Auf dem Wege nach Europa?

Auf dem Wege nach Europa?

Die Britische Sicherheits- und Verteidigungspolitik

von Lutz Unterseher

In jüngster Zeit mehren sich die Anzeichen dafür, dass Großbritannien – genauer gesagt: die Labour-Regierung unter Tony Blair – gerade auch das Feld der Sicherheits- und Verteidigungspolitik nutzt, um näher an Europa heranzurücken. Da war zunächst das britisch-französische Treffen von St. Malo. Es kam dem Vernehmen nach auf eine britische Initiative hin zustande, fand im Dezember 1998 statt und wird gemeinhin so interpretiert, dass es dabei der französischen Führung gelang, den insularen Nachbarn stärker in die Perspektive einer europäischen sicherheitspolitischen Kooperation einzubinden. Eine andere Deutung, die durch die erstgenannte durchaus nicht völlig ausgeschlossen ist, besagt, dass Großbritannien und Frankreich im Sinne einer »Achse« zusammenrücken, um sich gegenseitig ihrer außen- und sicherheitspolitischen Privilegiertenrolle gerade auch gegenüber den anderen EuropäerInnen (einschließlich der Deutschen) zu versichern.

Ein weiteres wichtiges Ereignis ist in diesem Zusammenhang die auf der Ebene von Regierungs- bzw. Staatschefs der EU abgehaltene Konferenz von Köln, Anfang Juni 1999 – kurz vor Ende des Krieges der NATO gegen Rumpf-Jugoslawien. Dort zeigten sich die EuropäerInnen – einschließlich der BritInnen – durch das Vorgehen der Vereinigten Staaten im Kosovo-Konflikt düpiert und provoziert. Die dominante – militärisch substanziell unterfütterte – Rolle der USA, die manchen mehr als nur unterschwellig ein Ärgernis war und ist, ließ nun den Aufbau eines EU-eigenen Potentials an Streitkräften zur Krisenreaktion als vordringlich erscheinen. Man will im Falle eines Falles auch ohne die von den USA geführte NATO handlungsfähig sein (sagt allerdings, dass es nicht um ein Konkurrenzunternehmen gehe, sondern nur um militärische Optionen für die Eventualität, dass die Nordatlantische Allianz nicht handeln könne oder wolle).

Auf dem Gipfel der Europäischen Union im Dezember 1999 in Helsinki nahm die Entwicklung dann schon recht konkrete Formen an: Unter aktiver Beteiligung der britischen Regierung wurde beschlossen, bis 2003 eine europäische Eingreiftruppe in einer Stärke von bis zu 60.000 Soldaten aufzustellen, die bei Krisen auf dem alten Kontinent, aber auch in den angrenzenden Regionen interventionsfähig sein soll.

Vorgesehen ist es, die Truppe so zu strukturieren, dass sie innerhalb von 60 Tagen in ein Krisengebiet verlegt werden und dort ein Jahr durchhalten kann. Zur Finanzierung der dafür erforderlichen Maßnahmen müssen nach Auffassung der französischen Regierung und Portugals, das gegenwärtig die EU-Ratspräsidentschaft inne hat, die Verteidigungsausgaben kräftig erhöht werden. Angestrebt wird eine Verbesserung der militärischen Fähigkeiten der in der Europäischen Union zusammengeschlossenen Länder vor allem auf dem Gebiet moderner Präzisionsbewaffnung, strategischer Aufklärung sowie im Hinblick auf den Großraum-Lufttransport. Zudem müssen ausreichende Personalreserven verfügbar sein: „Für einen einjährigen Einsatz von 60.000 Mann, die nach jeweils vier bis sechs Monaten abgelöst werden, sind (…) bis zu 180.000 Mann erforderlich“ (EU-Eingreiftruppe, S. 272).

Wiederum unter sehr aktiver Beteiligung Großbritanniens haben die EU-Verteidigungsminister dann bei ihrem Treffen in Sintra (Portugal) im Frühjahr 2000 den nächsten Meilenstein zum Aufbau der Europäischen Eingreiftruppe gesetzt. Beschlossen wurde, die Einsatzgrundlagen, die Beteiligungsquoten der einzelnen EU-Staaten sowie Struktur und Ausrüstung der Truppe noch im Laufe dieses Jahres zu klären. Dabei dürfte es – vor dem Hintergrund bisheriger britischer Beteiligung an Missionen militärischer Krisenreaktion – nicht sonderlich überraschen, wenn die Regierung Blair auf eine möglichst substantielle und sichtbare Repräsentation ihrer Militärs in der Führungsorganisation dieser Truppe drängen wird – und zwar mit dem Verweis auf die britische Bereitschaft, einen qualitativ besonders hochwertigen Beitrag zu leisten.

Die Annäherung Großbritanniens an Europa auf dem Gebiet von Sicherheits- und Verteidigungspolitik entspricht dem Bemühen der Labour-Regierung, ihr Land vor allem auch in anderen – sozioökonomischen – Dimensionen verstärkt in die Entwicklung der Europäischen Union zu integrieren. Wegen dieser Entsprechung ist die skizzierte britische Annäherung durchaus ernst zu nehmen. Zu fragen bleibt allerdings, ob hinter diesem Prozess des näher Rückens ein tiefer gehender Wandel steht, ob es die Perspektive einer quasi-organischen Eingliederung gibt, die durch nationale Profilsuche motivierte britische Alleingänge längerfristig immer unwahrscheinlicher macht – oder ob Großbritannien sich nicht doch die Option bewahrt, es »immer auch anders zu können«.

Um auf diese Fragestellung eine tentative Antwort geben zu können, erscheint es sinnvoll, einen Blick auf das Profil der britischen Streitkräfte, auf ihre Konzeption und Planung zu werfen. Die Verteidigungspolitik ist nämlich in Großbritannien – erklärtermaßen – die wesentliche Grundlage von Außen- und Sicherheitspolitik. Auf dem Verteidigungssektor werden Strukturen geschaffen, die bestimmte Optionen erst ermöglichen – wenn nicht gar nahe legen.

Britische Verteidigungspolitik: eine Profilskizze

Gleichsam »vor der Klammer« der folgenden Skizze ist daran zu erinnern, dass Großbritannien nach wie vor zu den Nuklearmächten zählt. Und nach wie vor gilt diese Qualität als eigentliche Grundlage dafür, dass dieses Land Ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist. Beides gibt dem Vereinigten Königreich eine privilegierte Position in der internationalen Arena.

Großbritannien lässt gegenwärtig nicht erkennen, dass es bereit ist, diese Privilegien aufzugeben oder mit anderen zu teilen. Vor diesem Hintergrund ist von Interesse, dass Großbritannien sich auch in Zukunft in der Lage sieht, ein nukleares Potenzial etwa auf dem gegenwärtigen Niveau zu erhalten: Wesentliche Modernisierungsschritte sind abgeschlossen. Und nach einer Reduzierung des Potenzials auf 64 U-Boot-gestützte Fernraketen mit weniger als 200 nuklearen Gefechtsköpfen ergibt sich – bei gewisser Befähigung zu »warfighting« – eine »Minimalabschreckung«, deren laufender Betrieb nur 5 Prozent der jährlichen Verteidigungsausgaben des Landes beansprucht (Chalmers, S. 9).

Konzeption und strategische Orientierung

Nachdem die derzeitige Labour-Regierung im Frühjahr 1997 ins Amt gelangt war, gab man sofort eine Strategic Defence Review (SDR) in Auftrag, die dann bis zum Sommer 1998 durchgeführt und abgeschlossen wurde (Ministry of Defence). Die dabei prägende Grundorientierung lässt sich folgendermaßen resümieren:

Die Tatsache, dass Großbritannien und seine überseeischen Besitzungen gegenwärtig und für die absehbare Zukunft militärisch nicht bedroht sind, bedeutet nicht, dass nationale Streitkräfte einen geringeren Stellenwert haben sollten. Im Gegenteil: Wenn es gelingt, eine national autonome militärische Eingreifkapazität von beträchtlichem Gewicht beizubehalten und weiterzuentwickeln, dient dies wesentlich der britischen Position in der internationalen Politik. Die geforderte nationale Autonomie der Streitmacht ist von strategischer Bedeutung, da die Koalitionen bzw. Partnerschaften, mit denen Großbritannien zu kooperieren hat, auf längere Sicht variabel sind.

Eine solche Orientierung ist durchaus keine Absage an verstärkte sicherheitspolitische bzw. militärische Kooperation – etwa mit den anderen europäischen Staaten oder aber auch den USA. Im Gegenteil: Solche Kooperation kann auf der Basis eines eigenständigen Potenzials erst wirklich ertragreich werden – jedenfalls für jenes Land, das einen besonders beeindruckenden Beitrag leistet (Codner, S. 3 f; Centre for Defence Studies, S. 5 – 7).

Prinzipiell haben die britischen sicherheitspolitischen Interessen einen weltweiten Bezug. Nationale Belange erscheinen aber in besonderem Maße tangiert (was mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu militärischen Maßnahmen des Vereinigten Königreichs führen könnte), wenn es sich zuspitzende Krisen im – weit definierten – Mittelmeerraum sowie im Nahen und Mittleren Osten (besonderes Augenmerk: Golfregion) geben sollte.

Man will weiterhin in der Lage sein, ein Szenario wie das des Zweiten Golfkrieges zu bedienen, als Großbritannien eine Panzerdivision, 26 größere Kriegsschiffe und 80 Kampfflugzeuge für länger als sechs Monate entsandte. Alternativ soll es möglich sein, eine etwa brigadestarke Formation über längere Zeit (mehrere Jahre) im Rahmen von Missionen wie die SFOR zu stationieren und zugleich eventuell noch mit einer ähnlich starken Formation einen Kampfeinsatz kürzerer Dauer zu absolvieren.

Generell kommt in der Strategic Defence Review die Überzeugung zum Ausdruck, dass militärische Mittel – wenn richtig, also insbesondere durch Großbritannien angewandt – hervorragende Friedensstifter sind, denen gegenüber zivilen Mechanismen der Konfliktbewältigung – jedenfalls was ihren Mittelbedarf anbelangt – ein deutlich höherer Stellenwert zugewiesen wird.

Umfang und Struktur

Im Jahre 1999 umfassten die präsenten Streitkräfte des Vereinigten Königreiches knapp 213.000 freiwillig dienende Soldatinnen und Soldaten. Die Personalreserven, die um der Durchhaltefähigkeit bei Auslandseinsätzen willen kräftig angezapft werden, hatten einen Umfang von etwas über 300.000 Personen, der für eine Freiwilligenarmee als recht stattlich gelten muss. Es ist geplant, diese – erst nach einem längeren Schrumpfungsprozess erreichten – Personalumfänge im Wesentlichen zu erhalten.

Die British Army hat an der gegenwärtigen Präsenz einen Anteil von 55 Prozent, während auf die Royal Air Force 24 Prozent und auf die Royal Navy 21 Prozent des Personals entfallen. (Zum Vergleich: In der Bundeswehr hat das Heer einen Anteil von knapp 70 Prozent und die Marine liegt unter 10 Prozent.) Vorgesehen ist es, den Anteil der British Army ganz leicht auszuweiten, um ihr ein etwas größeres personelles Polster für Auslandseinsätze zu geben. Insgesamt aber entsteht der Eindruck, dass die Streitkräfte des Vereinigten Königreiches – wegen ihres besonderen Akzentes bei den Luft- und Seestreitkräften – sich stark an Aufgaben strategischer Machtprojektion orientiert haben (und dies wohl auch weiter tun werden). Also weniger Friedensunterstützung durch Präsenz am Boden und mehr Peacemaking durch Bestrafungsschläge über große Distanzen.

Die gleichwohl nicht unerhebliche britische Interventionsorientierung zu Lande bildet sich vor allem auch dadurch ab, dass immerhin zwei – relativ schwere – Divisionen des Vereinigten Königreiches der großen Eingreifformation der NATO zugeordnet sind, die unter der Bezeichnung Allied Commander Europe Rapid Reaction Corps (ARRC) figuriert. Dieser Riesenverband umfasst mittlerweile acht Divisionen insbesondere der europäischen NATO-Mitglieder und wird immer von einem britischen Viersternegeneral kommandiert. Die Tatsache, dass Großbritannien seit 1991/92 (der Gründung des ARRC) diesen »Erbhof« besitzt, wird auf zwei Gründe zurückgeführt: Zum einen darauf, dass die USA vor dem Hintergrund ihrer besonderen Beziehung zu Großbritannien sich bessere Kontrolle über Europa dadurch versprachen, dass sie den Posten des »Aufpassers« an die British Army vergaben. Zum anderen aber auch darauf, dass sich die Briten in Sachen Militärintervention als besonders erfahren, energisch und handlungsfähig darstellten (letzteres im Gegensatz zu den armen Deutschen, die damals – vor der entsprechenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes – noch nicht so richtig durften).

Ambitionen und Widersprüche

An dieser Stelle kann nicht differenziert auf den Ausrüstungsstand und die Beschaffungspläne der britischen Streitkräfte eingegangen werden. Wichtig ist aber ein Hinweis auf wesentliche Perspektiven und auch Dilemmata.

Zunächst einmal erscheint es unter den britischen Verteidigungsplanern eine ausgemachte Sache zu sein, dass die relative Schwäche an präsentem Personal vor allem durch modernste Technik ausgeglichen werden muss. Dies bildet sich indirekt auch darin ab, dass die besonders Technik-orientierten Teilstreitkräfte – nämlich die Royal Navy und die Royal Air Force – ein ziemlich großes Gewicht im militärischen Gesamtkonzert haben. Doch, um welche Art neuster Technik soll es genau gehen? Da gibt es in der Strategic Defence Review Fanfaren, die à la Américaine eine »Revolution in Military Affairs« (RMA) durch die sich in den Streitkräften verbreitende Anwendung von Informationstechnologien verkünden. Entsprechend theatralisch wird denn auch die geplante Beschaffung operativ-strategischer Aufklärungssysteme und von präzisionsgelenken (»intelligenten«) Abstandswaffen hervorgehoben. Zugleich wird mit der Strategic Defence Review aber auch die kaum gebremste – in manchen Bereichen sogar forcierte – Acquisition von respektheischenden, eher traditionellen großen Hauptwaffensystemen bzw. Kampfplattformen betrieben.

Dies hat pointierte Kritik provoziert: „Für die Vision der Revolution in Military Affairs ist die Einsicht zentral, dass traditionelle Waffenplattformen und große Truppenkonzentrationen mit der Verbreitung intelligenter Bewaffnung zunehmend verwundbar werden. Deswegen ist es zwingend, die militärischen Fähigkeiten mehr auf aufgelockerte und vernetzte Strukturen zu stützen. Zu dieser Einsicht will nicht so recht passen, dass sich die britischen Streitkräfte auf eine kleine Anzahl hochwertiger Systeme konzentrieren sollen – wie z. B. Flugzeugträger und Transportschiffe mit Panzern für amphibische Landungen“ (Centre for Defence Studies, S. 12 f – Übersetzung: L.U.).

In der Tat, die Royal Navy soll in etwa zehn Jahren wieder zwei »richtige«, große Flugzeugträger bekommen, nachdem sie lange Zeit mit kleineren Trägern nur für Senkrechtstarter vorlieb nehmen musste. Diese und andere Beschaffungsvorhaben lassen den Eindruck entstehen, dass es den britischen Verteidigungsplanern vor allem auch um den symbolisch-politischen Gebrauch militärischer Mittel geht – sicher nicht zuletzt, um Britanniens nationales Profil zu schärfen. Vor diesem Hintergrund mag man dann die Passagen über die »Revolution in Military Affairs« noch weniger ernst nehmen: Vielleicht geht es auch hier darum, Eindruck zu schinden? Vielleicht gewandet man sich dem militärischen Zeitgeist gemäß, um sich – in Fortsetzung der besonderen Beziehung – bei der Hightech-Nation USA anzubiedern?

Kosten und Grenzen

Im Vergleich zum deutschen erscheint der britische Verteidigungshaushalt üppig ausgestattet (Vorbild …, S. 104 f): 1998 betrug der Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt in Großbritannien 2,6 Prozent (in Deutschland 1,5 Prozent). Und 1999/2000 liegen die Verteidigungsausgaben in Großbritannien bei umgerechnet etwa 68,5 Mrd. DM (Deutschland: 45,3 Mrd. DM). Dem Akzent entsprechend, den die britischen Streitkräfte auf »Technik« legen, beträgt der dortige Anteil der Beschaffungsausgaben am Verteidigungsbudget ca. 38 Prozent (Deutschland: 15,6 Prozent). Auch die Ausgaben und ihre Grobstruktur zeigen also, dass in Großbritannien »Militär noch etwas wert ist« – was die Ahnung nahe legt, dass man wegen der besonderen nationalen Bedeutung dieses Instruments sich wohl etwas schwer tun dürfte, es weitgehend zu »vergemeinschaften«.

Ganz so rosig wie auf den ersten Blick sieht die finanzielle Lage der britischen Streitkräfte aber doch nicht aus. Zwar sieht die mittelfristige Finanzplanung von 1998/99 bis 2001/02 eine leichte Erhöhung des Verteidigungsbudgets vor, doch errechnet sich bei Anwendung des amtlichen BIP-Deflators für den angegebenen Zeitraum eine reale Abnahme um 4 Prozent (Chalmers, S. 9). Dies bedeutet, dass entweder Personal abgebaut werden muss (eigentlich ist das Gegenteil vorgesehen) und/oder dass zahlreiche Beschaffungsvorhaben verschoben bzw. gestreckt werden. (Gerade der bisher relativ hohe Anteil des Investitionssektors im Verteidigungshaushalt lässt die Tatsache besonders unangenehm durchschlagen, dass die Rüstungsmodernisierung mit Preissteigerungsraten verknüpft ist, die signifikant über dem BIP-Deflator liegen.)

Es gibt Gerüchte, denen zufolge einer der beiden geplanten großen Flugzeugträger zur Debatte steht. Ähnliches ist auch aus Frankreich bekannt, wo darüber gerätselt wird, wie denn der zweite Atom-Flugzeugträger der Charles de Gaulles-Klasse finanziert werden soll. Weitere Gerüchte aus beider Länder Hauptstädte schließlich lassen annehmen, dass es Überlegungen gibt, denen zufolge Frankreich und Großbritannien einen Flugzeugträger gemeinsam bauen und betreiben könnten (um dann insgesamt drei zu besitzen). Der dritte Träger könnte dann durchaus einen europäischen Anstrich bekommen, bliebe aber letztlich in binationaler Hand und Ausdruck des Ranges seiner Besitzer.

Beispielhaft angedeutet sei hiermit nur, dass militärische Kostendynamik und allgemeine Haushaltszwänge (New Labour ist vielleicht immer noch irgendwo auch eine sozialdemokratische Partei) zu einer in ihrem Resultat recht exotisch anmutenden Kooperation führen können.

Vorsichtiges Fazit

Die Sicherheitspolitik des Vereinigten Königreiches gründet sich auf Streitkräftestrukturen und eine Verteidigungsplanung, die im Wesentlichen und insbesondere im Hinblick auf die Perspektive einer »Europäisierung« folgendermaßen zu kennzeichnen sind:

Erstens: Die Fundierung von Außen- und Sicherheitspolitik durch militärische Stärke und die Befähigung zu weitreichender Machtprojektion gilt als von entscheidender Bedeutung. Der hohe Stellenwert bisher betont national geprägter Streitkräfte lässt eine weitgehende Integration in supranationale Strukturen auf absehbare Zeit unwahrscheinlich sein.

Zweitens: Die nationale Autonomie britischer Expeditionsstreitkräfte hat eine doppelte Funktion. Zum einen dient sie dazu, mit verschiedenen Koalitionen bzw. wechselnden Kräftekonstellationen kooperieren zu können. Zum anderen besteht die Funktion darin, innerhalb der jeweiligen Konstellation den nationalen Einfluss optimieren zu können.

Drittens: Die Ansprüche militärischer Machtdarstellung können mit dem Ressourcenbedarf gesamtgesellschaftlicher Modernisierungsprozesse so in Konflikt geraten, dass Kooperationspartner erforderlich werden, mit denen man sich enger liieren muss. Dies muss aber nicht zu einer Vergemeinschaftung oder Europäisierung des britischen Arsenals führen: Denkbar ist auch der – weitere – Ausbau einer Achse London – Paris, die letztlich dem Ausdruck von Privilegien und nationalen Interessen dient.

Literatur

Centre for Defence Studies (ed.): The Strategic Defence Review: How Strategic? How Much of a Review? (London Defence Studies Nr. 46) London: Brassey's June 1998.

Chalmers. M.: The Comprehensive Spending Review and Strategic Defence Review (Dept. of Peace Studies, University of Bradford: Conference Paper) Novemer 1998.

Codner, M.: Aircraft Carriers: The Next Generation? ISIS Briefing (1998) Nr. 70.

EU-Eingreiftruppe: Planungen Ende 2000 abgeschlossen, Soldat und Technik, 5/2000.

International Institute for Strategic Studies: The Military Balance 1991/92, 1998/99, 1999/2000, London: Brassey's 1991, 1998, 1999.

Ministry of Defence: Strategic Defence Review: Modern Forces for the Modern World, London: Ministry of Defence, July 1998.

Vorbild Großbritannien? Entwicklung der Streitkräfte und der Verteidigungsausgaben im Vergleich, Soldat und Technik, 3/2000.

Dr. Lutz Unterseher lehrt an der Universität Münster und ist Vorsitzender der Studiengruppe Alternative Sicherheitspolitik

Kollaps oder Wiedergeburt?

Kollaps oder Wiedergeburt?

Die Militärindustrie Russlands

von Ksenia Gontschar

Seit Ende der Achtzigerjahre laufen die Versuche zur Reform des Rüstungskomplexes in Russland. Doch in dieser Zeit hören wir vor allem von Krise, Produktionsrückgang, erfolgloser Konversion und gefährlichen sozialen Spannungen. Selten kann über Erfolge in einzelnen Branchen oder Unternehmen berichtet werrden, etwa von »Seestart« (Morskoi Start), einem internationalen Projekt zum Start kommerzieller Satelliten von einer schwimmenden Plattform. Ansonsten ein trostloses Bild: Skandale, scharfe Konkurrenz in eng begrenzten Marktnischen, der Kampf um die Umverteilung des Eigentums und die Kontrolle von Finanzquellen der Exportgesellschaften dominieren in den Neuigkeiten über den Zustand des Rüstungskomplexes. Und am Ende der 90er-Jahre geben die Ereignisse – sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen – Grund zur Annahme, dass die reale Lage der Dinge bei weitem noch komplizierter und uneindeutiger ist als bisher angenommen wurde.

Wohl niemals in der postsowjetischen Zeit waren Einschätzungen des Zustands der Rüstungsindustrie so populär wie jetzt. Die einen sprechen über den endgültigen Kollaps oder sogar vom nur noch virtuellen Vorhandensein des früheren Monsters, das in der Wirtschaft des Landes eher in Form von Firmenschildern als in Form echter Unternehmen existiere. Die anderen stellen die Rüstungsindustrie als unschlagbare Quelle technologischer Wunderwerke dar, die unter günstigeren Umständen zur Lokomotive des Wirtschaftswachstums werden könne. Eine dritte Version brachte schließlich der Krieg in Tschetschenien und die undiplomatische Wahlkampfrhetorik hervor, die von der wiedergeborenen militaristischen Macht des militär-industriellen Komplexes (MIK), der gar die Kriegshandlungen initiiert habe, sie zum Test für neue Waffen und zum Abpumpen von Mitteln aus dem Föderationshaushalt nutze.

Die Wahrheitsfindung ist schwierig, denn im Vergleich zur Mitte der 90er-Jahre sind die öffentlich zugänglichen Daten über den Rüstungskomplex merklich weniger geworden. Dies erklärt zum Teil die Polarisierung der Einschätzungen und ruft gleichzeitig Sorge hervor bezüglich der Glaubwürdigkeit der Informationen, die den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen zugrunde liegen. Es ist z.B. bezeichnend, dass der einzige praktische Vorschlag des Wahlprogramms Wladimir Putins im Bereich der Wirtschaft die Idee ist, Eigentum, Industrie und Bevölkerung zu inventarisieren, da zuverlässige Daten darüber „peinlicherweise derzeit niemand im Lande nennen“ könne (Putin, 2000). Es wird angenommen, dass eine solche Wirtschaftsprüfung in Zukunft helfen könne, vernünftige Entscheidungen zu treffen und realistische Programme auszuarbeiten.

Weiter unten werde ich versuchen, soweit dies der Rahmen eines Artikels erlaubt, eine solche »Inventarisierung« in Bezug auf die Gruppe der Militärbranchen der russischen Industrie vorzunehmen und Antworten auf folgende Fragen zu finden: Wie groß und gefährlich ist der Rüstungskomplex? Welche makroökonomischen Parameter schaffen in ihm die Rahmenbedingen für Reformen? Wie hat sich die staatliche Politik geändert und was ist von der neuen Regierung zu erwarten?

Makroökomonische Rahmenbedingungen
der Reformen

Die Militärindustrie, die zuerst unter dem einschneidenden Rückgang der Militärausgaben 1992 zu leiden hatte und sich dann als das verwundbarste Glied der Industrie i.B. auf makroökonomische Schocks herausstellte, wird nicht selten als das Hauptopfer der Systemreformen bezeichnet. Die Liberalisierung der Preise und Märkte, die Verknappung der Geldmenge, der Rückgang von Subventionen und Investitionen und die Inflation konnten nicht anders als die Konkurrenzfähigkeit dieser Branchengruppe selbst auf dem Binnenmarkt zu verringern. Darüber hinaus besteht jede Veranlassung zu betonen, dass die Wirtschaft des MIK heute in bedeutendem Maße nicht so sehr vom Militärbudget, das ein äußerst niedriges Niveau hat, als von der Dynamik bestimmter makroökonmischer Kennziffern abhängt, die in Tabelle 1 vorgestellt werden. Unverschämte Darlehenszinssätze, geringe Einkommen der Bevölkerung und eine entsprechend niedrige Nachfrage nach der zivilen Produktion des MIK sowie das Fehlen von Investitionen schaffen im Ganzen äußerst ungünstige Bedingungen für Konversion. Darüber hinaus glichen sich Angebot und Nachfrage in der Zeit hoher Inflationsraten nur auf Kosten einer riesigen Aufnahme von Krediten, von Barterverrechnungen und Nichtbezahlung von Fälligkeiten aus. Die Resultate waren die dramatische Krise der Staatsfinanzen im August 1998 und die massenhafte Zahlungsunfähigkeit von Industrieunternehmen.

1999 verbesserten sich die wirtschaftlichen Kennziffern sowohl in der Industrie insgesamt als auch im Rüstungskomplex deutlich. Drei Prozesse erwiesen sich als verhältnismäßig günstig: Die Abwertung des Rubels und das entsprechende Anwachsen der Binnenkonkurrenz, die günstigen Preise für Öl und die Maßnahmen der Bank Russlands (der Verkauf von Devisenerlösen durch Exporteure). Nach vorläufigen Angaben wuchs das Bruttoinlandsprodukt 1999 um 3,2 Prozent und die Produktion des MIK allein in den ersten 9 Monaten von 1999 um ein Drittel (Rossija 1999, Ausgabe 4, S. 13). Das Tempo des Preiswachstums verringerte sich 1999 im Vergleich zu 1998 und die Einnahmen des Staatshaushalts stiegen. Seit März 1999 nahm die Beschäftigung in der Wirtschaft zu und die offizielle Arbeitslosenrate sank.

Dennoch wirkten auch einige negative Faktoren weiter: Die Einkünfte der Bevölkerung hielten sich auf einem äußerst niedrigem Niveau, der Warenumsatz im Einzelhandel und die Nachfrage verringerten sich. Die Labilität der Banken und die politische Instabilität beinhalten hohe Risiken für Investitionen. Der Zustand der regionalen Haushalte, die im Zuge der Dezentralisierung eine besondere Bürde an sozialen Ausgaben zu tragen haben, hat sich verschlechtert. Die regionale Segmentierung hat auf diese Weise zugenommen und die Kluft zwischen »reichen« und »armen« Regionen hat ein sozial gefährliches Niveau erreicht.

In dieser wirtschaftlichen Situation erhielten einige Unternehmen der Rüstungsindustrie die Chance zum Produktionswachstum. Der militärische Teil des MIK in Folge des verbesserten Staatshaushalts und der zivile auf Grundlage der aktivierten Importsubstitution in Folge der Geldabwertung. So wuchs im Jahr 1999 die Rüstungsproduktion im Verhältnis zu 1998 um 40 Prozent. Das bedeutendste Wachstum war in der Waffen- und Munitionsindustrie zu beobachten, was mit der Nachfrage durch den Tschetschenienkrieg erklärt werden könnte. Die dritte Wachstumsbranche – der Schiffsbau – arbeitet vor allem nach militärischen Exportaufträgen. In Anbetracht dessen, dass Militäraufträge im Jahr 2000 anderthalbmal gesteigert werden, kann man erwarten, dass die Wachstumstendenz der Militärproduktion erhalten bleibt. Es ist aber dennoch notwendig festzustellen, dass das Wachstum auf einem ganz niedrigen Niveau anfing und kaum für ein Anzeichen einer erneuerten Militarisierung gehalten werden kann. So betrug das allgemeine Niveau der Rüstungsproduktion 1998 nur 27 Prozent von 1991, darunter in der Luftfahrtindustrie nur 12 Prozent und in der Elektronik 5 Prozent (BICC Conversion Survey 2000).

Führend im Verkauf auf dem zivilen Markt wurde die Raketen- und Raumfahrtbranche. Hier setzte sich das stabile Wachstum fort: 1997 um 19 Prozent, 1998 um 11 Prozent und in den ersten 9 Monaten von 1999 um 34 Prozent (Rossija 1999, Ausgabe 4, S. 71).

Politische Konzeptionen

Bei aller Vielfältigkeit der politischen Erklärungen über das Schicksal des Rüstungskomplexes und den unterschiedlichen Konzeptionen der verschiedenen Regierungen gibt es doch einige allgemeine Züge: Erstens wurde keine der Konzeptionen und kein Programm vollständig realisiert. Zweitens beließen alle der Rüstungsindustrie »besondere Bedingungen«, d. h. die Politik gegenüber den Rüstungsunternehmen widersprach in der Praxis sogar oft der grundlegenden Wirtschaftspolitik des Staates. Und drittens entschied sich keine der Regierungen zu einer schmerzhaften Restrukturierung des MIK, dazu, Umfang und Struktur des MIK einer realen Finanzierung durch Rüstungsaufträge anzupassen. In Folge dessen wurde nicht etwa die militär-industrielle Politik zum Motor der Veränderungen sondern der Zustand des Rüstungsexportmarktes. Der Anteil des Exports beim Verkauf von Luftfahrttechnik erreichte zum Beispiel 1998 84 Prozent auf dem militärischen und 23 Prozent auf dem zivilen Markt.

Wie wir im folgenden sehen werden stellt das grundlegende Problem der Rüstungsindustrie, an dessen Lösung sich bereits fünf Regierungen versucht haben, die Überdimensionierung des MIK im Vergleich zu den finanziellen Möglichkeiten des Haushaltes und sogar zu den Bedürfnissen der immer noch riesigen Armee dar. Ungeachtet des schon lange erklärten Ziels, nicht mehr als 600 Unternehmen mit verschiedenen Eigentumsformen im MIK zu lassen, haben sich in Wirklichkeit fast dreimal so viele Unternehmen gehalten. Von ihnen bekommen viele schon jahrelang keine militärischen Aufträge mehr und sind auch auf dem zivilen Markt wenig erfolgreich. Dennoch fehlte es an institutionellen Maßnahmen um hoffnungslose oder nicht nachgefragte Rüstungsunternehmen vom Markt zu nehmen. Die Regierung ist nicht in der Lage, den MIK zu kontrollieren und mit Aufträgen in traditioneller Weise zu versorgen und gleichzeitig fehlen ihr der politische Wille und die Ressourcen zu einer radikalen Restrukturierung. Darüber hinaus engen die Erklärungen über eine Verstärkung der staatlichen Rolle in der Leitung und über eine mögliche Deprivatisierung einiger Unternehmen sowie der Verlust des Rechts von Aktienunternehmen, selbstständig auf den internationalen Rüstungsmarkt zu gehen, die Möglichkeiten zu unternehmerischen Manövern für Teilnehmer des Rüstungsmarktes stark ein.

Zu Beginn des Jahres 2000 bleibt die Frage offen, ob die Regierung das Programm zur Restrukturierung des Militärkomplexes – einer scharfen Kürzung der Zahl der Lieferanten des Verteidigungsministeriums und die Schaffung einer kleinen Zahl großer, integrierter Korporationen – realisieren kann. Derzeit werden folgende Maßnahmen realisiert:

  • Zügig wird das Staatliche Rüstungsprogramm 2001-2010 ausgearbeitet, das die Rahmen für einen ausreichenden militärischen Teil des Rüstungskomplexes setzen soll und die Führer und Outsider unter den Rüstungslieferanten definiert. Insbesondere für letztere wird ein neues Programm zur Restrukturierung und Konversion vorbereitet.
  • Es wächst die Isolierung des Rüstungskomplexes, sowohl im System der staatlichen Leitung (insbesondere wurde eine Branchenleitung eingerichtet),als auch bei der Annahme von besonderen Gesetzen und Verfahren von Wirtschaftsprüfung, Privatisierung und Konkurs. Darüber hinaus wird für die Versorgung staatlicher Unternehmen ein spezielles Bankennetz geschaffen.
  • Der regionale Einfluss auf den Rüstungskomplex wird erhöht. Reiche Regionen mit ambitionierten Regierungen (Moskau, St. Petersburg, das Gebiet Swerdlowsk und andere) haben eine aktive Politik i.B. auf die in ihren Territorien gelegenen Rüstungsunternehmen erarbeitet. In der Regel machen die regionalen Administrationen das Recht auf Eigentum an Rüstungsunternehmen im Tausch gegen steuerliche und tarifliche Vergünstigungen sowie Aufträge und Kredite auf Kosten regionaler Hauhalte geltend. Darüber hinaus tragen die regionalen Regierungen die Finanzierung von Objekten der sozialen Infrastruktur, die sich früher in der Bilanz der Unternehmen befanden;
  • Der Rüstungsexport wird weiter als grundlegende zusätzliche Quelle von Ressourcen angesehen (der Umfang des Exports betrug 1999 ca. drei Milliarden Dollar, gleichzeitig wurde das Budget für Rüstungsaufträge 2000 um das zweieinhalbfache auf etwas mehr als zwei Milliarden Dollar erhöht). Doch während Anfang der 90er-Jahre die Regierung annahm, dass der Rüstungsexport die Konversion finanziere, müssen die Exporteure heute nach Worten des Vize-Ministerpräsidenten Ilja Klebanow die Binnenankäufe von Waffen und Militärtechnik bezahlen (Kommersant, 31.1.2000). Und sie werden Priorität bei der Erfüllung der inländischen Rüstungsaufträge haben. Deshalb ist nicht die Rede von den sieben Prozent Exporteinnahmen, die der staatlichen Gesellschaft »Roswooruschenie« zur Verfügung stehen, sondern von den Einnahmen der Exportunternehmen. Dennoch ist zu bezweifeln, ob sich letztere mit diesem Schema einverstanden erklären, wenn sie natürlich nicht nationalisiert werden.

Der Militär-Industriekomplex in Zahlen

Wenn man von der »Inventarisierung« des MIK spricht ist es nützlich zu wissen wie groß dieser Teil der Industrie heute ist und inwieweit die Befürchtungen über seine destabilisierende politische und soziale Rolle berechtigt sind. Unsere Analyse wird zeigen, dass von einer überaus großen Zahl von Unternehmen die Rede ist, die nichtsdestotrotz nur eine minimale Rolle in der Wirtschaft spielen und die vorwiegend auf dem zivilen Markt arbeiten.

So gehören 1528 Unternehmen zum Rüstungskomplex, das sind 204 weniger als 1997 (der Rückgang hängt mit dem vollständigen Rückzug nichtstaatlicher Unternehmen vom militärischen Markt zusammen). Zum MIK rechnet man immer noch fast zwei Millionen Beschäftigte, real jedoch arbeiten hier weniger als eine Million. Die durchschnittliche Auslastung der Produktionskapazitäten ist sehr niedrig.

Die Rolle des Rüstungskomplexes in der Wirtschaft ist auf ein minimales Niveau zurückgefallen So kommen auf den MIK weniger als ein Prozent neuer Investitionen. Bei einer Schätzung des Wertes der Jahresproduktion der ganzen Warenproduktion, der militärischen und zivilen, erreicht er kaum 9 Milliarden Dollar. Auf den MIK entfallen nur 7 Prozent der gesamtrussischen Warenproduktion von Konsumgütern, 1992 überstieg dieser Anteil noch ein Viertel (Astachow, 2000). Dieser sogar für russische Verhältnisse niedrige Anteil in der Produktionsstruktur des Rüstungskomplexes (Tabelle 2) zeigt die Perspektivlosigkeit des Rüstungskomplexes.

Nach 1992 wurden Versuche unternommen der strukturellen Überdimensioniertheit des MIK mit Hilfe von institutionellen Reformen, der Fusion von Gesellschaften und der Integration von wissenschaftlichen und produzierenden Firmen beizukommen. Doch dieser Teil der Umwandlung ist bis jetzt weniger als alles andere geglückt: Die Privatisierung führte nicht zur Formierung effektiver Eigentümer, viele integrierte Gesellschaften zerfielen oder haben erst gar nicht mit der gemeinsamen Tätigkeit angefangen. Die Reorganisation wurde zu einem Konfliktfeld gegensätzlicher Interessen der Zentralregierung, der Regionen und der Unternehmen. Die Regierung will die Kontrolle über die strategischen Unternehmen aus Sicherheitsgründen. Die Regionalregierungen fürchten den Verlust von Arbeitsplätzen bei einem Verlusts des Status des Militärlieferanten und die Umverteilung von Steuereinnahmen in andere Regionen im Resultat der Firmenfusionen. Die Direktoren der Unternehmen sind gleichzeitig sowohl am Erhalt unternehmerischer Freiheit als auch an der Nutzung staatlicher Vergünstigungen und versteckter Subventionen interessiert. Auf Grund dieser Widersprüche ist kaum zu erwarten, dass das Problem kurz und schmerzlos gelöst werden kann.

Derzeit zerfallen früher geschaffene Allianzen, von den profitablen Konzernen werden finanziell zahlungsunfähige Unternehmen abgetrennt und neue Kombinationen entstehen. Besondere öffentliche Aufmerksamkeit erfährt die Luftfahrtindustrie, bei der die Restrukturierungspläne der Regierung variieren zwischen der Idee 350 Unternehmen in einen Konzern ähnlich Gasprom umzuwandeln und weniger radikalen Umwandlungen. So sollen beispielsweise die zwei bisher konkurrierenden Produzenten von Jagdflugzeugen MiG und Suchoi vereinigt werden. Da gibt es zwar noch Widerstände, auch wenn das unerwartete Zwischenresultat der Reorganisationsinitiative das Projekt zur Produktion eines zivilen Flugzeugs TU-334 der Gesellschaft MiG-MAPO ist, die in dieses Vorhaben 69 Millionen Dollar Gewinn aus der Modernisierung des Jagdflugzeugs MiG investierten. Andere Teilnehmer an diesem Vorhaben sind die Russische Luft- und Raumfahrtagentur, die Gesellschaft Tupolew und die ukrainische Firma Aviant (Kommersant, 7. Dezember 1999). MAPO stellt sich auf den zivilen Markt. Mit einem 80-prozentigen Anteil ziviler Verkäufe kann man diese Umstellung als eines der größten Konversionsprojekte der letzten Zeit bezeichnen.

Mitte 1999 waren drei Viertel der Unternehmen aus dem Rüstungskomplex staatlich oder sie waren Aktiengesellschaften mit einem staatlichen Aktienanteil und nur ein Viertel waren Aktiengesellschaften ohne staatlichen Anteil (Tabelle 2). Es wird vermutet, dass diese Situation in nächster Zeit konstant bleibt, da der Privatisierungsprozess im Rüstungskomplex praktisch zum Stillstand gekommen ist. Darüber hinaus ist den 697 Unternehmen, in denen der Staat Aktionär ist, untersagt zu verkaufen (www.polit.ru, 31. Januar 2000)

Das ist schade denn die Resultate einer Stichprobenuntersuchung von Unternehmen des Rüstungskomplexes nach der Krise 1998 zeigten, dass alle Gesellschaften ohne staatliche Beteiligung den Anstieg der Binnennachfrage und die Konkurrenzvorteile, die die Abwertung des Rubels brachte, nutzen konnten. In ihrer Gesamtheit befanden sich die staatlichen Unternehmen in der Gruppe mit den schlechtesten Kennziffern (Kosals, 2000).

Zu den erfolgreichen nichtstaatlichen Unternehmen gehören vor allem mittlere Gesellschaften. Die großen Gesellschaften konnten nicht schnell genug auf die veränderten Bedingungen reagieren und waren mit Schulden und überschüssiger Beschäftigung zu belastet, die kleinen Firmen sind zu schwach um Kredite für das Umlaufkapital zu erhalten und verfügen über keine Möglichkeiten, mit nichtgeldlichen Zahlungsformen zu operieren. Die Qualität dieses Wachstums ist im wirtschaftlichem Sinne nicht sehr hoch: Die Untersuchung zeigte die direkte Abhängigkeit des Verkaufswachstums von Bartergeschäften und dem Abbau sozialer Leistungen.

So befindet sich der Rüstungskomplex Anfang 2000 auf der Makroebene weiterhin in der gefährlichen Zone von Wirtschaftskrise und nicht genau definierter staatlicher Politik. Auf der Mikroebene zeigten sich dennoch einige erfolgreiche Projekte sowohl auf dem zivilen als auch auf dem militärischen Markt. Das überraschendste Resultat der Reformen im Rüstungskomplex könnte die hohe Lebensdauer der Unternehmen sein, deren Ursache vielleicht die fortgesetzte verdeckte Subventionierung in Form der Abschreibung von Steuerschulden und Strafen, Steuertarifen und anderen staatlichen Renten sind, die die Regierung aus politischen und sozialen Motiven nicht ändern will.

Dennoch sind die Perspektiven längerfristigen Wachstums und Entwicklung bei solchen Gesellschaften um einiges höher, die sich an anderen Wachstumsfaktoren orientieren, so vor allem am Export und an einer liquiden Binnennachfrage, vor allem von Seiten der »reichen« natürlichen Monopole wie Gasprom, RAO EES (Energiesysteme) und Verkehr, sowie an der Qualität der Gesellschaftsleitung. In jüngster Zeit wurde der Markt insbesondere auch für solche Restrukturierungsmaßnahmen wie die Teilung in militärische und zivile Produktion, Konkretisierung der Eigentumsrechte, Erhöhung der Arbeitsproduktivität und Kostenoptimierung empfänglicher.

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998
Bruttoinlandsprodukt -5 -14 -9 -13 -4 -5 1 -4,6
Industrieproduktion -8 -18 -14 -20,9 -3,3 -4 1,9 -5,2
Investitionen -15 -40 -12 -24 -1 -18 -5 -6,7
Export -28 -18 4 8 25 8,5 -1,4 -15,8
Einkommen der Bevölkerung -47 9 13 -13 -0,9 6,3 -18,2
Preisindex der Industrie 238 2049 987 235 180 25,6 7,5 23,2
Tabelle 1: Einige Kennziffern der Wirtschaft Russlands 1991-1998 (in % zur entsprechenden Periode des Vorjahres. Quelle: Wirtschaftliche Entwicklung Russlands, 1999, BD. 6, Nr. 6, Juni-Juli, S.4-5
Zahl der Unternehmen insgesamt 1528
nach Eigentumsform nach Tätigkeit
staatlich 634 industriell 747
Aktiengesellschaft mit staatlicher Beteiligung 508 wissenschaftlich 560
Aktiengesellschaft
ohne staatliche Beteiligung
386 wissenschaftlich-produzierend 116
weitere 105
Produktionsstruktur des MIK
nach Märkten
(Anteil an der Produktion in %)
nach Branchen
(Anteil an der Zahl der Beschäftigten in %)
Militärproduktion
für den Binnenmarkt
18,2 Luftfahrt
Waffenindustrie
25
17
Militärproduktion für den Außenmarkt 29,5 Raketen und Raumfahrt
Munition und Spezialchemikalien
14
11
Zivilproduktion für den Binnenmarkt 40,6 Radio
Elektronik
10
8
Zivilproduktion für den Außenmarkt 11,7 Kommunikationsmittel 6
Tabelle 2: Grundlegende Kennziffern des Rüstungskomplexes Russlands im Jahr 1998.
Quelle: Informationsagentur TS-VPK, Februar 2000, www.vpk.ru

Literatur:

Astachow, Andrei (1999). Einige Ergebnisse und Probleme der Restrukturierung der Rüstungsindustrie. Finansy, September, S. 3-6

Kosals, Leonid (2000), Rezept zum Überleben des Rüstungskomplexes. Hesawisimoe woennoe obosrenie, 28. Januar-3. Februar

Putin, Wladimir (2000), Offener Brief an die russischen Wähler. Kommersant, 25. Februar, S. 3

Rossija-1999. Wirtschaftskonjunktur. Veröffentlichung des Zentrums für Wirtschaftskonjunktur bei der Regierung Russlands

Ksenia Gontschar, Moskau, ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bonn
International Center for Conversion (BICC).
Übersetzung aus dem Russischen von Susanne Heinke-Mikaeilian.

Rüstung in Russland

Rüstung in Russland

Entwicklungstendenzen und Exporte

von Peter Lock

Um die gegenwärtige Situation des russischen militärisch-industriellen Komplexes – in der russischen Abkürzung VPK – zu verstehen, ist ein kurzer Rückblick auf den sowjetischen VPK und seine Rolle im innergesellschaftlichen Kräftespiel notwendig. Im Hinblick auf sein Verhältnis zu den Rüstungsindustrien in den führenden westlichen Industriestaaten ist die außerordentliche Beschleunigung des Innovationstempos in zivilen Sektoren von großer Bedeutung, das inzwischen auch die Entwicklung der meisten militärischen Systeme bestimmt. Denn das Dilemma des sowjetischen VPK bestand darin, daß er keine Verbindung zur globalen Dynamik ziviler Innovation hatte. Die zahlreichen technologischen Spitzenleistungen des VPK, z.B. in der Weltraumforschung, können nicht darüber hinweg täuschen, daß die Isolation der Sowjetunion von der Dynamik des zivilen Weltmarktes dazu geführt hat, daß man industriell das Zeitalter der Informationstechnologien verpasst hat. Wegen der nach wie vor weitgehend chaotischen Verhältnisse in der russischen Volkswirtschaft hat sich bis heute, trotz der prinzipiellen Verfügbarkeit hervorragend ausgebildeten wissenschaftlichen Personals, daran wenig geändert.

Immerhin hat sich die Diskussion längst von naiven Erwartungen an die Möglichkeiten friedenskensianischer Strategien nach dem Ende des Kalten Krieges als Umkehrung vom Rüstungskensianismus verabschiedet. Die »Friedensdividende« war zwar eine notwendige Utopie während des Kalten Krieges, aber sie war zugleich auch eine von Kenntnissen wirtschaftlicher Zusammenhänge kaum getrübte Wunschvorstellung. Denn man war einerseits einem falschen Image herausragender technologischer und unternehmerischer Leistungsfähigkeit der Rüstungsindustrie aufgesessen und hatte andererseits die Hinterlassenschaft des Kalten Krieges in Form von riesigen Hypotheken übersehen, die von nachfolgenden Generationen noch abgetragen werden müssen.1 Unmittelbare Wohlfahrtsgewinne hat es daher nicht gegeben, während die langfristigen positiven Wirkungen sich in der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung verlieren.

Vor allem in Russland ist es bislang nicht gelungen, die im VPK gebundenen Ressourcen umzusteuern. Mehr noch, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Russlands hat sich trotz massiver Rohstoffexporte soweit verschlechtert, daß man um die Aufrechterhaltung von einheitlicher Staatlichkeit, insbesondere der Reproduktion leistungsfähiger Streitkräfte, fürchten muß. Vor dem Hintergrund von Verfügbarkeit und notwendiger Kontrolle von großen Mengen zum Teil weitreichender Massenvernichtungswaffen müssen die Entwicklung des russischen VPK und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes als ein vorrangiges Problem für die globale Sicherheit betrachtet werden. Die Gefahren, die sich aus der gegenwärtigen russischen Misere ergeben können, sind ungleich größer als die Schäden, die von den sog. Schurkenstaaten und internationalen Terroristen angerichtet werden können.

Die notwendige Vorgeschichte

Während Gorbatschow mit Rüstungsminderungen eine systemische Stabilisierung anstrebte und die ökonomische Implosion der sowjetischen Wirtschaft durch Konversion zu verhindern suchte, wurde er im Westen als Systemveränderer hofiert. Die Menschen in Russland und den anderen Staaten der Sowjetunion haben die Gorbatschow'sche Politik realistisch bewertet und ihn nach seiner Entmachtung mit Verachtung gestraft während er im Westen weiter als der gefeiert wird, der er wider eigenen Willen wurde. Er war Auslöser oder doch zumindest Beschleuniger einer systemischen Veränderung, deren Ausgangspunkt die Implosion des erschöpften, von Rustüngsproduktion geprägten sowjetischen Wirtschaftssystems war.

Die Wahrnehmung des VPK als vermeintlich besonders leistungsfähiger Sektor innerhalb der sowjetischen Wirtschaft hat zu einer fatalen Restrukturierung der sowjetischen Industrie unter Gorbatschow geführt. Mit dem Ziel, die Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern und besonders langlebigen Gebrauchsgütern in hinreichender Menge und in verbesserter Qualität zu erreichen, wurden Ende der Achtzigerjahre Unternehmen des zivilen Sektors in großem Umfang in den VPK integriert, sodaß statistisch der Anteil des VPK an der zivilen Produktion dramatisch stieg. Gleichzeitig hatte sich damit der Machtbereich der lokalen und regionalen VPK-Direktoren während der Endphase der Sowjetunion teilweise umfassend erweitert. Zwar schmelzen diese »machtvollen Eisberge« des VPK, die die Industrielandschaft nach wie vor prägen, seit 1990 unaufhaltsam ab. Aber es ist gegenwärtig nicht erkennbar, wann dieser Prozeß zum Stillstand kommen und sich selektiv in bestimmte Richtungen umkehren wird.

Zunächst ist festzuhalten, daß das sowjetische Rüstungssystem weit weniger effizient gesteuert war als es dessen auf die Legitimation der eigenen militärischen Industrie-, Forschungs- und Bürokratiekomplexe ausgerichtete Projektion im Westen Glauben machte. Eine Kombination von vertikaler sektorieller Segmentierung des VPK durch oft wahllose, zentralistische Zuordnung zu den zahlreichen Branchenministerien und umfassender Steuerungsmacht einzelner Unternehmen – vor allem aufgrund ihrer häufig regional dominanten Position – hat den zentralen Planungsvorgang de facto weitgehend zu einem Anpassungsprozeß an die existierenden und sich ständig verstärkenden Machtpositionen dominanter Akteure sowohl auf Unternehmens- als auch auf der Ebene einzelner Branchenministerien gemacht. Verstärkt durch die geradezu paranoide Geheimhaltung innerhalb des VPK startete die russische Föderation mit einer industriellen Infrastruktur, die durch totale Intransparenz, ineffektive parallele Mehrfachentwicklungen im F&E-Bereich und großen Disökonomien durch vertikale Integration ohne Berücksichtigung der damit verbundenen Kosten gekennzeichnet war. Auch das System der sowjetischen Rüstungsproduktion befand sich in den Achtzigerjahren bereits in einer schweren Entwicklungskrise, die in den propagandistischen Nebeln des Kalten Krieges weitgehend verhüllt blieb.

Alle Versuche des VPK, den Innovationsprozeß zu effektivieren und den Beschaffungsprozeß zu rationalisieren, sind an der »Vermachtung« des ökonomischen Systems gescheitert. Während die Einführung unterschiedlicher Typen eines Waffensystems im Westen als Sequenz auf einem bedrohlich effizienten Innovationspfad des sowjetischen VPK dargestellt wurde, handelte es sich tatsächlich aber häufig um verschiedene Baumuster der gleichen Generation, die von konkurrierenden, aber durchsetzungsmächtigen Produktionsverbünden entwickelt worden waren. Klassisches Beispiel sind die Panzer der Baumuster T 64, T 72, T 80, die im Westen alarmistisch als vermeintlicher Beweis für eine bedrohliche Innovationskompetenz der sowjetischen Rüstungsindustrie dargestellt wurden, obgleich es sich um konkurrierende Produkte handelte, die allen militärischen Erfordernissen widersprechend parallel beschafft wurden. Die Sowjetarmee war politisch nicht in der Lage, die Beschaffung an militärischen Prioritäten zu orientieren und zwecks Standardisierung das beste Baumuster auszuwählen. Die jeweiligen Produktionsverbünde erwiesen sich politisch als mächtiger.

Überspitzt formuliert war die Rüstungsbeschaffung in der Sowjetunion und damit indirekt auch die Doktrin eine Funktion der Machtverhältnisse unter den segmentierten Akteuren des VPK. Daher war es nur konsequent, daß sowohl Gorbatschow als auch später Jelzin innerhalb der militärischen Führungsschicht Unterstützung fanden, denn dort war man davon überzeugt, daß der sowjetische VPK den technologischen Wettlauf ohne einschneidende wirtschaftliche Veränderungen und den Zugriff auf westliche Technologien endgültig verlieren würde.

In einem Punkt waren alle Akteure des VPK vereint und haben sehr erfolgreich ihre partikularen ökonomischen Interessen als Kollektiv zum Schaden der sowjetischen Volkswirtschaft durchgesetzt: Rüstungsexporte galten als Ausdruck des Erfolges des sowjetischen Systems gegenüber dem Westen. Der expansiven Breshnew-Doktrin blieben zumeist nur ärmste Drittweltstaaten als Kooperationspartner (u.a. Angola, Mozambique, Kuba, Äthiopien, Somalia, Nicaragua). Daher waren die expandierenden sowjetischen Rüstungsexporte gesamtwirtschaftlich eine große Belastung, denn nur ein geringer Teil wurde bezahlt. Auch finanzkräftigere Rüstungskunden wie Syrien, Irak und Indien ließen »anschreiben«. Zumeist wurden »unendliche« Kredite vergeben. In der innersowjetischen Konkurrenz um Ressourcen waren die an Rüstungsexporten beteiligten Unternehmen gleichwohl privilegiert, denn die Exporte wurden bei Ablieferung aus der Staatskasse in Rubel bezahlt, unabhängig davon, ob die Empfängerländer jemals für die Lieferungen bezahlten.

Die allgemeine Rüstungsexporthausse nach der Ölkrise im Jahre 1973 hatte zu einer stetigen Ausweitung auch der sowjetischen Rüstungsexporte geführt. Daraus hat sich eine sich selbst immer weiter verstärkende ökonomische Position des VPK im sowjetischen System ergeben. Der VPK konnte höhere Löhne zahlen und umfangreiche Sozialleistungen bieten, was zu einer Konzentration besonders qualifizierter Arbeitskräfte im VPK führte. Zusätzlich hatten Rüstungsunternehmen und militärische Forschungsinstitute privilegierten Zugang zu selektiven Importen aus westlichen Industriestaaten, vor allem im Werkzeugmaschinenbereich, nachdem durch Energieexporte nach Westeuropa hinreichend Devisen verfügbar geworden waren. Die Allokation erheblicher Devisen zur Beschaffung westlicher Werkzeugmaschinen, häufig unter Umgehung der COCOM-Restriktionen, an den VPK brachte volkswirtschaftlich kaum Produktivitätsfortschritte, da in Abwesenheit von Marktmechanismen in der vertikal zerklüfteten Rüstungsindustrie Maschinenlaufzeiten dieser Hightech-Importe von wenigen Tagen pro Jahr keine Seltenheit waren.

Rüstung in Russland

Mit dem Ende der Sowjetunion und dem Beginn der Liberalisierung im Jahre 1992 unter Gaidar ist der Rüstungsmarkt intern und extern zusammengebrochen. Der Staat verfügte weder über die Mittel für militärische Beschaffung, noch über die Mittel für die Kreditierung von Exportgeschäften nach altem Muster. Durch die anfänglich weitgehende Ausnahme des VPK von der Privatisierung und die massive vertikal integrierte Produktion, die durch die Übernahme ziviler Fertigung Ende der Achtzigerjahre um die Dimension häufig auch lokaler horizontaler Konzentration erweitert worden war, hat sich der Kern der Rüstungsindustrie trotz minimaler Beschaffungsvolumen in Russland auf erheblich abgesenktem Niveau gehalten. Zunächst negierte man die veränderte Lage und setzte die Produktion auf der Grundlage einer Pyramide von Lieferantenkrediten fort, wozu auch die Herstellung von Konsumgütern im Rahmen planwirtschaftlicher Konversionsvorgaben gehörte, für die es allerdings kaum Nachfrage gab. Dies führte zu teilweise großen Lagerbeständen an Waffensystemen unterschiedlichster Art. Folglich konzentrierten sich alle Anstrengungen auf Rüstungsexport, vorgeblich um auf diese Weise die Umstellung der Rüstungsindustrie auf zivile Produktion zu finanzieren. Mit Ausnahme der Lieferung militärischer Hochtechnologie nach China gab es jedoch wenig zahlungskräftige Nachfrage nach russischer Militärtechnologie. Entsprechend hat der Sektor große Verluste an qualifiziertem Personal an den Dienstleistungssektor erlitten und operiert auf niedrigstem Lohnniveau. Aber für die verbliebene Belegschaft ist die Betriebszugehörigkeit, trotz Zwangsurlaub und Wochenarbeitszeiten von ein bis zwei Tagen, zumeist ohne Alternative. Der Mobilität, die mit einem Wohnortwechsel verbunden ist, sind in Russland enge bürokratische und wirtschaftliche Grenzen gesetzt.

Die Direktoren des VPK kontrollieren das Geschehen, sie haben häufig verwertbare Anlagen aus den Betrieben herausgelöst und zum eigenen Nutzen privatisiert oder Lagerbestände an Rohstoffen und Halbwaren illegal exportiert. Überwiegend kam es zu einer Nomenklaturaprivatisierung. Sie ermöglichte es den Direktoren häufig, sich »ihren« Betrieb mehr oder weniger anzueignen.

Hierdurch wurde das Netzwerk bestehender informeller Beziehungen wiederum zu einer zentralen Ressource der Transformation bzw. deren Verhinderung. Unter diesen Voraussetzungen ist die russische Wirtschaft insgesamt in sehr starkem Maße auf zwischenbetrieblichen Tauschhandel zurückgefallen. Wahrscheinlich ist, daß dies für die Rüstungsindustrie in besonders starkem Maße gilt. Aus den akkumulierten zwischenbetrieblichen Verschuldungspyramiden der ersten Jahre, die per Dekret abgeschrieben wurden, hat sich eine auf Tausch beruhende Wirtschaftsweise entwickelt. Selbst Steuern werden durch Warenlieferungen abgegolten, deren Preise weit überhöht sind da es sich meist um Waren handelt, für die keine Nachfrage besteht und schon gar nicht zu den Verrechnungspreisen, die in diesen »Steuerzahlungen« nominal behauptet werden.

Staatliche Forschungsförderung, die grundsätzlich an militärischen Prioritäten ausgerichtet war, ist auf einem Minimum angelangt. Gleichwohl ist bislang die flächendeckende Schließung maroder Einrichtungen ausgeblieben und eine notwendige Restrukturierung verhindert worden. Hierzu haben zahlungsfähige Exportkunden in Nischenmärkten beigetragen. Hier ist vor allem der Satellitensektor zu nennen, in dem es eine intensive Zusammenarbeit mit westlichen Konzernen gibt, weil man bestimmte Technologien überlegen beherrscht und vor allem kostengünstig anbieten kann. Weitere Bereiche sind spezielle Werkstoffe, sowohl metallische als auch nichtmetallische. In einigen Fällen scheiterte eine Einbindung technisch leistungsfähiger Institute in global vernetzte Produktionsstrukturen an fehlenden Rahmenbedingungen wie fehlende Rechtssicherheit für potenzielle Partner und politische Einschränkungen der Handlungsfreiheit im militärisch-industriellen Bereich.

Entgegen der propagandistischen Darstellung paralleler Strukturen im Rüstungsbereich in West und Ost hatte sich seit den Siebzigerjahren eine dramatische Differenzierung der Grundlagen rüstungstechnologischer Entwicklung ergeben, die sich im Verlaufe der Zeit beschleunigt hat und auch in den westlichen Industrienationen zu einschneidenden Strukturveränderungen des Rüstungssektors geführt hat. Das Innovationstempo des Informationstechnologiesektors, dessen Dynamik von ziviler Nachfrage auf dem Weltmarkt bestimmt wird, hat das sowjetische, ausschließlich von militärischen Prioritäten bestimmte Innovationssystem uneinholbar abgehängt. Während in den westlichen Industriestaaten Waffensysteme und Produktionsverfahren immer stärker vom »spin-in« ziviler Informationstechnologie profitierten, hatte die sowjetische Rüstungsindustrie einen mindestens zehnjährigen informationtechnologischen Rückstand zu bewältigen. In begrenztem Maße gelang dies durch hochspezielle und aufwendige Softwareentwicklungen. Aber im Gegensatz zur westlichen Informationstechnologie, die auf zivile Märkte ausgerichtet und daher generisch konzipiert ist, hatten diese Lösungen kein kumulatives Entwicklungspotenzial.

Dieser Strukturwandel in der rüstungstechnologischen Innovation hat der russischen Rüstungsindustrie jede Chance genommen auch nur näherungssweise eine Parität zu wahren. Daher haben die Folgen der tiefen Wirtschaftskrise in Russland seit Beginn dieses Jahrzehnts den Niedergang der Rüstungsindustrie zwar beschleunigt, aber sie waren strukturell nicht ursächlich. Vielmehr war bereits der sowjetischen Wirtschaft aus systemischen Gründen eine Teilhabe an der zivil-industriellen Innovationsdynamik des Weltmarktes verschlossen geblieben.

Daher beruht die im VPK verbreitete Sowjetnostalgie auf einem Trugbild einer Zeit, in der man bereits den Anschluß endgültig verloren hatte. Die militärischen Spitzentechnologien des VPK befanden sich bereits in einer Sackgasse ohne langfristiges Entwicklungspotenzial. Darüber können beeindruckend agile Jagdflugzeuge von Sukhoi und MAPO (MIG) nicht hinweg täuschen. Den zur US-amerikanischen AirLand-Battle-Doktrin gehörenden Waffensystemen der Achtzigerjahre hatte die sowjetische Industrie nichts entgegen zu setzen. Der zweite Golfkrieg hat diesen Sachverhalt weltöffentlich gemacht.

Daß es den russischen Rüstungssektor überhaupt noch gibt, erklärt sich einerseits aus dem alternativlosen Prinzip Hoffnung der beteiligten Akteure, die sich noch nicht erfolgreich in andere Wirtschaftsbereiche absetzen konnten und mageren Exportmärkten, die Gegenstand des letzten Abschnittes sind. Die Beschaffung neuen Gerätes durch die russischen Streitkräfte ist minimal, jedenfalls seit die Hersteller auf wirklicher Bezahlung durch den Staat bestehen. Anfang der Neunzigerjahre hatten die Streitkräfte Waffen geordert, die nie oder so spät gezahlt wurden, daß die Zahlung aufgrund der hohen Inflationsrate den gelieferten Werten nicht einmal näherungsweise entsprachen. Der laufende Krieg in Tschetschenien und die damit verbundenen Änderungen des politischen Klimas eröffnen erstmals Chancen für ein wenig erhöhte Beschaffungen.

Sollten sich die russischen Staatsfinanzen wieder so weit konsolidieren, daß militärische Beschaffungen überhaupt in einem nennenswerten Umfang realisiert werden können – was derzeit nicht der Fall ist – dann stellt sich die Frage der Ausrichtung und Konzentration des Rüstungssektors auf der Grundlage einer noch zu entwickelnden Doktrin. Die dabei zu diskutierenden Optionen hängen unmittelbar vom politischen Umfeld ab, in dem sich Russland definieren muß. In erster Linie bedeutet das, daß das Verhältnis zur EU – und davon abgeleitet zur NATO – entscheidend diese Entwicklung prägen wird.

An eine eigenständige intensive Weiterentwicklung der Rüstungstechnologie ist nicht zu denken, selbst in jenen Nischen, in denen bereits entwickelte Prototypen, auch gemessen an westlichen Maßstäben, ein leistungsfähiges Angebot ergäben wenn man sie denn mit westlicher Elektronik ausgestattet in angemessener Frist auf dem Markt anbieten könnte. Ein Beispiel ist das neue militärische Transportflugzeuge Antonow 70. Ohne westlichen Partner wird man allein schon aus Kapitalmangel ein solches Produkt nicht zur Produktionsreife bringen können und wäre dann auch auf Exportmärkte angewiesen.

Dabei hat es gegenwärtig den Anschein, als hätten die westlichen Luftrüstungskonzerne ein Verweigerungskartell gebildet, das darauf aus ist die russische Luftfahrtindustrie endgültig auszuschalten. Vor allem der Zusammenbruch ziviler Märkte in Russland hat das »good will«-Potenzial selektiver rüstungswirtschaftlicher Zusammenarbeit auf Seiten der westlichen Luftfahrtindustrie als Eintrittskarte in die zivilen Märkte Russlands vollständig entwertet. Daher wird sich die Zusammenarbeit mit westlichen Unternehmen, auch im Rüstungsbereich, auf isolierte Komponentenfertigung in Fällen beschränken, in denen russische Unternehmen nach wie vor über ein verfahrenstechnisches »tacit know how« verfügen, das sie kostengünstig anbieten können. Außerdem hat wie bereits erwähnt die große Nachfrage nach ziviler Weltraumtechnologie einigen russischen Unternehmen, die ursprünglich dem VPK zugeordnet waren, gute Exportchancen eröffnet, die zu einer Konsolidierung der entsprechenden Unternehmen führen können, wenn es die Rahmenbedingungen erlauben.

Insgesamt aber bleibt die Situation in Russland von der Diskrepanz zwischen seinem potenziellen Reichtum und der Implosion der Ökonomie sowie dem Zerfall des Staates geprägt. Das gesamte Staatsbudget Russlands übersteigt kaum den Haushaltsansatz für die Bundeswehr, die Gesellschaft ist dem Staat entfremdet, das Bruttosozialprodukt liegt in der Größenordnung von Belgien. Ein erheblicher Teil der industriellen Produktion wird auf Tauschbasis abgewickelt, was hohe Transaktionskosten verursacht und konkurrenzfähige Exportproduktion nahezu unmöglich macht. Zusätzlich überlagern mächtige kriminelle Akteure die russische Ökonomie wie ein giftiger Nebel, für den staatliche Akteure kein Hindernis bilden.

Schließlich belastet das militärische Erbe des Kalten Krieges die russischen Perspektiven. Die noch zu erbringenden Lebenszykluskosten vor allem der Massenvernichtungswaffen übersteigen die finanzielle Leistungsfähigkeit Russlands deutlich. Zur Verhinderung von Katastrophenszenarien, die über Russland hinausreichen,2 muß das teure Recycling der kumulierten chemischen und nuklearen Kriegsmittel dringend als internationale Gemeinschaftsaufgabe angegangen werden.

Als gefährliche Alternative zu einer langsam zunehmenden rüstungsindustriellen Verflechtung und schließlichen Integration in einen gesamteuropäischen Verbund zeichnet sich ein abgekoppelter russischer, von Nationalismus getriebener Weg ab, der darauf verwiesen ist, die vergleichsweise spärlichen Ressourcen auf die Entwicklung größtmöglicher Abschreckung mit Massenvernichtungswaffen zu konzentrieren. Dies bedeutet die Entwicklung asymmetrischer militärischer Optionen in Russland, die das angehäufte Arsenal atomarer und chemischer Waffen aggressiv in Wert setzen. Denn differenziertere Doktrinen sind für ein isoliertes Russland, das sich von der NATO, d.h. den USA und Europa, bedroht sieht, nicht finanzierbar.

Rüstungsexport als scheinbarer Rettungsanker des VPK

Die nach wie vor große Aufmerksamkeit, die russischen Rüstungsexporten in den westlichen Medien zuteil wird, vermittelt ein falsches Bild. Die russischen Rüstungsexporte3 sind gegenüber sowjetischen Zeiten dramatisch gesunken und haben sich in den letzten drei Jahren ein wenig konsolidiert, weil die Volksrepublik China Aufträge über mehrere Milliarden US-$ an die russischen Luftrüstungsindustrie erteilt hat. Nahezu alle anderen lukrativen Märkte werden inzwischen von den USA beherrscht. Größere und kleinere Brosamen bleiben Großbritannien, Frankreich und rechnet man die Lieferungen von Überschußbeständen hinzu auch Deutschland.

Dabei ist zu beachten, daß sich Rüstungsimporte gegenüber den Achtzigerjahren insgesamt außergewöhnlich verringert haben. Gründe liegen in der Beendigung des Kalten Krieges und der ökonomisch erzwungenen Einstellung des konfrontativ begründeten faktischen Verschenkens von Waffen durch die Sowjetunion an befreundete Staaten und der tiefgreifenden Finanzkrise in vielen Staaten, die noch in den Achtzigerjahren stark gerüstet hatten. Ohne die Nachrüstung nach dem zweiten Golfkrieg in den Erdöldiktaturen der Region wäre der Zusammenbruch des internationalen Rüstungsmarktes noch drastischer ausgefallen.

Trotz größter Anstrengungen und massiver Beteiligung an allen Rüstungsmessen reduziert sich der russische Rüstungsexport auf:

  • die Lieferung moderner Luft- und Flottenrüstung an die Volksrepublik China in großem Umfang, einschließlich Know-how-Transfer (40 % und mehr);
  • die gelegentliche Berücksichtigung der Angebote in Erdöldiktaturen, Südkorea und Südostasien um die Verhandlungsposition gegenüber den dominierenden USA und Großbritannien zu verbessern (etwa 30%);
  • das Abtragen von massiver Verschuldung aus Zeiten des RGE durch Lieferung von Rüstungsgütern, z.B. MIG 29 an Ungarn;
  • neuerdings die Schaffung einer eigenständigen Agentur zur internationalen Vermarktung von Surplusmaterial, deren Erträge den Streitkräften zu Gute kommen soll (weniger als 10 %);
  • legale, aber vor allem illegale Transaktionen aller Art, dazu gehören Lieferungen innerhalb der GUS, Verschieben von Armeeeigentum auf Schwarzmärkte und verschleierte Lieferungen aus laufender Produktion durch kriminelle Akteure (Anteil wird heute auf nicht mehr als 10 % geschätzt). Da auch auf den völkerrechtlich legalen Märkten Schmiergeldzahlungen in Höhe von 15 % der Auftragssumme an der Tagesordnung sein sollen (vgl. Schreiber) ist eine Abgrenzung der beiden Sphären problematisch.

Mit einem maximalen Horizont von drei Mrd. US-$ für Exporte ist eine Refinanzierung und Modernisierung des russischen VPK ausgeschlossen. Ohne einschneidende Änderung der Situation wird das kontinuierliche Abschmelzen des VPK nicht aufgehalten, ferner wird man weiter technologisch den Anschluß an die von den USA forcierte Entwicklung verlieren und längerfristig nur noch als Billiganbieter einfacher Waffensysteme fungieren. Der strukturelle Niedergang wird bislang noch dadurch ein wenig verschleiert, daß die Entwicklungszeiträume komplexer Waffensysteme im Vergleich zur zivilen Technologie ungleich länger sind und daß Waffensysteme überaus lange Zeit, häufig bis zu 50 Jahre, eingesetzt werden und somit noch im Kalten Krieg erreichte Standards weiter marktfähig sind.

Trotz seiner prekären Situation hat Russland soweit bekannt sämtliche UN-Embargomaßnahmen diszipliniert mitgetragen und allen Versuchungen widerstanden Massenvernichtungswaffen zu exportieren.

Bleibt es bei der relativen Isolierung der russischen Industrie wird die Fähigkeit der Rüstungsindustrie weiter abnehmen, in Konkurrenz zu anderen Anbietern leistungsfähige Rüstungsgüter zu fertigen. Damit wäre sie dauerhaft auf die Bedienung illegaler Märkte in innerstaatlichen bewaffneten Konflikten verwiesen. So paradox es unseren im Kalten Krieg sozialisierten Ohren klingen mag, es liegt im europäischen Sicherheitsinteresse Wege zu finden, mit der russischen Rüstungsindustrie zu kooperieren und sie einzubinden.

Anmerkungen

1) Vgl. hierzu: Peter Lock, Auf Schulden gibt es keine Dividende. Friedensdividende: Einst notwendige Utopie, heute tragische Illusion, in: Der Überblick 2/1992, S. 67-70. Diese Hypotheken bestehen unter anderem in Fehlallokationen in der Volkswirtschaft, schamloser Vernutzung der Umwelt und schließlich hoher Staatsverschuldung.

2) Siehe: Lock, Peter / Opitz, Petra (1996): Deferred Costs of Mlitary Defence: An Underestimated Economic Burden, in: Chaterji et al. eds., Arms Spending, Development and Security, New Dehli 1996, S.253-266.

3) Daten zu russischen Rüstungsexporten finden sich in: SIPRI-Yearbook, erscheint bei Oxford University Press; auf den Internetseiten des US-amerikanischen Center for Defense Information und dem Informationsdienst des Council for a livable World Education Fund »Arms Trade News« in Washington D.C. 20002, 110 Maryland Avenue N.E., Suite 201, nützliche Informationen auch im Yearbook von BICC (Bonn International Center for Conversion).

Dr. Peter Lock, European Association for Research on Transformation, Hamburg / Moskau (EART) e.V.