Vor einem Jahr forderten der CSU Vorsitzende Strauß und der Vorsitzende der CDU/ CSU Fraktion, Dregger, fast zeitgleich und mit den selben Worten eine „europäische strategische Verteidigungsinitiative“ (Strauß) zur „Ergänzung des SDI-Programms“.1 Die Bundesregierung hielt sich zu diesem Zeitpunkt noch bedeckt und reagierte auf entsprechende Fragen im Parlament ausweichend.2 Ab Jahresanfang 1986 ist dies anders.
Kulturtheoretische Überlegungen zu Krieg und Frieden1
Hermann Bausinger zitiert 1985 ein Erzählmotiv aus dar Schweiz: „Man weiß nicht mehr, ob es Kaiserliche oder Franzosen waren. Sie bestiegen die Bäume, hieben mit Säbeln die Äste ab und verspeisten die Kirschen am Boden“.2 Und in einer Darstellung der „Kronberger Fehde“ von 1398 im Historischen Museum Frankfurt ist festgehalten, wie die Frankfurter in den Kronberger Wäldern Bäume entrinden und dadurch zum Absterben bringen. „Das ganze Elend das Krieges“3, so Hermann Bausinger zu der von ihm zitierten Episode. Ja mehr noch: die damals denkbare größtmögliche Steigerung der Brutalität des Krieges, die nicht nur das gegenwärtige Leben, sondern auch die Zukunft zerstört.
Die Psychologie – ist sie überhaupt für Kriegsforschung verwend- und verwertbar? Betrachtet man die Titel einiger im militärischen Kontext entstandener Forschungsberichte, liegt der Gedanke an Kriegsforschung erstmal fern: „Zur Persönlichkeitsstruktur das Haschischkonsumenten“ (SCHENK 1974) oder „Die Entwicklung persönlicher und sozialer Kompetenzen bei 15 – 20jährigen Jugendlichen“ (SEIFFGE-KRENKE/OLBRICH 1983). Was an diesen Themen verweist auf militärische Nutzung oder Interessen? Und könnten die Inhalte nicht auch für zivile Bereiche von Interesse sein?
Ist es noch möglich, einen Rüstungswettlauf im Weltraum mit den Mitteln der Rüstungskontrolle zu stoppen, bevor durch die waffentechnische Entwicklung schwer umzukehrende Fakten geschaffen wurden? Diese Frage stand im Vordergrund der Forschungsarbeit von Jürgen Scheffran zum Thema „Risiken und Verifikationsmöglichkeiten bei Anti Satelliten-Waffen“.1 Bei dieser Kategorie von Weltraumwaffen ist die Entwicklung schon relativ weit fortgeschritten. Bereits in den sechziger und siebziger Jahren wurde an der Entwicklung von ASAT-Waffen gearbeitet, wobei verwunderlich ist, daß die sowjetischen Versuche bis in Einzelheiten bekannt geworden sind, während von der umfangreichen Testreihe der USA mit 30 Versuchen bis 1970 fast nichts bekannt war.
Seit der Entdeckung des Lasers 1960 wird in den großen Industrieländern an möglichen Waffenanwendungen der Laserstrahlung geforscht. In den 70er Jahren wurden z. B. in den USA Prototypen von Laserwaffen mit Strahlleistungen von einigen 10 bis einigen 100 Kilowatt in einen Panzer und in ein Flugzeug montiert. (Die unten stehende Tabelle gibt einige Vergleichswerte.) Für den atmosphärischen Einsatz ist dabei bisher noch keine militärisch einsetzbare Laserwaffe herausgekommen.
Informationstechnik spielt im Weltraum, wie auf der Erde, heute eine Schlüsselrolle. Die zunehmende militärische Ausrichtung der Informationstechnikforschung wird hierzulande immer noch viel zu wenig beachtet. Das gilt leider auch für jene, die es eigentlich wissen müßten: Nur vergleichsweise wenige Software-Entwickler und Hardwaredesigner der Datenverarbeitungs- und Kommunikationsindustrie sind sah der massiven rüstungstechnologischen Ausrichtung von Forschungs- und Arbeitsprojekten ihres Fachgebietes bewußt. Groß dagegen ist das Heer von Technikern, die praktisch nie ihre Haltung gegenüber den gesellschaftspolitischen Zielen der Institution, für die sie arbeiten, in Frage stellen. Dabei gibt die jüngere Geschichte der Datenverarbeitung zahlreiche Beispiele für ausschließlich militärisch initiierte Innovationsschübe.1 2
Seit letzten Sommer dringen immer wieder Nachrichten über ein Rüstungsforschungsprojekt aus der Gesamthochschule Kassel (GhK) an die Öffentlichkeit. Das Forschungsvorhaben am Institut für Mechanik ist im Sinne des Drittmittelgebers, des Bundesministers der Verteidigung (BMVg), sicherlich ein ganz normales Projekt, also keineswegs merkwürdig, im Bewußtsein vieler Angehöriger der GhK ist es jedoch sehr denkwürdig, und daher wird es auch für die andere Seite zunehmend des Merkens würdig.