die ebenfalls die Mitarbeit am SDI-Projekt verweigern. In den USA haben bisher fast 3000 Wissenschaftler eine Petition gegen die star wars- Forschung unterzeichnet. Darunter befanden sich mehr als 500 Forscher der Cornell- University in Ithaca, NY.
Auszüge eines Interviews mit Robert M. Bowman, Direktor des Institute for Space and Security Studies, Maryland (USA)
Robert Bowman blickt auf eine zweiundzwanzigjährige Karriere in der US-Luftwaffe zurück. Zeitweilig Professor am Air Force Institute of Technology in Dayton, Ohio, leitete er schließlich die Raumforschungsprogramme der Luftwaffe und der DARPA (Defense Advance Research Programs Agency) zwischen 1976 und 1978. Wenn er über Weltraumwaffen spricht, weiß er, wovon er redet. Nach einem Intermezzo in der Industrie gründete Bowmann 1982 das ISSS, um wirkungsvoller gegen „star-wars“ auftreten zu können…
Im Sommer 1985 legte die Bundesrepublik der ständigen Abrüstungskonferenz der Vereinten Nationen in Genf einen Vorschlag darüber vor, wie die stufenweise Einführung eines totalen Teststopps für nukleare Waffen mit Mitteln der modernen Seismologie international überwacht werden könnte. Das Überwachungskonzept ist von deutschen Seismologen entwickelt worden und wurde offiziell von der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft (DGG) der Bundesregierung vorgelegt.
Richter ging aus von der Erfahrung, daß viele Menschen offenbar Angst hätten, die Amerikaner bzw. ihre Regierung zu ärgern. Schon der Vorwurf des Antiamerikanismus reiche aus, um politisch Andersdenkende zu ächten. „Man könnte sich als Gegenvorwurf doch auch „blinden Amerikanismus“ vorstellen. Warum hört man diesen Gegenbegriff nie? Meine Erklärung: Weil dieser Begriff die psychische Realität trifft.. Wir sind eben zu einem großen Teil im Westen die geistigen Halbamerikaner geblieben die wir nach 1945 geworden sind. Das Risiko, zu den Amerikanern auf Distanz zu gehen, bedeutet für viele noch immer eine unerträgliche Bedrohung des Identitätsgefühls.“ Deshalb wäre das „Abkoppeln so schlimm – übrigens ein entlarvender Begriff: Abgekoppelt werden bekanntlich vor allem Anhänger, die mechanisch gezogen werden und keiner Eigenbewegung fähig sind.“ Nach Richter haben wir es mit einer Erscheinung von Hörigkeit zu tun, der er im folgenden nachspürt:
Am 30.10.85 startete die Raumfähre „Challenger“ mit dem Weltraumlabor SPACELAB zu ihrem als zivil deklarierten Raumflug. Während dieses Fluges setzten die USA einen Miltärsatelliten aus, und die europäischen Nutzlastspezialisten führten ein militärisch relevantes Navigationsexperiment durch. Die Experimente an Bord von SPACELAB unterlagen bundesdeutscher wissenschaftlicher Leitung („D 1“-Mission), so daß schon bei diesem ersten Raumflug unter Mitverantwortung der Bundesrepublik Deutschland eine unübersehbare Verflechtung mit militärischen Interessen erfolgte. An dieser Mission, die unter rein zivilen Aspekten konzipiert und aus dem zivilen Forschungshaushalt finanziert wurde, verdeutlicht sich die Gefahr, daß durch die zunehmende Militarisierung des Weltraums die zivile Weltraumforschung Schritt für Schritt Rüstungsinteressen untergeordnet wird. Das Forum Naturwissenschaftler für Frieden und Abrüstung protestiert gegen diesen militärischen Mißbrauch und fordert die Bundesregierung auf, bei zukünftigen Raumflügen dafür Sorge zu tragen, daß der rein zivile Charakter solcher Missionen erhalten bleibt.
Vor gut einem Jahr, am 17. Oktober 1984, beschloß das Bundeskabinett ein Dokument, dessen weichenstellende Bedeutung, ja Sprengkraft bis heute weder in der Friedensbewegung, geschweige denn in der breiten Öffentlichkeit ausreichend zur Kenntnis genommen worden ist. Das geschah unter konspirativer Geheimniskrämerei, die einem demokratischen Staatswesen Hohn spricht: die Tischvorlage für die Kabinettssitzung vom 17.10.84 trägt den Stempel „Verschlußsache – nur für den Dienstgebrauch“, die Abgeordneten des federführend zuständigen Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages erhielten das Dokument am Vortag erst wenige Stunden vor einer ersten Ausschußberatung, die Redaktionsräume der Fernsehsendung „Report“ beim Bayrischen Rundfunk wurden vom Staatsanwalt durchsucht nach einem Exemplar des Dokuments, aus dem angeblich zitiert worden war, und der stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, Walter Kolbow (SPD) erhielt eine Anzeige wegen Geheimnisverrat, weil er das Dokument dem Bayrischen Rundfunk zugespielt haben soll.