Der INF-Vertrag ist unterzeichnet. Über 2700 Atomraketen müssen verschrottet werden. Ein historischer Schritt in der Kriegsgeschichte. Die Welt der nuklearen Vernichtung ist ein wenig geschrumpft.
In diesen atemberaubenden Tagen von Vorankündigungen, die endlich einen Schimmer möglicher Verringerung des aufgeblähten Arsenals an overkill versprechen, ist es an der Zeit für eine Bestandsaufnahme.
Die Mittelstreckenraketen waren die zentrale Rüstungsbastion, gegen die die Friedensbewegung angerannt ist. Freuen wir uns, diese Bastion wird geschleift werden! Gewiß, mit der beschlossenen Verschrottung der Raketen entfällt ein Druckpunkt und damit vorübergehend auch ein Stück Orientierung der Friedensbewegung. Von jetzt an muß Abrüstung in Bewegung bleiben, weil sie von jetzt an auf Bewegung angewiesen ist. Die vier Prozent Gefechtsköpfe weniger machen nur Sinn, wenn sie der Beginn eines kontinuierlichen Prozesses sind, bei dem die Menschheit Waffe um Waffenart auf ihre Selbstvernichtung verzichtet. Um diesen Weg durchzustehen, bedarf es notwendiger denn je des Auftriebs einer neuen Friedensbewegung, die sich neu formieren muß, gerade auch durch noch stärkere Ausweitung über die Staats- und Blockgrenzen hinweg. Hier läßt sich nichts erzwingen. Die Selbstorganisation von Menschen zu einer großen politischen Kraft muß sich immer wieder in den einzelnen Köpfen vorbereiten.
Die ungeahnten Möglichkeiten durch die neuen Methoden der Gentechnologie nähren die alten Hoffnungen der Militärs: Die Liste der Nachteile von einst wurde längst zum „Wunschkatalog“ an die Gentechniker von heute (siehe Kasten). Es wird wieder intensiv geforscht. Dabei verbietet der 1972 für die B-Waffen abgeschlossene Vertrag nicht nur ihren Einsam, sondern auch ihre Entwicklung, Herstellung und Lagerung. Es ist bis heute der einzige Vertrag, der eine gesamte Waffengattung umfaßt. Von daher ist es gerade heute von höchster Wichtigkeit, alles daran zu sehen, daß dieses Übereinkommen seinen ursprünglichen Absichten auch zukünftig gerecht wird. Es dürfte die einzige mögliche Alternative sein, um heute einen neuen biologischen „Rüstungswettlauf“ einzudämmen.
Vom 24. August bis 11. September 1987 tagte in New York – nach 1978 und 1982 zum dritten Mal – eine Konferenz der Vereinten Nationen über den Zusammenhang von Abrüstung und Entwicklung. Die Konferenz fand unter dem Vorzeichen statt: im Süden nichts Neues, im Osten ein wenig Bewegung, im Westen einen Schritt zurück.
Infolge des US-amerikanischen SDI-Programms kam es auch in westeuropäischen Staaten zu Diskussionen über Fragen einer Raketenabwehr und über eine Beteiligung an der militärischen Nutzung des Weltraums. Kritische Analysen hierzu haben vielfach darauf hingewiesen, daß beide Aspekte eine faktische Unterordnung westeuropäischer Sicherheitspolitiken unter die „Star-Wars“-Pläne der Reagan-Administration darstellen.1
Das US-amerikanische Strategie Computing Program (SCP) und die Computeraspekte von Star-Wars (SDI) sind ein Gegenstand großer Debatten unter den Computerwissenschaftlern geworden.1 Während der US-Operationen auf See gegen Libyen im Frühjahr ´86 feuerte das Anti-Flugzeug-System der USS Yorktown, einem Schiff der Aegis-Klasse (ausgestattet mit dem Phasenradar SPY, Standard 2 Raketen und Phalanx Maschinengewehren, verbunden durch Computerprogramme, so daß Aegis unter menschlicher Kontrolle oder automatisch agieren kann), Raketen von alleine los - aufgrund eines nicht identifizierbaren Radarkontaktes. Vielleicht war es eine niedrigfliegende Wolke, sagte die Navy.2 Dies beleuchtet daß die bedeutendste und vernachlässigte Realität des SCP: Es ist nur Teil einer weiterreichenden Entwicklung - der Automatisierung des modernen Krieges.
Eine Studie des Forschungsdienstes des Kongresses (Congressional Research Service) schätzt die SDI-Gesamtkosten auf 7 Mrd. bis 1 Billion je nach Komplexität des Systems. Die Transportkosten für ein „dünnes“ ABM-System, das Mitte der 90er Jahre aufgestellt würde, werden mit 7-32 Mrd. $ angesetzt; 1997-2000 dann 20-254 Mrd. $, für ein komplexes System, dessen Aufstellung erst nach dem Jahr 2000 erfolgen könnte, werden Kosten von mehr als 1 Bio. $ geschätzt. Variablen sind die Fähigkeiten zur Bekämpfung sowjetischer Raketen schon in der Startphase, zur Entdeckung von Täuschkörpern und die Kosten der Trägersysteme.
In diesem Beitrag soll untersucht werden, ob unter Verwendung von Plutonium, das in stromerzeugenden Leichtwasserreaktoren (LWR) gewonnen wird („Reaktor-Pu“), ein Atomwaffenbau realisierbar ist. In der Bundesrepublik als einem der wenigen Nicht-Atomwaffenstaaten der Welt mit weiter expandierender Pu-Wirtschaft kommt der Frage der Möglichkeit eines Mißbrauchs besondere Bedeutung zu. Eine „Bastlerbombe aus der Garage“ ist sicher unrealistisch. Nach den Möglichkeiten eines Staates, sei es ein hochentwickeltes Industrieland oder ein Land der sogenannten Dritten Welt, sowie nach Möglichkeiten einer technisch versierten Gruppe ist umso mehr zu fragen.
Dieser Beitrag ergänzt bzw. aktualisiert die Aufstellung über die zivil-militärische Zusammenarbeit im Bereich psychologischer Forschung 3. Vorher noch einige weiterführende Betrachtungen zur Liaison ziviler und militärischer Psychologie, beginnend mit der Frage, wie diese aneinander geraten.
Auf der Trauerfeier nach der Beerdigung des verstorbenen Rudi Dutschke berichtete der Arzt des Toten, wie mühsam Dutschke nach seiner bei einem Attentat erlittenen Hirnverletzung wieder Sprechen gelernt habe. Als Dutschke versucht habe, sich an Marxens berühmte 11. These an Feuerbach zu erinnern, sei ihm ein bezeichnender Fehler unterlaufen. Diese letzte der Marxschen Feuerbach-Thesen lautet bekanntlich: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern“. Dutschke nun zitierte den Inhalt des zweiten Satzes in folgender Weise: „(...) es kommt aber darauf an, SICH zu verändern“!
Der von der Right Livelihood Foundation gestiftete und seit 1980 jährlich verliehene Preis für besondere Verdienste um die Dritte Welt und die Umwelt erhält in diesem Jahr zu einem Viertel Professor Dr. Hans Peter Dürr, Direktor am Werner-Heisenberg-Institut für Physik des Max-Planck-Instituts für Physik und Astrophysik.