Interview mit John Pike, Associate Director for Space Policy, Federation of American Scientists
Bundeskanzler Kohl hat am 18. 4. 85 im Bundestag gesagt, daß der ABM-Vertrag von 1972 kurz- und mittelfristig aufrechterhalten werden müsse. In welchem Stadium des SDI-Projektes würde dieses Abkommen ihrer Meinung nach verletzt?
„Auch nach den Pershings“ lautete die Titelzeile der ersten Nummer des „Informationsdienstes Wissenschaft und Frieden“, die wenige Tage nach dem Beginn der „Nachrüstung“ im November 1983 erschien. Diese mit einem Schuß Selbstaufmunterung versehene Prognose hat sich durchaus als stimmig erwiesen: die Beunruhigung der Wissenschaftler, ihre Bereitschaft zur öffentlichen, die Kompetenz ihrer Disziplin in Anspruch nehmenden Einmischung in die Fragen des Krieges und des Friedens halten an.
Der französische Staatspräsident Mitterrand hat der offensiven US-amerikanischen Propagierung einer Militarisierung des Weltraums 1 und dem Angebot einer Beteiligung an ihrer Vorbereitung an die Adresse der Staaten Westeuropas einen forschungs- und militärpolitischen Akzent seiner „Vision Europas“ entgegengestellt. Die westeuropäischen Länder müßten sich zu einer „European Research Coordination Agency“, kurz Eureka genannt, zusammenschließen. Was will Eureka, und warum schlägt gerade Frankreich vor, der Regierung Reagan bei ihrer Suche nach Forschungs- und Entwicklungskapazitäten westeuropäischer Provenienz aus dem Ruder zu laufen?
Die Forschungsprojekte zur Militarisierung des Weltraums – seien sie nun transatlantisch (SDI) oder europäisch (WEU/EUREKA) organisiert – stoßen in neue Dimensionen vor. Allein das Volumen der „Strategic Defense Initiative“ entspricht den jährlichen Gesamtausgaben für Forschung in der Bundesrepublik Deutschland. Die „strukturelle Neuordnung der europäischen Forschungspolitik“ (L. Späth) durch die Etablierung einer militärisch relevanten Hochtechnologie- und Weltraumforschung wird die forschungspolitische Landschaft der BRD tiefgreifend verändern. Die Wende in der Forschungspolitik steht an.
Wie man hört, rüstet Frankreich seine Atomraketen mit einer Reichweite von 120 km, die im nächsten Krieg Baden- Württemberg zerstören würden, auf Raketen um, die künftig bis Hessen und Bayern reichen werden; die USA tauschen täglich 5 veraltete Sprengköpfe gegen 8 moderne aus, bauen neue Interkontinental-Raketen vom Typ MX und produzieren neue chemische Waffen; die Sowjets ihrerseits haben zusätzlich zu ihren mehr als 400 SS 20 Raketen in den letzten beiden Jahren weitere Atomraketen mit europäischer Reichweite in der DDR und der CSSR stationiert und bauen ebenfalls neue Interkontinental-Raketen; die Belgier lassen seit einigen Wochen Cruise Missiles in ihrem Land stationieren, und in Holland will ein verzweifelter Bauer die Neutralität wahren, indem er auf seinem Grundstück eine SS 20 stationieren lassen will. Und was machen wir, d.h. was macht unsere Bundesregierung angesichts von mehr als 50.000 Atomsprengköpfen in Ost und West, in einer Atmosphäre des Krenzzugsdenkens, wo vom Reich des Bösen die Rede ist, das es zu vernichten gilt?
Daß der Erste Weltkrieg für die Kunst wie für die Wissenschaft offensichtlich nur in wenigen Fällen als bedeutender Einschnitt empfunden wurde und Germanistik wie Theaterwissenschaft weiterhin im „Einsatz“ blieben, belegt u. a. eine Dissertation „Das deutsche Fronttheater 1914-1920“, die im Buchhandel gar unter dem Titel „Theater als Waffengattung“ erschien. Darin weist Hermann Pörzgen für diesen Zeitraum an die zweihundert Front- und Gefangenentheater nach; in der Einleitung heißt es u.a.: „Die enge Beziehung zwischen Theater und Krieg ist also so alt und beständig wie Theater und Krieg überhaupt. Die großen Versammlungen unterhaltungsbedürftigen Publikums, wie Heere und Truppenlager sie darstellen, sind ein fruchtbarer Boden für jede Gattung theatralischen Lebens, manchmal begünstigt durch bestimmte Methoden der Kriegsführung.“
„Krieg ist der Vater aller Dinge“, schrieb Heraklit (etwa 544-483 v. u. Z.). Dieses geflügelte Wort wird oft fälschlicherweise verwendet, um die Allmacht und Notwendigkeit von Kriegen zu betonen. Doch Heraklit war kein Philosoph des Krieges. Mit diesem Satz wollte er metaphorisch ausdrücken, daß sich alles Geschehen in ständiger Bewegung und im ständigen Kampf entgegengesetzter Prinzipien entwickelt. Aber ist nicht die Wahl seiner Worte bedeutsam? Krieg als Metapher für die Dialektik der Dinge, Vater als Metapher für die Urtriebskraft! Sie ist es – philosophierte er doch im patriarchalischen Sklavenhalterstaat Athen, der durch Raubkriege entstanden war und bis zu seinem Untergang Kriege führte.
Stuttgart ist durch eine beachtliche Konzentration wissenschaftlicher Einrichtungen gekennzeichnet. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich im Paffenwald (S.-Vaihingen). die Institute der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten der Universität, sowie Institute der Max- Planck- Gesellschaft, der Fraunhofer- Gesellschaft und der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR). Gemeinsam mit den geisteswissenschaftlichen Fakultäten im Stadtzentrum dürften rund 3000 Wissenschaftler und Ingenieure tätig sein, dazu kommen etwa 16 000 Studenten. Die Universität Hohenheim ist nur wenige Kilometer entfernt.