Hilfloser Antimilitarismus?
Deserteure in der Literatur
von Norbert Mecklenburg
In allen zu Krieg gerüsteten Staaten mit Strafe bedroht und von der jeweils herrschenden Moral verurteilt, in römischer Zeit als »desertores«, die das »sacramentum militiae« gebrochen haben, mit dem Tod bestraft, in christlichen Zeiten auch mit Exkommunikation, geköpft, gehängt, für vogelfrei erklärt, in den feudalabsolutistischen Macht- und Militärstaaten, mit ihren Zwangswerbungen, barbarischen Drillmethoden und Soldatenverkäufen, systematisch gejagt, mit Alarmschüssen, Glockenläuten und Kopfprämien, wenn sie eingefangen wurden, wie die Hunde mit Prügeln traktiert, zum »Gassenlaufen« gezwungen, durch die Spießruten, oft mehrmals, Kleider abgerissen, drauflosgehauen, bis Fetzen geronnenen Blutes herunterhingen, in den modernen Nationalstaaten und ihren ideologisch verbrämten imperialistischen Kriegen als Feiglinge, Vaterlandsverräter, unterm Faschismus als entartete Volksfeinde abgestempelt, im zweiten Weltkrieg von furchtbaren Juristen immer massenhafter verurteilt und exekutiert, öffentlich aufgehängt mit schmähenden Pappschildern um den Hals: “Ich bin ein fahnenflüchtiger Feigling“, nach 1945 aufs gründlichste vergessen, verdrängt, keine Rehabilitation, keine materielle Entschädigung, keine kollektive Erinnerungs- und Trauerarbeit für sie.
So steht es um die Deserteure, so stand es lange Zeit um sie. Erst seit kurzem hat sich das, in Westdeutschland, geändert. Aufgrund der Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit von einzelnen und Gruppen sind die Deserteure des zweiten Weltkrieges wiederentdeckt und zu symbolischen Figuren des diskursiven Feldes aktualisiert worden, auf dem heute über Krieg und Frieden, Militarismus und Abrüstung debattiert wird. Das ist, wie gesagt, erst seit kurzem so. Nur auf einem Gebiet ist das Thema Desertion von Anfang an, kontinuierlicher, auf vielfältige Weise und wiederholt mit großer öffentlicher Wirkung behandelt worden: auf dem Gebiet der Literatur. Aus diesem Grund sei hier ein Versuch gemacht, die literarischen Gestaltungen des Themas Desertion und der Figur des Deserteurs in einem Überblick vorzustellen, kritisch zu anlysieren und im Licht des gegenwärtigen Friedensdenkens zu fragen, was ihre Aneigung zu ihm beitragen könnte.
Es versteht sich, daß solch ein Thema interdisziplinäre Arbeit erfordert. Militärgeschichtliche Fakten, rechtliche und ethische Normen sind zu berücksichtigen. Eine spezifisch literaturwissenschaftliche Untersuchung zu dem Thema stellt gleichwohl ihre eigenen Fragen: wie verhalten sich hier die drei Ebenen der geschichtlichen Wirklichkeit, der gesellschaftlichen Diskurse, der literarischen Werke zueinander? Was leisten dichterische Gestaltungen des Themas Desertion gegenüber anderen Medien, z.B. historischen Dokumentationen und Studien, Ausstellungen, Kino- und Fernsehfilmen, Podiumsdiskussionen? Worin besteht die poetische Differenz dieser Texte, ihr spezifisches Sinn- und Wirkunspotential? Ich lasse mich in diesem Versuch von der Annahme leiten, es bestehe neben erinnernder Vergegenwärtigung einer vergessenen Menschengruppe unserer jüngsten Vergangenheit in einer eigentümlichen Übertragung und Verallgemeinerung, die das begrenzte historische Phänomen in weiterreichende Bedeutungszusammenhänge zu stellen vermag. Mein Interesse richtet sich auf die mögliche Gegenwärtigkeit der Texte. Als betont literaturkritisches ist es einem Arbeitsprogramm komplementär, das sich auf literarische Texte über Krieg und Frieden als historische »Dokumente und Zeitzeugen« bezieht.1
Fahnenflüchtige, Ausreißer
Meinen Versuch möchte ich beginnen mit einer Skizze zur Entwicklung des Diskurses über Desertion und Deserteure. Unter Diskurs2 verstehe ich dabei nicht einen bloßen Hintergrund, einen ideologischen Reflex der Gesellschaft, sondern eine reale, die Texte, seine Bestandteile, wie die Gesellschaft selbst formierende Macht. An dieser Macht haben die Wörter teil und die Art, wie sie benutzt werden. Gewiß ist es eher kurios als belangvoll, daß sich das Wort »Desertion«, ehe es im 17. Jahrhundert als neues Lehnwort aus dem Französischen kam, nicht auf den Krieg, sondern auf den Ehekrieg bezog und »böswilliges Verlassen des Ehepartners«3 meinte. Es ist aber vielleicht nicht ganz belanglos, wenn heute in den west- und ostdeutschen Militärstrafgesetzen für den gleichen Straftatbestand auch das gleiche Wort »Fahnenflucht« steht wie im gemeinsamen Vorgängerstaat, in Österreich dagegen »Desertion« und in der Schweiz »Ausreißen«. Alles andere als belanglos war es einst, daß der Kirchenvater Tertullian die Unvereinbarkeit von Christsein und Soldatsein rhetorisch höchst wirkungsvoll als Unversöhnlichkeit von göttlichem und menschlichem Fahneneid, Feldzeichen Christi und Feldzeichen des Teufels, Lager des Lichts und Lager der Finsternis darstellte.4 Denn als die Kirche später, mit dem größten Verrat ihrer Geschichte, von solcher Militia Christi desertierte und zur Staatskirche verkam, ließ sich der metaphorische Diskurs über Desertion auf doppelte Weise wörtlich nehmen: indem man die Ketzer, als geistliche Deserteure, unter Zuhilfenahme der römischen Militärsstrafgesetze verfolgte5 und indem man die militärischen Deserteure mit der ganzen Unerbittlichkeit des religiösen Fanatismus aburteilte.6
Bis heute wecken die Wörter »Desertion« und »Deserteur« Mißtrauen, nicht nur weil die gemeinte Sache je nach Relation und Position negativ oder positiv bewertet werden kann – Desertion von der bösen Armee ist gut, von der guten dagegen böse, sondern auch weil die Ausdrücke leicht übertragene oder erweiterte Bedeutungen an sich ziehen: Desertion von einer Armee, einer Ideologie, einem Staate usw.7a So versucht man sie unter Kontrolle zu halten, und sei es nur lexikographisch. In der Neubearbeitung des Grimmschen Wörterbuches sind aus modernem Sprachgebrauch sorgfältig Belegstellen ausgewählt, die sich auf Deserteure der US-Armee während des Vietnamkrieges beziehen.7b Eine Gedenktafel am Berliner Bahnhof Friedrichstraße teilt mit, dort seien „zwei junge deutsche Soldaten von entmenschten SS-Banditen erhängt“ worden8 – „zwei junge deutsche Soldaten“, als seien Deserteure schlafende Hunde.
Tabu Desertion
In der BRD hat das Thema Desertion lange Zeit geradezu unter einem diskursiven Tabu gestanden. Nach 1945 bildete sich kein öffentliches Bewußtsein vom Schicksal der Deserteure des zweiten Weltkrieges. Geltendes Recht und öffentliche Moral grenzten sie aus. Das Stigma der Feigheit und des Verrats hinderte überlebende Deserteure, sich in der Öffentlichkeit eines Staates zu Wort zu melden, der nur allzubald von Restauration und Remilitarisierung geprägt wurde.9 Allein den Schriftstellern ist es zweimal gelungen, das Diskursverbot über Desertion nachhaltig zu brechen: Alfred Andersch, als er 1952 den Bericht über seine eigene Desertion »Die Kirschen der Freiheit« veröffentlichte, ein „Trompetenstoß in schwüle Stille“, wie Heinrich Böll damals sagte10, gefolgt von einer heftigen, sehr kontroversen, aber bald wieder verstummenden Diskussion; Rolf Hochhuth, als er 1979/80, in der Zeit einer erneuten restaurativ-autoritäten Wende in der politischen Kultur der BRD, mit seinem Theaterstück »Juristen«11 das verdrängte Thema der Militärjustiz im »Dritten Reich« öffentlich machte und dabei den Ministerpräsidenten und ehemaligen Marinestabsrichter Filbinger politisch zu Fall brachte, der neben anderen Heldentaten eines furchtbaren Juristen ein Todesurteil über den Deserteur Walter Gröger erwirkt und auch vollstreckt hatte.12 Der Fall Gröger wurde durch Hochhuth zum Paradigma. Während Andersch' Bericht den damaligen Diskurs über Desertion nicht wesentlich hatte verändern können, aufgrund seiner poetischen Qualität jedoch weiterhin mit einem Wirkungspotential präsent ist, das ich noch näher bestimmen möchte, hat Hochhuths künstlerisch kaum lange lebensfähiges Stück eine öffentliche, bis in die Gegenwart anhaltende Diskussion initiiert, die das diskursive Feld, auf dem über Desertion und Deserteure geredet und gedacht wird, entscheidend verschoben und erweitert hat. Das Tabu ist in der Bundesrepublik seitdem gebrochen.
Im Gegenzug zu ideologischen Tendenzen eines gefährlichen Neonationalismus, einer „Entsorgung der Vergangenheit“ und Aufwertung »soldatischer Tugenden« und in enger Tuchfühlung mit der westdeutschen Friedensbewegung hat sich eine breite öffentliche Debatte über die Deserteure des zweiten Weltkrieges entfaltet, die auf historische Aufklärung, Nachholen von Trauerarbeit und Veränderung des bisher herrschenden Deserteursbildes zielt. Mittlerweile sind, als überfällige Antworten auf apologetisch geschichtsklitternde Darstellungen ehemaliger Kriegsrichter13, mehrere materialreiche historiographische Arbeiten erschienen, die das Schicksal der Deserteure in statistischer Breite und anschaulichen Fallstudien gleichermaßen erschütternd vor Augen stellen.14 Um den Männern, die sich illegal der Mordgemeinschaft entzogen und dafür vieltausendfach ihrerseits legal – und bis heute rechtsgültig – ermordet wurden, das gebührende Gedenken zu widmen, haben sich in den achtziger Jahren quer durch die BRD zahlreiche Initiativen zur Errichtung von Denkmälern für Deserteure gebildet, die zwar mit dieser engeren Zielsetzung bisher meist ohne Erfolg geblieben – in Bremen gibt es ein Denkmal, in Kassel eine Gedenktafel, desto erfolgreicher jedoch im vielfachen Anstoßen öffentlicher Diskussionen sind.15 Insgesamt zeigt die öffentliche Resonanz der Aktionen, daß auf dem engeren Feld des Diskurses über Deserteure eine beachtliche Verschiebung zu deren Gunsten stattgefunden hat.
»Ethik der Verweigerung« statt »Fahnenflucht«
Die Deserteure sind, unabhängig von den historischen Konstellationen und individuellen Motiven, zu symbolischen Leitfiguren eines neuen, radikalen Antimilitarismus geworden, der nicht das Stigma der Fahnenflucht in das Verdienst des Widerstands umdefiniert, sondern auch eine herkömmliche Sortierung wie Aggressions-/Verteidigungskrieg, guter/schlechter Deserteur16 hinter sich läßt. Auf dem Feld des gegenwärtigen Diskurses über Krieg und Frieden bewirkt der Symbolwert der Desertion, daß auch die »horizontale« ideologische Opposition Imperialismus vs. Sozialismus17 durchkreuzt wird von der »vertikalen« Unterscheidung eines staatshörigen und eines staatskritischen Diskurses.18 Die ethische Problematik der Desertion, die aufbricht, wenn es nicht um Deserteure aus der Nazi-Wehrmacht geht – sie konnten und können nur von einer Pseudo-Ethik verurteilt werden, sondern aus einer gegnerischen Armee, z.B. der Roten, erhält im Licht gegenwärtiger Einsichten über das Destruktivpotential von Rüstung, Armeen und Militärmacht als solcher und in allen politischen Lagern eine neue Dimension. Der Deserteur, egal aus welcher Armee, gerade mit seiner unheroischen, zivilistischen, plebejischen, kreatürlichen Todesfurcht und Lebensliebe, wird zur Leitfigur einer anderen Ethik, einer Ethik der Verweigerung, des Sich-Entziehens und Nicht-mehr-Mitmachens, des Aussteigens und Weggehens. Christa Wolfs Kassandra liebt einen Aineias, der sich bei Trojas Ende mit seinen Leuten absetzt und so davonkommt, überlebt, nicht jedoch den, der später ein Held sein muß.19 Das heroische Ideal, das noch dort nicht überwunden ist, wo, an sich plausibel, vom Pseudo-Heroismus des Wehrmachtsoldaten und vom bescheidenen Heldentum des Überläufers aus der NS-Armee der »wahre Heroismus« des Kämpfers gegen die Faschisten abgehoben wird,20 wo Klassenkampf weiterhin in militärischen Kategorien gedacht wird, wo Disziplin und andere »soldatische Tugenden« mehr gelten als Liebe zum Leben21 – dieses Ideal wird durch das neue Gegen-Leitbild des Deserteurs nachhaltig irritiert. Gegen den Militärzynismus staatlicher Machtapparate wird eine »kynische« Haltung gesetzt,22 die plebejische Optik des Sancho Pansa, des Schwejk und des Brechtschen Sokrates, der ein Held der Wahrheit, nicht des Krieges ist und darum in die richtige Richtung läuft: nach hinten.23 Das »Prinzip Desertion«, in provozierender Verallgemeinerung und Metaphorisierung von Gerhard Zwerenz24 und anderen als Inbegriff eines modernen Antimilitarismus verstanden, zielt nicht auf bestimmte Militärkomplexe, sondern auf radikale Abkehr von der „destruktiven Logik militärischen Denkens“ überhaupt25 und auf Abbau von »Staatsloyalität« zugunsten einer – wie Dorothee Sölle sagt – „Loyalität dem Leben gegenüber“.26
Poetische Spuren
Natürlich finden sich auch in älterer deutscher Literatur schon Deserteure. Den Anfang machte die Lyrik, das Volkslied, das klagende und anklagende, plebejische und rebellische Soldatenlied des 18. Jahrhunderts. Elf Deserteurslieder hat Wolfgang Steinitz gesammelt,27 darunter »Nun ade, jetzt reis' ich fort«, damals das beliebteste von allen, »Es wollt ein Soldate desertieren«, »Von einem preußischen Deserteur«, »Zu Straßburg auf der Schanz«, weitbekannt in der Vertonung Silchers und der sentimental verharmlosten Textfassung aus »Des Knaben Wunderhorn«.
Ich will mich aber im wesentlichen auf die Zeit konzentrieren, wo das Deserteursmotiv wohl am häufigsten literarisch behandelt worden ist: die beiden Jahrzehnte nach 1945.
Entfernung von der Truppe
Nach Alfred Andersch, dessen – noch zu behandelnder – Bericht »Die Kirschen der Freiheit« meiner Einschätzung nach der alle anderen überragende Text über Desertion geblieben ist, haben noch drei weitere bedeutende westdeutsche Autoren das Thema erzählerisch behandelt. Arno Schmidts frühe Erzählung »Aus dem Leben eines Fauns« verfremdet das Thema durch Historisierung: Ein alternder Beamter im Nazi-Deutschland, mit seiner hitlerhörigen Umgebung immer mehr hadernd, kommt bei Archivstudien aud die Spuren eines Deserteurs der Napoleonzeit, entdeckt sogar die Reste von dessen Unterschlupf im Wald und richtet sich dort selber, mitten im Weltkrieg, ein heimliches Liebesdidyll ein, sein Ehefrau »böswillig verlassend«.28 Heinrich Böll, in dessen früher Kriegsprosa die – wenn auch tödlich vereitelte – Desertion wiederholt zum erzählerischen und ideellen Fluchtpunkt gemacht ist (»Der Zug war pünktlich«, »Wo warst du, Adam?«) und der an anderer Stelle von seiner eigenen Desertion berichtet hat, bemüht in seiner Erzählung »Entfernung von der Truppe« einen allzu großen Aufwand von oft recht gezwungener Ironie, um seinen Ich-Erzähler Wilhelm Schmölder nach umständlichem Anlauf sein eigenes, durch gespielte Harmlosigkeit zersetzendes, zivilistisches, echt Böllsches Bekenntnis vorbringen zu lassen, daß Menschwerdung dann beginne, „wenn einer sich von der jeweiligen Truppe entfernt“.29
Heimatlose Revolutionäre
Heinar Kipphardt hat seine späte Erzählung »Der Deserteur«30 aus dem Material für ein von ihm nicht mehr realisiertes Romanprojekt mit dem für sein Schreiben charakteristischen Verfahren der Dokumentarmontage erarbeitet.31a Sie ist das desillusionierende Gegenstück zu jenen sozialistischen Wandlungsromanen, in denen die Desertion letztlich immer als Übergang von der falschen auf die richtige Seite dargestellt ist. Jakob Hartel, politischer Häftling im Konzentrationslager M., wird nach dem gescheiterten Versuch eines SS-Führers, das Lager in einen Wirtschaftsbetrieb nach modernen kapitalistischen Prinzipien umzuwandeln, in die berüchtigte Brigade Dirlewanger gesteckt und zur »Frontbewährung« beim Warschauer Aufstand eingesetzt. In der Altstadt tötet er seinen Vorgesetzten und desertiert in die Gefangenschaft der nahen, aber auf Stalins zynische Weisung nicht in die Kämpfe eingreifenden Roten Armee. Selber kommunistischer Widerstandskämpfer, wird er von einem stalinistischen deutschen Parteibürokraten mißtrauisch verhört. Wie sich auf der einen Seite im Terrorsystem des SS-Staates kapitalistisches Denken entwickelt, pervertiert auf der andern das revolutionäre zu Hörigkeit gegenüber einem anderen Diktator. Macht- und Funktionärszynismus auf beiden Seiten, der Deserteur als ortlos gewordener Revolutionär – das ist die bittere Botschaft von Kipphardts Erzählung.31b
Das Prinzip Leben
Die kritische Sichtung literarischer Gestaltungen von Desertion und Deserteuren in deutschprachiger Nachkriegsliteratur fördert wenig von bleibendem Gewicht zutage. Die meisten der Text haben nicht genügend poetische Kraft, die Spannung von Historizität und Aktualität zu bestehen. Ich möchte darum im letzten Teil meines Versuchs zwei Prosawerke miteinander konfrontieren, und zwar unter einem Gesichtspunkt, der auch in den meisten übrigen literarischen Arbeiten über Deserteure wenigstens anklingt und der für den gegenwärtigen und zukünftigen Diskurs über Frieden m.E. große Bedeutung hat. Ich nenne ihn, abgekürzt, das Prinzip Leben. Die plötzliche Erfahrung der Verbundenheit mit dem Leben und des eigenen Lebendigseins, bei noch drohender oder gerade abgewendeter Todesgefahr – das ist ein Element, das in den Deserteursdarstellungen immer wiederkehrt. Und immer wieder sind es Naturmotive, in denen sich diese Erfahrung poetisch spiegelt.
Das Bild des Wildkirschenbaums und seiner reifen Früchte, mit dem die Erzählung von Alfred Andersch schließt und auf das sich ihr einprägsamer Titel bezieht, hat mancherlei Parallelen in anderen Texten. Das Deserteursstück von Hacks beginnt, indem es die plebejische Lebenszugewandtheit des Helden und ein glückliches Ende symbolisiert, mit dem Bild des unter einem Pflaumenbaum sitzenden und dessen Früchte essenden Braeker. Hartungs Deserteursnovelle gipfelt im Bild eines blühenden Apfelbaums mit Amselgesang, das den Entronnenen die „Gnade des Lebens“ und die „heitere Lust des Daseins“ innewerden läßt.32 In anderen Werken tritt dieses kreatürliche Naturgefühl mit Liebeserfahrung zusammen in Gestalt einer vorübergehenden, inselhaften Idylle – so bei Friedrich Wolf und Albrecht Goes. Mit solchen und verwandten Motiven bezeugen die literarischen Deserteursdarstellungen, ob gezielt oder nebenbei, ob tragisch ausgehend oder glücklich, das Prinzip Leben. Sie berühren damit eine Dimension von Friedensfähigkeit, die elementarer ist als alle ideologischen und ethischen Probleme, die das Thema Desertion auch in sich birgt, eine Dimension, die im Unterschied zu diesen im literarischen Medium nur auf genuin poetische Weise darstellbar ist.
So weit das Buch »Die Kirschen der Freiheit« von Alfred Andersch auch z.B. hinter den Werken der russischen Literaten Tschingis Aitmatov (»Aug in Auge«)33a und Valentin Rasputin (»Leb und vergiß nicht«)33b künstlerisch zurücksteht, so weit überragt es seinerseite die anderen deutschen Texte auf diesem thematischen Feld. Meine These ist nun, daß ein spezifischer und aktuell bleibender Wert diese Buches eben in einer poetischen Vergegenwärtigung des Prinzips Leben bestehe. Um diese Einschätzung zu verdeutlichen, möchte ich das Buch von Andersch mit einem weiteren poetischen Deserteursbuch konfrontieren, in dem dieses Prinzip, als Verbundenheit mit der Natur, geradezu programmatisch ins Zentrum gerückt ist. Ich meine Wilhelm Lehmann Roman »Der Überläufer«, der, gleichfalls autobiographisch fundiert, eine Desertion nicht im zweiten, sondern im ersten Weltkrieg darstellt.34 Ende der zwanziger Jahre geschrieben, in der großen Zeit der Kriegs- und Antikriegsliteratur also, konnte das Werk, in gekürzter Fassung, erst 1962 veröffentlicht werden, zehn Jahre später als der Bericht von Andersch und mit ungleich geringerer Wirkung.
Metaphysisches Überlaufen zur Natur
Im Zentrum der Kriegsdarstellung bei Lehmann, die sich auf Militärdienst, Fronteinsatz und Gefangenschaft erstreckt, steht wie der Titel andeutet, die Desertion. Doch die Kriegsdarstellung wiederum – in der gekürzten Spätfassung füllt sie leider nur ein Fünftel des Romans – wird eingerahmt von der Lebensgeschichte des Helden, einer merkwürdigen Mischung aus Bildungsroman und Legende. Dieser Deserteur Hanswilli Nuch ist Überläufer in einem umfassenderen, in einem metaphorischen und metaphysischen Sinn: er läuft, als radikaler »Aussteiger«35, zur Natur über. Von früh auf ihr permanenter poetischer Beobachter, wird er nach dem Krieg, der nicht nur die europäischen Völker, sondern die ganze Welt, die Erde, den Kosmos, die Schöpfung, mit dem „schrecklichsten Zwang“ 36 heimgesucht hat, ihr Adept, ihr Verkünder, ihr Heiliger. Denn ohne Versöhnung mit der Natur – so lautet Nuch/Lehmanns Evangelium – läßt sich auch die gesellschaftliche Entzweiung nicht aufheben, die den modernen Krieg hervorbringt.
So lesenwert nun Lehmanns mutige, unbestechlich nüchterne, antiideologische Abrechnung mit Militärwesen und Krieg noch heute ist – dieser Teil des Romans hätte verdient, für sich publiziert zu werden, so eindringlich die Vorführung einer mimetischen Naturbeziehung in sensibler poetischer Prosa – »Der Überläufer« bleibt als ganzes ein problematisches Buch. Die Sensibilität für Natur wird erkauft mit Harthörigkeit für das Menschlich-Soziale. Dem trivial-soldatischen wird ein elitär-naturmystischer Männlichkeitskult – gut vereinbar mit dem Kult der Mutter Erde – entgegen gestellt. Das scheinbar zeitlose Naturevangelium hat teil am trüben Diskurs des Kulturpessimismus, an den Ideologemen der zwanziger Jahre. Die poetische Vergegenwärtigung des gegen die Todeswelt des Krieges gesetzten Prinzips Leben reduziert sich bei Lehmann, polemisch gesagt, auf Botanisieren plus Mythologie. Das Prinzip Desertion wird so sehr ins Metaphysische hinein überdehnt, daß als seine Kehrseite ein hilfloser Antimilitarismus erscheint, der letztlich alles beläßt, wie es ist – Naturkult als »innere Emigration«.
Die Kirschen der Freiheit
Auch in »Die Kirschen der Freiheit« ist die Desertion nicht einfach Desertion. Die autobiographische Erzählung von Alfred Andersch über sein Leben bis zur Desertion von der NS-Wehrmacht im Juni 1944 an der italienischen Front gibt sich zugleich als philosophisches Bekenntnis zum Freiheitsbegriff des Existentialismus. Die Desertion wird damit auch von Andersch ins Metaphysische überhöht: als augenblickhafter »Akt der Feiheit«, den es zwischen Gefangenschaft und Gefangenschaft als existentielle Entscheidung zur Rebellion gegen das Schicksal zu vollziehen gelte.37 Diese exemplarische Stilisierung einer vergleichsweise undramatischen Desertion ist, rezeptionsästhetisch gesehen, eine provozierende Verfremdung des Themas – gewesen. Welche Funktion hat diese Verfremdung? Vergleicht man »Die Kirschen der Freiheit« mit der Vorstufe »Flucht in Etrurien«, so wird deutlich, in welcher Weise sich Intention und poetische Organisation des Stoffes verschoben haben. »Flucht in Etrurien« erzählt fiktionalisierend in der dritten Person von dem Soldaten Werner Rott und zwei Kameraden, die verschiedene Haltungen gegenüber seinem Entschluß zur Desertion einnehmen. Die narrative Umsetzung der Alternative „Der eine, der da blieb, und der andere, der fort ging“ 38 ist auch noch in »Die Kirschen der Freiheit« als Textelement erhalten. Dreierlei kam in der neuen Version hinzu: erstens die Überhöhung der Desertion in Anlehnung vor allem an die Philosophie Sartres, für die Andersch damals vehement eintrat, nach der Basisformel einer Arbeitsnotiz: „Klammerung von Desertionsproblem + Existenzphilosophie“;39 zweitens ein langer erster Teil, der in rückblickender Selbstdeutung die Lebensgeschichte des Ich-Erzählers und ihre Leitmotive, ihren „unsichtbaren Kurs“, vorstellt, wobei das Hauptthema dieses Teils, die Abkehr von der Kommunistischen Partei, in eine den Leser wiederum herausfordernde antithetische Analogie zur späteren Desertion gerückt wird; und drittens ausführliche Reflexionen über Soldateneid, Wehrpflicht und zukünftige Armeeformen.
An diesen drei neuen Textkomponenten, die den publizistischen Reizwert, die öffentliche Resonanz und die zeitgeschichtliche Aktualität des Buches, im Unterschied zu der kaum beachteten Publikation der Vorstufe, bewirkt haben, läßt sich sein Eingriffs- und Projektcharakter ablesen: als antimilitaristisches Bekenntnis in der Zeit beginnender Remilitarisierung, nicht jedoch als direkte politische Stellungnahme, als Versuch, andere zu überzeugen, sondern als Rechenschaftsbericht über eine „ganz private und subjektive Wahrheit“. Gleichwohl zeichnet sich deutlich die Positionsnahme des Autors auf dem diskursiven Feld in dem Kapitel »Fahnenflucht« ab, das seine Reflexionen über Eid und Wehrpflicht enthält, die damals heftige Kontroversen auslösten.40 So gewiß die existentialistische Stilisierung der Desertion, die theologischen Denkmotive im Text, die Abrechnung mit der Kommunistischen Partei das Buch für bürgerliche Intellektuelle zustimmungsfähig machten, so gewiß hat Andersch hierin nicht nur taktisch operiert. Seine Kritik an der KP als Organisation, übrigens bei gleichzeitigem Bekenntnis der »Treue« zu den vom Faschismus verfolgten und ermordeten »Genossen«, eine Kritik, die weder dort ernstgenommen ist, wo man den Autor zum politischen Deserteur, zum Renegaten abstempelte,41 noch dort, wo man sie auf ein ungenaues Wissen von der richtigen marxistischen Lehre über Determination und Willensfreiheit herunterspielt42 – diese Kritik bleibt bedenkenswert, auch wenn sich die philosophische Position, von der aus sie formuliert ist, von heute aus gesehen, als Ausdruck einer aporetisch, ortlos gewordenen linken Intelligenz erweist – aus triftigen Gründen aporetisch angesichts von Faschismus, kapitalistischer Restauration und Stalinismus.
Dennoch ist die diskursive Weise, in der Andersch seine Desertion aus der NS-Wehrmacht literarisch verallgemeinert und aktualisiert hat, inzwischen ihrerseit historisch geworden. Als indirektes Zeugnis gegen die westdeutsche Remilitarisierung ist das Buch von der Geschichte ebenso überholt worden wie als Rechtfertigung der Fahnenflucht aus einem Krieg, den nicht als verbrecherisch zu verurteilen, nur Unbelehrbaren vorbehalten bleibt. Historisch obsolet ist das Moment der Überkompensation, das den »Kirschen der Freiheit«, bei allen sonstigen Unterschieden, ebenso wie Wilhelm Lehmanns »Überläufer« anhaftet. Desertion als Naturreligion, Desertion als existentialistischer Akt – in beiden Fällen wird ein diskriminierender Druck kompensiert, der in den zwanziger und fünfziger Jahren wohl ähnlich groß war, der heute jedoch, in der Bundesrepublik, erheblich geschwunden sein dürfte.
Um einer Aktualität, die das Buch von Andersch gleichwohl im Rahmen des gegenwärtigen Friedensdenkens gewinnen könnte, auf die Spur zu kommen, muß man es in der Vielfalt seiner Widersprüche und offenen Fragen wahrnehmen. Ich denke an die Widersprüche von Erzählung und Essay, Erlebnis und Diskurs, poetischem Titel und sachlichem Untertitel, Nüchternheit und Pathos, stilistischer Gewähltheit und burschikoser Lässigkeit, Ernst Jünger und Jean-Paul Sartre als Vorbildern, philosophischem Traktat und manchmal fast jungenhaft erlebter und erzählter Abenteuergeschichte. Solche Widersprüche verhindern jede Einschüchterung durch die Geschlossenheit eines vollendeten Kunstwerks. Sie erhalten das Buch, Erstling eines jungen Autors, bis heute lebendig und seine Lektüre produktiv.
Das wilde Aroma von Leben
Der markanteste Widerspruch besteht in einer den ganzen Text durchziehenden Spannung von Darstellung und Reflexion, ideologischem Überbau und sinnlicher Materialität und Vielfalt der Erfahrungen. Doch wäre es wiederum eine Reduktion, diese Ebene erzählerisch vergegenwärtigter Erfahrung als typischen Ausdruck einer desorientierten Generation zu dechiffrieren, die keinen „Anschluß an progressive geschichtliche Bewegungen gefunden“ habe.43 Wenn man die Themenbereiche und semantischen Felder des ganzen Textes sorgfältig analysiert, d.h. die gesamte textuelle Einbettung des Motivs der Desertion, auf das die Erzählung als ihren Fluchtpunkt hinläuft, dann wird man den beiden Bereichen besondere Aufmerksamkeit widmen müssen, die neben denen der politischen Arbeit und des Krieges den breitesten Raum einnehmen: Landschaft und Kunst. Kunst und »Kampf des Menschen gegen das Schicksal«, für den die Desertion als Exempel erscheint, werden unter dem Polysem »Freiheit« – einer »verantwortungslosen« – vom Autor parallelgesetzt. Das ist ein Fingerzeig dafür, das ästhetische Prinzip als mindestens gleichwertig neben dem ethischen zu sehen, das sich auf der Diskursebene des Textes sonst dominierend gibt. „Glücklicherweise“ sind »Die Kirschen der Freiheit« – so heißt es bezeichnenderweise nicht in einer deutschen, sondern einer französichen Rezension 1954 – kein „moralischer Traktat“.44 In der Kunsterfahrung des Erzählers vollzieht sich eine nicht weiter von ihm analysierte, aber deutlich benannte Entwicklung von einer Ästhetik der »Introversion«, der »Emigration aus der Geschichte«, die als politische Resignation angesichts des totalen Staates kritisch dargestellt ist, zu einer anderen Ästhetik, welcher der ganze Text mit seinen vielen liebevollen und nuancierten Bezugnahmen auf Kunst- und Naturschönes Ausdruck gibt, einer Ästhetik, die manches mit dem Weiss'schen Konzept einer »Ästhetik des Widerstands« gemein hat, die man zutreffender aber wohl eher als eine »Ästhetik des Lebens« bezeichnet. Die scheinbare Bindungslosigkeit der ästhetischen Erfahrung führt der Text auf poetische Weise als Bindung ans Leben vor: als liebevolle Hingabe an Welt, als Offenheit für alles Lebendige in Natur und Gesellschaft und als Innewerden des eigenen Lebendigseins.
Das „wilde Aroma von Leben“ ist im „Aroma der Kunst“, im revolutionären Kampf, im grenzüberschreitenden Reisen, im Glück mimetischer Hingabe an Landschaft gleichermaßen zu erfahren. Das Prinzip Leben, für das »Die Kirschen der Freiheit« werben, ist mehr als ein Überlebensprinzip im faschistischen Krieg, mehr auch als eine abstrakte Freiheitsideologie. Weniger auf der diskursiven als auf der poetischen Ebene des Textes angesiedelt, begrifflich also schwer zu fixieren, ist es am ehesten als kritisches Prinzip greifbar: wo vom „Sterben einer Partei“ an Bürokratie, Macht und Terror gesprochen wird, einer Partei, die man für „spontan, frei, lebendig und revolutionär“ gehalten hatte und die immer mehr „die Lebendigen“ in ihr unterdrückt. In den Widersprüchen des individuellen und gesellschaftlichen Lebens, selbst angesichts von Desillusionierungen und Katastrophen, nicht erstarren, sondern „lebendig bleiben“ durch Offenheit für alle Quellen von Gegenkraft, exemplarisch verkörpert im Erlebnis von Kunst und Landschaft, darin besteht m.E. eine fortgeltende Botschaft der »Kirschen der Freiheit«.
Provozierendes »Prinzip Desertion«
Diese Botschaft entspricht recht genau denjenigen Stimmen innerhalb der produktiven Vielfalt des gegenwärtigen Friedensdenkens, die gleichfalls an der Figur des Deserteurs das Prinzip Leben verdeutlicht sehen. Das historische Faktum der Desertionen im zweiten Weltkrieg wird in beiden Fällen, einmal poetisch, einmal diskursiv, in kühner Weise generalisiert. In solcher Verallgemeinerung liegt immer ein Moment des Riskanten, Provozierenden, Entgrenzenden. Boris Vian hatte sein berühmtes Lied »Le Deserteur«45, das von Wolf Biermann sehr schön nachgedichtet worden ist,46 nach dem Indochinakrieg geschrieben. Gesungen aber wurde es auch mit Blick auf den Algerien-, Vietnam-, den Afghanistan-Krieg. Die jeweils Herrschenden verboten es oder hörten es sehr ungern an, den Linken war es zu »pazifistisch«, trat es doch ebenso wie gegen den Krieg für das Leben ein. Daß die deutschen Deserteure des zweiten Weltkrieges ein ehrendes Andenken verdienen, auch die, welche nur leben wollten, sieht man heute vielleicht mehr als früher ein, eine Herausforderung aber bleibt das gezielt verallgemeinernde Prinzip Desertion. Für die »Flucht von den Fahnen« wird kein Orden verliehen, nur – wie es in einem Gedicht Ingeborg Bachmanns heißt – der „Stern der Hoffnung“.47 Hoffen wir, daß unsere im Umgang mit lebendiger Dichtung aktivierte „Loyalität dem Leben gegenüber“ (Dorothee Sölle) dazu beitrage, einen Krieg zu verhindern, aus dem es keine Desertion gäbe!
Anmerkungen
1) Ursula Heukenkamp: Fahnenflucht und Vaterlandsverrat? Erwiderung auf Günter Hartung, in: Z.f.Germ. 10 (1989), S. 470-476; hier S. 472; dies.: Vorschläge zur Friedensforschung, in : WB 34 (1988), H. 1, S. 7-16.Zurück
2) Vgl. Jürgen Erfurt/Reinhard Hopfer: Sprache und Frieden. Aufgaben der Linguistik aus der Sicht der Diskursanalyse, in Z.f.Germ. 10 (1989), S. 309-324. Zurück
3) Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Neubearb. Bd.6, Leipzig 1983, Sp. 751 ff. Zurück
4) Adolf von Harnack: Militia Christi, Tübingen 1905 (Tertullian: De idolatria, c. 19). Zurück
5) W. Seston: Artikel „Fahnenflucht“, in: Reallexikon f. Antike u. Christentum, Bd. 7, Stuttgart 1969, Sp. 286. Zurück
6) Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. 1, Reinbek 1986, S. 253, 261 f. Zurück
7a) Thomas Mann: Gesammelte Werke in zwölf Bänden, Frankfurt/Main 1960, Bd. 3, S. 595, vgl. S. 578 u. 633. Zurück
7b) Deutsches Wörterbuch (Anm. 3), Sp. 751 ff. Zurück
8) Norbert Haase: Deutsche Deserteure, Berlin 1987, S. 66. Zurück
9) Ebd., S. 14 f., 91 f. Zurück
10) Heinrich Böll: Trompetenschoß in schwüle Stille, in: Welt der Arbeit (Köln) v. 28.11.1952; abgedr. in: Über Alfred Andersch; hrsg.v. G. Haffmanns, Zürich 1974, S. 48 f. Zurück
11) Rolf Hochhuth: Juristen. Drei Akte für sieben Spieler, Reinbek 1979. Zurück
12) In Sachen Filbinger gegen Hochhuth. Die Geschichte einer Vergangenheitsbewältigung, hrsg.v. R. von dem Knesebeck, Reinbek 1980. Zurück
13) Otto Peter Schweling/Erich Schwinge: Die deutsche Militärjustiz in der Zeit des Nationalsozialismus, Marburg 1977. Zurück
14) Haase: Deutsche Deserteure (Anm. 8); Jörg Kammler: Ich habe die Metzelei satt und lange über. Kasseler Soldaten zwischen Verweigerung und Widerstand (1939-1945). Eine Dokumentation, Fuldabrück 1985;
Manfred Messerschmidt: Deutsche Militärgerichtsbarkeit im Zweiten Weltkrieg, in: Die Freiheit des Anderen. Festschrift für Martin Hirsch, hrsg.v. H.J. Vogel (u.a.), Baden-Baden 1981, S. 111-142;
ders./Fritz Wüllner: Die Wehrmachtjustiz im Dienste des Nationalsozialismus, Baden-Baden 1987, S. 90-131;
Alexander-Seitz Geschichtswerkstatt Marbach und Umgebung e.V.: »Für mich ist der Krieg aus«. Fahnenflucht, Verurteilung und Exekution des Erwin Kreetz in Kleinbottwar im April 1945, Marbach a.N. 1987.Zurück
15) Vgl. u.a. Stefan Reineke (Marburg): Der Oberstleutnant und die Deserteure, in: taz v. 3.8.1988, S, 5; Petra Heilingbrunner: Du schweigst oder fliegst. Ein Denkmal für Deserteure?, in: Die Zeit v. 2.9.1988, S. 17; Stefan Koldehoff: Schießausbildung in Wuppertal. Hunderte von Deserteuren im März 45 in der Wuppertaler Sagan-Kaserne hingerichtet?, in taz v. 11.3.1989, S. 12. Zurück
16) Militärlexikon (Autorenkollektiv), 2Bde., Berlin 1971, S. 188 f. Zurück
17) Ebd., S. 189 Zurück
18) Vgl. Ekkehart Krippendorff: Staat und Krieg. Die historische Logik politischer Unvernunft, Frankfurt/Main 1985. Zurück
19) Christa Wolf: Kassandra, Darmstadt 1983, S. 7, 36, 156. Zurück
20) Hermann Kant/Frank Wagner: Die große Abrechnung, in: NDL 5 (1957) H. 12, S. 124-139; hier S. 135. Zurück
21) Haase: Deutsche Deserteure (Anm. 8), S. 106 f. Zurück
22) Peter Sloterdijk: Kritik der zynischen Vernunft, Bd. 1 u. 2, Frankfurt/Main 1983, Bd. 2, S. 403 ff. Zurück
23) Der verwundete Sokrates, in: Bertolt Brecht: Gesammelte Werke (werkausgabe edition suhrkamp), Frankfurt/Main 1967, Bd. 11, S. 286-303;
vgl. Klaus-Detlef Müller: Brecht-Kommentar zur erzählenden Prosa, München 1980, S. 327-330.Zurück
24) Gerhard Zwerenz: „Soldaten sind Mörder“. Die Deutschen und der Krieg, München 1988, S. 417-424. Zurück
25) »Die Kirschen der Freiheit«. Eine Ausstellung im Museum Gelsenkirchen-Buer, hrsg.v. Aktion gegen den Krieg Gelsenkirchen 1988. Zurück
26) Dorothee Sölle: Für die unbekannten Deserteure. Rede in Bonn am 1.9.1989 (Manuskript), in: Denk-mal für die Unbekannten Deserteure, S. 42 f. Zurück
27) Wolfgang Steinitz: Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten, Bd. 1 u. 2, Berlin 1955 u. 1962, Bd. 1, S. 463-499. Zurück
28) Arno Schmidt: Aus dem Leben eines Fauns, Frankfurt/Main 1973 (Erstveröffentl.: 1953). Zurück
29) In: Heinrich Böll: Als der Krieg ausbrach. Erzählungen, München 1965, S. 199-261 (Erstveröffentl.: 1964). Zurück
30) Heinar Kipphardt: Der Mann des Tages und andere Erzählungen, Müncehn 1977, S. 163-220. Zurück
31a) Adolf Stock: Heinar Kipphardt, Reinbek 1987, S. 118. Zurück
31b) Es wäre interessant, in Hinblick auf die Darstellung des Warschauer Aufstandes den Tatsachenroman »Unternehmen Thunderstorm« (Berlin 1954) von Wolfgang Schreyer zum Vergleich heranzuziehen. Zurück
32) Hugo Hartung: Der Deserteur oder Die große belmontische Musik, München 1948, S. 48, 50, 53. Zurück
33a) Tschingis Aitmatow: Aug in Auge, aus d. Russischen übers.v. H. Herboth, Zürich 1989. Zurück
33b) Russische Originalausgabe 1974. Zurück
34) Wilhelm Lehmann: Gesammelte Werke in acht Bänden, Bd. 3: Romane I, hrsg.v. U. Pörsken, Stuttgart 1989. Zurück
35) Walter Hinck: Berührung mit Brennesseln. Die späte Entdeckung eines frühen Romans von Wilhelm Lehmann, in: FAZ v. 19.5.1989;
Norbert Mecklenburg: Vom Deserteur zum Naturheiligen. Wilhelm Lehmanns Roman »Der Überläufer« in der neuen Werkausgabe, in: NZZ.Zurück
36) Lehmann (Anm. 34), S. 120. Zurück
37) Alfred Andersch: Die Kirschen der Freiheit. Ein Bericht, Zürich 1971 (Erstveröffentl.: 1952), S. 81. Zurück
38) Alfred Andersch: Flucht in Etrurien. Zwei Erzählungen und ein Bericht, Zürich 1981, S. 142. Zurück
39) Vgl. Wilfried Barner: Alfred Andersch: »Die Kirschen der Freiheit«. Zeitsignatur, Form, Resonanz, in : Zeit der Moderne, hrsg. v. H.-H. Krummacher (u.a.), Stuttgart 1984, S. 1-23; hier S. 9. Zurück
40) Gut analysiert hat dieses diskursive Feld Ursula Reinhold: Alfred Andersch. Politisches Engagement und literarische Wirksamkeit, Berlin 1988, S. 76 ff. Zurück
41) Arno Hochmuth: Literatur und Dekadenz, Berlin 1963, S. 101. Zurück
42) Reinhold: Alfred Andersch (Anm. 40), S. 79 f. Zurück
43) Reinhold: Alfred Andersch (Anm. 40), S. 83. Zurück
44) Zitiert bei Barner (Anm. 39), S. 11, – Zwei weitere wichtige Arbeiten zu den »Kirschen der Freiheit« sind: Gerhard Hay: Die Kirsche Etruriens in der Faszination von Sartres Appell zur Entscheidung, in: Zu Alfred Andersch, hrsg. v. V. Wehdeking, Stuttgart 1983, S. 13-21; Volker Wehdeking: Alfred Andersch, Stuttgart 1983, S. 48-57. Zurück
45) Boris Vian: Textes et chansons, Paris 1969, S. 171 f. Zurück
46) Wolf Biermann: Affenfels und Barrikade. Gedichte, Lieder, Balladen, Köln 1986, S. 154 f. Zurück
47) Ingeborg Bachmann: Alle Tage. Zurück
Dr. Norbert Mecklenburg ist Privatdozend am Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Universität zu Köln